Mittwoch, 31. Dezember 2008

Guten Rutsch und ein tiltfreies 2009

Ich mach's kurz. 2008 war das Jahr, in dem sogar buddhistische Mönche in Korea das Pokerspiel entdeckten und bald darauf Besuch von der Polizei bekamen. Vermutlich eine fortgeschrittene Übung in der Kunst der Selbstbeherrschung.

"This guy won a WPT-title? Are you kidding me?" 2008 war das Jahr, in dem gestandene Pokerspieler nicht sicher sein konnten, vor laufender Kamera hinters Licht geführt zu werden. Felt'd.

Und 2008 war auch das Jahr, in dem ein Pokerspieler auf Tilt im Anschluss an eine Runde Poker die nächstbeste Apotheke überfallen haben soll. Zuvor war er aus seinem Home Game geflogen und hatte als Andenken an seinen abrupten Abgang ein paar Scheiben eingeschmissen.

Das soll uns erspart bleiben. Auf ein tiltfreies 2009!

Play good, get lucky!

Montag, 22. Dezember 2008

Neue Peinlichkeit bei Ultimate Bet

Ultimate Bet (UB) hat es wieder geschafft, sich in etwas trübes Licht zu setzen. Denn ausgerechnet Pokerikone und UB-Repräsentant Phil Hellmuth gewann eine Hand in einem Limit Hold'em Heads-Up-Match, die er eigentlich verloren hatte. Und obwohl Hellmuth eindeutig die schlechtere Hand hielt, schob die Software trotzdem den Pott von $5599 in seine Richtung. Das sorgt für Aufregung(siehe 2+2), die Emotionen schwappen nach den Skandalen der Vergangenheit hoch. UB kann sich die Fehlfunktion nicht erklären und will den Vorgang untersuchen.

Samstag, 20. Dezember 2008

Im Radio: "A dead man's hand"

Poker im Deutschlandfunk? Doch, das gibt es und zwar am Sonntagabend um 20.05 Uhr. Das Feature "A dead man's hand" von Tom Noga wird mit einem Zitat von Amarillo Slim angekündigt: "Wenn ein Mann arbeitet, dann schwitzt er, wer schwitzt, stinkt, und meine Frau mag keine stinkenden Männer." Eine produktive Poker-Anti-Moral, es darf also erwartet werden, dass es in diesem Feature nicht um die üblichen bürgerlichen Vorstellungen von Abweichung und Bestrafung, sondern eher um die Bedeutung von moralinfreien Tugenden wie das "fundamentel theorem of poker" gehen wird. Allerdings ist das Zitat auch ein wenig irreführend: Denn Poker ist Arbeit für jeden, der besser werden will, schließlich ist Poker kein Glücksspiel. Zweitens wird auch beim Poker geschwitzt: Du hast das Set, er den Flush Draw und noch zwei Karten kommen.

Zum Wochenende noch die etwas anderen Memoiren des Amarillo Slim, der bekanntermaßen zu sagen pflegte:

If there is anything worth arguing about, either bet on it or shut up. And since it's no becoming for a cowboy to be arguing, I've made a few wagers in my day. But in my humble opinion, I'm no hustler. You see, neighbor, I never go looking for a sucker. I look for a champion and make a sucker out of him.



P.S. Wenn die Vorwürfe stimmen, dann hat Onkel Slim ein paar nicht so schöne Spiele drauf gehabt. Zu lesen bei Pokersucht.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Das größte Online-Turnier aller Zeiten

Es wird ein Marathon, es wird Zeit sich in Form zu bringen und alles nur, weil Pokerstars ins Guiness-Buch der Rekorde will. Am 28. Dezember veranstaltet Stars das bislang größte Online-Turnier mit 35.000 Spielern und einem garantierten Preisgeld von $500.000. Immerhin legt Pokerstars noch $150.000 drauf, 8.750 Plätze werden bezahlt. Das Buy-In beträgt $11. Gegenwärtig sind 4200 Spieler registriert.



Montag, 15. Dezember 2008

Die Geburt des Highbrow-Poker

Was ist das teuerste Poker-E-Book gegen die teuerste Poker-Video-Serie? "pr1nnyraid", aka Jason Rosenkrantz, wirft sie für $14.000 unters Volk. Fans bekunden positive Effekte auch über den Pokertisch hinaus: Mein Frau hat mich verlassen, aber ich hatte sofort drei neue.

Obwohl? ... Na egal. Wer noch unentschieden ist, sollte die Vorschau nicht verpassen: die Geburt des Highbrow-Poker, auch für Anfänger verständlich präsentiert.



Im Interview mit Bluff Europe erklärt Rosenkrantz, welche Themen in dem Video behandelt werden:

"I talk about things that develop during the course of HU poker that are extremely hard to pinpoint in normal videos. You have magic realism and its influence on 2-street poker, stack-to-avatar ratio, and way more fuzzy concepts like sonar, radar and attack by land and sea."

Samstag, 13. Dezember 2008

Staffel 5: Spieler von High Stakes Poker stehen fest

Endlich mal wieder eine Auzählung: Patrik Antonius, Mike Baxter, David Benyamine, Doyle Brunson, Nick Cassavetes, Ivan Demidov, Tom Dwan, Peter Eastgate, Eli Elezra, Antonio Esfandiari, Barry Greenstein, Phil Hellmuth, Jr., Phil Ivey, Phil Laak, Howard Lederer, Giorgio Medici, Dario Minieri, Daniel Negreanu, Ilari Sahamies, Bob Safai und Sam Simon.

Das sind die Teilnehmer der fünften Staffel von High Stakes Poker, die noch in diesem Monat im Golden Nugget gedreht wird. Mit dabei die WSOP-Helden Eastgate und Demidov mit gut gefüllter Kriegskasse, wobei Demidov als Zweitplatzierter nach Steuern mehr in der Tasche hatte als Eastgate, zumindest wenn es Eastgate nicht mehr gelungen ist, seinen Wohnsitz rechtzeitig zu verlegen. Das Spiel von Tom Dwan und Ilari Sahamies dürfte interessant werden. Schade ist, dass junge Spieler wie Cole South und Brian Hastings nicht dabei sind, die online um die höchsten Einsätze spielen. Und Matusow hatte schon etwas Besseres vor?

"What the hell kinda game is this? You show me, I show you... blabla... 20.000 buddy ... he didn't have anything."

Matusow kommentiert eine Hand zwischen Negreanu und Laak(ab 3:00).

Freitag, 12. Dezember 2008

WSOP in Zukunft ohne Rebuy?

Am schönsten sind Rebuy-Turniere, wenn du ständig deine Chips in die Mitte stellst und trotzdem gewinnst, gleichgültig wie schlecht deine Hand auch sein mag. Oder wenn du zumindest an einem Tisch sitzt, an dem ein Spieler ohne Rücksicht auf Verluste viele Chips in Umlauf bringt. So lange sich Spieler wieder einkaufen können, ist es ja das Ziel, möglichst viele Chips zu akkumulieren. Und das kann nur klappen, wenn viele Chips in Umlauf sind.

In Sachen WSOP bringt das den Vorwurf mit sich, dass Spieler mit der dicksten Brieftasche in dieser Phase wie verrückt spielen, sich quasi einen großen Chipstapel erkaufen und damit gute Chancen haben, das Turnier zu gewinnen. Unzweifelhaft haben sie einen Vorteil gegenüber einem Spieler, der sich vielleicht nur zwei Rebuys leisten kann. Verliert er, bleibt von ihm nicht mehr zurück als totes Geld. Was strategisch unklug ist.

Um dieses Szenario jedenfalls dreht sich die Debatte, ob es bei der nächsten WSOP-Ausgabe noch Rebuy-Turniere geben soll. Negreanu ist dagegen, weil ein Bracelet in seinen Augen wohl mehr erspielt als erzockt werden solle("I don't really enjoy crapshoot tournaments."). Bei allen anderen Veranstaltungen sei nichts gegen Rebuy-Turniere einzuwenden. Layne Flack ist dafür, der hat aber auch im letzten Jahr ein Bracelet bei einem Rebuy-Turnier gewonnen: Schließlich werde auch hier noch Poker gespielt und das Bracelet nicht einfach gekauft.

Via Hard-Boiled Poker. Und da findet sich in den Kommentaren eine ganz andere Erklärung von Dr. Pauly: Das Personal habe das Geld für die Rebuys eingesackt und genau das versuche Harrahs nun unter den Teppich zu kehren. Wunderbare Pokerwelt.

Dienstag, 9. Dezember 2008

World Blogger Championschip

Online Poker

I have registered to play in the PokerStars World Blogger Championship of Online Poker!

