Freitag, 9. Januar 2009

Ein Postbeamter verspielt 130.000 Euro

Kurz vorm Jahreswechsel berichtete die SZ über einen extremen Fall von Glücksspielsucht. Innerhalb von 13 Jahren hatte ein Postbeamter angeblich 130.000 Euro beim Online-Poker verspielt.

"'Ich bin abends nach Hause, habe mich um nichts gekümmert, den Rechner angestellt, gespielt'. Seine Bilanz: 130.000 Euro Schulden, angehäuft über mehrere Ratenkredite und die Limits von vier Kreditkarten. 'Es war unglaublich leicht, an Geld zu kommen', erzählt der 43-Jährige. 'Als Postbeamter war ich ein gern gesehener Kunde.' Postbank, Royal Bank of Scotland und die Baden-Württembergische Bank stellten bereitwillig Kreditkarten aus. 'Niemand hat mich darauf angesprochen, dass ich meine Schulden beim Onlinepoker anhäufe.'"

Dass es sich dabei um einen Fall von Spielsucht handelt, liegt auf der Hand. Innerhalb von 13 Jahren hat jeder halbwegs intelligente Spieler Zeit genug sich mit den fundamentalen Regeln des Bankroll-Managment vertraut zu machen. Wer nicht danach handelt, sollte das Risiko kennen und/oder es sich leisten können.

Dabei ist diese Geschichte nur der dramatische Aufhänger. Eigentlich geht es dem Text darum: "Die Banken könnten das illegale Spielen beenden. Bei einer Kreditkartenzahlung erkennen sie an einer Kennziffer, dass eine Forderung aus illegalem Glücksspiel eingezogen wird. Aber sie unternehmen nichts... Doch nicht nur moralisch, auch rechtlich könnte die Haltung der Banken problematisch sein. Wenn die Institute wissen, dass illegales Glücksspiel bezahlt wird, machen sie sich möglicherweise strafbar."

Dass die Banken unnd Kreditkartenunternehmen an den Pokerspielern Geld verdienen, dürfte auch kein Geheimnis sein. Wenn man aber bedenkt, dass Poker zweifellos kein reines Glücksspiel - wer drei Pokerbücher liest, weiß das - und für die meisten Spieler ein schönes Hobby ist, dann ist der moralische Impetus im SZ-Wirtschaftsteil geradezu lächerlich. Mit dem gleichen Schwung hätten sie besser über einen außer Rand und Band geratenen Finanzmarkt berichtet. Und das vor Jahren.

Die Forderung aus Sicht von Pokerspielern kann deswegen nur lauten: die veraltete Rechtsprechung endlich anzupassen. Und natürlich sollte, wer um Geld spielt, fundamentale Regeln wie Bankroll-Managment nicht außer Acht zu lassen und ein angemessenes Limit spielen.

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