Freitag, 25. September 2009

Vom Pokerspieler zum Popstar

Also Leute, wenn das mit der Karriere als Pokerspieler nichts wird und ihr nie die WSOP gewinnen werdet, steht euch immer der Weg zum Popstar offen. Habt ihr da genug Kohle gescheffelt, kauft ihr eine Farm in Argentinien, 2200 Hektar groß, züchtet Rinder auf die "nachhaltige" Art und baut Biogemüse und Rotwein an. Dazwischen schiebt ihr immer wieder ein paar Kunstaktionen ein. Vorgemacht hat das ein Mann names Dieter Meier, der sich irgendwann in den 1960er-Jahren mal als Pokerspieler durchgeschlagen und Geld in einer Schuhschachtel aufbewahrt haben soll. Und das als Bankierssohn.

Die Band, mit der der Deutschschweizer Meier, ein Zürcher(!), vielleicht sein Glück, vor allem aber viel Geld machte, hieß natürlich Yello und wird vielen ein Begriff sein. Yello verkaufte 12 Millionen Platten.

Ein glamouröser Werdegang. Künstler und Bankierssohn - das scheint eine gute Mischung zu sein, es vereint das Beste aus zwei Welten, Kreativität und Geschäftssinn. Nur was bringt einen Mann wie Meier zum Poker? In einem Interview sagte er:

"Ich habe sogar nach dem Abitur eine Weile davon gelebt. Offiziell war ich damals Jura-Student, aber im Grunde war das nicht mehr als eine soziale Tarnung für mein Dasein als Taugenichts und einer, der dem Herrgott die Tage gestohlen hat, ohne zu wissen, was er mit sich anfangen soll. Wenn man in einer solchen Phase ist, sucht man verzweifelt nach irgendeiner Struktur im Tag – und bei mir war das eben das Spiel. Der Pokertisch ist die perfekte Weltflucht, ähnlich einem Krieg, in dem man sich im Unterschied dazu allerdings physisch zerstört."

Poker als Übergangsphase, aber auch als Gegengift gegen die drohende Vereinnahmung durch die "normale" Welt. Das scheint bei vielen Pokerspielern ein nicht ganz unbekanntes Motiv zu sein. In einem anderen kurzen Text sagt Meier von sich, er sei ein "seriöser Spieler" gewesen. Und er verstand es offenbar, das Image eines vermeintlich leichtsinnigen Spielers aufzubauen und später grundsolide zu spielen, um möglichst gut für seine starken Hände ausbezahlt zu werden. Leider erfährt man nicht, welche Variante Meier damals gespielt hat.

Poker war für Meier eine "Flucht vor den Sinnfragen": "Wenn man als Pokerspieler am Tisch sitzt, ist man wie ein Boxer im Ring. Der überlegt sich jetzt nicht, was sein Leben bedeutet, der ist nur damit beschäftigt, möglichst wenig einzufangen und möglichst viel auszuteilen, um zu überleben."

Dienstag, 22. September 2009

Negreanu macht sich lustig

Wer den letzten Post von Daniel Negrenau noch nicht gelesen hat, sollte das sofort nachholen. Er parodiert Blogs, die er regelmäßig liest oder sieht. Dabei sind die üblichen Verdächtigen, u.a. Hellmuth, Antonius und Ivey. Die Antonius-Parodie gefällt mir am besten - beim Lesen kannst du Antonius fast sehen und hören, als stünde er direkt vor dir:

"It's so sick, like, last week I bought moisturizer to make sure my skin stays silky smooth and, like, they discontinue my brand. Now I have to fly back to Finland to see my doctor to make sure I don't put any bad kind of cream on my face because you can't trust, like, any brand."

LOL.

Do yourself a favor and read it. It's so funny.

Montag, 21. September 2009

Ivey wird niemals nervös

Der Kurier aus Wien hat Phil Ivey interviewt und ihn gefragt, wie viel man darauf wetten kann, dass er im November beim Finaltisch der WSOP alle anderen vom Tisch nimmt: "Alles. Verkaufen Sie ihr Haus, ihr Auto und alles, was Sie haben." Macht ihn natürlich nicht nervös, wie er überhaupt selten nervös werde, weil er schon jede Situation erlebt habe. Außerdem verlasse er sich auf seine Intuition und weniger auf die Mathematik.