This PokerStars tournament is a No Limit Texas Hold’em event exclusive to Bloggers.

Registration code: 872009

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Das 1.800-Dollar-E-Book

Buchliebhaber werden es nicht verstehen - schnöde $1.800 und das für ein E-Book? Cole South (aka "Muckemsayuhhh"), der bekannt ist für seinen loose-aggressiven Stil, hat es mit einem Koautor geschrieben. Es enthält sein gesammeltes Wissen über No Limit Hold'em. Das Buch, das bei Daily Variance zu erstehen ist, wendet sich an Spieler in mittleren und höheren Limits, die sich den Preis vielleicht auch leisten können. Mit dem Wissen von Cole South gerüstet, sollen Käufer den Preis an den Pokertischen schnell wieder einspielen können. So das Versprechen, ganz so einfach wird es sicher nicht sein. Geschäftstüchtig jedenfalls ist Cole South.

Es ist übrigens nicht das teuerste E-Book der Welt. Der Rekordhalter dürfte ein Sammelwerk über nukleare Energie sein, das bei 602 Seiten $6.232 kostet. Falls noch jemand ein wertvolles Weihnachtsgeschenk sucht und die Freundin mal richtig überraschen möchte.

Dienstag, 2. Dezember 2008

That's gambling, Teil II - Ziigmund gegen Cole South

"Auf Nummer sicher gehen wird dich niemals an die Spitze bringen. Wenn du erfolgreich sein willst, musst du eine Spielermentalität mitbringen." Der Mann, der da spricht, heißt Ilari Sahamies und ist bekannt für sein mitunter krudes Auftreten. Als er in diesem Sommer beim Big Game in Vegas am Tisch Platz nahm, war er angeblich angetrunken. Er hat ein loses Mundwerk und ruft seinen Gegnern nach Niederlagen, zumindest online, schon mal hinterher: "I hope you die." Auch gestern war Ziigmund in Stimmung und fluchte, dass sein Gegner, Cole South, so lange brauchte, um ihm, wie versprochen, zu sagen, welche Hand er hielt.

"huh whata jerk!"

Ziigmund hatte in der folgenden Hand angeblich ein Full House gepasst, als bereits $170.000 im Topf waren und er eine nur relativ kleine Summe nachzuzahlen hatte.



Ziigmund: was it bluff?
Cole South: heh i cant say in the middle of a match u know
that =) tell u after
Ziigmund: ihad 8J

Bald darauf verlor Ziigmund einen weiteren großen Pott, und es kam zu dem folgenden Gespräch:

Cole South: gg?
Desktopius (Observer): brutal
J van den B (Observer): LOL
Ziigmund: yes
Cole South: ok gg
Cole South: gl
Ziigmund: what u had
Cole South: =)
Ziigmund: ????
Ziigmund: u said u tell me
Ziigmund: huh whata jerk
Cole South: lemme get it 1 sec
Cole South: 1 sec
Ziigmund: o
Ziigmund: k
Cole South: to Cole South: [Js 6d 8h 9s ]
AchillesH33l (Observer): :O
bigharry1985 (Observer): spltit pot
llConquestll (Observer): sick
Cole South: sick one
Ziigmund: same hand
Malibu_Ladyy (Observer): soooo
sikkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk

Ziigmund: how u can move in
Cole South: thought u raise jj earlier on
Ziigmund: sickest i have seen
Cole South: so thought i could bluff u off of
Cole South: j8
Ziigmund: ok
cigarette508 (Observer): ziig u rock!!!

Ziigmund verschwand, doch nur für ein paar Minuten. Dann war er wieder da, erholte sich zunächst, bevor ihn das Glück wieder verließ und er am Ende einen Topf von fast $375.000 verlor.



Der Fluch der Asse

Montag, 1. Dezember 2008

"That's gambling"

15 Buy-Ins zu verlieren ist nicht schön, kann aber bei PLO immer mal passieren. Der, dem es widerfahren ist, reagierte in einem Forumsbeitrag mit einer seltsamen Strategie: "Ich lasse mir meine gesamte Bankroll ausbezahlen und pumpe sie in den Aktienmarkt. (cashed out my whole br LOL...gonna pump it into some stocks)"

Lee Jones antwortete: "That's.... that's gambling."

Und irgendwie, auf eine geheimnisvolle Weise, passt dazu die Nachricht aus Hessen, nach der das Land den Zugang zu Online-Glücksspiel-Angeboten sperren will. Na dann mal los!

Samstag, 29. November 2008

Pokergeschichten: Der Rücken des David Benyamine

Für seinen Rücken sind die Stunden vor dem Rechner Gift. In dem Portrait des High-Stakes-Pro David Benyamine ist das noch die am wenigsten überraschende Anmerkung. Dass Benyamine sich aber nicht mal besonders um seine Ergebnisse an einem bestimmten Tag schert und mitunter nicht einmal genau weiß, ob er in einem Monat gewonnen oder verloren hat, das ist fast eine Spur zu lässig. Gelegentlich nehme er sich zwei Stunden Zeit, um zu sehen, wie er abgeschnitten hat. Er glaube sogar, dass er auf Full Tilt insgesamt nicht einmal Geld gewonnen habe, und wenn dann nur wenig.

Eine besondere Mentalität scheint Benyamine jedenfalls mitzubringen. 2004 wagte er sich zum ersten Mal zum großen Spiel, zum Big Game, vor, ohne die entsprechende Bankroll - und fiel auf die Nase. Nach den ersten drei Sessions lag er mit $400.000 hinten, seine Bankroll war auf $300.000 geschrumpft. Bei seiner vierten Session beging er eine der schlimmsten Pokersünden, er hatte praktisch sein ganzes Geld auf dem Tisch. Und hatte eine Glückssträhne. Er brauche die Aufregung, um spielen zu können. Zur Nachahmung eher nicht zu empfehlen. Ganz interesant ist auch die Passage, in der Benyamine verrät, dass inzwischen nur ein Teil seines eigenen Geldes auf dem Tisch liegt, wenn er spielt. Es könne sein, dass er eine Million online habe, wovon ihm ein Sechstel gehöre und fünf Freunden der Rest.

Lesenwert ist auch das Gespräch bei Inside Poker zwischen David Benefield, Tom Dwan, Eric Liu und Brian Townsend.

Freitag, 28. November 2008

Duell im Morgengrauen: Lars Luzak gegen Isaac Baron

Heute Morgen lieferten sich Lars Luzak und Isac Baron ein NLH-Duell mit Blinds von 200/400. Beide hatte etwa $75.000 vor sich. Für Luzak lief es nicht gut. Baron kam gut zurecht mit dem aggressiven Spiel von Luzak, beantwortete 3bets vor dem Flop gelegentlich mit einem noch höheren Einsatz und zeigte sich kaum beeindruckt von dem aggressiven Preflop-Spiel des Finnen Luzak, dessen bürgerlicher Name angeblich Sami Kelopuro lautet. In der Folge gingen viele kleine Töpfe auf dem Flop an Baron, der außerdem bei den größeren Töpfen das richtige Gespür hatte, um Bluffs aufzuspüren oder seinen Gegner zu einem Bluff zu verleiten, was aber auch nicht sehr schwer schien.



Die letzte Hand und ein Topf von fast $100.000:

Mittwoch, 26. November 2008

Ultimate Bet und Absolute Poker an einem Tisch

Es war lange angekündigt, seit gestern ist es Realität: Die Spieler von Ultimate Bet und Absolut Poker sitzen ab sofort gemeinsam an den Tischen. Die beiden Websites Seiten vereinen sich unter dem Dach des Cereus-Network, ohne dass die Marken aufgegeben werden, mögen sie auch noch so skandalumwittert sein.

Die Spieler darüber zu informieren, hielt man offenbar nicht für nötig. Da willst du dich einloggen und plötzlich kennt dich die Seite nicht mehr. Nach mehreren Versuchen gab ich gestern entnervt auf und installierte neu. Und siehe da: Da war sie die neue Seite, die dann aber doch alles andere als eine Revolution war. Viel geändert hat sich nicht. Es gibt ein paar neue Funktionen, die aber doch eher Spielereien sind. In Zukunft kann, wer mag, ein Bild als Avatar hochladen. Skins sollen zum Download angeboten werden, die Handhistory ist endlich verbessert und leichter lesbar. Außerdem kannst du die Rabbit Cam einschalten und so die Karte sehen, die gekommen wäre, wenn du bezahlt hättest. Bitte freuen Sie sich jetzt! UB-Spieler stellten erstmal fest, dass Pokertracker neu konfiguriert werden musste und zwar so, als würdest du bei Absolute spielen. Für den HUD scheint es hingegen vorerst noch keine Lösung zu geben.

