Montag, 21. Dezember 2009

Ein Pokerface wie ein Montag, letzter Teil

Der letzte Montag vor Heiligabend, da heißt es Fassung bewahren. Ein paar Tage noch die Kommerzattacken ertragen, dann das Fest, die Horrorparty, und die scheinheiligen Ansprachen mit Gleichmut überstehen: "Wir können uns viel zutrauen und gemeinsam noch mehr erreichen! Fürchtet euch nicht!" Könnte von mir sein.

Zum Üben dieser Werbeclip, und wenn nicht das, so gehört er zumindest in Vegas Sammlung. Was wäre sonst noch zu sagen im Jahr 2009? Danke fürs Lesen und eure Kommentare. Ich seh' euch auf der anderen Seite.



Andere Montage:
Ein Pokerface wie ein Montag

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Online-Glücksspiel: Lotto vor Poker

"Rund zwei Millionen Deutsche sind laut einer Forsa-Umfrage Online-Glücksspieler - 1,7 Millionen Männer und 300.000 Frauen. Rund 60 Prozent von ihnen spielen Lotto – obwohl Online-Tipps seit Anfang 2009 verboten sind. Auf den Plätzen 2 und 3 stehen Poker (22 Prozent) und Sportwetten (18 Prozent)", schreibt ntv. Die Umfrage wurde im Auftrag des BITKOM durchgeführt. Es wurden über 1.000 Personen befragt.

In Sachen Poker und Sportwetten gibt es größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern: "So beteiligen sich 28 Prozent der männlichen Online-Glücksspieler an Pokerrunden, aber nur neun Prozent der Frauen. Ähnlich sieht das Verhältnis bei Sportwetten aus – 23 gegenüber acht Prozent. Auffällige Unterschiede gibt es auch nach Altersgruppen: Poker ist bei den 18- bis 29-Jährigen am beliebtesten, Lotto bei den Nutzern ab 30 Jahren." Zu finden in hamburg.business.on.de.

Lies auch: Zahlen zum deutschen Glücksspielmarkt

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Die Polizeieiei...

Victor Vega hat einen Sinn für alberne Dinge, das dürfte jetzt nicht unbedingt was Neues sein. Daraus wird heute zum Glück kein Essay, wie wichtig es ist, alberne Sachen in einem ernsthaften Land wie Deutschland anzustellen. Einen Pokertisch in der Fußgängerzone aufzubauen und die Zeit zu nehmen, bis dein Freund und Helfer auftaucht und dir beim Abbau hilft, schneidet jedenfalls auf der Albernheitsskala nicht ganz schlecht ab. Geschickte Werbung für das neue Pokermagazin Donkmag ist es natürlich auch, aber heute geht es ohne eine Analyse im Jargon der Marketingmenschen.



Gelesen habe ich es noch nicht, auf den Clip bin ich bei der Prinzessin gestoßen, den das Heft selbst aber eigentümlich kalt gelassen hat. Oder hat er sich gar übergeben?

Dienstag, 15. Dezember 2009

Handanalyse mit Antonius und Hastings im Interview

Der Pokermedienkonsum der letzten 24 Stunden: Patrik Antonius spricht mit Phil Gordon und analysiert einige große Pots gegen Isildur1 an den PLO-Tischen.

Und Brian Hastings hat Card Player ein Telefoninterview gegeben. Es geht natürlich um seinen enormen Gewinnen von mehreren Millionen gegen Isildur1. Hastings erzählt, wie er sich vorbereitet habe. Mit Cole South habe er überlegt, ob und wie sie gegen Isildur spielen. Isildur mutet sich ziemlich viel zu. Er spielt Marathonsessions gegen die besten High Stakes Pros auf Full Tilt, hintereinander weg. Bevor er fünf Stunden lang gegen Hastings spielte, hatte er schon neun Stunden gespielt.

Montag, 14. Dezember 2009

Ein Pokerface wie ein Montag

Und ein River wie ein Montag:



Noch mehr Posts zum Montag:
Ein Call wie ein Montag
Die Pokerhand zum Montag

Samstag, 12. Dezember 2009

Casino-Sterben, Glücksspielmonopol und eine Replik

Kürzlich wies ich auf den Artikel von Michael Pirro über Online-Poker hin. Inzwischen ist im Isa-Guide eine Replik erschienen, die ein namentlich nicht geannter "Country Manager bei der Gaming Media Ltd., einem renommierten Unternehmen der Igaming Branche, welche die Poker Marken Poker Heaven und Hotshotpoker unterhält sowie den Poker Channel Europe als größten, dem Igaming gewidmeten TV Sender" verfasst hat. Er wirft Pirro vor, dass sein Artikel nicht fundiert sei, argumentiert aber auch nicht richtig überzeugend:

"Alleine die Logik würde es schon verbieten, dass Karten manipuliert würden, um Spielern mitteln Bad Beats Geld abzunehmen. Woran verdient denn ein Pokerraum? Es verdient sein Geld doch nicht an einem Spieler, der sein Geld verliert, sondern entnimmt einen kleinen Teil aus einem gewonnenen Pot. Das Rake ist online in der Regel auf 3-5€ oder $ gecappt, d.h. ein Casino kann auch gar kein Interesse daran haben, das ein Spieler durch einen Bad Beat eine große Summe verliert. Für das Casino wäre es am Besten, wenn immer kleine oder mittlere Pots gespielt werden würden und wenn das Geld auf dem Tisch hin- und hergeht. Dann wäre sehr viel mehr zu verdienen und auch die Spieler würden länger beim Pokerraum bleiben."

Ed Miller hat ja genau diese Überlegung angestellt, was natürlich nicht heißt, dass diese Manipulation der Karten tatsächlich stattfindet.

Oswald Menninger, Geschäftsführer Paritätischer Wohlfahrtsverband LV Berlin e.V., fürchtet im Tagesspiegel das Ende des staatlichen Glücksspielmonopols: "Durch den Glücksspiel-Staatsvertrag, der das Glücksspielmonopol des Staates regelt, wird sichergestellt, dass ein beträchtlicher Teil der Wettumsätze als Zweckabgaben eine nachhaltige Finanzierung gemeinnütziger Projekte absichert. Wird das Glücksspiel dem Markt überlassen, dann werden kommerzielle Wettanbieter – von Steueroasen aus – den Wettmarkt betreiben und hier würde kein Geld mehr für die Gemeinwohlförderung zur Verfügung stehen." Ob deswegen zwangsläufig die Einnahmen der staatlichen Anbieter durch Lotto und Klassenlotterie zurückgehen, ist allerdings noch gar nicht klar, vielmehr scheint der noch gültige Glücksspielstaatsvertrag zu einer Lotto-Krise geführt zu haben.

Zum Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichts zum Glücksspielmonopol ein Kommentar im morgenweb: "In Wirklichkeit wollten sich die Länder auch nur unliebsame Konkurrenz vom Halse halten. Doch die erhofften Zugewinne bleiben aus. Das staatliche Sportangebot Oddset gilt als so unattraktiv, dass die meisten Wettfreunde nun lieber schwarz, im Internet oder Ausland zocken. Daher hat sich der Fiskus sogar um einen Haufen Geld gebracht - ebenso die Vereine, die vom Glücksspiel-Geschäft gern einen größeren Batzen abhätten."

Der Deutsche Sportbund und der Sportwettenmarkt: "'Die Sportverbände haben schon immer eine gewisse Liberalisierung des Sportwettenmarktes im Blick gehabt.' Kein Wunder, da Experten hier das mögliche Volumen für Sponsoringaktivitäten auf dem deutschen Markt auf jährlich 300 Millionen Euro schätzen. 'Die Form einer Herauslösung der Sportwetten ist noch völlig unklar. Theoretisch ist ja auch ein zweiter Glücksspielstaatsvertrag denkbar', sagt Thiel."

Casino-Sterben in Sachen-Anhalt: "Noch rollt in den Casinos in Magdeburg, Halle und Wernigerode die Kugel. Doch obwohl Pokerabende an Freitagen wie heute ab sieben inzwischen mit 'Feierabendhäppchen' schmackhaft gemacht werden, bleiben die Spieler aus – viele Sachsen-Anhalter haben offenbar schlicht nichts mehr zu verspielen. Statt sich mit der Spielbankenabgabe ein nettes Zubrot zu verdienen, musste das Land daher in den beiden vergangenen Jahren insgesamt drei Millionen Euro zuschießen, um eine Pleite zu verhindern. Zu Jahresbeginn 2009 zog Bullerjahn dann die Reißleine: Die Casinos wurden ausgeschrieben."

