Samstag, 25. Juli 2009

Wenn der Grinder Turniere spielt

Wenn du es gewohnt bist, vier bis acht Tische zu spielen, short-handed C-Game, dann erfordert jedes Turnierspiel eine geistige Umstellung. Ausdauer, Geduld, das muss ich mir jedesmal wieder sagen, bevor ich anfange ein Turnier zu spielen. Leichter gesagt als getan. Meist ist die Aussicht mehrere Stunden vor dem Rechner zu hocken nicht verlockend. Und natürlich langweile ich mich nach einer Stunde, wenn ich nicht gerade einen Lauf wie Darvin Moon habe. Und weil das Hirn ein Informationsjunkie ist und ständig stimuliert werden will, womit ich nichts gegen eine gute Zen-Sitzung gesagt haben will, dann ertappe ich mich dabei, wie ich im Netz surfe, lese, nach Dingen suche, von denen ich schon immer mal wissen wollte, wie sie funktionieren. Und an solchen Informationen besteht im Netz bekanntlich kein Mangel. Plötzlich merkst du, dass das Turnier schon seit einer Viertelstunde Nebensache war.

Gestern Abend war es so weit. Mein Bedarf an C-Game war für den Tag gedeckt. Für den Abend hatte ich mir etwas aus dem Unterhaltungsprogramm einer Großstadt herausgesucht, schließlich war Freitag. Doch davor, spiel halt schnell zwei Turniere um acht. Eine Stunde nach Beginn gehe ich auf dem Zahnfleisch. Herr im Himmel, ist das langweilig. Ich brauche Action. Dann eine Stunde gesurft, nach zwei Stunden war ich immer noch drin. Also tue ich etwas für die Unterhaltung und spiele die beiden Turniere da auch noch. Kurz darauf fliege ich aus dreien raus, und nun saß ich da mit einem Turnier und appellierte an den Funken Disziplin. Wenn ich rausfliege, dann ehrenwert, nicht schlicht dämlich. Vor einer Woche hatte ich ein Turnier zur Unterhaltung gespielt, aber wie demütigend ist Poker, wenn du einfach nur unterirdisch schlecht spielst.

Um Mitternacht wurde mir langsam schummrig. Ich war immer noch drin. Chip-Stack slightly over average. Hatte ich eben eine Gleichgewichtsstörung? Es war Zeit für klares, kaltes Wasser. Um eins war kein Ende in Sicht, ich hörte Mission Control auf Soma FM und war mit Fila Brazilia und Terre Thaemlitz in einem Zwischenreich angekommen. Auch nicht so schlecht. Gegen drei Uhr hatte ich den Chiplead, war über den toten Punkt hinaus - und es lief gar nicht mal übel.

Ein paar Hände:

Mein Gegner fragte mich nach der folgenden Hand: Insta-Call with KJ?



Bei Blinds von 6000/12000 und einem Ante von 1500 habe ich 432.000 vor mir stehen. Da ich UTG bin, könnte ich seinem Push eine tightere Range geben, aber da ich etwa 2:1 bekomme, mache ich den Call sofort. Wenn du es mit PokerStove durchrechnest und seine Shoving-Range bei 44+,AJs+,AJo+ liegt, dann hast du etwa 38 Prozent Equity, gut genug. Außerdem hätte sich meine Situation am Tisch nur unwesentlich verändert, wenn ich die Hand verloren hätte.

Der Cooler ließ nicht lange auf sich warten.



Der Spieler zu meiner Linken hat danach getroffen, wie er wollte. Ich rettete mich mit Glück an den Finaltisch.



Um halb fünf, noch vier waren im Rennen, hatte ich dann auch diese Freitagnacht gekillt.



Good night and good luck!

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2 Kommentare:

Sascha hat gesagt…

Glückwunsch trotz allem!

Victor Vega hat gesagt…

Thx! Kann mich ja nicht beschweren, bis auf die letzte Hand. Wenn sie hält, wäre es noch interessant geworden.