Aber das ist kein Mäkeln, so schlecht war die Seite ja nie, mal abgesehen von dem Superuser-Skandal. Und einer der Gründe für das Spiel dort waren immer die große Zahl an wilden Spielern, die auch vor noch so einer deutlich annoncierten Value Bet nicht zurückschrecken: Ich glaube dir erstmal gar nichts. Boni waren auch immer großzügig und dazu kommen regelmäßige Reload-Boni.

Der Superuser-Skandal wird an diesem Sonntag noch einmal in den Mittelpunkt des Interesses rücken, wenn 60 Minutes die lang angekündigte Reportage nach einer vier Monate währenden Recherche ausstrahlt.



Via Pokerkingblog

In einem lesenswerten Schreiben an seine Mitarbeiter erklärt Ultimate Bet-COO Paul Leggett, wie das Unternehmen die Recherchen unterstützt hat, und was unternommen wurde, um die Websites nach dem Skandal vor einem erneuten Fall zu schützen. Dennoch erwartet Leggett nicht, dass das Unternehmen Tokwiro und die Online-Poker-Industrie in dem Beitrag in einem guten Licht erscheinen werden.

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Samstag, 22. November 2008

Wie um die richtigen Karten bitten?

Jeder kennt die Situation: Die Chips gehen in die Mitte, die Karten werden umgedreht und du liegst hinten. Du brauchst Hilfe. Wie nun um die richtigen Karten bitten? Der hysterische Spielertyp (haltlos und von wunschhaftem Denken bestimmt mit ausgesprochenem Geltungsbedürfnis) springt von seinem Sessel auf, murmelt zunächst, bis er schließlich mehrmals die benötigte Karte herausschreit. Fällt sie nicht, wird das von einem Stöhnen begleitet, gefolgt von leisem Fluchen. Der Stoiker hingegen ist ausdruckslos. Wenn die Fernsehkamera ihn einfängt, dann wird er alles daran setzen so zu erscheinen, als sei er gar nicht in dieser Hand beteiligt. Ihm ist völlig klar, dass unabhängig davon, welche Karten fallen, alles nur eine Übung auf dem Weg zu einem größeren Ziel ist, nämlich mit Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit zu streben. Der dritte Spieler setzt auf Stil: Sein Bitten ist ein freundlicher Hinweis an die Pokergötter, an die er nicht glaubt, dass zum Beispiel der Karo-Acht die Sache spannend machen könnte. Erst wenn er zwei Karten hintereinander vorhergesagt hat, lässt er seiner Freude freien Lauf, denkt insgeheim aber darüber nach, wie er das gemacht hat, ob sich das Experiment wiederholen lässt und es vielleicht doch Pokergötter gibt.

Freitag, 21. November 2008

Ausgewogenes Spiel bei der Continuation Bet

Poker ohne Continuation Bet (C-Bet) ist wie Fußball ohne Elfmeter. Eine Continuation Bet bedeutet, dass du als Aggressor vor dem Flop dein Spiel mit einem zweiten Einsatz nach dem Flop fortsetzt – und zwar in den meisten Fällen ganz unabhängig davon, ob du den Flop getroffen hast oder nicht. Zum Beispiel: Unsere Position ist der Cutoff, der Sitz vor dem Button, an einem Tisch mit sechs Spielern. Die Spieler in früher Position passen, wir finden AKo und erhöhen. Nur der Spieler im Big Blind bezahlt und wir sehen einen Flop. In etwa zwei Drittel aller Fälle werden wir mit AKo den Flop verfehlen und dennoch werden wir in dieser Konstellation in nahezu 100 Prozent der Fälle unser Spiel mit einer C-Bet fortsetzen, wenn unser Gegner die Hand checkt. Warum? Erstens ist es wahrscheinlich, dass auch unser Gegner den Flop verfehlt hat und wir immer noch die beste Hand halten. Ein C-Bet hat also eine gute Chance, die Hand gleich hier und jetzt für uns zu entscheiden. Deswegen ist die C-Bet üblich und fast alle wissen das. Das übliche Muster sieht so aus: Preflop-Aggressor erhöht, ein Spieler ohne Position bezahlt, checkt den Flop, der ursprüngliche Aggressor spielt an und gewinnt den Topf. Diese Situation lässt sich immer und immer wieder beobachten, ist also Standard.

Die Bedeutung der Position

Da aber fast alle wissen, was hier gespielt wird, kommt es darauf an, sich richtig an alle Situationen anzupassen, die sich aus dieser Grundsituation ergeben. Denn der Spieler im Big Blind bezahlt eventuell unsere C-Bet, und wenn sich unsere Hand nicht verbessert, stehen wir vor der Situation, ob wir nochmal bereit sind zu wetten, obwohl wir lediglich Ass hoch halten. Viele Spieler werden checken und die freie Karte in der Hoffnung nehmen, dass sich ihre Hand mit der letzten Karte verbessert. Das ist nicht falsch, aber wie leicht das auszunutzen ist, schon auf dem Turn, wird klar, wenn wir annehmen, dass diesmal nicht der Big blind vor dem Flop bezahlt hat, sondern der Spieler am Button. Er hat jetzt Position auf uns und nun sind wir auf dem Turn vor ihm an der Reihe unser Spiel zu machen. Checken wir, interpretiert er das wahrscheinlich als Schwäche und kann eventuell mit einem einfachen Einsatz den Topf gewinnen, obwohl er möglicherweise die schlechtere Hand hält.

Damit unser Spiel nicht leicht auszunutzen ist, muss unser Spiel ausgewogen sein. Denn nichts ist leichter auszunutzen als das immer gleiche Wettmuster, wie das einfachste Beispiel hier verdeutlicht:

Preflop: Raise vom Cut Off (CO)
Call vom Button (BTN)

Flop: C-Bet / CO
Call / BTN

Turn: Check / CO
Bet / BTN

Wir müssen unseren Gegnern also beibringen, dass wir, obwohl wir Schwäche zeigen, doch eine starke Hand halten können. Das gelingt uns durch ein ausgewogene Fortsetzung unseres Spiel. Während wir gegen tighte Spieler fast immer eine C-Bet spielen, müssen wir gegen loose Spieler, die häufig eine C-Bet bezahlen, unser Spiel variieren. Wir werden nicht um jeden Preis eine C-Bet spielen. Treffen wir den Flop, werden auch mal checken und ein Muster spielen wie: Check-Call Flop, Check-Raise Turn. Das gleiche Muster spielen wir aber auch als Bluff. Oder wir spielen die einfachere Form des Check-Raises schon auf dem Flop, sowohl mit der starken Hand als auch als Check-Raise-Bluff. Übertreiben sollten wir es nicht, denn gute Spieler passen sich auch daran an. Unser Ziel aber ist erreicht, wenn unser Gegner sich nicht sicher kann, was unsere Wette oder unser Check heißt.

Mittwoch, 19. November 2008

Online kann er ein ziemlich gutes Pokerface

In jedem steckt ein Pokerspieler, auch in Uwe Wöllner:

Montag, 17. November 2008

Clonie Gowen gegen Full Tilt

Es sieht danach aus, als würde demnächst jede Menge schmutzige Wäsche gewaschen. Cloni Gowen hat offenbar Full Tilt Poker, die Softwarefirma Tiltware LLC und eine beeindruckende Liste der Pros, die mehr oder minder stark verbunden sind mit den Unternehmen, auf 40 Millionen US-Dollar verklagt: Raymond J. Bitar, Howard Lederer, Andrew Bloch, Phillip Ivey, Christopher Ferguson, John Juanda, Phillip Gordon, Erick Lindgren, Erik Seidel, Jennifer Harman-Traniello, Michael Matusow, Allen Cunningham, Gus Hansen and Patrick Antonious stehen mit auf der Liste. Hintergrund ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 2004, mit der Gowen für ihre Promotionstätigkeit ein Anteil an Tiltware and Full Tilt Poker in Höhe von einem Prozent zugesichert worden sein soll. Angeblich erhielten alle anderen Mitglieder des Full Tilt Teams einen Scheck, nur sie ging scheinbar leer aus. Ein Angebot von Howard Lederer im November 2007 über $250.000 habe sie abgelehnt, da ihr ihrer Meinung nach eine größere Summe zustünde. Als ihr am 11. November dieses Jahres mitgeteilt wurde, dass ihre Dienste nicht mehr benötigt würden, reichte sie am Freitag Klage ein.
Das bringt die Gerüchteküche zu brodeln, denn ein Gerichtsprozess könnte mithin dazu führen, dass die tatsächlichen Besitzverhältnisse von Full Tilt offenbar würden.