[UPDATE]: "Rund drei Millionen Euro flossen aus dem Landeshaushalt 2007 und 2008 in die Casinos. Auch dieses Jahr rechnet das Land mit einem deutlichen Minus. Das gab es noch nicht in Deutschland, dass ein Land Spielbanken subventioniert", schreibt die Frankfurter Rundschau. Ein lesenswerter Artikel, der zeigt, dass es zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung gravierende Unterschiede zwischen Ost und West gibt: "92 Spielcasinos gibt es in Deutschland, im Osten gerade ein Dutzend. Thüringen hat in einem Erfurter Nobelhotel eine kleine Automatenhalle. Sachsen hat auch nur noch Automaten. In Dresden drehte sich 1999 letztmals eine echte Roulettekugel. Sachsen schloss seine Spielbank. In Brandenburg gibt´s die Spielbank in Potsdam, sie soll einigermaßen Geld abwerfen. 'Das hat bei uns im Osten ja keine Tradition', sagt die Abgeordnete Klein."

Schnellkurs Pokerökonomie

Wer auf Diagramme steht, kommt derzeit bei Pokertableratings voll auf seine Kosten. Der Cashflow an den High-Stakes-Tischen wurde nachgezeichnet. Je mehr Spieler einbezogen werden, desto lustiger wird's. Theoretisch musst du nur weit unten anfangen, um eine Ahnung davon zu bekommen, auf welchen Umwegen deine mühsam erspielten Dollar in den Taschen von Phil Ivey landeten. Oder meinetwegen auch Brian Hastings, dem großen Gewinner dieser Woche.

Denn so in etwa funktioniert die Pokerökonomie. Fische, Anfänger oder schlechte Spieler, zahlen ein und verlieren früher oder später. Die "Regs", die regelmäßigen Spieler, gewinnen Geld von den Fischen und reichen es weiter, wenn sie versuchen in der Pokernahrungskette die nächste Ebene zu erreichen. Der Small-Stakes-Spieler versucht es auf den mittleren Stakes, der wiederum probiert es bei den High Stakes. Und immer so weiter bis zum Ende der Fahnenstange. Dort hockt Phil Ivey, genießt die Aussicht und wartet auf Leute wie Isildur1, um ihnen 2,9 Millionen Dollar abzunehmen. So in etwa.

Kürzlich warb der Pokerspieler und Harvard Professor für Finanzwirtschaft, Brandon Adams, für die kreativen und analytischen Fähigkeiten von Pokerspielern, die sich auch auf dem Börsenparkett gut machen würden. Oder zumindest die fünf Prozent der Pokerspieler, die im schwierigen System des Online-Poker zu den Gewinnern zählen würden. Denn 95 Prozent der Spieler verlören Geld, also müssen die anderen fünf Prozent etwas draufhaben.

Gehörst du dazu, schätz dich glücklich. Das Limit spielt fast schon keine Rolle mehr. Die Grenzen tauchen immer wieder auf, nämlich dann, wenn du das nächste Limit erklimmen willst. Denn so geht das Peter-Prinzip: "In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen." Beim Poker steigst du auf bis zu dem Limit, das du nicht mehr schlägst. Oder nur mit Arbeit, mit viel Arbeit - ein nie aufhörender Kreislauf von Analyse und Verbesserung. Und wenn das nicht gelingt, werde einfach glücklich auf dem Limit, das du schlägst.

Freitag, 11. Dezember 2009

Der große Poker-Potlatsch

Vom aufstrebenden Superstar zur Cash Cow: In der Haut von Isildur1 möchtest du derzeit nicht stecken. Es ist eine beispiellose Achterbahnfahrt, die er innerhalb von gut vier Wochen hingelegt hat. Erst ging es für den schwedischen Spieler, dessen Identität allen Behauptungen von Tony G. zum Trotz immer noch nicht geklärt ist, steil nach oben. Mit 5 Millionen Dollar lag er im Plus. Knapp drei Wochen später hat er die Gewinne wieder abgegeben und noch zwei Millionen draufbezahlt. So wie es derzeit aussieht, hat hauptsächlich Tom Dwan aka durrrr den Upswing von Isildur1 finanziert, von dem andere Full Tilt Pros wie Patrik Antonius ($2.2M), Phil Ivey ($2.9M) und Brian Hastings nun profitiert haben. Hastings gewann am Dienstag eine spektakuläre Summe von Isildur1, irgendetwas zwischen 3,2 und 4,2 Millionen Dollar, vermeintlich der größte Gewinn, der online an einem einzigen Tag erspielt wurde. Da konnte selbst ein erfolgsverwöhntes Pokerkid wie Brian Hastings nicht anders, als "Wow" sagen. Ist es wirklich passiert?

Soweit die Fakten. Inzwischen wird darüber debattiert, ob die Stakes nicht längst zu hoch seien. Tony G. meint ja, andere finden das eher nicht. Antonius sagt im Gespräch mit Phil Gordon, dass du bei Spielen dieser Größenordnung schon mal drei Millionen in einer Stunde verlieren könntest. Und damit du ganz unbeeindruckt von diesen Swings spielen könntest, bräuchtest du laut Antonius eine Bankroll im Bereich von 300-500 Millionen. Die habe keiner, deswegen probiere sich hier halt jeder Spieler aus: "You take a shot!"

Für mich als Zuschauer ist es Unterhaltung, allerdings wäre es das auch bei Blinds von 50/100 Dollar. Derzeit sehe ich es als großen Poker-Potlatsch. Es wird gegeben und genommen, die Geschenke fließen mal in diese oder jene Richtung, und wer weiß schon genau, wer in vier Wochen wieder Häuptling ist.

Apropos Geschenke. In der aktuellen Ausgabe von Poker After Dark entscheiden sich Antonius, Negreanu, Hansen, Ivey und Dwan dafür, vor dem Flop und ohne ihre Karten zu kennen, $100.000 in die Mitte zu schieben und zu sehen, wer am Ende die Nase vorn hat. Die Herrschaften zocken eine Runde. Wobei Ivey und Antonius vorher klären müssen, ob die Runde auch für ihrer Seitenwette gilt, bei der es vermutlich auch um absurd hohe Beträge geht. Und Negreanu will erst nicht mitmachen, hat er aber schon $100 im Pot, die er keinesfalls für nichts ausgeben will. Ja, es ist schon skurril.

Ab etwa 1:10

Dienstag, 8. Dezember 2009

Die Geschichte des Online-Poker und ein bisschen Paranoia

Ihr kennt ihn so und nicht anders: Victor Vega eignet sich auf seinen Beutezügen im Internet alles an, was nicht niet- und nagelfest ist. Und sagt immer brav, wo es herkommt, das gehört zur Parasitenehre. In diesem Fall ist es eine kurze Geschichte des Online-Poker, die Jan Meinert für Poker Olymp zusammengeschrieben hat. Viel Lesenswertes, insbesondere von den Anfängen:

"Eine Horde 'Internet-Nerds' mit einer Leidenschaft für das Pokerspiel diskutierte lebhaft auf RGP. RGP bedeutet 'rec.gambling.poker' und war damals eine Newsgroup zum Thema Poker, ähnlich den heutigen Pokerforen."

Mit dabei waren laut Meinert laut Meinert Leute wie Chris "Jesus" Ferguson, Greg Raymer, Perry Friedman, Paul Phillips, David Sklansky, Mike Caro und Steve Brecher. Aus diesen Diskussionen sei dann ein Pokerserver im Internet Relay Chat entstanden, das Spiel sei ganz ohne jeden technischen Schnickschnack ausgekommen: "Die Spiele liefen damals chatbasiert ab, also eher wie ein Textadventure. Graphisch gab es da nix zu sehen."

Es gibt ein Cardplayer-Interview mit Chris Ferguson (ab etwa 1:40), in dem er an einer Stelle kurz vom Spiel auf IRC-Poker berichtet. Das sei, so weit er wisse, der erste Online-Pokerraum gewesen. Laut Ferguson war das im Jahr 1989.

Weitere Stationen der kurzen Geschichte des Online-Poker führen über Planet Poker und PartyPoker zu Chris Moneymaker, aber eben auch zu den unvermeidlichen Rechtsfragen und auch den Skandalen um Ultimate Bet und Absolute Poker. Bei Letzteren immerhin gibt es, wenn auch spät, so etwas wie Aufklärung, und viele Spieler, die damals mithilfe von Superuser-Accounts betrogen wurden, haben zumindest einen Teil ihrer Verluste ersetzt bekommen. Was es psychologisch für einen Spieler bedeutet, wenn er andauernd betrogen wird und nicht nur Geld, sondern auch das Vertrauen in sein Spiel verliert, davon berichtete Mike Matusow.

Aber es sind nicht die einzigen Skandale gewesen. Es gibt eine Reihe von Seiten, die einfach von heute auf morgen im Nirvana verschwanden und das Geld ihrer Spieler auf Nimmerwiedersehen mitnahmen, zum Beispiel die leidige Eurolinx-Geschichte in diesem Jahr, bei der sich inzwischen immerhin die maltesische Polizei eingeschaltet haben soll.