Ivey war übrigens auch der große Sieger bei der kürzlich gesendeten Cash-Game-Ausgabe von Poker After Dark "Top Guns". Mit am Tisch saßen Tom Dwan, Patrik Antonius, Howard Lederer, Eli Elezra und der allseits beliebte finnische Freak und Dschungelcamp erfahrene Ilari "Ziigmund" Sahamies.

In der ersten Woche sah Tom Dwan schon wie der sichere Sieger aus. Er gewann große Pots gegen Antonius und Ziigmund. In der zweiten Woche der Serie gab er jedoch seine Gewinne wieder ab. Ziigmund erholte sich von seinen Anfangsverlusten, Antonius und Lederer waren die großen Verlierer. Ivey lag am Ende mit mehr als $300.000 im Plus.

Hier sind alle Folgen:



Lies auch:
Iveymania
Ziigmund: Don't play like I play

Sonntag, 20. September 2009

Die Zentimeter zwischen Himmel und Hölle oder warum Poker weise machen kann

Was hat Poker mit Weisheit zu tun? Für viele Menschen, die nie Poker gespielt haben, ist das wahrscheinlich schwer vorstellbar. Was hat ein Spiel, bei dem sich die Leute gegenseitig das Geld abnehmen mit Weisheit zu tun? Bestenfalls gibt es eine spielerische Intelligenz, werden sie sagen, Erfahrung vielleicht, die dem geübten Spieler einen Vorteil verschafft. Doch was ist mit den negativen Gefühlen, die der Verlust von Geld und ein schlechter Lauf der Karten mit sich bringt? Noch dazu kommen die Gefahren von Spielsucht. Aus einer solchen Sicht betrachtet, begibt sich, wer Poker spielt, vermutlich ohne Grund in Gefahr. Und all das kann doch unmöglich gut sein für die Persönlichkeitsentwicklung.

Das ist zunächst einmal verständlich, möglicherweise aber etwas kurzsichtig. Angst und Furcht bestimmen das Denken, nicht der Wille etwas zu erlernen. Denn ein Pokerspieler kann viel lernen über sich und das "richtige Leben". Er lernt, dass seine Handlungen Konsequenzen haben, dass sie bedacht werden müssen. Er lernt, dass er nicht immer gewinnen kann, aber dass eine Niederlage nicht das Ende der Welt ist. Er lernt, dass er Disziplin und Ausdauer braucht, um seine Ziele erreichen. Und er lernt, dass er aufhören kann, sich selbst zu schaden, indem er eben nicht auf Tilt schaltet, nur weil eine Hand unglücklich verlaufen ist. Er lernt, sich nicht von negativen Gefühle mitreißen zu lassen, er erlangt ein Bewusstsein über die Kraft negativer Gefühle und Gedanken. Und das ist eben das Gegenteil davon, negative Gefühle zu verdrängen und zu verneinen - so als seien sie gar nicht vorhanden oder dürften gar nicht vorkommen. Wer das weiß, dem fällt es leichter, glücklich zu sein.

In seinem letzten Post schreibt Tommy Angelo darüber, wie Meditation, buddhistische Praxis und Poker zusammengehen können, obwohl das auf den ersten Blick auch ziemlich widersprüchlich erscheint. Das las ich heute Morgen und es hat mich dazu gebracht, diesen Post zu schreiben. Denn Tommy Angelo erinnerte mich an ein Buch, das ich vor zwei, drei Monaten gelesen habe. Es ist ein Buch des Basketballtrainers Phil Jackson, der mehrmals mit den Lakers und den Chicago Bulls den NBA-Titel gewonnen hat. Es geht darin auch um Meditation und Atemtechnik als Mittel die Furcht zu verlieren und sich konzentrieren zu können. "Sacred Hoops - Spiritual Lessons Of A Hardwood Warrior" ist ein weises Buch, das jeder mit Gewinn lesen kann, ganz gleich ob er auf Basketball steht oder nicht. Es ist gut erzählt, und es ist spannend zu erfahren, wie es Jackson gelang aus den Chicago Bulls eine Mannschaft zu machen, die in der Lage war den Titel zu gewinnen. Eigentlich sollten es alle lesen, die in einem Team arbeiten bzw. zusammenarbeiten wollen. Wie oft arbeiten die Leute mehr oder minder versteckt eher gegeneinander als miteinander?