Sonntag, 16. November 2008

It's a Wondurrrrful Life

Was könnte einen Tom Dwan aka Durrrr in solch tiefe Verzweiflung stürzen, dass er Jesus um Hilfe bittet? Wie sieht dieser Jesus aus? Und was würde aus Las Vegas, wenn Phil Hellmuth das Bellagio übernimmt? Diese und andere essentielle Fragen beantwortet der Comic-Noir "It's a Wondurrrrful Life".

Das alles ist natürlich nicht denkbar ohne diese Auseinandersetzung zwischen Tom Dwan und Phil Hellmuth bei der NBC's National Heads Up Poker Championship 2008:


Beides ziemlich komisch.

Freitag, 14. November 2008

PLO: Geschenkausgabe Gus Hansen

"Der Scheiss is never real." Die Aufregung unter den Zuschauern, den railbirds, war groß. Gus Hansen spielte PLO und ließ keine Gelegenheit aus, wie ein Anfänger auszusehen. Er verließ sich auf sein Glück, das war aber in der Dienstagnacht nicht auf seiner Seite. Angeblich verlor Hansen etwa $775.000.

Zwei Hände vom Beginn der Session, die einen tatsächlich zweifeln lassen, ob Gus Hansen in dieser Nacht bei Sinnen war:





Und was sagen die railbirds dazu?

Kenneth-Gus: KOM NU GUS:...SPIL
ORDENLIGT! :D
drdead1: its gus girl playing she is mad
on him
K1llahBee: ja spiel ordentlich alter hast
zuviel kohle
Dealer: Gus Hansen has 15 seconds left to act
Dealer: Brian Hastings has 15 seconds left to act
PoPeRTzuS: der scheiss is never real
whatever767: its a difference between
playing good and running good... i mean variance is
huge here

Es wurde nicht viel besser:



Und am nächsten Morgen:

Mittwoch, 12. November 2008

Spielen mit gebrochener Nase - California Split

Sie sind ein ungleiches Paar. Der eine hat Spielschulden, aber immerhin noch einen Job in einem Magazin, der andere, ein Lebemann, hat allen bürgerlichen Moralvostellungen abgeschworen, lebt mal hier, mal da, und wenn es gerade geht mit zwei Prostituierten. Beide lernen sich im Anschluss an eine Pokerpartie kennen, in einer Kneipe, in der Spieler und Stricherinnen verkehren und versuchen irgendwie über die Runden zu kommen. In dieser Spelunke beginnt ihre gemeinsame Jagd nach dem Spielglück, die von den Pokertischen in Hinterzimmern, über die Pferderennbahn in Los Angeles bis in die Casinos nach Reno führt. Hier hat auch Amarillo Slim bei einer Pokerpartie einen Gastauftritt.

Der Film von Robert Altman aus dem Jahre 1974 ist ein großartiges Sittengemälde über die Welt der Spieler. Dabei ist der Film nie moralisch, er zeigt Siege wie Niederlagen und lotet die Gefühlswelt der Spieler aus. Entstanden ist er nach einem Drehbuch von Joseph Walsh, der seine Spielsucht damit verarbeitete. In den Hauptrollen sind George Segal und der großartige Elliott Gould zu sehen. Allein die Anfangsszene lohnt den Film.


Dienstag, 11. November 2008

WSOP: Eastgate bricht Hellmuth-Rekord

Phil Hellmuth ist einen seiner Rekorde los. Seit heute heißt der jüngste Spieler, der je einen WSOP Main Event gewonnen hat, Peter Eastgate. Der Däne aus Odense ist erst 22, während Hellmuth bereits 24 war, als er das Turnier 1989 gewann. Angeblich spielt Eastgate erst seit drei Jahren Poker. Im Heads-Up setzte sich Eastgate gegen den Russen Ivan Demidov durch, der hofft, dass sein Abschneiden das Pokerspiel in Russland noch populärer macht.



Am Ende muss es richtig gewesen sein, den Finaltisch erst mit monatelanger Verspätung zu spielen. Negreanu schreibt in seinem Blog, dass die Atmosphäre durch die vielen Zuschauer so beeindruckend wie bei einem großen Sportereignis gewesen sei. Angeblich hätten Pokerfans sogar vor den Türen des Rio geschlafen, um noch einen Sitzplatz zu ergattern.

Sonntag, 9. November 2008

Der Pokerrapper: These donkeys are callin'

Es war das übliche Drama: 17 Plätze waren zu ergattern für das 200k-Turnier am Sonntagabend, noch 20 Spieler im Rennen. Und plötzlich wollte sich keiner mehr bewegen:

I'll teach you how to stall
If I shove they're callin'
In this tournament

We're near the bubble
But I'm in trouble
I'm hurtin man

Please don't hate
That I make you wait
Every single hand

I'll teach you how to stall

There's not many left
And I'm holding my breath
Don't bust me man

I'll teach you how to stall


Falls es mal wieder so weit ist, der Pokerrapper klärt die Situation:

Ya know what I'm sayin
SHIT
C'mon
ONE TIME


Samstag, 8. November 2008

Neues vom Lederhintern und Tiffany Michelle

Dustin "Leatherass" Schmidt hatte noch zwei Wochen, um die Miete von etwa $1200 aufzutreiben. Die 800 Mäuse, die er noch hatte. waren nicht genug. Da er eh so gut wie fertig gewesen sei, nahm Dustin das Geld und spielte Online-Poker. Er suchte sich die Seite mit dem besten Bonus aus und spielte 16-18 Stunden am Tag. Er sei zwar nicht gut im Poker gewesen und habe an den Tischen verloren, doch durch den Bonus habe er das und mehr wieder reingeholt. In jedem Fall ist es gut, wenn du deine eigene Legende schreiben kannst.

Das scheint die Woche des Lederhintern zu sein, wahrscheinlich hat es aber nur mit selektiver Wahrnehmung zu tun. In der letzten Ausgabe des Two Plus Two Pokercast jedenfalls war der Lederhintern zu Gast und sprach über die unzähligen Hände, die er gespielt hat, über den Gedankenprozess beim multi-tabling, wie er es schafft, sich die Motivation zu erhalten und seine Arbeit als Trainer bei stoxpoker.com.

Falls das noch nicht Grund genug ist, sich einzuschalten: In der Woche vor dem WSOP-Finaltisch versorgt der Pokercast auch mit neuem Klatsch und arbeitet die Geschichte um Tiffany Michelle bei der diesjährigen WSOP auf. Hier ihre Stellungnahme bei Two Plus Two.

Freitag, 7. November 2008

Poker, Raab und der Stern

Lang lebe der Boulevard und der Stern, eine deutsche Illustrierte. Der Stern berichtet auch mal über Poker, über Raab und Co., die immer noch nichts vom Spiel verstehen, ehrlich gesagt, ich habe es nicht gesehen, aber es war wohl nicht zu übersehen. Der Bericht fängt an, wie er anfangen muss: "Poker ist in". Und er hört auf, wie er aufhören muss: "Poker, das ist ein Teufelsspiel."

Natürlich alles halb so wild. Im Kontext steht auch ein Interview mit Jan Heitmann, der über die Mathematik abseits des Tisches spricht, bei der die meisten Hilfe bräuchten, und ab wann du dich als Profi bezeichnen kannst: "Sagen wir es so: Als Profi gilt, wer seit mindestens fünf Jahren vom Pokerspielen gut leben kann."

Mittwoch, 5. November 2008

Pokertraining günstig wie nie

Wenn mich nicht alles täuscht, ist die Welt seit heute Nacht wieder ein etwas besserer Ort. Die Rede von Obama jedenfalls war außergewöhnlich. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass der Muff auch in Deutschland nachlässt.
Auch die Pokerwelt ist seit ein paar Tagen etwas besser. Wer sich bislang gescheut hat, sich bei stoxpoker.com oder CardRunners anzumelden, der kann sich die monatliche Gebühr für das Pokertraining jetzt verdienen, indem er auf Full Tilt genügend Punkte sammelt. Dabei reicht es die Punkte zu erspielen, sie müssen nicht gegen die Gebühr eingetauscht werden. Klingt nach einem Angebot, das man nicht ausschlagen kann.