Jeder dieser Fälle beschädigt den Ruf des Online-Poker. Die genannten Fälle sind üble Fälle, aber sie sind noch nicht der Supergau. Michael Pirro hat einen etwas paranoiden , und das ist nicht abfällig gemeint, Artikel für den ISA-Guide geschrieben, in dem er nach der Ehrlichkeit des Online-Poker fragt. Er beschäftigt sich, in dem Text mit vielen Merkwürdigkeiten. Spieler beschwerten sich beim Support des Anbieters über viele Bad Beats hätten plötzlich eine Gewinnsträhne. Leute hätten in den ersten Tagen nach einer Neuanmeldung ungewöhnlich gute Karten erhalten und außerordentliche hohe Gewinne erzielt. All das kann selbstverständlich rein zufällig sein. Und dann die immer wieder gern genommenen Bad-Beat-Serien: "Auch argumentieren die Anbieter bei Bad Beats auch immer ganz gern damit, dass online viel mehr Hände gespielt werden. Es ist so, dass mehr Hände gespielt werden. Aber ist es denn normal, dass 80% mehr gespielte Hände gefühlte 400% mehr Bad Beats verursachen?" Bis zum heutigen Tag gibt es keine Beweise dafür, aber würde ein solcher Fall aufgedeckt, das wäre der Supergau für Online-Poker.

Die Debatte darum ist natürlich nicht neu, vermutlich eher so alt wie Online-Poker selbst. Und in dieser Debatte wird viel spekuliert, und nicht immer sinnvoll. Pokeranbieter machen ein Milliardengeschäft. Warum sich selbst ins Bein schießen? Warum noch gieriger sein? Ed Miller hat einen ausgezeichneten Artikel geschrieben, warum es Sinn machen könnte. Der Fisch soll weiter spielen und weiter Umsatz generieren, deswegen muss sein schlechtes Spiel belohnt werden und der Lauf der Karten nur ein ganz klein wenig zu seinem Vorteil manipuliert werden. Auch das ist eine Spekulation, die aber erlaubt sein muss. Bis wir eines Tages Gewissheit haben.

Pirro stellt nämlich auch die Kernfrage:

"Wer kontrolliert eigentlich die Anbieter von Online-Pokerplattformen? Die Antwort ist einfach: Niemand. Die Anbieter können schalten und walten wie sie wollen und die Software so programmieren, dass es am Ende nur einen Gewinner gibt, nämlich den Anbieter selbst."

Ich bin mit den genauen Abläufen nicht vertraut. Zumindest Bill Rini schreibt, dass viele Pokeranbieter die "random number generators" von dritter Seite untersuchen lassen würden. Da bliebe dann nur zu hoffen, dass die Kontrolleure auch wirklich unabhängig sind und nicht von den Anbietern für ihre Dienste bezahlt werden. Wie unzureichend solche Kontrollen sind, belegt die Rolle, die Ratingagenturen bei der Finanzkrise gespielt haben.

Die Kontrollmechanismen jedenfalls sind für den Durchschnittspokerspieler nicht sehr transparent, und die Fälle von UB und Absolute erwecken kein Vertrauen in die Standards der Industrie, schließlich wurden sie durch Pokerspieler selbst aufgedeckt. Vermutlich müssen sich Pokerspieler so organisieren, dass sie selbst effektive, unabhängige Kontrollen durchführen können, aber das klingt zunächst einmal nach einer heroischen Aufgabe.

Freitag, 4. Dezember 2009

"Playing some pokers" - Chirens 1 Million Hände Challenge

"How can I be so fucking tired?" Erst vier Tage läuft die Challenge von Chiren, der im Dezember 1 Million Hände spielen will, aber er sieht schon reichlich mitgenommen aus. Über einen Livestream kannst du Chiren beim Spielen beobachten. Wenn sein Verfall in diesem Tempo fortschreitet, wird sein Anblick Ende Dezember ziemlich gruselig sein.

Allerdings scheint das heute nicht unbedingt sein Tag zu sein. Er sagt, er verstehe gar nicht, warum er so müde sei, nach immerhin acht Stunden Schlaf, aber er sei ja auch nur ein Mensch, und vielleicht müsse er mehr schlafen nach einer solchen Marathonsession, am Vortag angeblich 27 Stunden. Gestern sei er sehr aus sich herausgegangen. Dafür dass Chiren 24 Tische spielt und heute etwas k.o. ist, findet er noch ziemlich oft Zeit seine Zuschauer zu betexten, über Poker, Multitabling, FPPs und natürlich das Internet. "Ich habe hier fast meine eigene Live-Show, beinahe wie im Fernsehen - fast tausend Leute schauen zu."

Stackt er einen Gegner, spielt er kurz Bing Blang Blaow - "That's for you, Igor! And you deserve it." Also, Chiren ist mal wieder "the most popular thing on the internet", und wenn nicht das, so zumindest die bekannteste und die unterhaltsamste Laborratte in der Welt des Online-Poker.



Wie Chiren 24 Tische spielt

"Shipping the dough, that's how I roll."

[UPDATE]: Das Ende von Chirens Challenge kam nach ungefähr 200.000 gespielten Händen und zwei 2+2-Threads von insgesamt etwa 220 Seiten (Thread 1 + Thread 2). Irgendwie war seine Bewerbung für die Online Poker Pro Division bei PokerStars nicht angekommen: "Chiren ging auf Reallife-Tilt und beschloss mehr oder weniger im Wahn, am nächsten Tag zu PokerStars auf die Isle of Man zu fliegen um seine Anmeldung für das Team persönlich zu übergeben. Gesagt, getan, er flog hin und redete mit dem Verantwortlichen von PokerStars, der seine Anmeldung entgegennahm." Die Begeisterung für seine Challenge hielt sich bei PokerStars wohl in Grenzen, gesteht Chiren in einem Videoclip. Mit verantworlichem Spielen habe seine Challenge eher nicht so viel zu tun.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Der Mann mit dem Schal - Georg Danzer

Vor ein paar Tagen hat SPON ein Interview mit Georg Danzer veröffentlicht (via Hochgepokert). Dabei ging es auch um die Rolle der deutschen Medien, die das Pokerspiel und selbst ein Großereignis wie die World Series of Poker immer noch stiefmütterlich behandeln. Selten gibt es Berichte, die über ein paar Zahlen und den Hinweis auf Spielsüchtige auskommen. Danzer sagt, es fehle eben ein deutscher Superstar:

"Er muss nicht mal was Großes gewonnen haben, sondern nur regelmäßig in den Medien sein. Es gibt ja viele C-Promis, die viel mehr Raum im Fernsehen bekommen als der beste Pokerspieler."

Georg Danzer berichtet, wie er gemeinsam mit Jan Heitmann in einem Monat aus 500 Euro 20.000 machte. Das war der Einstieg in die Karriere als Pokerspieler:

"2006 im Januar habe ich mit dem Studium ausgesetzt und gesagt, so, jetzt bin ich Pokerspieler. Ich hatte wenig Geld übrig, vielleicht 500 Euro, aber viel Optimismus. Ich habe mein Geld dann mit meinem Kumpel Jan Heitmann (beide sind bekannt als die "Poker-Amigos"; die Red.) zusammen geworfen, Jan spielte am Tag und ich nachts, mit einem Account, das ging damals noch. Es waren ja die Anfänge des Poker im Internet. Schlussendlich hatten wir 20.000 Dollar nach einem Monat zusammen. Und damit sind wir dann durch Europa gefahren und haben Turniere gespielt. In Paris ging's los, Stockholm, Barcelona, London. In Paris lief es super für mich, in London wurde Jan Zweiter und ich dann Dritter in Barcelona bei der Heads-up WM."

In dem Interview erkärt Danzer auch, warum er am Pokertisch immer einen Schal trage. Beim Bluffen schlucke er, der Schal verdecke das. In dem folgenden Clip vom Main Event der WSOP 2006, bei der Danzer ins Geld kam, erklärt sogar seinen Tischnachbarn, was es damit auf sich hat:


"That is a dashing look!"

Georg Danzer ziert übrigens auch den Titel der aktuellen Royal Flush. Das Interview dort beginnt mit der Frage, ob er denn auch einen Seidenschal trage, wenn er online spiele: "Nein, daheim bin ich eher leger in Ballonseide gekleidet..."

Dienstag, 1. Dezember 2009

40.000 Hände in 24 Stunden

Oh my sickness! Ein 22-jähriger Russe, der bei PokerStars.com unter dem Namen "innerpsy" spielt, hat einen neuen Weltrekord aufgestellt. Die Disziplin ist eigenwillig und lautet: "Wie viele Pokerhände kannst du online an einem Tag spielen?" 40.000 hielt Innerpsy für möglich, und Samstag vor einer Woche hat er es geschafft. Nach nur 18 Stunden und 33 Minuten war es vollbracht, zu Buche standen 40.088 Hände. Bluff will ausgerechnet haben, dass du dafür in einem Casino etwa 56 Tage und Nächte bräuchtest. Es gibt halt zwei Zeitzonen in der Welt des Poker.

