Freitag, 21. November 2008

Ausgewogenes Spiel bei der Continuation Bet

Poker ohne Continuation Bet (C-Bet) ist wie Fußball ohne Elfmeter. Eine Continuation Bet bedeutet, dass du als Aggressor vor dem Flop dein Spiel mit einem zweiten Einsatz nach dem Flop fortsetzt – und zwar in den meisten Fällen ganz unabhängig davon, ob du den Flop getroffen hast oder nicht. Zum Beispiel: Unsere Position ist der Cutoff, der Sitz vor dem Button, an einem Tisch mit sechs Spielern. Die Spieler in früher Position passen, wir finden AKo und erhöhen. Nur der Spieler im Big Blind bezahlt und wir sehen einen Flop. In etwa zwei Drittel aller Fälle werden wir mit AKo den Flop verfehlen und dennoch werden wir in dieser Konstellation in nahezu 100 Prozent der Fälle unser Spiel mit einer C-Bet fortsetzen, wenn unser Gegner die Hand checkt. Warum? Erstens ist es wahrscheinlich, dass auch unser Gegner den Flop verfehlt hat und wir immer noch die beste Hand halten. Ein C-Bet hat also eine gute Chance, die Hand gleich hier und jetzt für uns zu entscheiden. Deswegen ist die C-Bet üblich und fast alle wissen das. Das übliche Muster sieht so aus: Preflop-Aggressor erhöht, ein Spieler ohne Position bezahlt, checkt den Flop, der ursprüngliche Aggressor spielt an und gewinnt den Topf. Diese Situation lässt sich immer und immer wieder beobachten, ist also Standard.

Die Bedeutung der Position

Da aber fast alle wissen, was hier gespielt wird, kommt es darauf an, sich richtig an alle Situationen anzupassen, die sich aus dieser Grundsituation ergeben. Denn der Spieler im Big Blind bezahlt eventuell unsere C-Bet, und wenn sich unsere Hand nicht verbessert, stehen wir vor der Situation, ob wir nochmal bereit sind zu wetten, obwohl wir lediglich Ass hoch halten. Viele Spieler werden checken und die freie Karte in der Hoffnung nehmen, dass sich ihre Hand mit der letzten Karte verbessert. Das ist nicht falsch, aber wie leicht das auszunutzen ist, schon auf dem Turn, wird klar, wenn wir annehmen, dass diesmal nicht der Big blind vor dem Flop bezahlt hat, sondern der Spieler am Button. Er hat jetzt Position auf uns und nun sind wir auf dem Turn vor ihm an der Reihe unser Spiel zu machen. Checken wir, interpretiert er das wahrscheinlich als Schwäche und kann eventuell mit einem einfachen Einsatz den Topf gewinnen, obwohl er möglicherweise die schlechtere Hand hält.

Damit unser Spiel nicht leicht auszunutzen ist, muss unser Spiel ausgewogen sein. Denn nichts ist leichter auszunutzen als das immer gleiche Wettmuster, wie das einfachste Beispiel hier verdeutlicht:

Preflop: Raise vom Cut Off (CO)
Call vom Button (BTN)

Flop: C-Bet / CO
Call / BTN

Turn: Check / CO
Bet / BTN

Wir müssen unseren Gegnern also beibringen, dass wir, obwohl wir Schwäche zeigen, doch eine starke Hand halten können. Das gelingt uns durch ein ausgewogene Fortsetzung unseres Spiel. Während wir gegen tighte Spieler fast immer eine C-Bet spielen, müssen wir gegen loose Spieler, die häufig eine C-Bet bezahlen, unser Spiel variieren. Wir werden nicht um jeden Preis eine C-Bet spielen. Treffen wir den Flop, werden auch mal checken und ein Muster spielen wie: Check-Call Flop, Check-Raise Turn. Das gleiche Muster spielen wir aber auch als Bluff. Oder wir spielen die einfachere Form des Check-Raises schon auf dem Flop, sowohl mit der starken Hand als auch als Check-Raise-Bluff. Übertreiben sollten wir es nicht, denn gute Spieler passen sich auch daran an. Unser Ziel aber ist erreicht, wenn unser Gegner sich nicht sicher kann, was unsere Wette oder unser Check heißt.

3 Kommentare:

Hackedull hat gesagt…

Einfach aber sehr gut beschrieben

Anonym hat gesagt…

Um mit Brecht zu sprechen:
"Das Einfache, was schwer zu machen ist"

Nice Article !

Anonym hat gesagt…

Um mit Brecht zu sprechen:
"Das Einfache, was schwer zu machen ist"

Nice Article !