Montag, 3. November 2008

18000 Euro Suiten, 300 Dollar Steaks und 2500 Dollar Gläser

"Zufrieden bin ich, das einzig Wissenswerte, das einem das Spielen lehrt, so verinnerlicht zu haben. Die Wertlosigkeit von Geld, welches niemals des Problems Lösung, doch oft dessen Herkunft zu sein scheint." Es ist immer wieder schön, wenn die Millionäre sich über die Belangloskeit des Spiels und des Geldes beklagen. In diesem Fall ist es Niki Jedlicka: "Das Geld ändert nichts für mich, der Verlust macht mich nicht ärmer und ein Gewinn würde mich nicht reicher machen. Und so geht es allen hier am Tisch." Das ist dennoch lesenswert, auch wenn du nicht anders kannst als festzustellen, dass den Millionären doch noch mehr einfallen sollte, was sie mit ihren Moneten anstellen könnten, wenn es schon nicht mehr aufs Geld ankommt, mehr als über 18000 Euro Suiten, 300 Dollar Steaks und 2500 Dollar Gläser zu philosophieren.

Der Sieger des PokerStars.com EPT Budapest, William Fry, hat bislang nur vage Pläne, was er mit dem Preisgeld von mehr als einer halben Million Euro anfangen will. Nach dem Sieg trank er einen Schluck Rotwein und kündigte an, im Winter mit Freunden nach Thailand zu reisen.




Freitag, 31. Oktober 2008

Kleine Poker-Erleuchtungen des Lederhinterns

Der Mann hat sich einen Namen gemacht, und sein Name ist Programm - Leatherass, der Lederhintern, der aus seiner Liebe zum Pokern einen Beruf gemacht hat. Wie sieht seine Berufsauffassung aus? Er spielt 7.000 Hände am Tag, bis zu drei Sitzungen von jeweils zwei bis drei Stunden, um die 1 Million Hände im Jahr. Ein guter Pokerspieler zu werden, das sei in seinem Fall etwa 25 Prozent Talent, vielleicht auch etwas weniger, zu 75 Prozent jedoch Arbeit gewesen. Und weil sein normaler Job ihn nicht besonders glücklich gemacht habe, sei ihm der Schritt zum Pokerpro leicht gefallen.

Wer sich in Foren umsieht, der wird früher oder später auf ihn stoßen. Im Two Plus Two-Forum stellte er sich vor einiger Zeit den Fragen der Miglieder. Das ist zwar nicht mehr ganz neu, aber das sollte sich kein ambitionierter Pokerspieler entgehen lassen. Dort beschreibt er eine seiner kleinen Poker-Erleuchtungen, die aus dem guten einen sehr guten Spieler gemacht haben: "Als ich aufgehört habe, nur meine Karten zu spielen, und stattdessen anfing, über die möglichen Hände meines Gegners nachzudenken, war das eine Offenbarung. Bald dachte ich nicht nur daran, welche Karten er halten könnte, sondern was mein Gegner denken würde, welche möglichen Karten ich auf der Hand hatte." Inzwischen sagt er:

"Sometimes I think I do the I know that he knows that I know thing a little overboard."

Auch die Pokergötter kommen nach einer Opfergabe von $70.000 nicht ungeschoren davon, und erst recht nicht die Nachbarn, die er in dieser hässlichen Pokernacht mit einer Tirade aus dem Schlaf riss:

"Ich habe mit meinen Fäusten gen Himmel gedroht und den Pokergöttern gesagt, sie sollten hinabsteigen und sich mir stellen, von Angesicht zu Angesicht... oh, mein Gott... ich bin komplett ausgerastet."

Und nun hier fast live und in Farbe, der Lederhintern, dessen Trainingsvideos bei stoxpoker.com zu sehen sind:

Donnerstag, 30. Oktober 2008

3-bet, Tischdynamik und wilde Fische

Es war einer dieser Tage, an denen du dich gerne an den Tisch setzt. Alles, was du brauchst, ist ein wenig Geduld und das Quentchen Glück, um im richtigen Moment die richtige Hand zu erwischen. Am Tisch war ein wilder Fisch, der sich zu überhöhten Einsätzen vor dem Flop verstieg, wenig Rücksicht nahm auf Einsätze der Gegner und nach dem Flop vor allem damit beschäftigt war, den Topf zu kaufen. Vielleicht war er auch ein wenig auf Tilt, jedenfalls ignorierte er alles, was ein guter Pokerspieler normalerweise in seine Überlegungen einbezieht - Position, Spielweise der Gegner, stack sizes und odds. In der folgenden Hand verteidigte er sich gegen eine 3-bet eines Gegners in Position mit einem kruden All In, ausgerechnet gegen einen soliden und aggressiven Spieler, ein TAG wie er im Buche steht. Metagame war bestenfalls ein fernes Wetterleuchten am Horizont.



In dieser Situation gab es nicht den geringsten Anlass zu glauben, dass sich unser TAG an einer leichten 3-bet versucht. Er war einfach nicht der Typ, der ein Viertel seiner Chips den Hunden zum Fraß vorwirft. Es war die erste 3-bet aus Position, und selbst wenn wir die möglichen Hände für diese deutliche Erhöhung mit 99+,AKs,AKo weit fassen, sieht AcQc mit einer Gewinnerwartung von 36 Prozent nicht gut aus, gegen QQ+, AKs, AKo fällt sie auf 28 Prozent. Keine gute Idee also alle deine Chips in die Mitte zu schieben. Sicher könnte die Mathematik mit folding equity noch ausgereizt werden(siehe 4betting AK), aber es geht mir erstmal nicht um Mathematik, auch wenn ich mir gerade das nervenaufreibende Buch von Bill Chen und Jerrod AnkenmanThe Mathematics of Poker zugelegt habe, das mich an meine schwärzesten Schulstunden erinnert, sondern um die Dynamik am Tisch.

Das Bespiel dieser extremen Hand, in der zwei konträre Spielertypen aufeinandertrafen, illustriert, wie wichtig die Einschätzung deiner Gegner ist, wenn du dich gegen eine 3-bet verteidigen willst und nach dem Flop ohne Position bist. Ohne dass es berechtigen Grund zur Annahme gibt, dass dein Gegner Spielchen mit dir treibt und dich zum wiederholten Mal auflaufen lässt, legst du deine Hand besser weg und wartest auf eine bessere Gelegenheit.

Umgekehrt geht es natürlich auch: Die 3-bet vom button gehört in das Arsenal eines jeden guten Spielers. Dabei muss es nicht immer die starke Hand sein, mit der du erhöhst. Wegen deiner guten Postion und gegen schlechte Gegner, die deinen Einsatz mit fragwürdigen Händen bezahlen und es dann in der Regel nach dem Flop ohne Position schwierig finden, ihre Hand weiterzuspielen, ist es ein profitabler Spielzug. Bessere Spieler durchschauen das Manöver jedoch schnell und stellen Fallen, die dich ohne die richtige Einschätzung deiner Gegner teuer zu stehen kommen können.

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Dienstag, 28. Oktober 2008

Spielen um zu leben oder leben um zu spielen?

Als ich gestern und vorgestern mal wieder den Millionären beim Pokern zusah, spielten einige bis in den frühen Morgen. Tom Dwan ("durrr") saß mindestens sechs Stunden an den Tischen, vermutlich aber wesentlich länger. Tom Dwan, das ist der Spieler, der sich nach eigenen Aussagen nie Gedanken darüber gemacht hat, ob er wirklich ein guter Spieler sei. Da alle anderen aber schlecht wären, sei Poker mithin eine gute Methode an Geld zu kommen. Dabei frage ich mich, ob es wirklich nur ums Geld geht. Wenn es darum gegangen wäre, hätte er das Spielen wahrscheinlich längst dran gegeben. Das gewonnene Geld muss ja nicht unbedingt in hyperaggressive Semi-Bluffs investiert werden, die auch nicht in jedem Lehrbuch stehen.



Brian Townsend, noch ein Pokermillionär, gab mal zu Protokoll, dass er wahrscheinlich auch dann Poker spielte, wenn er verlöre. Mit dieser Einstellung ist er vermutlich nicht alleine. Denke nur an die Lottospieler, die seit 30 oder 40 Jahren jeden Samstag ihren Tippschein abgegeben haben. Unterm Strich wird es sich meist nicht gelohnt haben. Mir erscheinen, ehrlich gesagt, selbst Sportwetten als schlechtes Geschäft, schon immer, jetzt aber umso mehr, da ich am Wochenende auf Chelsea gesetzt und damit offenbar das Ende ihre Heimserie eingeleitet habe - 86 Spiele in Folge ungeschlagen. Das Geld kann also nicht allein der Grund für unser Spiel sein. Natürlich hoffen wir auf den großen Gewinn oder den einen langen upswing. Warum auch nicht? Wir fiebern mit und spielen mit Leidenschaft. Verbauen sollten wir uns deswegen nichts. Poker wird für die meisten ein schönes Spiel sein und kein Leben. Womit wir bei den Pokerweisheiten angekommen sind:

Wenn du nur Poker hast, dann hast du gar nichts.