[UPDATE]: Nichts ist für die Ewigkeit im Internetzl, manchmal hält ein Weltrekord nur ein paar Tage und eine kleine Notiz hat die Halbwertzeit von ein paar Minuten, genau genommen war sie hier gar nicht vorhanden. Door Card Friederike hat mich auf Chicago Joey aufmerksam gemacht, der am 30. November nichts Besseres zu tun hatte, als 50.000 Hände in kaum mehr als 20 Stunden zu spielen. Das Limit war NL25 und er lag am Ende mit $850.35 vorne. Insgesamt will er mit der Aktion durch Seitenwetten und den Wert der FPP $34.000 gemacht haben. Und hier ist Chicago Joey im Moment des Triumphs, halbnackt und etwas zu laut und mit großen Plänen für die Zukunft.

Tom Dwan aka durrrr über seine Anfänge, Isildur und Tilt

Tom Dwan hat dem Gambling Online Magazin ein recht umfangreiches Interview gegeben, und das darf in Vegas Sammlung nicht fehlen. Dafür, dass der gute durrrr in letzter Zeit bei seiner Auseinandersetzung mit Isildur1 ordentlich Prügel bezogen und mehrere Millionen in den Sand gesetzt hat, wirkt er recht locker. Er erzählt von seinen Anfängen, als er noch keine 18 Jahre alt war, $50 online deponierte und dort auf Spieler traf, die wirklich schlecht gewesen seien. Besonders interessant ist die Passage, in der durrrr über das Gewinnen und Verlieren großer Pots spricht. Ideal sei es, dass Spiel danach überhaupt nicht davon beeinflussen zu lassen. Er glaubt, dass ihm das ganz gut gelänge, aber eben auch nicht immer. Selbst der smarte Tom Dwan ist tiltbar.


Via Pokerolymp

Ein Fundstück: Antonius nimmt durrrr bei High Stakes Poker auf den Arm.

"Are you joking?"

Montag, 30. November 2009

Beyond the Felt

"I never know what day is. Who cares."
Daniel Negreanu

Noch eine Pokerdokumentation ist aufgetaucht. You gotta love it, das Internet, aber die Doku selbst scheint auch nicht schlecht zu sein. Das war zumindest mein Eindruck nach den ersten 30 Minuten. Ich mag solche Sätze wie den zitierten von Negreanu und habe volles Verständnis für Adam Schoenfeld, der schläft, bis der normale Arbeitstag vorbei ist, weil ihn das geschäftige Treiben nervös mache.

"Beyond the Felt" ist aus dem Jahr 2005 und Pokerpros wie Evelyn Ng, Layne Flack, Doyle Brunson, Jennifer Harman und viele andere berichten von einer Profession, die vom Rest der Welt schwer verstanden wird. Hier sind die 13 Folgen, jeweils ungefähr 30 Minuten.



Via Fifth Street Journal

Freitag, 27. November 2009

Werde Mitglied im "Bacon Of The Month Club"

SAY WHAT? Richtig gehört, es geht um eine Mitgliedschaft im "Bacon of the Month Club". Du könntest das übersetzen, wobei dann sowas rauskäme wie der "Speck des Monats Club". Kann ja sein, dass eingefleischte Speckliebhaber das originell finden, wer weiß das schon genau.

Jedenfalls hat sich High Roller Cole South von seinen erspielten Millionen neben gelegentlichen Safaris auch eine Mitgliedschaft in diesem Club geleistet und berichtet davon ausgerechnet dem ernährungsbewussten David Benefield. Eine dekadente Bande, diese Pokerspieler.



Besonders schön sind auch die Gesten der Begeisterung für das Speckthema bei Kaplan und Brunson am Ende des Clips.

Aber die Sache ist selbstverständlich nicht so seicht, wie sie auf den ersten Blick scheint. Vermutlich machte Benefield gerade mal wieder eine vegane Diät und South wollte ihn durch die Erwähnung des phänomenalen "Bacon of the Month Club" gründlich tilten. Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass es den verdammten Speck-Club tatsächlich gibt. Sogar mit Bacon of the Month Club Membership Card und

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Donnerstag, 26. November 2009

Zahlen zum deutschen Glücksspielmarkt

Der Wettskandal macht's möglich, dass derzeit viel über Glücksspiel und den Glücksspielmarkt geschrieben wird.

"30 Milliarden Euro Umsatz werden jedes Jahr mit Lotto, in Casinos und an Geldspielautomaten in Deutschland umgesetzt. Länder und Gemeinden zweigen davon jährlich rund vier Milliarden Euro an Steuern ab. Zwar gibt es in den meisten Kommunen Proteste, wenn neue Spielhallen öffnen. Dennoch sind von den 1642 Kommunen in Deutschland nur 279 spielhallenfrei, Tendenz sinkend", schreibt der Tagesspiegel heute.

Das deckt sich in etwa mit den Zahlen, die die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim für das Jahr 2006 ermittelt hat. 2006 betrug der Gesamtumsatz noch 27,618 Mrd. Euro. Angeblich nehme etwa ein Drittel der Bundesbürger regelmäßig an Glücksspielen teil.

"Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen errechnet rund ein Drittel mehr Glücksspielumsatz als noch vor zehn Jahren, aktuell sind es 30 Milliarden Euro", berichtet der Tagesspiegel.

Der Umsatz mit Sportwetten kann da nicht mithalten: "Jährlich wird in der Bundesrepublik mehr als eine Milliarde Euro bei Sportwetten umgesetzt. Die Fußballwetten haben bei Zockern den Wetten auf Pferderennen den Rang abgelaufen. Auch auf Formel 1, Eishockey, Tennis, Wintersport oder Hunderennen wird gesetzt."

DPA schreibt: "Bundesweit sind je nach Untersuchung 100 000 bis 290 000 Menschen krankhaft glücksspielabhängig, weitere 150 000 bis 340 000 spielen mindestens 'problematisch', sind also sehr gefährdet, süchtig zu werden, heißt es vom Fachverband Glücksspielsucht in Herford, der sich um die Belange von Spielsüchtigen und ihren Angehörigen kümmert."

UPDATE: In der Welt vom 26. November erklärt die Vorsitzende des Fachverbands Glücksspielsucht Ilona Füchtenschnieder, dass "70 bis 80 Prozent der Menschen, die in Beratung und Behandlung kommen, sagen, dass die Spielautomaten in Gaststätten und Spielhallen ihr Problem sind." Ausgerechnet diese Automaten, von denen es in Deutschland 220.000 gebe, würden aber juristisch nicht als Glücksspiel betrachtet.

Mittwoch, 25. November 2009

Mord und andere Verbrechen

Etwas unfreiwillig mutiert der heutige Post zu einer Art Polizeibericht. Gleich zwei Pokerspieler sind in Mordfälle verwickelt. Beide Fälle haben das Zeug für einen ordentlichen Krimi.

Bereits vor einigen Tagen machte die Nachricht die Runde, dass Agenten von Scotland Yard den britischen Pokerspieler Marcus Bebb-Jones verhaftet haben. Der 46-jährige Bebb-Jones soll 1997 in Colorado seine damals 31-jährige Frau Sabrina ermordet haben. Die Leiche versteckte Bebb-Jones angeblich in der Gegend von Grand Junction.

Dann begab sich Bepp-Jones nach Las Vegas, angeblich um seine Frau zu suchen, die ihn im Streit verlassen habe. Dem Liebesschmerz und der Sorge um seine Frau verlieh Bepp-Jones allerdings auf sehr eigenwillige Weise Ausdruck. $5.700 hob er in nur zwei Tagen mit der Kreditkarte seiner Frau ab und gab sie für teure Klamotten, Prostituierte und einen gemieteten Ferrari aus. Einige Tage später versuchte er sich das Leben zu nehmen, schoss sich eine Kugel in den Kopf, stellte sich dabei aber so ungeschickt an, dass er ohne ernsthafte Verletzungen davonkam.

Bepp-Jones war zwar von Anfang an verdächtig, schreibt die Aspen Daily News, doch überführen konnte ihn die Polizei nicht. Was vor allem daran gelegen haben mag, dass es keine Leiche gab. Erst sieben Jahre später, im Jahre 2004, sollte ein Farmer zufällig einen Schädel entdecken, der als der von Sabrina Bepp-Jones identifiziert wurde. Längst lebte Bepp-Jones wieder in England, wo er auch als erfolgreicher Pokerspieler seinen Lebensunterhalt bestritt. Im Oktober 2007 gewann er zum Beispiel den Grosvenor Grand Prix und strich 90.000 Pfund ein. Jetzt wartet Bepp-Jones in Haft auf seine Auslieferung in die Staaten.