Aber, hey, das ist ein Pokerblog, also warum soll ein Pokerspieler das Buch lesen? Poker hat meiner Ansicht nach viel mit Sport gemeinsam, neben körperlicher Fitness vor allem in der mentalen Einstellung. Es geht um Aufmerksamkeit, Intuition, die Fähigkeit, Entscheidungen in schwierigen Situation zu treffen. Und genau darum geht es auch in Sacred Hoops. Deswegen steckt in den Geschichten von Jackson viel, das sich leicht auf das Pokerspiel übertragen lässt; manche Passagen klingen sogar so, als wären sie für ein Pokerbuch geschrieben worden:

"In Zen it is said thet the gap between accepting things the way they are and wishing them to be otherwise is 'the tenth of an inch of difference between heaven or hell.' If we can accept whatever hand we've been dealt - no matter how unwelcome - the way we proceed eventually becomes clear. This is what is meant by the right action: the capacity to observe what's happening and act accordingly, without being distracted by self-centered thoughts. If we rage and resist, our angry, fearful minds have trouble quieting down sufficiently to allow us to act in the most beneficial way..."

Freitag, 18. September 2009

Illegale Pokerrunde in Leipzig, Unterschlagung in Vegas und noch mehr Bing Blang Blaow

In der letzten Zeit hat sich viel angehäuft, was hier noch notiert werden soll. In Leipzig hat die Polizei eine Pokerrunde, an der 18 Türken beteiligt waren, durch feindliche Übernahme beendet. Dabei fanden die Polizisten 8.000 Euro in Bargeld und eine geringe Menge Rauschgift. Ein Spieler ging nicht über Los, sondern gleich in die nächste JVA. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor.

Im Planet Hollywood in Vegas sind die Manager des Pokerraums wegen Unterschlagung aufgeflogen. Betrogen haben sie nicht das Casino, sondern die Spieler, indem sie Gelder von einem Bad Beat Jackpot abzwackten oder Spieler erfanden, die den Jackpot gewonnen haben sollten, den Pokerraum aber natürlich nie von innen gesehen hatten. Gescheitert sind sie vermutlich an der Videoüberwachung und einem alten Freund, der sie hochgehen ließ (via Tao of Poker). Immerhin, es war nicht alles umsonst. Die Unterschlagung von $2,201 brachte ihnen einen Platz in der Hall of Fame der dümmsten Pokerverbrechen ein.

In einem Cardplayer-Artikel erklärt Tom Dwan aka durrrr sein Vorgehen mit Flush Draws in zwei Händen, die er bei Poker After Dark gegen Ziigmund und Patrik Antonius gespielt hat.

Bing, Blang, Blaow verspricht Barry Greenstein für die nächste Staffel von High Stakes Poker, die laut Poker News Daily bereits im November gedreht und Anfang 2010 gesendet werden soll. Um Geld für wohltätige Zwecke einzusammeln, wird Greenstein die Phrase "Bing, Blang, Blaow" in der Show unterbingen. Bei 2+2 wird noch gerätselt, ob er noch weiter geht und sich einen Chip zur Brust nimmt ("and rub it on my titties") oder ob das schon zu obszön ist für die saubere Fernsehpokerwelt - selbst im Namen der Wohltätigkeit.

In Atlantic City, im Borgata, hat sich ein Pokerspieler namens Abraham Korotki ziemlich unbeliebt gemacht. Weil es rechtlich möglich war, spielte er kurzerhand ein Turnier, das eigentlich den Damen vorbehalten war. Es war wohl kein Witz oder eine verlorene Wette, die ihn dazu nötigte. Auch trat Korotki nicht als Drag Queen auf. Angeblich war Korotki nur sauer, weil er aus dem $1k NLHE-Turnier geflogen war (via Dead Money = Sir AlCantHang). Korotki nahm die Sache ernst. Das Ärgerliche daran: Er gewann das Turnier gegen ein Feld von 269 Frauen. Du kannst dir vorstellen, dass das Stoff für ziemlich hirnlose Männerphantasien ist, zum Beispiel zu finden in diesen Kommentaren.

