Samstag, 31. Oktober 2009

Glück oder Freiheit, ein kleiner Ferrari und dein Lieblingshobby

Was gab es in dieser Woche auf meinem Bildschirm zu sehen und zu lesen?

John Juanda hat einen guten Witz gerissen. Nachdem Tom Dwan aka durrrr ein weiteres Match in seiner Challenge gegen Antonius gespielt hatte, saß er mit Ziigmund und John Juanda an einem 7-Game-Mix-Tisch. Beide wollten von durrrr wissen, wie es gelaufen sei. Daraus wurde die folgende kurze Konversation(via Hard-Boiled Poker):

Ziigmund: durrrrr
durrrr: wtsup?
Ziigmund: who won in challenge?
durrrr: i won small
durrrr: 150 mayb
John Juanda: yeah u won small ferrari


* * *
Die Diskussion, ob Poker ein Glücksspiel oder ein Geschicklichkeitsspiel ist, wird schon lange geführt. Bislang galt vor deutschen Gerichten meist die Einschätzung, dass Poker ein Glücksspiel sei - mag sie auch noch so verstaubt sein, denn diese Einschätzung geht zurück auf eine Einscheidung aus dem Jahre 1906. Fast jeder, der sich etwas länger mit Poker beschäftigt hat, weiß, dass Geschicklichkeit und Erfahrung eine große Rolle spielen. Aber darum soll es gar nicht gehen. Denn dass deine Entscheidung zu spielen, vor allem eine Entscheidung ist, die deiner persönlichen Freiheit überlassen sein sollte, darauf weißt ein Pokernews-Artikel hin. Es geht um zwei Gesetzesvorschläge, die in den Vereinigten Staaten diskutiert werden und das Online-Spiel regulieren möchten, darunter der Vorschlag des Kongressabgeordneten Barney Frank. Und dem ist es egal, ob Poker ein Glücksspiel ist, er macht keinen Unterschied zu anderen Casino-Spielen. Er legt nur Wert darauf, dass die Entscheidung, ob jemand spielt oder nicht, eine Frage individueller Freiheit ist. Und solange dein Spiel keine Dritten gefährdet, liegt er aus meiner Sicht richtig.


* * *

Das Finale des WSOP Main Events 2009 rückt näher. In dieser Woche habe ich mir viele der ESPN-Folgen des Main Events angesehen und bin bis Tag 8 gekommen, als noch 27 Spieler im Rennen waren. Darunter natürlich Darvin Moon, der gegenwärtig Chipleader der November Nine ist. Keine Frage, es lief gut für Darvin, aber der Amateur blieb die meiste Zeit überraschend cool und war auch durch kleine Frotzeleien seiner Mitspieler nicht aus der Ruhe zu bringen. Die folgende Hand ist großartig, Francois Balmigere floppt ein Set, Moon eine Straße, Broadway. Moon bezahlt die Contibet von Balmigere. Der Turn blankt, und als Balmigere weiter feuert, kommt ein Minimum-Raise von Moon, das Balmigere bezahlt. Im Pot sind jetzt über sechs Millionen. Und das steigt dem Amateur dann doch zu Kopf. Bevor die letzte Karte gegeben wird, siehst du, wie er die Hände nervös über sein T-Shirt streift, zweifellos vor Aufregung. Denn womit kann Balmigere das Raise von Moon bezahlt haben? Was wird Moon gedacht, gefleht haben? Do not pair that board!





* * *

Eine andere WSOP-Hand zeigt den großen Unterschied zwischen live und online. Live kannst du deinen Gegner immer mal interviewen, um herauszubekommen, ob deine Hand gut sein könnte. So macht es in dem folgenden Clip Prahlad Friedman. "Practicing your favourite hobby?" fragt Friedman seinen Gegner Swidler. Von dem scheint Friedman zu wissen, dass er online zum Tilten neigt. Aber hier setzt Friedman alle Informationen richtig zusammen, ab 01:30:





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Noch mehr Lieblingshobbys gewünscht? Eines heißt abgekürzt: DHOT = donkey hunting on tilt. Auch das kann kostspielig sein, aber welches Lieblingshobby ist schon umsonst?