* * *
Sophon Sok hatte am Sonntag einen guten Tag. Er gewann die British Columbia Poker Championships 2009 und fast $365.000. Doch nur 24 Stunden später wurde der 30-Jährige an einer Tankstelle in Vancouver verhaftet. Er soll am 17. Oktober 2007 an einem sechsfachen Mord beteiligt gewesen sein, bei dem es um eine Art Bandenkrieg gegangen sei. Sein Gewinn liegt vorerst auf Eis.

* * *
In Deutschland wird nicht ganz so scharf geschossen. In Wiesbaden steht ein vermeintlicher Pokerprofi vor Gericht, weil er bei ebay vor fünf Jahren Waren versteigert, doch den Käufern nie die ersteigerten Produkte geliefert habe. Vermeintlicher Schaden 35.000 Euro. Der Angeklagte behauptet laut Frankfurter Rundschau, er sei unschuldig:

"B. erläuterte, dass er vom Pokern lebe, bei Turnieren Geld gewinne, bei Pokermagazinen und beim Fernsehen gefragt sei und im Jahr mehrere 100.000 Euro verdiene - weitgehend steuerfrei, weil es sich um Glücksspielgewinne handele. B. zeigte sich erstaunt darüber, dass ausgerechnet er ein Internetbetrüger sein soll. Damit habe er nichts zu tun, versicherte er und bot dem Gericht an: 'Wenn ich Ihnen helfen kann, helfe ich Ihnen gern.'"

Montag, 23. November 2009

WSOP trotzt der Rezession

An Las Vegas ist die US-Rezession nicht spurlos vorbeigegangen. Gelegentlich gab es Berichte, dass Casinos schließen mussten oder dass zumindest die Gewinne gefallen sind, und zwar seit 21 Monaten, wie die Las Vegas Sun kürzlich bemerkte. Deswegen waren die Erwartungen für die diesjährige World Series of Poker auf Seiten der Veranstalter nicht ganz so hoch gesteckt. Dennoch wurde es ein Rekordjahr.

An den insgesamt 57 Events nahmen 2009 60.875 Spieler teil. Das waren rund 2.000 Teilnehmer mehr als im Jahr zuvor, schreibt Las Vegas Sun. Während die Teilnahmerzahl bei Turnieren wie dem Main Event mit einem Buy-In von stolzen $10.000 abgenommen habe, sei der Zuspruch für die Turniere mit geringeren Buy-Ins deutlich größer geworden. So habe ein NLH-Turnier mit einem Buy-In von $1.000 ins gesamt mehr als 6.000 Spieler angezogen. Die Programmplanung für das nächste Jahre werde dieser Entwicklung Rechnung tragen, sagte ein WSOP-Sprecher.

Nach dem Rücktritt von Jeffrey Pollack als "Commissionar", der die WSOP seit 2005 nach außen vertrat und der Veranstaltung ein Gesicht gab, scheint es zumindest bislang keine Pläne zu geben, den Posten erneut zu besetzen. Außerdem ist der Sender ESPN weiter mit an Bord, vorerst bis 2017.

Donnerstag, 19. November 2009

Pokerfieber

Gerade ein Stück gelesen, das Ende Oktober im Tagesspiegel erschienen ist. Ein ausgewogener Text, selbst im Titel - "Das (Un)glücksspiel", Reportage, Geschichte des Spiels, dazu ein bisschen Recht, ein Bremer Psychologe gibt Auskunft über die Kernbotschaft der Poker-Marketing-Experten, die laute, "dass ein wenig Talent in Verbindung mit einem gewissen Trainingsaufwand ausreicht, um in schneller und einfacher Weise Geld verdienen zu können", aber auch der Hinweis, dass der Erfolg beim Pokern nichts zu tun habe mit "Leidenschaft, Fieber, Droge". Wer wie Roland Specht vom Zocken leben wolle, brauche Fleiß und Disziplin.

Und ein paar Zahlen:
"Rund 1,6 Millionen 'Echtgeldpokerspieler' gibt es in Deutschland laut Auskunft der Poker Players Research. Damit liegen die deutschen Pokerfaces knapp vor den Skandinaviern (1,4 Millionen) und Franzosen (1,3 Millionen) und bilden die größte Pokergemeinde Europas. Nach Angaben von casinoportalen.de waren Anfang 2007 darüber hinaus eine Viertelmillion Deutsche regelmäßig im Netz unterwegs, um ihr Pokerglück zu versuchen." Allerdings erscheinen selbst der Autorin diese "offiziellen Zahlen" zu gering. Sie vermutet, dass die Fangemeinde "im wirklichen Leben" größer sein dürfte.

Außerdem wird ein Dokumentarfilm von Harald Woetzel erwähnt, der eher konventionell in der Machart daherkommt - "Pokerfieber. Der Traum vom schnellen Geld." Vorsicht, die sprechen Schwäbisch und brüllen "Mutti"! S-C-A-R-Y!





Mittwoch, 18. November 2009

Cada bei Letterman

Es ist angeblich schon eine Weile her, schreibt Short-Stacked Shamus, dass ein Pokerspieler bei der amerikanischen Late Show Letterman zu Gast war. Jetzt durfte der frisch gebackene WSOP-Main-Event-Sieger Joe Cada ran und konnte sein Bracelet bewundern lassen - Letterman: "It's a watch and stuff and jewls and bracelet and my god..."

Cada trug übrigens keinen bunten Aufkleber seines Sponsors PokerStars und brauchte trotzdem nur rekordverdächtige 82 Sekunden um den Namen geschickt zu platzieren. Kannst du nicht meckern, entweder gut trainiert oder ein Naturtalent, dieser Joe Cada. Den ersten Lacher bekam Cada, nachdem Letterman fragte, wie viel er mal verloren habe, und er mit einer Gegenfrage antwortete: "An einem Tag?" Insgesamt hat Cada Poker im zweiten Teil des kurzen Interviews nicht schlecht verkauft. Er wirkte eigentlich wie der nette junge Mann oder junge Student von nebenan. Poker sei halt nicht mehr so wie alten Tagen. Der sich naiv stellende Letterman sagte, in seiner Vorstellung finde man den Gewinner eines großen Pots hinterher immer noch tot in einem Mietwagen. Take a look.



Like a dream come true

Wo wir gerade dabei sind, noch ein Fensehauftritt von Cada: Bei Pokerati bin ich gerade auf den Clip von Cadas Besuch beim Frühstücksfernsehen gestoßen.

Dienstag, 17. November 2009

Hai auf dem Trockenen

Noch ein Hinweis auf einen Pokerfilm, diesmal ein kurzer, etwa 20 Minuten lang. Es geht um Abhängigkeit und die Untiefen des Spiels, wenn es schlecht läuft. Phil Hellmuth und Brad Booth haben Gastauftritte in "Shark Out Of Water".

Montag, 16. November 2009

Glücksspielmonopol steht auf der Kippe

In ihrer Samstagsausgabe berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass Schleswig-Holstein den Glücksspielstaatsvertag zum 31. Dezember 2011 kündigen wird. Damit zeichnet sich ein Ende des staatlichen Glücksspielmonopols ab. Der Glücksspielstaatsvertrag verbot das Online-Glücksspiel im Internet, was in Zeiten des Internets offensichtlich absurd ist (siehe den Fall bwin, auch hier). Die Durchsetzung des Verbots wäre im Grunde nur durch massive Zensur- und Sperrmaßnahmen durchzusetzen gewesen.

Unter dem Vorwand die Spielsucht zu bekämpfen, versuchte man das staatliche Glückssielmonopol zu retten. Der Vertrag habe weder "für die Bekämpfung der Spielsucht noch für die Vorbeugung" getaugt, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kieler Landtag, Christoph von Boetticher. Und nannte gleich den Grund: Mehr als 3.000 Seiten mit Glücksspiel-Angeboten gebe es im Internet. Durch den Vertrag seien außerdem Arbeitsplätze und Steuereinnahmen verloren gegangen, weil Betreiber ins Ausland abgewandert sind. Schleswig-Holstein will nun laut von Boetticher mit den anderen Bundesländern "neue Rahmenbedingungen für das Glücksspiel" schaffen. Mit privaten Betreibern soll eine "sinnvolle Prävention" verabredet werden.

Der Deutsche Lottoverband meldete kürzlich, dass die Einnahmen aus dem staatlichen Glücksspiel als Folge des Internetverbots für Lotterien und die massiven Vertriebs- und Werbebeschränkungen um 30 Prozent eingebrochen seien. Der Verband spricht von einer "Lotto-Krise". "Die jüngsten Zahlen belegen, dass Lotto noch schneller als befürchtet aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet", so Norman Faber, Präsident des Deutschen Lottoverbandes. "Wenn die Politiker nicht schnellstens gegensteuern, wird die Spielfreude unwiederbringlich in unkontrollierbare Grau- und Schwarzmärkte kanalisiert."

