Dienstag, 14. Oktober 2008

Die Position spielen bei No Limit Holdem

In einer kurzen Erzählung in dem Prosaband "Campo Santo"berichtete W.G.Sebald über eine Begegnung mit einem Napoleonforscher, der die Auffassung vertrat, dass „sämtliche von dem Franzosenkaiser in den europäischen Ländern und Reichen bewirkten Umwälzungen auf nichts anderes zurückzuführen waren als auf dessen Farbenblindheit, die ihn Rot nicht unterscheiden ließ von Grün. Je mehr das Blut floß auf dem Schlachtfeld, so sagte der belgische Napoleonforscher zu mir, desto frischer schien ihm das Gras zu sprießen.“

Ein gewisser Grad an Blindheit kann also manchmal helfen, und das nicht nur im Krieg oder in der Liebe. Beim Pokern allerdings bemühst du dich lieber heute als morgen darum, deine blinden Flecken zu beseitigen. Ohne ein tieferes Verständnis vom Spiel in Position und ohne Position sowie die daraus entstehende Dynamik lässt sich heute nur mit sehr viel Glück erfolgreich pokern. Und wer No Limit Hold’em an Tischen mit maximal 6 Spielern spielt, also shorthanded, der ist ohne ausgefeiltes Positionsspiel eine leichte Beute der besseren Spieler.



Der Lieblingsfehler eines Anfängers besteht darin, zu sehr mit den eigenen Karten beschäftigt zu sein. Dabei spielen die Karten in so mancher Spielsituation eine untergeordnete Rolle, während die Position unendlich wichtig ist. Es gibt diese schöne Anekdote über Annette Obrestad, die 2007 die WSOP Europe gewann. Vor ihrem großen Sieg, spielte sie ein Online-Turnier mit 180 Teilnehmern bis auf eine Hand mit verdeckten hole cards und gewann dennoch. Sie spielte das Board und verließ sich auf ihre Instinkte. Nach ihrer eigenen Aussage aber bestand der Sinn der Übung vor allem darin, die Position zu spielen und ihre Gegner. Und das ist im Grunde eine gute Übung für alle, die sich zu sehr an ihre Karten klammern. Denke weniger an die Karten, spiele die Postion, das wäre der erste Schritt. Dann beobachte deine Gegner, die ihre gute Position am Tisch gegen dich als Waffe einsetzen. Schließlich entwickele Strategien, wie du dich dagegen zur Wehr setzt.

Eine typische Spielsituation sieht so aus: Du erhöhst aus früher oder mittlerer Position, ein Spieler, mit Position auf dich bezahlt, alle anderen passen. Den Rest der Hand spielst du nun ohne Position, das heißt du musst auf jeder Straße vor deinem Gegner das Spiel machen. Nicht immer wirst du nach dem Flop eine starke Hand halten, dennoch spielst du an, dein Gegner bezahlt. Der Turn bringt wenig Hilfe. Du bist dran, zögerst, checkst und dein Gegner spielt an. Du passt, weil du ja keine starke Hand hältst, was aber noch lange nicht heißen muss, dass dein Gegner eine bessere Karte hält. In der Pokersprache heißt der Spielzug deiner Gegners ein float. Im Grunde macht er nicht viel mehr als seine Position auszuspielen. Beim ersten Mal dagegen an zu spielen, wäre jedoch ein Fehler. Aber den Spieler zun unserer Linken werden wird fortan genau beobachten. Folgt er mehrmals diesem Muster, werden wir ihn dafür bestrafen, aber das ist ein anderer Post.

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