Und nicht zu vergessen die berühmteste Hand des Monats, vermutlich des Jahres, und zugetragen hat sie sich, wie inzwischen auch jeder weiß, bei der EPT in Barcelona. Involviert waren Tobias Reinkemeier und Roland de Wolfe.



Über die Hand wurde schon viel geschrieben, es wurde geklärt, ob die Hand von de Wolfe wirklich tot war. Im Grunde sind sich alle einig, dass de Wolfe tatsächlich gemuckt hat. Es wurde auch darüber diskutiert, ob das Verhalten von Reinkemeier schlicht unsportlich gewesen sei. Aus meiner Sicht war es das, allerdings wurde es das erst dadurch, wie Reinkemeier seine Hand spielte. Denn er wäre gar nicht auf diesen hässlichen Psychotrick angewiesen gewesen, hätte er seinem richtigen Read vertraut. Hätte er de Wolfe am River mit einem ordentlichen Einsatz dazu gebracht, König hoch wegzulegen, um dann meinetwegen noch die nicht vorhandene Hand mit Dame hoch zu zeigen - das hätte Stil gehabt. Den Check-Call auf dem River, der ihn in diese missliche Lage brachte, den verstehe, wer will. Und überhaupt, online wäre das nicht passiert.

Lies auch:
Bing Blang Blaow
Polizei stürmt Zockerwohnung

Donnerstag, 17. September 2009

Auf nach Barcelona

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Vor einer Woche habe ich mich für das Turnier der Full Tilt Poker Series Espana in Barcelona qualifiziert. Im Juni hatte ich schon mal versucht, mich für Event#2, das Turnier in Malaga, zu qualifizieren. Damals war mir kein Glück beschieden, die spontanen Versuche verliefen unspektakulär. Ich spielte zwei, drei Satelliten für eines der Qualifikationsturniere und flog immer schnell raus. Da war nichts zu holen.

Diesmal lief es besser. Ich spielte ein Sit&Go und ein MTT mit einem kleinen Buy-In, das über ein weiteres Turnier ins Qualfikationsturnier führte. Beide Anläufe glückten. Ein guter Start, und am nächsten Tag ging es so weiter. Etwa 75 Spieler, davon gewannen drei das Buy-In für das Turnier in Barcelona und ein paar Dollar für die Reisekosten. Ich war immer gut dabei, Steals glückten und meine guten Hände hielten.

Dann kam eine Schlüsselhand, Blinds waren 200/400 Ante 50 - 23000 Chips vor mir, und ich fand UTG+1 Könige und erhöhte, MP1 stellte seine 10K rein und MP2 callte das stumpf und hatte noch einmal etwa 10K dahinter. Das irritierte mich ein wenig, denn hier einfach nur zu bezahlen, ist entweder schlecht oder ... das machte nicht so recht Sinn, Asse!?

Das Deck war kalt, aber nicht so kalt wie befürchtet:



Ich spielte solide weiter, gewann kleinere Pots und zog lediglich einmal den Kürzeren, als ich mit JJ gegen AQo 15k einbüßte. Bald saßen wir noch zu fünft am Tisch und ich konnte einen Spieler vom Tisch nehmen.



Der Rest war Geduld. In größere Pots war ich nicht mehr verwickelt. Anfang Oktober geht es los. Ich werde in einem kleinen Hotel in der Nähe des Passeig de Picasso wohnen, ein Fahrrad mieten und durch Barcelona gondeln. Mit dem Rad dürften es bis zum Casino keine zehn Minuten sein. Und falls ich baden gehe, soll die Wassertemperatur Anfang Oktober 22 Grad betragen, dazu Kunst und Nachtleben - kann eigentlich nicht schief gehen.

Play Online Poker

Freitag, 11. September 2009

Der Europäische Gerichtshof und das staatliche Glücksspielmonopol

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat das staatliche Monopol für Sportwetten im Internet in Portugal bestätigt. Laut eines Berichts des Handelsblatts werden die Bürger durch staatliche Anbieter vor Betrug und anderen Straftaten geschützt. Das Monopol sei auch vereinbar "mit dem grundsätzlich in der EU geltenden freien Dienstleistungsverkehr". Die Fußball-Liga Portugals und der Wettanbieter Bwin hatten dagegen klagt.

