Donnerstag, 9. Oktober 2008

Poker: Glück oder Können?

Online-Poker spielt sich in Deutschland immer noch in einer rechtlichen Grauzone ab. Aber es gibt Hoffnung, dass sich die Debatte bald jenseits des Erlaubten und Verbotenen bewegt wie noch in diesem SZ-Artikel "Mit dem Royal Flush ins Gefängnis" vom März dieses Jahres.

Die gegenwärtige Rechtsprechung ist nämlich veraltet, wie die FAZ gestern in einem Artikel "Glück im Spiel, Pech vor Gericht" von Milos Vec (Faz, 8. Oktober 2008, S. N 3) darlegt. Denn die wesentliche Frage, ob Poker und insbesondere die gegenwärtig am häufigsten gespielte Variante Texas Hold'em ein Glücks- oder eben ein Geschickschichlichkeitsspiel sei, gehe zurück auf eine Entscheidung des Reichsgerichts vom 11. Juni 1906. Das war vor 102 Jahren und bezog sich noch dazu auf das damals populäre "Draw Poker". Der Text verweist auf den Artikel "Poker - Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel?" des Münsteraner Jura-Professors Bernd Holznagel , der in der Fachzeitschrift Multimedia und Recht (7/2008) erschienen ist. Holznagel wägt in dem lesenswerten Text die Faktoren Glück und Geschicklichkeit bei Texas Hold'em gegeneinander ab und macht auf die Lücken in der bisherigen Rechtsspechung aufmerksam, die vornehmlich auf Unkenntnis des Spiels selbst zurückzuführen sind. Der Text liefert eine Reihe wichtiger Argumente für eine mögliche rechtliche Einstufung als Geschicklichkeitsspiels. Zum Beispiel:

"Bei Spielen, deren Ausgang wesentlich vom Zufall abhängt, können Spieler nicht entscheidend 'besser' werden. Ihre Fähigkeiten spielen neben dem Zufall nur eine untergeordnete Rolle. Dies ist bei Geschicklichkeitsspielen anders, weshalb die Möglichkeit zu lernen ein wichtiger Indikator für Spiele ist, die auf Geschicklichkeit basieren. Bei Texas Hold’em ist es möglich, geschickte Spielzüge und Taktiken zu erlernen. Auch die Fähigkeit zur Wahrscheinlichkeitsrechnung in Sekunden sowie das Durchschauen anderer Mitspieler oder das Bluffen kann sich mit Übung verbessern."

Und wer sich etwas länger mit Texas Hold'em beschäftigt hat, der weiß, dass Glück zwar eine Rolle spielt, für den langfristigen Erfolg aber Können unabdingbar ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.