Sagt Daniel Negreanu. Und ich nehme mal an, dass er weiß, wovon er spricht.

Es gibt diese Spielernaturen, die den Eindruck machen als würden sie nur für das Spiel leben, als wäre das Geld zweitrangig, so lange sie nur spielen können. Sie bringen eine enorme Ausdauer mit, und das Internet bietet ihnen beste Voraussetzungen. So wie Bertrand 'ElkY' Grospellier, der am Wochenende das Turnier Festa al Lago 2008 im Bellagio gewonnen hat. Mit dem Preisgeld von weit über einer Million Dollar lässt sich bequem weiterspielen. Und spielen scheint das zu sein, was er schon immer gemacht hat. Bevor er erfolgreich beim Pokern war, hatte er bereits eine Laufbahn als Spieler begonnen - Grospellier spielte professionell StarCraft.

Das ist der Stoff aus dem die Legenden sind. Sie klingen gut, der Erfüllung eines Traums. Aber wie es den Siegern geht, wie es wirklich um sie steht, weiß niemand so genau. Wenn sie wirklich nur das Spiel haben, dann wahrscheinlich nicht so gut.

It's a hard way to make an easy living.

David "Viffer" Peat klang in einem Interview mit Card Player nicht gerade begeistert. Zunächst angelockt vom glamorösen Lebensstil, konstatiert der High-Stakes-Spieler heute: "Poker führt zu einem einsamen Leben"(Via Hard-Boiled Poker wie auch die Idee zu diesem Text). Seine Pokerkarriere hätte er gerne gegen die Chance eingetauscht, noch einmal ein Jahr vor einem möglichen Abschluss in Jura zu stehen. Wäre es so, wer weiß, was er dann sagen würde, vielleicht das Jura einsam machen würde.

Die Kunst besteht vermutlich darin, Poker in dein Leben zu integrieren. Und vor allem sicher zu sein, dass es dein Leben ist, dass du da lebst. Wie immer das auch aussieht.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Verrückte Jungs: Hansen vs. Hastings um 446.000$

Keine Frage, diese Jungs sind Zocker. Die Tischkarten sehen nach dem Turn nicht unbedingt harmlos aus, im Topf sind erst 54.000$, doch das hält Gus Hansen nicht davon ab, seine restlichen Chips in die Mitte zu stellen, lächerliche 200.000$, mit nicht mehr als zwei Königen. Brian Hastings zögert keinen Augenblick und bezahlt den Einsatz mit top pair, mickricker Beikarte, einem gutshot und einem flush draw. Amen! Es war Sonntag, und es muss unmittelbar nach dem Besuch der Kirche gewesen sein.



Hansens Kommentar: Ups!

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Freitag, 24. Oktober 2008

Tilttherapie oder bist du untiltbar?

Du kannst es spüren, irgendwo tief in dir drinnen, ganz leise, kein Problem, das kannst du kontrollieren, doch dann schaltet sich die Ratio ein und sagt: Verdammt nochmal, ist dir eigentlich klar, welche Hand du gerade verloren hast. Wie weit du vorne lagst? Und du verlierst! Schon wieder. Das darf nicht wahr sein. Das ist der Moment, in denen dein Blut hübsch in Wallung gerät. Ivey verzieht leicht angewidert den Mund, Juanda sagt "sick" und Matusow hat angeblich mal seinen Laptop in einem Pool versenkt. Das ist schon nicht schlecht, immerhin hat er einen Pool dafür. Den Laptop erst zur Badewanne zu tragen und dann noch Wasser einzulassen, dürfte den meisten jedoch zu aufwendig sein.

Die üblichen Tilt-Symptome:

● Lautes, wiederholtes Fluchen, dass von den Nachbarn nicht mehr überhört werden kann
● Unwiderstehlicher Drang etwas kaputt zu machen
● Verzweifelte Suche nach dem Stressball, den du dir immer mal zulegen wolltest
● Tatsächlich etwas kaputt machen (natürlich nicht den Rechner)
● Fortgesetztes Beschimpfen des Gegners im Chat (bei Fortgeschrittenen mitunter vorgetäuschtes Chat-Tilting)
● Mit Hand oder Fuß gegen etwas schlagen/treten und sich dabei selbst verletzen
● Es den Gegnern mal so richtig zeigen und jede Hand überaggressiv spielen
● Endlich richtig viel Geld verlieren
● Mantramäßig gemurmelte Halbsätze: "Nie wieder Poker"
● Du weißt, dass du aufhören solltest, und zwar schon seit mehr als drei Stunden

"I come pre-tilted"

Natürlich kann sich das auf Dauer niemand leisten. Also muss sich das Blatt wenden, zum Guten, in dem man den zerstörerischen Zustand TILT ins Kreative kehrt, irgendwie. Sich zum Beispiel an den Satz erinnern von Bobby Baldwin: "Poker is a character builder - especially in bad times." Ein anderer legt sich einen "Personal Tilt Eraser" zu.

Icemonkey, der eiskalte Anfänger, aber auch er ist nicht gefeit vor monkey tilt, "an extreme form of tilt, often caused by a series of bad beats, excessive table banter from donkeys, or otherwise shit-ass luck in a poker game". Voll auf Tilt sei er, notierte er vor ein paar Tagen in seinem Blog, fand aber noch die Kraft, positive Seiten zu sehen: Das Restaurant El Pollo Loco bei mir um die Ecke habe ich nicht in Brand gesteckt. Jetzt hat er eine neue Methode entwickelt, um sich nach bad beats abzureagieren. Er spielt den Hellmuth und übt sich in der Kunst der Gegnerbeschimpfung, wenn auch nur im Nachhinein"Tilt juice and Hellmuth Responses" in seinem Blog und nicht wie Hellmuth am Tisch (gute Sensoren für die Situation hat Matusow, der Hellmuth zur Ordnung ruft - 4:06):



Letzte Wahrheiten über Tilt verbreitet Tiltboy Perry Friedman ("I come pre-tilted.") in diesem unschlagbar komischen Interview. Für alle, die untiltbar werden wollen und ihre implied tilt odds voll ausspielen wollen.

Nur sagt nicht, es tut euch leid!



Donnerstag, 23. Oktober 2008

Geduld beim Turnierpoker

"Langfristig sind wir alle tot, mittelfristig haben wir alle Probleme"(Keynes/Le Clézio). Übertragen auf Pokerturniere könnte das in etwa bedeuten: Langfristig scheiden wir wahrscheinlich aus, aber bis es so weit ist, haben wir Probleme zu lösen und die besten Entscheidungen zu treffen. Damit wir möglichst lange im Rennen bleiben und vielleicht eine Chance haben zu gewinnen. Wer keine Geduld hat, günstige Situationen und Momente abzupassen, der wird es als Turnierspieler schwer haben.

Gute Instinke helfen. Dass Daniel Negreanu, der gegenwärtig Chipleader des WPT-Turniers „Festa al Lago“ im Bellagio ist, am ersten Tag des Turniers vor dem Flop tatsächlich Könige nach wechselseitigem Erhöhen und einem All In gepasst hat, hat mich allerdings doch überrascht. Er war überzeugt, dass sein Gegner Asse hielt, und der zeigte ihm im Anschluss zumindest eines der vermeintlichen zwei Asse. In seinem Blog erzählt Negreanu, dass es erst das zweite Mal war, dass er Könige vor dem Flop weggelegt hat. Beim ersten Mal vor Jahren zeigte ihm sein Gegner danach zwei Damen. Aber wer weiß, wie das Turnier verlaufen wäre, wenn er mit den Königen bezahlt hätte?



Immer wenn online eine große Turnierserie wie die FTOPS ins Haus steht, beschäftige ich mich etwas mehr mit dem Turnierspiel. Schließlich hast du immer eine minimale Chance, dich irgendwie zu qualifizieren und dann, na ja! Ich spiele das eine oder andere zur Übung und lese mal wieder ein Buch über Turnierpoker. Mein Lieblingsbesuch ist gegenwärtig Winning Poker Tournaments One Hand at a Time: Vol. 1. Empfehlenswert, jede besprochene Hand ist ein kleiner Schritt zu einem besseren Turnierspieler. Und früher oder später wird es sich die Investition in deiner bankroll niederschlagen.