Donnerstag, 12. November 2009

Deutsche Poker-Doku in Planung

"Of Sharks und Fish" ist der Arbeitstitel einer geplanten Dokumentation über Poker, die 2010 realisiert werden soll. Aus der Projektbeschreibung: "We will experience thrilling highlights and painful defeats, and everything else that makes poker what it is. We will come to understand how poker players think and act, how the game works, and what dimensions lurk within it." Der Trailer bemüht die Metapher vom Fisch, der auch du sein könntest, und führt uns dann in ein dunkles Hinterzimmer.



Via Royal Flush Blog

Mittwoch, 11. November 2009

"Pokern ist eine noch recht junge Sportart"

Der Main Event der WSOP hinterlässt Spuren in den Tageszeitungen. Hier ist die TK-Presseschau:

"Pokern ist eine noch recht junge Sportart", schreibt die SZ. Wir wissen nicht genau, wie sie zu dieser Einschätzung gekommen ist. Jung? Sportart? vielleicht haben wir was verpasst. Obwohl sich natürlich viele Argumente dafür finden ließen, warum du Poker wie eine Sport betrachten kannst und erfolgreiche Spieler eine Einstellung an den Tag legen, wie es auch viele Sportler tun. Trainiere das Spiel und den Geist(Zen) und lebe gesund - (Sind prozentual gesehen mehr Pokerspieler Vegetarier als in der Restbevölkerung?) Was gemeint ist, mit den "sicheren" Händen, die Cada gespielt haben soll, ahnen wir - ach, was soll's, warum nicht mal sichere Hände einführen in das Spiel (Pocket Deuces können nicht verlieren, aus Prinzip, und bekommen eine Freeroll. Werden sie geschlagen, ist es nur ein Split Pot; halten sie, räumen sie ab. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.) Gelegentlich werden ein paar Kleinigkeiten hübsch durcheinander gebracht: "In 57 Duellen konnten sich Poker-Liebhaber für das Finale vom 7. bis 10. November im Kasino des Rio All-Suite Hotel in Las Vegas qualifizieren."

AFP kennt Cadas Mutter: "Cadas Mutter arbeitet am Blackjack-Tisch eines Casinos in Detroit und hatte lange versucht, ihrem Sohn das Glücksspiel auszureden. Als er immer besser geworden sei, habe sie ihn jedoch ermutigt, seinen Traum zu verwirklichen, sagte sie. 'Er kann immer noch ans College zurückkehren, wenn er will.'"

Gefallen findet so manches Blatt an der "German Virgin": "Mit der 'German Virgin' machte Cada seinen Triumph nach einem spannenden Heads Up schliesslich perfekt. Seine Blatt 9/9 ('Ninenine' oder auch 'Neinnein' genannt) schlug Moons Dame/Junge."

Blick aus der Schweiz findet es märchenhaft: "Nur schon dass der 45-jährige Holzfäller aus Oakland (Maryland) in den Final kommt ist eine 'Aschenputtel'-Geschichte. Mit dem Preisgeld, das er in einem Lokalturnier gewonnen hat, bezahlt Moon das WM-Startgeld von 10.000 Dollar. Jetzt hat er diesen Einsatz verfünfhundertfacht. Nicht schlecht."

Und das Hamburger Abendblatt hat eine gute Nachricht für alle Schulabbrecher: "Schulabbrecher gewinnt Millionen-Jackpot im Poker"

Ja, so ist der immer zu Scherzen aufgelegte Qualitätsjournalismus, wobei du natürlich schon froh bist, wenn dich die Kulturreaktionäre nicht gleich verklagen.

Milliardenumsätze in Macau

In der SZ ist eine Reportage über Macau erschienen. Darin sind einige interessante Fakten enthalten. Etwa acht Milliarden Dollar hätten amerikanische Branchenriesen wie MGM, Sands oder Wynn seit der Liberalisierung des Glücksspielmarktes im Jahre 2002 investiert. Die Umsätze im Glücksspiel seien inzwischen doppelt so hoch wie in Las Vegas. Erzählt wird auch die eher derbe Geschichte vom Gangsterboss, der aus Frust über Verluste die Hosen herunterließ und auf den Filz pinkelte. Und dass die Chinesen ihre Leidenschaft für das Glücksspiel nicht immer unter Kontrolle haben: "Das China Business Journal fand heraus, dass Unternehmer allein aus der chinesischen Provinz Zhejiang im Jahr 2008 mindestens 191 Millionen US-Dollar in Macau verspielt haben. Ganze Unternehmen gingen zu Grunde und damit auch Arbeitsplätze verloren." In Macau selbst arbeiteten "45.000 der insgesamt rund 500.000 Einwohner" in der Glücksspielindustrie.

Lies auch:
Das Las Vegas Asiens
Poker King - China vor dem Rounders Effekt

Dienstag, 10. November 2009

Logger, Logger, Logger! - Moon unterliegt Cada

"Wie ein Boxkampf, Linke, Rechte, boom, boom!" Phil Hellmuth geriet fast in Ekstase, als er das Duell zwischen Darvin Moon und Joe Cada um den WSOP-Titel kommentierte. Es war wirklich gutes Radio mit Hellmuth, bei der Sache, beim Spiel mit ehrlicher Begeisterung. Das war vielleicht nicht so schwer, denn der Holzfäller aus Maryland Darvin Moon lieferte einen großen Kampf. Logger! Logger! Logger! Ich war gespannt, wie der Amateur Moon sich schlagen würde, und mein Herz schlug für den Außenseiter.

Moon spielte furchtlos, aggressiv und stellte Cada immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Check-Raises, Bluffs am River, obwohl der etwas fragwürdig war, aber es erlaubte dem erfahrenen Heads-Up-Spieler Cada nicht, seiner üblichen Spielweise zu folgen. Vorsicht bei thin value bets, der Holzfäller könnte dich reraisen. Es schien zunächst so, als wollte Cada beweisen, dass er der bessere Pokerspieler sei. Cada versuchte Moon auszuspielen. Joe Sebok meinte, es sei die falsche Strategie. Gegen Moon solle Cada mit den Nuts auftauchen oder seine Hände für ihren Wert spielen und auf Spielereien verzichten. Die Chipverteilung hatte sich teilweise umgekehrt. Moon lag weit vorne mit mehr als 140 Millionen Chips, Cada war runter auf unter 60 Millionen. Da sah es schon nicht mehr so aus, als würde Cada in dieser Nacht noch das richtige Mittel finden.

Am Ende setzte sich Cada durch. Das Bild zeigt die letzte Hand. Joe Cada war am Button und erhöhte auf 3 Millionen. Moon griff zu den Chips und legte noch etwas drauf - 8 Millionen. Cada geht All-In und Moon bezahlte - vor dem Flop. Das Paar Neuner hielt. Mit 21 Jahren ist Joe Cada der jüngste Champion in der Geschichte des Main Events der World Series of Poker.

Es war wirklich gutes Radio. Und das hätte ich vorher kaum geglaubt, Poker im Radio? Funktioniert! Und jetzt dürfen wir gespannt sein, was das Fernsehen aus einem diesem Duell mit großen Swings macht, das wohl schon morgen auf youtube zu sehen sein wird.

Nur einer hat schlechte Laune. Mike "The Mouth" Matusow twitterte:

"Kids (Cada) a stone idiot that will cost me 80k jas no clue what small ball is."

"Congrat cada for saving me even though u got no clue how to play poker."

Die schlechte Laune hatte er aber auch schon vor dem HU: "My only tweet I can't go see the two worst players of the final 9 play for pokers biggest prize its too embarrassing."

Montag, 9. November 2009

Moon und Cada im Glück

Es war eine lange Samstagnacht im Rio in Las Vegas, eine Nacht, in der ein Rekord aufgestellt wurde. Noch nie dauerte ein Final Table in der Geschichte der World Series of Poker länger. Nach fast 18 Stunden und 276 Händen, um etwa sechs Uhr morgens Ortszeit, waren mit Joe Cada und Darvin Moon endlich nur noch zwei Spieler übrig. Der Final Table war aber nicht nur ein Pokermarathon, sondern er lieferte eine Reihe denkwürdiger Suckouts. Und auf diesem Gebiet entpuppten sich Moon und Cada als wahre Meister.