Ob das Gericht mit diesem Urteil wirklich den Bürger vor Betrügern schützt? Das Verbot wird wohl kaum einen Spieler abhalten, ihre Wetten bei einem Anbieter zu platzieren, der ihnen eine bessere Quote oder das interessantere Spiel bietet. Erhalten bleibt vor allem die rechtliche Grauzone, in der Spieler ihre Einsätze tätigen. Rechtsprechung im Namen staatlicher Institutionen ist halt noch lange keine Rechtsprechung im Namen des Volkes.

Staatliche Lotterien feiern das Urteil als Sieg, selbstverständlich auch in Deutschland. Erwin Horak, Präsident der Staatlichen Lotterieverwaltung Bayern und Vorsitzender des Rechtsausschusses, kommentierte das Urteil: "Es bestehen nun überhaupt keine Zweifel mehr an der europarechtlichen Zulässigkeit des deutschen Glücksspielstaatsvertrages."

Dabei ist das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen. Die EU-Kommission sah in dem deutschen Verbot von Internetwetten durch die Neufassung des Glücksspielvertrags Anfang 2008 einen Verstoß gegen EU-Recht und hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet. Es wird also noch einmal vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt.

Ehemalige deutsche Anbieter wie der Online-Lottovermittler Tipp24 AG gewinnen dem Urteil des EuGH positive Seiten ab. Das Urteil verlange eine nationale Regelung, die kohärent und systematisch sei, erklärte Tipp24-Chef Jens Schumann gegenüber Spiegel online. Das aber sei in Deutschland nicht der Fall: "Bei uns dürfen Privatanbieter Spielautomaten betreiben und im Internet Pferdewetten anbieten - Online-Lottodienste dagegen sind verboten." Und eben das hatte die EU-Kommission vor knapp einem Jahr kritisiert.

Der Glücksspielvertrag hat aber offenbar noch einen weiteren Haken. Die Lotterien erwirtschaften weniger Geld als zuvor und können entsprechend weniger an soziale Einrichtung weitergeben. Die Tageszeitung Welt verweist auf Berechnungen des Lottoverbands, nach dem die Umsätze um 30 Prozent im Vergleich zu 2005 zurückgegangen seien. Der Grund dafür seien die strengen Werbe- und Vermarktungsauflagen. "Die Auflagen machen es uns sehr schwer, die Öffentlichkeit zu erreichen", klagt ARD-Fernsehlotteriechef Christian Kipper in der Welt.

Via Pokergeeks bin ich noch auf einen Bericht aus der FDP-Pressestelle über eine Veranstaltung in Berlin gestoßen, in der die "Konsequenzen des Glücksspielstaatsvertrags – Folgen des Monopols & Chancen einer Liberalisierung des Glücksspielmarktes" verhandelt wurden.
Es traten jede Menge Experten auf, Fachanwälte aus dem In- und Ausland, Verhaltensforscher und Professoren, die sich mit dem Glücksspielmarkt beschäftigen. Lesenswert, und nicht nur, weil der sportpolitische Sprecher sowie sucht- und drogenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion "eine zeitgemäße Neuregelung" forderte, "die Internetspiele wie Sportwetten und Online-Poker aus Sicht der Spieler und Veranstalter entkriminalisiert..." Ja, das wäre zeitgemäß, und das klingt eigentlich nicht nach einer unlösbaren Aufgabe für die Politik. Aber die hat ja manches gemeinsam mit einem Glücksspiel - gerade im Wahlkampf.

Mittwoch, 9. September 2009

Poker in Asien



Einfach köstlich, oder?

Via Bill's Poker Blog

Dienstag, 8. September 2009

Ziigmund: Don't play like I play

Wer würde nicht einmal gerne Poker-Superstars wie Tom Dwan aka durrrr oder Phil Ivey über die Schulter schauen und ihre Gedanken zu ein paar Händen hören. Während das bei anderen High-Stakes-Spielern durch Trainingsseiten wie Cardrunners oder Stoxpoker längst möglich ist, machen sich durrrr und Ivey bis heute rar. Selten äußern sie sich detailliert über den Ablauf einer Hand und ihre grundsätzliche Strategie gegen gewisse Spieler. Nur am Tisch selbst gibt durrrr gelegentlich Informationen preis. Bei High Stakes Poker zeigte er nach einer gewonnenen Hand einmal auf Eastgate und sagte: "Er hatte die beste Hand." Was stimmte, nur war Eastgate in dieser Situation nicht bereit gewesen, die großen Einsätze von Dwan zu bezahlen.