Was ich aber nie verstehen werde, sind Spieler, die ein paar Stunden am Rechner ausharren und sich mit Ach und Krach ins Geld retten. Dann gewinnen sie mit Glück eine Hand und haben dadurch wieder einen spielbaren Chip-Stapel vor sich, nur um ihn drei Hände später in einer ungünstigen Situation wieder zu verschenken. Der Mangel an Geduld ist wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, anders lässt es sich kaum erklären.

In der ersten Hand bezahlt ein Spieler in mittlerer Position mit relativ kleinem Chip-Stapel bei Blinds von 300/600 und einem Ante von 75. Alle passen, der Small Blind, ein Big Stack, erhöht deutlich und signalisiert damit, dass er bereit ist, um die verbliebenen Chips seines Gegners zu spielen. Der Spieler hat jetzt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder hält er seine Hand für gut genug, um gegen die mögliche Hand seines Gegners bestehen zu können, und stellt alle seine Chips in die Mitte. Oder er passt. Der Spieler bezahlt hier aber nur und investiert damit fast die Hälfte seiner Chips in eine spekulative Hand.



Tatsächlich ist seine Hand gegen die Bandbreite der möglichen Hände des Reraises ein klarer Außenseiter. Nehmen wir an, dass Reraise wird gespielt mit der oberen Bandbreite der Hände von etwas mehr als 20 Prozent, also 66+, A4s+, K8s+, Q9s+, J9s+, T9s, A9o+, KTo+, QTo+, Jto, dann beträgt die langfristige Gewinnerwartung von JTs dagegen lediglich 38 Prozent.

Fazit: It’s a sucker play.

Der Rest der Hand verläuft sehr glücklich für ihn, und plötzlich hat der Spieler wieder Chips zum Spielen. Doch was tut er nur drei Hände später? Beseelt vom Glück oder von der Ungeduld oder weil er eine Verabredung mit seiner Freundin hat, stellt er seine Chips von nun immerhin mehr als 14000 und damit nur knapp unter dem Durchschnitt mit einem kleinen Paar aus erster Position in die Mitte. Und natürlich wird er gegen jede Hand, die mitgeht, im besten Fall den so genannten coin flip bekommen, in den meisten Fällen wird er hinten liegen und in der Regel seine Chips verschenken.



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Wer sein Glück versuchen will, hier die Termine der FTOPS IX (Zeit: ET)
# Date Time Buy-in/Event Guarantee

#1 11-5 21:00 $200+16 NL Hold'em 6-max $1,000,000
#2 11-6 14:00 $240+16 PL Omaha/8 Knockout $200,000
#3 11-6 21:00 $500 + $35 NL Hold'em 3x Shootout $300,000
#4 11-7 14:00 $300+22 NL Hold'em (1R / 1A) $600,000
#5 11-7 21:00 $200+16 Limit Hold'em 6-max $150,000

#6 11-8 14:00 $500+35 PL Omaha 6-Max $350,000
#7 11-8 16:00 $100+9 NL Hold'em $600,000
#8 11-9 14:00 $240+16 NL Hold'em 6-Max Knockout $600,000
#9 11-9 18:00 $300+22 NL Hold'em $1,500,000
#10 11-10 14:00 $300+22 Mixed Hold'em $250,000

#11 11-10 21:00 $1000+60 NL Hold'em $1,500,000
#12 11-11 14:00 $ 200+16 HA (half PL Hold'em, half PL Omaha) $150,000
#13 11-11 21:00 $ 500+35 HORSE $300,000
#14 11-11 21:00 $ 200+16 NL Hold'em Turbo $500,000
#15 11-12 14:00 $ 200+16 Omaha 8-or-better $150,000

#16 11-12 21:00 $ 300+22 NL Hold'em 6-Max Rebuy $1,000,000
#17 11-13 14:00 $200+16 NL Hold'em 4x Shootout 6-max $250,000
#18 11-13 21:00 $300+22 Razz $150,000
#19 11-14 14:00 $200+16 NL Hold'em $400,000
#20 11-14 21:00 $200+16 Stud 8-or-better $100,000

#21 11-15 14:00 $500+35 NL Hold'em Heads-up $500,000
#22 11-15 14:00 $5000+200 NL Hold'em 6-max $2,000,000
#23 11-15 16:00 $100+9 PL Omaha Rebuy $400,000
#24 11-16 14:00 $120+9 NL Hold'em Knockout $500,000
Main Event (#25) 11-16 18:00 $500 + $35 NL Hold'em $2,500,000

Montag, 20. Oktober 2008

Ein Full House ohne Hypotheken

Angesichts der kleinen und großen Katastrophen an den Finanzmärkten dieser Welt wirkt das Pokerspiel geradezu harmlos und fast schon wohlerzogen. Es sei vergleichsweise solide, findet die Wochenzeitung Jungle World: "Wenn Sie sich für das Pokern entscheiden, können Sie nicht mehr alles berechnen, denn Sie wissen ja nicht, was Ihre Mitspieler auf der Hand haben. Doch ein Full House ist immer ein Full House, sein Wert ist stabil, unbelastet von Hypotheken, die rund um den Globus weiter verkauft werden. Wenn Sie gewinnen, muss deshalb, anders als bei lukrativen Börsen- oder Warentermingeschäften, niemand zum Arbeitsamt gehen oder hungern. Vermutlich profitieren sogar einige Lohnabhängige, denn es gehört zu den Benimmregeln im Casino, ein großzügiges Trinkgeld zu geben, wenn man viel gewonnen hat. Wenn Sie allerdings verlieren, ist das Geld weg, da nützt alles Jammern nichts, die Merkel gibt es Ihnen nicht wieder."

Zum Thema:
Risiko, Poker und Alltagskultur

Samstag, 18. Oktober 2008

"Wer als Erster setzt" - Pokerweisheiten und entfernt verwandte Redewendungen

Poker muss ein großes Spiel sein, denn es bringt ständig Sentenzen hervor - über das Spiel, das Leben, die Kultur, Glück und Unglück. Wer Poker spielt, dem kann eine Portion Humor nicht schaden: "Die beste Chance, in einem Casino einen Royal Flush zu bekommen, hast du auf der Toilette (Your best chance to get a Royal Flush in a casino is in the bathroom)." Das hilft hohe Erwartungen auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Der nächste bad beat ist so sicher wie das Amen in der Kirche, und wenn er dann da ist, tröstet der Satz, dass nur gute Spieler einen bad beat verpasst bekommen.

Nicht uninteressant auch der Kulturvergleich: Der Schauspieler Walter Matthau war der Ansicht, Poker veranschauliche alle schlechten Eigenschaften des Kapitalimus, die die Vereinigten Staaten zu einem großen Land gemacht hätten. Ein Zitat, das von der Realität längst überholt wurde. Dazu gesellen sich Lebensweisheiten, die sich auf das Spiel beziehen. "We don't stop playing because we get old, we get old because we stop playing", heißt es dann bei Doyle Brunson, der sich auf die Produktion von Doylisms spezialisiert hat.

Fast jede nur denkbare Spielsituation ist inzwischen durch eine treffende Formulierung veredelt worden. Sieht die Textur der Tischkarten bedrohlich aus, heißt es: "Wer als erster setzt, gewinnt." In dem Buch Harrington on Cash Games Band 1: Der Weg zum Erfolg bei No-Limit Cash Games bin ich auf eine gelungene Erweiterung gestoßen: "When playing 'First in the pot wins' hands, remember that if you get in first and don't win, you're losing." Wenn du eine Hand spielst, bei der dein Einsatz die Hand in der Regel gewinnen sollte, dir das aber nicht gelingt, dann wirst du diese Hand wahrscheinlich verlieren. Wenn zum Beispiel bei einem Flop von 9d9s7h ein normalerweise passiver Spieler unseren ersten Versuch, die Hand zu gewinnen, vielleicht mit einer Hand wie 7s8s, schlicht bezahlt, dann aber, nachdem der Turn eine Herz2 gebracht hat, unseren Einsatz erhöht, sind wir ziemlich sicher geschlagen. Selbst mit einem Overpair wie zwei Damen, Königen oder Assen sollte wir nicht glücklich über den Verlauf der Hand sein, aber hier spielt die Einschätzung unseres Gegners eine wesentliche Rolle. Trauen wir ihm zu, dass er hier blufft? Bei guten Spielern ist das durchaus möglich, bei schlechten eher selten.