Moon warf erst Ivey und dann Begleiter aus dem Turnier. Beide Male sah es schlecht aus für Moon. In der Hand mit Ivey ging es um fast 14 Millionen Chips, Moon hielt , Ivey , es hätte die dringend benötigte Verdopplung für Ivey sein können. Nicht in dieser Nacht. Der Flop kam , Ivey biss in einen Apfel und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Turn und River brachten keine Hilfe mehr. Gegen Begleiter ging es um einen Pott von über 40 Millionen Chips. Moon hatte AQ, Begleiter QQ, beide waren vor dem Flop All-In - auf dem River fällt das Ass und Begleiter kann sich verabschieden. Moon war an so mancher Stelle bereit, viel zu riskieren, und es waren nicht immer die besten. Einmal verdoppelte er Cada, als er vom Button mit K9 erhöhte, Cada im Blig Blind reraiste. Moon wollte sich nicht rumschubsen lassen und ging All-In, traf aber auf Asse.

Ivey fliegt raus und spielt weiter

Wer aber in Wirklichkeit sämtliche Pokergötter auf seiner Seite hatte, das war Joe Cada. Zweimal war er All-In mit einem kleineren Pocket Paar, jedesmal traf er sein Set. Die Hand gegen Saout gegen Ende war etwas grob. Cada eröffnet den Pot mit einem Raise auf 2.55 Millionen, Saout reraist vom Big Blind auf 7.3 Millionen und Cada lässt sich nach langem Überlegen zu einem 4bet-Shove verleiten. Saout bezahlte sofort mit Damen. Im Pot waren fast 80 Millionen, für Cada ging es um alles. Hinterher sagte Cada in einem Interview, dass du kleine Paare gegen Ende eines Turniers nicht einfach weglegen kannst. Saout hatte seine Gegner regelmäßig mit 3bets konfrontiert, und eigentlich hatte er Cada jetzt genau da, wo er ihn haben wollte.

Und was machte Ivey, nachdem er als Siebter rausgeflogen war? Ivey gab ein paar Interviews. Ivey, der die meiste Zeit short-stacked war und sich dennoch lange über Wasser hielt, sagte, er sei nicht zu enttäuscht, er habe "reasonably well" gespielt. Der viertplatzierte Eric Buchman hielt das später für untertrieben: "He played great, near perfect." Und Ivey wäre nicht Ivey, wenn er sich nach seinem Ausscheiden in eine dunkle Ecke verkrochen hätte. Nur eine Stunde später war er online und spielte im 7-Mix-Game mit Blinds von 2000/4000 gegen Gus Hansen und David Benyamine.

Cada und Moon spielen nun in der Nacht zum Dienstag einen Sieger aus. Cada gilt als Favorit, nicht nur weil er einen deutlichen Chiplead hat, sondern auch weil er der erfahrenere Heads-Up-Spieler ist. Nach seiner Erfahrung befragt, gab Darvin Moon zu Protokoll, da, wo er spiele, werde auf das Heads-Up verzichtet und das Preisgeld geteilt.

Bisherige Ergebnisse und Preisgelder:
1. ? - $8,547,042
2. ? - $5,182,928
3. Antoine Saout - $3,479,670
4. Eric Buchman - $2,502,890
5. Jeff Shulman - $1,953,452
6. Steven Begleiter - $1,587,160
7. Phil Ivey - $1,404,014
8. Kevin Schaffel - $1,300,231
9. James Akenhead - $1,263,602

Samstag, 7. November 2009

WSOP, Zoff um Internetwetten und ein Poker-Kleinkrimineller

Wer noch Lesestoff fürs Wochenende braucht, der kann es mit dem Media Guide zum Final Table der World Series of Poker versuchen. Für alle Freunde harter Fakten ist es ein wahres Fest. Wir erfahren zum Beispiel, dass Antoine Saout aus Saint Martin des Champs stammt und den Großteil des Main Event am gleichen Tisch mit Phil Ivey verbracht hat. Dass Darvin Moon auf dem Weg zum Finaltisch noch nicht ein einziges Mal alle seine Chips riskieren musste. Dass im Vergleich mit anderen großen Sportveranstaltungen die WSOP in Sachen Preisgeld auf den ersten Plätzen die U.S. Open im Golf und Tennis und auch die Rundstreckenrennen in Daytona und Indianapolis locker abhängt (siehe Grafik, zum Vergrößern klicken). Bluff verspricht übrigens eine Live-Audio-Übertragung vom WSOP-Finaltisch.

Was landete sonst noch in dieser Woche auf meinem Bildschirm?

Bwin trat wieder mal vergeblich vor Gericht auf, um sich gegen eine Anordnung der Bezirksregierung Düsseldorf zur Wehr zu setzen: "Unter Berufung auf den Glücksspielstaatsvertrag und Landesregelungen hatte die Bezirksregierung Düsseldorf am 30. Oktober 2008 angeordnet, dass Spielangebote der Seite www.bwin.com im Internet 'vom Gebiet des Landes NRW nicht mehr abrufbar sind' und dass die Veranstaltung von Glücksspielen 'bezogen auf NRW vollständig' eingestellt wird." Ein klein wenig irre, wenn ich mich nicht täusche. Die Geschichte ist nachzulesen bei heise.de.

* * *

In Gibraltar wird es eng. Ladbrokes kommt gerade mit seinem Betrieb in der Stadt mit 33.000 Einwohnern an. Davon arbeiten mehr als 3.000 in der Glücksspielindustrie, heißt es in einem PS-Blog. Bereits vor Ort seien folgende Unternehmen: PartyGaming, 888.com, bwin, Victor Chandler, William Hill und Betfred. Grund sind die niedrigen Steuern.

* * *

Platz ist noch im Grenzgebiet zwischen der Slowakei und Österreich. Dort will der amerikanische Glücksspielkonzern Harrah's laut Bericht des Handelsblatts ein "gewaltiges Vergnügungszentrum mit Casinos, Hotels und Thermalbädern aus dem Boden stampfen. Gigantisch ist auch der finanzielle Einsatz: 1,5 Mrd. sollen in den kommenden Jahren in der slowakischen Erde verbaut werden." Metropolis heißt das Vorhaben. Ganz in der Nähe werkelt auch die Konkurrenz an einem "Euro Vegas", allerdings auf ungarischem Boden.

* * *

Dann wäre da noch die Geschichte eines Kleinkriminellen namens "Halroide". Er soll sich unter falschen Namen mehr als 300 Mal bei Pokeranbietern Bonusangebote und Freibeträge erschlichen haben.

* * *

Außerdem eien Art Bastard-Mix des allseits bekannten spielsüchtigen deutschen Jungen, der einen Oscar für seine schauspielerische Leistung verdient hätte, diesmal verkoppelt mit den schönsten Erfahrungen auf dem virtuellen Filz. Yeah, take it easy and good luck!

Freitag, 6. November 2009

High Stakes Poker: Lineup steht fest

Viele altbekannte und ein paar neue Gesichter: In der sechsten Staffel von High Stakes Poker treten Patrik Antonius, David Benyamine, Doyle Brunson, Tom Dwan, Eli Elezra, Antonio Esfandiari, Sammy George, Barry Greenstein, Phil Hellmuth, Andreas Hoivold, Phil Ivey, Mike Matusow, Allan Meltzer, Dennis Phillips, Lex Veldhuis und Yevgeniy Timoshenko auf. Daniel Negreanu steht bei manchen auch auf der Liste, während einige melden, dass Negreanu anderen Verpflichtungen nachkommen müsse. Die Staffel wird vom 11. bis 13. November im Golden Nugget in Las Vegas aufgezeichnet, die Ausstrahlung beginnt am 14. Februar 2010. Die Show wird produziert von dem in Las Vegas ansässigen Unternehmen POKER PROductions, das auch die NBC-Show "Poker After Dark" aufzeichnet.

Sponsor des sechsten Staffel ist PokerStars.com. Gerüchte im Vorfeld, dass der Einstieg von PokerStars dazu führen könnte, dass Pokergrößen konkurrierender Anbieter wie Full Tilt die Show meiden, waren also unbegründet. Auch Phil Ivey tritt auf, allerdings erst zum zweiten Mal. Bislang war Ivey nur in der 3. Ausgabe der GSN-Serie aufgetreten. Für den Fall, dass sich jemand nicht an den Bluff erinnert, den Brad Booth gegen Ivey spielte - "That cash just looks so sweet":



Das Minimum-Buy-In beträgt $200.000. Und wir können auch darauf gespannt sein, ob es Barry Greenstein gelingt, "Bing Blang Blaow" an passender Stelle unterzubringen. Greenstein hatte in früheren Folgen schon Phrasen wie "LOL donkaments" und "math is idiotic" untergebracht und konnte dadurch Geld für wohltätige Organisationen einsammeln. Spieler hatten in Pokerforen vorher die Phrase und den Einsatz verabredet.



Lies auch:
High Stakes Poker mit Tom Dwan
Staffel 5: Spieler von High Stakes Poker stehen fest

Donnerstag, 5. November 2009

Ivey schlief unter einem Holzsteg

Es gibt ein paar gute Anekdoten in einer ESPN E:60-Reportage über Phil Ivey. In den Zeiten, als er fast rund um die Uhr in Atlantic City spielte, verlor er viel und hatte keinen Platz zum Schlafen. "No home Jerome" schlief unter einem Holzsteg, mehrere Tage lang. Auch folgenden Satz hören wir und halten ihn für eine Lüge: "Wenn ich heute nicht gewinne, dann höre ich auf mit dem Spielen."