Es gibt einen 2+2-Thread, in dem darüber spekuliert wird, warum weder Dwan noch Ivey sich bisher dazu bewegen ließen, ein Video zu machen und damit Einblick in ihre Gedanken zu gewähren. Für jede Trainingsseite wäre es natürlich ein Coup. Doch die meisten Autoren im 2+2-Forum haben da nicht viel Hoffnung - es sei -EV für beide.

Bis sich das ändert, müssen wir uns mit dem begnügen, was wir haben. Von Ziigmund aka Ilari Sahamies zum Beispiel gibt es Videos in allen schönen und weniger schönen Lebenslagen, siehe unten. Auf Coinflip.com gibt es auch ein paar kurze PLO-Videos, die recht kurios sind. Leider muss man sich registrieren, um die Videos sehen zu können, ist immerhin kostenlos. Solltest du dir nicht entgehen lassen, allein schon wegen des wunderbaren Akzents von Ziigmund, wenn er Englisch spricht. Und natürlich wegen seiner Herangehensweise, die auf dem Markt der Trainingsvideos einzigartig sein dürfte: "Ich kann euch keine Strategie anbieten, weil ich über Strategie überhaupt nichts weiß." (aus dem Video gegen Postflopaction)

Dann zeigt er ein kurzes Video, PLO mit Blinds von 500/1000 gegen Phil Ivey, bei dem er einräumt, es sei manchmal schwierig zu erklären, warum er in gewissen Situationen tue, was er tue. Und er weiß auch nicht, warum er jetzt schon wieder im Heads-Up ohne Position erhöht habe, das sei nicht gut, das sollte man nicht machen. Ziigmunds Rat:

Play like I say, don't play like I play.

Bei dem folgenden Clip aus einer obskuren finnischen Fernsehsendung (Fear Factor) dürfte der Rat unseres Helden Ziigmund ähnlich lauten. Natürlich ist es immer interessant, was das Fernsehen aus Menschen machen kann, die dringend Geld brauchen:



Lies auch:
Ziigmund tiltet in Rom
Wo ist Ziigmund?
That's gambling, Teil II - Ziigmund gegen Cole South

Montag, 7. September 2009

Bad Beat again!

Bekannte Spielsituationen aus unserem Lieblingsspiel

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Du weißt, es wird wieder passieren, und du machst trotzdem weiter.

Via Very Limit Pokerblog

Lies auch:
Marty Smith liebt Jungs

Die Negreanu-Story, Volkssport Poker und das "heutige Orangenwerfen"

InsidePoker bringt die Pokergeschichte von Daniel Negreanu, seine Ups und Downs, seine Schwächen und seine Stärken, die guten und schlechten Zeiten. Die schlechten, das waren die, in denen er das Spiel nicht ernst nahm und ganz gerne ein Gläschen dabei trank ("Drinking and playing is not playing – it’s donating."). Negreanu erzählt von den Entscheidungen, die den Unterschied machten. Was war nötig, dem guten Pokerspieler zu einer dauerhaften Pokerkarriere zu verhelfen? Talent allein reicht nicht, du brauchst auch Disziplin:

"I shouldn’t be a screw up because I am capable of having the discipline to do the right things."

Was gab es sonst noch zu lesen? Ein Reporter des Hamburger Abendblatts hat sich am "neuen Volkssport" versucht - ja, Poker. Für den Reporter lief es nicht so gut:

"Dass der Zaster ganz persönlich in immer weitere Ferne rückt, liegt am grauenhaften Blatt, natürlich, aber auch an der hasenfüßigen Spielweise. Der finale Bluff geht nach hinten los. Ausgezockt, nach gerade mal 53 Minuten."

Und weil er von der FullTiltPoker.net Million Euro Challenge in Hamburg berichtete, darf er auch auftreten, "ein Mann mit langem Haar, Vollbart, Samtjackett und Cowboyhut schlendert Richtung Podium. 'Jesus!', flüstert eine Frau ergriffen. Gemeint ist Chris 'Jesus' Ferguson (46) aus Los Angeles, Champ fast aller Klassen, Ikone und Idol gleichermaßen. Der Doktor der Mathematik gewann in den letzten Jahren 7,7 Millionen Dollar und gilt als megacool. Nebenbei beherrscht er das Kunststück, eine Karotte mit dem Wurf einer Pokerkarte aus drei Meter Entfernung zweizuteilen."