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Freitag, 17. Oktober 2008

Online-Poker: Gericht gibt Kentucky Recht

Für Pokerspieler und andere Glücksritter dürften in Kentucky bald harte Zeiten anbrechen. Denn gestern bestätigte ein Gericht in Frankfort das Ansinnen des Staates Kentucky, die Domainnamen von 141 Poker- und Glücksspielseiten unter eigene Kontrolle zu bringen, weil die Spielangebote nicht in Kentucky lizensiert seien und damit gegen geltendes Recht verstießen (siehe auch: "Kentucky: Attacke auf Online-Poker). Den betroffenen Anbietern bleiben nun 30 Tage bis zum 17. November, um den Zugriff von Nutzern mit Sitz in Kentucky zu blocken. Haben Sie das „geoblocking“ bis dahin nicht installiert, fielen die Domainnamen an den Staat von Kentucky.

Governeur Steve Beshear begrüßte die Entscheidung des Gerichts und machte keinen Hehl daraus, dass er nicht nur die Bürger und Kinder Kentuckys vor den vermeintlich verwerflichen Angeboten aus der Online-Welt beschützen wolle, sondern auch die legalen Spielangebote im Staate Kentucky wie zum Beispiel das Pferderennen. Die Gegenseite warnte vor Zensur, die Poker Players Alliance zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht darüber, dass das Gericht nicht willens war, Poker als Geschicklichkeitsspiel anzuerkennen.


Via Pokersucht

Zum Thema:
Kentucky: Attacke auf Online-Poker

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Dienstag, 14. Oktober 2008

Die Position spielen bei No Limit Holdem

In einer kurzen Erzählung in dem Prosaband "Campo Santo"berichtete W.G.Sebald über eine Begegnung mit einem Napoleonforscher, der die Auffassung vertrat, dass „sämtliche von dem Franzosenkaiser in den europäischen Ländern und Reichen bewirkten Umwälzungen auf nichts anderes zurückzuführen waren als auf dessen Farbenblindheit, die ihn Rot nicht unterscheiden ließ von Grün. Je mehr das Blut floß auf dem Schlachtfeld, so sagte der belgische Napoleonforscher zu mir, desto frischer schien ihm das Gras zu sprießen.“

Ein gewisser Grad an Blindheit kann also manchmal helfen, und das nicht nur im Krieg oder in der Liebe. Beim Pokern allerdings bemühst du dich lieber heute als morgen darum, deine blinden Flecken zu beseitigen. Ohne ein tieferes Verständnis vom Spiel in Position und ohne Position sowie die daraus entstehende Dynamik lässt sich heute nur mit sehr viel Glück erfolgreich pokern. Und wer No Limit Hold’em an Tischen mit maximal 6 Spielern spielt, also shorthanded, der ist ohne ausgefeiltes Positionsspiel eine leichte Beute der besseren Spieler.



Der Lieblingsfehler eines Anfängers besteht darin, zu sehr mit den eigenen Karten beschäftigt zu sein. Dabei spielen die Karten in so mancher Spielsituation eine untergeordnete Rolle, während die Position unendlich wichtig ist. Es gibt diese schöne Anekdote über Annette Obrestad, die 2007 die WSOP Europe gewann. Vor ihrem großen Sieg, spielte sie ein Online-Turnier mit 180 Teilnehmern bis auf eine Hand mit verdeckten hole cards und gewann dennoch. Sie spielte das Board und verließ sich auf ihre Instinkte. Nach ihrer eigenen Aussage aber bestand der Sinn der Übung vor allem darin, die Position zu spielen und ihre Gegner. Und das ist im Grunde eine gute Übung für alle, die sich zu sehr an ihre Karten klammern. Denke weniger an die Karten, spiele die Postion, das wäre der erste Schritt. Dann beobachte deine Gegner, die ihre gute Position am Tisch gegen dich als Waffe einsetzen. Schließlich entwickele Strategien, wie du dich dagegen zur Wehr setzt.

Eine typische Spielsituation sieht so aus: Du erhöhst aus früher oder mittlerer Position, ein Spieler, mit Position auf dich bezahlt, alle anderen passen. Den Rest der Hand spielst du nun ohne Position, das heißt du musst auf jeder Straße vor deinem Gegner das Spiel machen. Nicht immer wirst du nach dem Flop eine starke Hand halten, dennoch spielst du an, dein Gegner bezahlt. Der Turn bringt wenig Hilfe. Du bist dran, zögerst, checkst und dein Gegner spielt an. Du passt, weil du ja keine starke Hand hältst, was aber noch lange nicht heißen muss, dass dein Gegner eine bessere Karte hält. In der Pokersprache heißt der Spielzug deiner Gegners ein float. Im Grunde macht er nicht viel mehr als seine Position auszuspielen. Beim ersten Mal dagegen an zu spielen, wäre jedoch ein Fehler. Aber den Spieler zun unserer Linken werden wird fortan genau beobachten. Folgt er mehrmals diesem Muster, werden wir ihn dafür bestrafen, aber das ist ein anderer Post.

Montag, 13. Oktober 2008

Naujoks und Craker gewinnen

Zahltag für die in Berlin lebende Sandra Naujoks. Sie gewann die Poker-EM in Baden und konnte mehr als 170.000 EUR Preisgeld einstreichen. Zu bewundern ist sie auf ihrer Homepage, auf der sie auch über ihre Turniere berichtet, zum Beispiel über das EPT-Turnier in London, als sie mit Phil Ivey am Tisch saß: "Dann openraise ich von cut-off mit J10, blinds sind bei 50/100, auf 300. Der Spieler nach mir, im übrigen sehr tight, wollte reraisen, setzt aber ohne Annonce einen 1000er Chip, was nun nur als Call gewertet wird. Im Flop J-3-8 kariert treffe ich mit meinem Buben TopPair. Ich checkraise den Flop und mein Gegner bezahlt. Nun würde ich keine Chips mehr investieren und wir checken bis zum River durch. Das Board zeigt Bube hoch. Showdown. Mein Gegner zeigt Asse. Wir schauen uns alle am Tisch an und fragen uns wahrscheinlich alle das Gleiche. Asse??? Ihr hättet das Gesicht von Ivey sehen sollen. Wir schauten uns beide an, nahmen den Chipstack von jenem Spieler ins Visier und warfen uns noch einmal einen Blick zu, der soviel bedeutete wie: leicht verdient, nimmst Du die oder Ich?"


Der andere Sieger war Daniel Craker, der das größte Pokerturnier in der Geschichte Neuseelands gewann und damit mehr als 250.000$. Craker sagte nach dem Sieg, er lerne immer noch, "always learning". Vorerst hat es sich gelohnt.


Watch APPT Auckland 08: The Winner - Daniel Craker on PokerStars.tv


Freitag, 10. Oktober 2008

Joe Hachem: "You are the sickest puppy"

Ich liebe diese Hand. Ein Finaltisch mit sechs Spielern, darunter Joe Hachem und Daniel Negreanu. Vor dem Flop erhöht ein Spieler aus früher Position, der Spieler direkt danach erhöht und Daniel Negreanu bezahlt am Button mit
ebenso wie der ursprüngliche Aggressor.

Alle verfehlen den Flop, dem keiner der Spieler so richtig gefallen dürfte. Nach der Turnkarte entscheidet sich der Spieler aus früher Position zum Bluff und geht All In, der nächste Spieler passt. Negreanu zögert, sieht sich hinten, "but maybe I can suck out on you". Wenn du die Hand zum Hand zum ersten Mal siehst, hältst du es für so gut wie ausgeschlossen, dass Negreanu diesen Einsatz bezahlt. Er schlägt ja nichts weiter als einen Bluff. Ich bin fast sicher, dass Negreanu davon überzeugt war, dass er hinten lag, als er verlangte, die Chips seines Gegners zu zählen. Im Topf sind etwas mehr als 3 Millionen, sein Gegner schiebt seine restlichen Chips in die Mitte, etwas mehr als eine Million, Negreanus Pot Odds betragen also etwa 3:1.

Maybe I can suck out on you.

Wenn sein Gegner schon nicht die dritte Dame halten würde, so gab er ihm zumindest ein zweites Paar. Er traf seine Entscheidung also mit einer Mischung aus Gespür und seiner Einschätzung der Pot Odds: "I am definitely beat but I have outs maybe." Outs, die Karten, die seine Hand möglicherweise zur besten machen konnten, waren jedes Herz, jeder Junge, also 12 zumindest; eventuell sogar noch jeder König oder jedes Ass, falls sein Gegner nicht die dritte Dame hielt, sondern lediglich ein zweites Paar, immerhin 18 Karten, die ihm helfen könnten, beinahe 40 Prozent oder fast 3:2 gegen ihn. Im Vergleich mit den Pot Odds gut genug, um in dieser Situation zu bezahlen.


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