Wie funktioniert DOHT? Ein Superdonk macht den dämlichsten Call in der Geschichte des Online-Poker und natürlich trifft er seinen 2-Outer. Vor deinem inneren Auge tauchen vier nicht ganz unbekannte Buchstaben auf, in ROT, sie blinken - warum zum Teufel blinken die? Unser Lieblingshobby wäre nicht DHOT, wären wir nicht in der Lage solche gut gemeinten Warnzeichen zu ignorieren. Uns verlangt nach Rache, unmittelbar: "Justice. Redemption. Now. I'm not going to fuckin' wait. I won't be happy until there's bloodshed. A good old-fashioned lynching. Hang 'em high. Fry their testicles with car batteries." Dabei läuft auf K-Billy's Super Sounds of the 70s Gerry Rafferty:

Clowns to the left of me, jokers to the right
Here I am, stuck in the middle with you


Read all about DHOT at Tao of Poker. And have a good one.

Freitag, 30. Oktober 2009

This post is not about Phil Ivey

So langsam degeneriert Tiltkontrolle zu einem der größten Ivey-Web-Stalker. Ivey hier, Ivey da, Ivey dies, Ivey das, immer dieser Ivey, nenne den Blog doch gleich IveyKontrolle. Und weil das so ist, handelt dieser Eintrag nicht von Ivey, oder zumindest fast nicht. Er handelt davon, was andere, die Ivey gut kennen, über Ivey sagen. (Alter Schwede, die Nummer nimmt dir keiner ab...)

Bei InsidePoker ist jedenfalls eine lesenswerte Story über Ivey erschienen, die den bisherigen Weg von Ivey Revue passieren lässt und dabei vor allem Weggefährten und Freunde zu Wort kommen lässt, Greenstein, Negreanu, Sexton, Sebok. Nicht alles soll hier wiederholt werden, dafür ist die Geschichte zu lang. Interessant aber ist, dass Ivey laut Greenstein und Negreanu in seinen Anfangszeiten ein Spieler, aber kein guter Pokerspieler gewesen sei soll, zu loose und des öfteren mit einem schlechten Timing. Ivey steht aber auch für Ausdauer, für Hingabe und für Besessenheit. Sexton erzählt, dass Ivey über zwei Jahre lang täglich mit dem Bus ins Casino nach Atlantic City gefahren sei, zwei Stunden hin und zwei Stunden zurück. Und selbst ein großer Spieler wie Negreanu räumt ein, dass er und viele andere sich in Sachen Hingabe an das Pokerspiel kaum mit Ivey messen könnten.

Thema ist auch seine Zurückhaltung gegenüber den Medien. David Williams sagt, er spiele nicht annähernd in der gleichen Liga wie Ivey, wenn es um die Menge der Medienanfragen gehe, aber er habe eine leise Ahnung davon, wie anstrengend es sein muss, von den Pokermedien so belagert zu werden wie Ivey.

Iveymania gibt es also schon lange, und kein Mensch weiß, welch medialer Sturm über Ivey hereinbrechen könnte, sollte er am 9. November siegreich aus dem Main Event der WSOP 2009 hervorgehen. Seine regelmäßigen Auftritte bei Pokerroad in Form von Videos, die Momente seines Lebens ausleuchten, die eher banal sind und jenseits der großen Schweinwerfer stattfinden, zum Beispiel wenn er durch die Hintertur ins Casino geht, auf einem Sofa in einer Spielpause herumlungert oder während des Frühstücks pokert, könnten da wie ein gelungener PR-Coup erscheinen. Die Form von Life of Ivey ist so bemerkenswert, gerade weil die kurzen Clips nicht den Glamour suchen und nie gestellt erscheinen. Sie gewähren einen schnellen Blick hinter die Kulisse, hinter das Image, und weben dabei trotzdem am Mythos mit. Greenstein aber glaubt, dass Ivey dennoch lieber etwas anderes machen würde, doch er weiß, dass es uns hilft und deswegen tut er es. "That's just the kind of friend he is."