Via Pokerati

UPDATE Außer dem Video ist auch ein Bericht im ESPN-Magazin erschienen, der auf Hochgepokert nachgelesen werden kann. Iveys Arbeitsplatz solltest du gesehen haben.

Lies auch:
Iveys WSOP-Trainingslager

Darvin Moon und die alte Schule

Phil Ivey und Darvin Moon teilten einen Moment des Glücks. Der Finaltisch stand fest, und sie waren dabei, bei den November Nine. Darvin Moon hatte soeben die Asse von Jordan Smith mit einem Set Achter geknackt. So kam es zu dieser Szene, in der Moon und Ivey sich gratulierten - zwei Spieler, die ungleicher kaum sein können.

Jordan Smith ging als unglücklicher Zehnter, ausgestattet mit einem Trostpreis von fast $900.000. Beschweren musste sich der Pro aus Texas nicht. Er hatte bereits eins dieser seltsamen Armbänder, nach denen alle lechzen - bis auf Jeff Shulman, der es in den Müll werfen will -, im $2.000 No Limit Holdem Event gewonnen.

Die letzten beiden ESPN-Folgen vom WSOP Main Event vor dem Finaltisch waren unterhaltsam. Am Dienstagabend wurden sie in den Staaten ausgestrahlt und gestern schon waren sie auf YouTube zu sehen - Episode 29 und Episode 30. Bei solchen Anlässen befällt einen manchmal tiefe Dankbarkeit über die Existenz des Internets und dass wir nicht auf Programmdirektoren deutscher Fernsehanstalten angewiesen sind. Es gab viele interessante Hände, darunter die große Hand, die Kopp gegen Moon verliert, als beide einen Flush floppen. Es gab zwei Situationen, in der Short-Stacks ihr "One time!" bemühten, weil sie gegen Asse All in waren, beide Male wurden sie erhört. Es muss an der Art und Weise liegen, wie um Beistand gebeten wird. Mir gelingt das eher selten, hier war es so, als würdest du einfach den Joker ziehen, und schon läuft die Chose. Akenhead traf mit Köing-Dame König und Dame auf dem Flop und verdoppelte gegen Jamie Robbins Asse. Dem gelang später das gleiche Kunststück mit einem Paar Zehner, die auf dem River zu einem Set wurden. Was aber den Verlust zuvor nicht aufwiegen konnte. That's poker, was willst du machen.

Dann war da die Hand, in der es eine Schlacht hätte geben können, doch sie verlief relativ harmlos. Ian Tavelli erhöht aus früher Position mit einem Paar Neuner auf 450.000, Begleiter, der gleich neben ihm sitzt, reraist auf 1.35 Millionen mit Königen. Tavelli hat etwa 7.7 Millionen Chips, Begleiter so um die 20 Millionen. Akenhead ist an der Reihe, und der findet , doch das ist ihm nicht mal einen Call wert; danach sieht sich Eric Buchman seine Hole Cards an, Pocket Tens, er passt; noch einen Platz weiter sitzt Joe Cada mit Jungen, doch auch die wandern in den Muck. Nur Tavelli bezahlt, als er wieder an der Reihe ist. Der Flop kommt , Tavelli checkt, Begleiter spielt deutlich an - 3.5 Millionen, doch Tavelli kann sich nicht von seiner Hand lösen, geht oben drüber und bekommt den Insta-Call. Hätte er doch auf die anderen gehört. Hilfe blieb aus, und er war raus.

In einem kurzen Einspieler erzählte Darvin Moon von seinem Vater. Wie Moon ist er im Holzgeschäft tätig, in einem Sägewerk, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Sein Vater sei ein Mann alter Schule. Als er gehört habe, dass sein Sohn einen Platz für die World Series of Poker gewonnen habe, riet er ihm die 10 Riesen lieber gleich einzusacken. Was man hat, das hat man. Doch Darvin beharrte, es gehe hier um den Traum eines jeden Kartenspielers. Und jetzt ist er, ein Amateur, ein Holzfäller, Chipleader am Final Table der WSOP 2009. Was sagst du dazu? Wer hat das Drehbuch geschrieben? Und Darvin selbst? Alte Schule! Der Mann besitzt nicht mal einen Computer.












Mittwoch, 4. November 2009

Poker King - China vor dem Rounders-Effekt

"Er schaut sich Rounders einmal pro Woche an." Das sagte ESPN-Kommentator Norman Chad über einen der Spieler an Tag 8 des WSOP Main Events. Leider erinnere ich mich nicht mehr, welcher Spieler es war, aber vielleicht ist es auch nicht wichtig. Ziehen wir ein wenig ab - a) von der Begeisterung dieses Spielers für ein fraglos interessantes Produkt der Kulturindustrie und b) für den zu Übertreibung neigenden Norman Chad -, sagen wir, er schaut sich den Film alle zwei Wochen an, das wären immer noch stolze 26 Mal im Jahr. Bei einer Laufzeit von 116 Minuten sind das 3016 Minuten oder etwa 50 Stunden. Im Jahr verbringt dieser Mann also etwas mehr als zwei Tage mit Rounders. Mal im Ernst, einfach nur zuschauen scheint da kaum noch möglich. Es muss eher eine Inszenierung wie bei den Fans der Rocky Horror Picture Show sein. Er lädt Freunde ein, spielt Szenen mit, spricht Texte nach und hat immer Chips zur Hand, um sie in der berühmten finalen Hand wie der unvergleichliche John Malkovich in die Mitte des Pots zu werfen - im Gefühl des sicheren Sieges, kurz bevor er die Fassung verliert: "Nyet! Nyet! No More! No! Not tonight. This son of bitch, all night he, 'Check. Check. Check.' He trap me!" Wobei dieser Ausruf des Entsetzens auch dafür stehen könnte, dass unser Zuschauer langsam die Nase voll hat von diesem Streifen.



Auch wenn ich den Film nur zweimal gesehen habe, Rounders ist zweifellos Kult. Er ist großartig besetzt mit Edward Norton, Matt Damon, John Turturro und John Malkovich, die Story ist gut, die Inszenierung überwiegend glaubhaft und dramatisch wie ein guter Sportfilm. Unbestritten ist, dass Rounders das Interesse am Pokerspiel weckte, lange bevor Chris Moneymaker und das Internet den weltweiten Pokerboom auslösten. Pokerpro Gavin Griffin glaubt, dass die realistische Darstellung von Rounders die große Wirkung ausgemacht habe. Der Film zeige eben auch die Schattenseiten.

Rounders 2 soll inzwischen in Vorbereitung sein, sogar ein vages Erscheinungsdatum ist in Umlauf, 2012, und es gibt Gerüchte, dass Leonardo DiCaprio mitwirkt. Wetten würde ich darauf nicht.

Natürlich liegt die Messlatte hoch. Das gilt für alle Pokerfilme, die in der Zeit nach Rounders, also nach 1998, erschienen sind. Keiner konnte bislang Rounders das Wasser reichen. Und das ist wahrscheinlich auch nicht von Poker King zu erwarten, der vor knapp zwei Wochen Premiere feierte. Der Film erzählt die Geschichte vom Kampf um ein Kasino im Las Vegas des Orient, in Macau. Der Eigentümer verstarb. Uno Check soll sich das Erbe erschlichen haben. Um sich von den Vorwürfen reinzuwaschen, holt Check den rechtmäßgigen Nachkommen nach Maucau. Das ist Jack Chang, und der lebte bisher in Kanada als Online-Pokerpro ("played on multiple monitors, with his room cluttered with pizza boxes"). Sie kämpfen ums Erbe, es soll darum gepokert werden, und zwar bei einer Weltmeisterschaft am Finaltisch. Das klingt nach Drama, zu meiner Überraschung aber führt die Internet Movie Database den Film im Genre Komödie. Die Zeitung Malay Mail Online schreibt, der Film folge dem Vorbild einer typischen Hongkong-Komödie.

Pokerlegende Johnny Chan hat in Pokerfragen mit Rat zur Seite gestanden. Chan glaubt, dass der Film das Zeug hat, einen Pokerboom in China auszulösen. Vielleicht gelingt das, auch wenn der Film möglicherweise nicht so gut ist wie Rounders. Laut einem Bericht von Newsweek ist die Neigung der Chinesen zum Glücksspiel trotz staatlichen Verbots seit 1949 ungebrochen. Ein Wissenschaftler der Pekinger Universität schätzt, dass im letzten Jahr etwa 146 Milliarden Dollar bei illegalem Glücksspiel umgesetzt wurden.



Lies auch:
Poker in Asien