Freitag, 24. April 2009

Am Ende gewinnt Rijkenberg

Am Ende hat Constant Rijkenberg also tatsächlich das EPT-Turnier in San Remo gewonnen. Vermutlich hätte ich ziemlich viel darauf gewettet, dass Rijkenberg sich in einigen Händen ordentlich verennt und ihn am Ende das Glück verlässt. Verrannt hat er sich, schlecht gespielt in einigen Situationen, aber das Glück blieb ihm treu und so kam er immer wieder zurück. Rijkenberg selbst sagte in einem der Interviews, dass ihm ja schon vor drei Wochen klar gewesen sei, dass er dieses Turnier gewinnt. Da kann man dann wohl nichts machen.

Siehe auch: Galic bremst Rijkenberg aus

Donnerstag, 23. April 2009

Dragan Galic bremst Rijkenberg aus

Es war einfach zu schön, wie Dragan Galic den Holländer Constant Rijkenberg gestern bei der EPT San Remo kurz vor dem Finaltisch gekonnt ausbremste. Rijkenberg hatte seine Gegner nämlich mehrfach ordentlich herumgeschubst, und einfach seinen eindrucksvollen Chipstapel in die Mitte gestellt, wenn er glaubte, dass es seinen Gegnern schwer fallen würde auf einem bestimmten Board sein All In zu bezahlen und damit ihr Turnier zu riskieren.

So zum Beispiel gegen Alex Fitzgerald, der bei sich bei einem Flop von mit einem Einsatz von 100.000 den Pot sichern wollte. Mit Rijkenberg war das nicht zu machen: Er schob seine 1.385.000 in die Mitte und Fitzgerald passte nach längerem Zögern. Rijkenberg zeigte, von sich selbst schon hübsch besoffen, seine Hand: mit lediglich das mittlere Paar und kein Kreuz.

Aber da war ja noch Dragan Galic. Als noch neun Spieler im Rennen waren und alle gerade am TV-Tisch Platz genommen hatte, um noch auf acht und damit den Finaltisch herunterzuspielen, kam es zu der ersten Begegnung von Rijkenberg mit Galic. Beide hatten einen ordentliche Chipstapel vor sich stehen. Wenn ich mich recht erinnere, lagen bei Galic etwa 2.3 Millionen und bei Rijkenberg um die zwei Millionen, die Blinds waren bei 15000/30000 (ante 5000). Rijkenberg muss am Button und Galic im Small Blind gewesen sein. Rijekenberg eröffnet den Pot und Galic bezahlt. Der Flop kommt . Die erste Attacke von Rijekenberg folgt sofort, nachdem Galic checkt - 300.000. Galic bezahlt sofort und checkt erneut, nachdem der Turn mit der vermutlich eine bedeutungslose Karte gebracht hat. Rijkenbergs zweiter Anlauf: 400.000. Galic bezahlt - wieder so schnell, wie es sonst eigentlich nur online geht. Der River bringt die . Rijkenberg hat noch nicht genug, er glaubt immer noch, dass er Galic aus dem Pot drücken kann und setzt eine halbe Million. Galic murmelt "very aggressive". Er ringt sich schließlich zu einem Call mit durch. Der Zuschauer hört ein leises "good call" von Rijkenberg, diesmal bekommt niemand seine Karten zu sehen. Es folgt eine kurze Tirade von Galic, die Rijkenberg über sich ergehen lassen muss und in etwa so geht: Wie könne er es wagen, in der ersten Hand und kurz vor dem Finaltisch einen solchen Bluff gegen ihn spielen zu wollen. Das sei ja ...usw.

Danach wurde es still um Rijkenberg, aber er ist noch im Rennen und heute geht es ab 14 Uhr weiter auf Pokerstars.tv mit dem Finaltisch.

Samstag, 18. April 2009

Banker, Lagerarbeiter und der blanke Irrsinn

Der beliebte Freizeitsport zum Ende der ersten Dekade des dritten Jahrtausends, das Bankerbashing oder der Bankermord in Gedanken, ist auch an der Tiltkontrolle nicht spurlos vorübergegangen. In der kleinen Presseschau zum Wochenende tritt deshalb Howard Lederer auf, der findet, dass Banker und Händler an den Finanzmärkten von Pokerstrategien viel lernen könnten, schließlich gehe es bei "Poker um kontrollierte Aggression, nicht um blanken Irrsinn".

Wer viel Geld verloren hat, der hat weniger zu verzocken. Deswegen rafft sich die Tageszeitung Welt unter dem Titel "Rezession trifft auch die Poker-Asse" zu einer Mitleidsberichterstattung auf und will herausgefunden haben, dass Barry Greenstein und andere Pokerprofis "empfindliche Einkommenseinbußen" hinnehmen müssen. Greenstein schätze, "dass er heute rund ein Drittel weniger verdient als noch vor wenigen Jahren. 'Das Geld sitzt längst nicht mehr so locker', berichtet Greenstein. 'Früher gab es immer irgendwelche Leute vom Film oder aus der Computerbranche, die zu viel Geld hatten.'"

Um Leid und Verzweiflung eines weniger gut betuchten Spielers kümmerte sich in dieser Woche der Kölner Stadtanzeiger. Ein Lagerarbeiter spielte, bis er nichts mehr hatte: „Alles war unwichtig. Freunde, Familie, die Miete, ich ordnete alles dem Spiel unter.“ Einsamkeit, soziale Probleme, habe er mit der Spielerei verdrängt: "Die Zockerei hat mich kurzfristig von der Hoffnungslosigkeit befreit, es ist ein Teufelskreislauf. Man schafft sich künstliche Probleme, die von der Realität ablenken. Ich hörte nie auf, bis ich komplett blank war." Dabei ging es vor allem um das Automatenspiel, gleichzeitig verweist der Artikel auch auf die Suchtgefahr des Online-Poker. Wir wandeln einen Satz von Howard Lederer um: Es geht um Spaß am Spiel, vielleicht auch um Geld, aber nicht um blanken Irrsinn.

Freitag, 10. April 2009

Das Las Vegas Asiens

"Das ist das bombastische, kitschige, unfassbar viel Geld verschlingende und ausspuckende Macau - das Las Vegas Asiens. Im vergangenen Jahr wurde die Stadt von 30 Millionen Besuchern überrannt. Die meisten kommen vom chinesischen Festland und von Hongkong, wo das Glücksspiel verboten ist. Sie zocken einen Tag lang mit kurzen Nudelsuppen-Pausen, dann fahren sie wieder nach Hause." Aus einer lesenswerten SZ-Reportage vom gestrigen Tag über Macau mit dem Titel "Asse im Ärmel".

Drei Viertel aller Haushaltseinnahmen der ehemaligen portugiesischen Kolonie stammen demnach aus dem Glücksspiel. Angeblich hat Macau inzwischen Las Vegas beim Umsatz den Rang abgelaufen: "Seit 2006 nehmen die Kasinos, Lotterien und Rennplätze mehr ein als die in Las Vegas - 2008 waren es etwa elf Milliarden Euro." Der Boom scheint zumindest vorläufig vorbei. Die Finanzkrise hinterlässt auch in Macau Spuren: "Neuerdings liegen alle Bauprojekte auf Eis."

Interessant sind auch die kurzen Bemerkungen über die Einstellung der Chinesen zum Glücksspiel: "Im Gegensatz zu Europa wird das Glücksspiel in Asien nicht religiös oder ideologisch als schlecht definiert", wird der deutsche Herausgeber der unabhängigen Tageszeitung Macau Post Daily, Harald Brüning, zitiert.