Womit wir beim Obst und Gemüse wären. Der Züricher Tagesanzeiger berichtet aus der Schweizer Pokerszene, wo nicht nur legal, sondern auch illegal gespielt wird. Und zu diesen Runden verabredet man sich selbstverständlich mit codierten SMS: "Das heutige Orangenwerfen geht weiter in der Zypressenstrasse." Die Besetzung bei diesen zwielichtigen Treffen in der Züricher Unterwelt: "risikofreudige Secondos, ältere Schweizer aus der Agglomeration, einige Kunstszenetypen, Herren aus dem Milieu und manchmal Hausfrauen." Gelegentlich fliegt eine Runde auf: "Wenn die Bullen dann einfahren", berichtet ein Pokerprofi, "kommen sie wie im Film. Mit Türeintreten, Masken, Gewehren. Wobei ich das nie gesehen und nur gehört habe. Und mit jeder Weitererzählung werden die Gewehre grösser und die Masken fürchterlicher."

Lies auch:
Der geniale Selbstvermarkter Negreanu
Polizei stürmt Zockerwohnung

Freitag, 4. September 2009

Pokerverein Fairplay beim Bezirksfest unerwünscht

Hallo liebe Randgruppe! Ihr seid nicht immer erwünscht. Hier natürlich schon, nur eben nicht beim Bezirksfest Marzahl-Hellersdorf in Berlin. Der Pokerverein Fairplay wollte sich dort präsentieren, doch ein Mitarbeiter des Bezirksamts machte den Pokerfreunden einen Strich durch die Rechnung und teilte der Firma, die das Fest plant, mit: "Ich bin gegen diese Pokergeschichte!!!!" Das ist nachzulesen in dem Anzeigenblatt Berliner Woche. Die offizielle Begründung lautet, dass die Stände schon vergeben gewesen seien, als der Pokerverein sich beworben habe.

Via Royal Flush Blog

Donnerstag, 3. September 2009

Poker ist Showbiz

Heute zu einer neuen Folge unserer beliebten Reihe "Poker ist...", in der wir diesmal den seltsamen Einfällen von Pokermarketing-Experten und Fernsehredakteuren begegnen. Wobei Letztere sich gelangweilt von Talkshows und anderen Formaten die Frage gestellt haben: Warum Show-Gäste interviewen, wenn du sie auch mit Eiern bewerfen und vor laufender Kamera demütigen kannst? Dieser Logik ist argumentativ schwer beizukommen, der Preis für Ruhm muss bezahlt werden. In diesem Fall entrichten ihn die Pokerspieler Jay Rosenkrantz und Dani Stern, denen der Ruhm am Pokertisch nicht genug war und die sich mit "Two Month. Two Million" ins Showbiz wagten, das bekanntlich noch härter als Poker ist. That's what you get:




In der Aufmerksamkeitsökonomie wird mit allen Mitteln um die Gunst der Zielgruppe gerungen. Doch oft genug wird dabei ein Konzept nicht ausgereizt. Das ist sehr bedauerlich. Marketing-Experten sollten öfter den Rat von gelangweilten Fernsehredakteuren einholen. Dann wäre ihnen sofort klar geworden, dass es heute nicht mehr reicht, einfach ein paar Leute mit einem Kran in die Höhe von 50 Meter zu hieven und dort pokern zu lassen. Wurde in so luftiger Höhe nicht schon gegessen? Ein müdes Lächeln zeigt sich auf dem Gesicht der Zielgruppe. Doch wie wäre es, wenn just in dem Moment, in dem du busto bist, ein dumpfes Geräusch ankündigt, dass du gleich mit einem flotten Salto rückwärts aus deinem Sitz katapultiert wirst. Dein letzter Gedanke: Hoffentlich hält das Bungee-Seil. Das wäre innovativ. Und wer würde nicht gern in das Gesicht von Pokerstars wie Ivey oder Hellmuth schauen, wenn es sie erwischt. Ooops. Oder auch: Oooooooooooooooooooooooo......ps.

Via Pokerati

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Der Millionen-Downswing
Poker ist absurd