Freitag, 16. Januar 2009

Poker und die Finanzkrise

Dass es sich bei der gegenwärtigen Krise um keine Konjunkturdelle, sondern um eine Weltwirtschaftskrise handelt, das hat inzwischen auch Herr Volker Kauder gemerkt (vorgestern im Bundestag). Zugegeben, Herr Kauder hat wenig mit Poker zu tun und solche Abschweifungen lenken von der Frage ab: Wie wirkt sich die Krise auf das Spiel aus?

Die einfachste Gleichung könnte lauten, dass mehr Leute weniger Geld haben und damit auch weniger Geld für ihr liebgewonnenes Spiel ausgeben werden. Lou Krieger war sich kürzlich in einer Kolumne für Poker Player sicher, dass die Krise auch an den Pokertischen Platz nimmt. Wer Angst um seinen Arbeitsplatz oder ihn vielleicht schon verloren habe, der werde wahrscheinlich weniger leichtsinnig an den Pokertischen zu Werke gehen - wenn er denn überhaupt noch spielt. Krieger sagt deswegen sogar voraus, dass die Continuation Bet seltener gespielt werde und auch ein Float seltener werde. Leicht ausnutzbar.

Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Mensch seine "Laster" liebt und dafür auch in wirtschaftlich schweren Zeiten Geld ausgibt. Pokernews zitiert den Merrill-Lynch-Finanzstrategen Brian Belski im Gespräch mit der FAZ: „Die Verbraucher werden ihre Gewohnheiten in harten Zeiten nicht einfach über Bord." Das Material, das diese Aussage stützt, stammt aus einer Merrill-Lynch-Studie. Danach hätten während sämtlicher Rezessionen seit 1970 Laster-Aktien, also Aktien von Unternehmen in den Branchen Tabak, Alkohol und Glücksspiel, im Durchschnitt um 11 Prozent zugelegt, während der marktbreite Aktienindex S&P-500 um durchschnittlich 1,5 Prozent nachgegeben habe.

Diesmal aber findet die FAZ, dass sogar Sex und Casinos nicht mehr laufen: "Spielkasinos mussten die meisten Federn lassen, was ein Blick auf die Aktienkursentwicklung der fünf größten börsennotierten Kasino- und Glücksspielbetreiber der Vereinigten Staaten verdeutlicht: Im zurückliegenden Jahr verloren Wynn Resorts 62 Prozent, Las Vegas Sands 94 Prozent, MGM Mirage 84 Prozent, International Game Technology 74 Prozent und Penn National Gaming 64 Prozent. Allesamt glücklose Wetten."

Und auch das noch: Selbst gesoffen werde weniger.

An anderer Stelle in einer nicht näher genannten Studie, bei der es vornehmlich um Online-Casinos ging, will ein anderer "gaming analyst" herausgefunden haben, dass die Spieler seit Beginn der Krise deutlich weniger ausgegeben hätten. Seien es davor $100 bis $200 im Monat gewesen, wären es jetzt lediglich $25 bis $50.

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