Lies auch:
Iveymania
Iveys Aussetzer

Play Online Poker

Pokerautor McManus im Interview

Vor ein paar Tagen habe ich kurz auf das neue Buch von James McManus hingewiesen, das Cowboys Full: The Story of Poker heißt. Inzwischen hat der Autor des Bestsellers Positively Fifth Street CardplayerTV ein Interview gegebeben. Darin beschreibt er in Kürze den Weg, den das Spiel genommen hat - von seinen Anfängen in Frankreich und Großbritannien über die Phase als Poker ein Spiel der Betrüger war bis zu den heutigen Tagen, in denen Poker langsam aber sicher gesellschaftsfähig wird.






Donnerstag, 29. Oktober 2009

Poker: Was rät die Finanzberaterin?

Die Fernsehwelt ist voller Sendungen, von denen du nicht unbedingt weißt, ob die Welt sie wirklich braucht. Via Pokerati bin ich auf so einen Grenzgänger gestoßen. Die Finanzberatung, die nicht nur berät, sondern Kaufwünsche der Zuschauer in deutlicher Form verwirft oder unterstützt. Wie steht es also mit einem Pokerturnier in Las Vegas für $1.200? Darfst du oder darfst du nicht?



Haben wir ja geahnt, dass die Dame eine Spielverderberin ist und zu einer langfristigen Anlage rät. Und dann warten wir 40 Jahre. Dabei lässt sich in 40 Jahren mit $1.200 Einsatz und gutem Bankrollmanagement auch ein ordentlicher Betrag erspielen. Kleinvieh macht auch Mist. Spaß gibt es umsonst, von gelegentlichem Tilt mal abgesehen.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Iveys Aussetzer bei der WSOP 2009

Auch der große Phil Ivey macht Fehler. Obwohl der folgende Fehler von Ivey eher ein geistiger Aussetzer war, so wird er sich doch wie ein Lauffeuer herumsprechen. Ivey beging ihn nämlich ausgerechnet bei so einem bedeutenden Turnier wie dem Main Event der WSOP 2009. Die Hand, um die es geht, beginnt in dem folgenden Clip bei etwa 5:06 (nachlesen lässt sich die Hand auch bei Hard-Boiled Poker):



Dass Ivey hier die bessere Hand in den Muck schiebt, lässt sich vielleicht psychologisch erklären. Er konnte selbst nicht glauben, dass sein Paar Achter, mit denen er die 3Bet des Big Blinds vor dem Flop bezahlt hatte, auf diesem Board noch gut sein könnte. Zunächst sieht er einen Flop, der ihn kaum begeistert haben wird, mit einer Dame und einer Zehn zwei Overcards. Dass der Flop gecheckt wird, ändert daran nichts. Der Turn bringt eine weitere Dame, immerhin kann er nun hoffen, dass er inzwischen so etwas wie Showdown-Value hat, falls ihn sein Gegner mit AK repoppt hat. Wieder checkt er. Der River bringt das Pik-Ass. Und in seiner Enttäuschung, dass ausgerechnet diese Karte auf dem River fällt, entgeht dem großen Ivey, dass dieses Ass eben nicht nur ein Ass ist, das ihn möglicherweise schlägt, sondern auch seinen Flush komplettiert hat. Als ihm dann sein Gegner das befürchtete Ass zeigt, verschenkt Ivey tatsächlich 2 Millionen Chips mit der besseren Hand, ausgerechnet im Main Event der WSOP 2009. Gut vorstellbar, dass er seinen Fehler erst jetzt durch die Fernsehausstrahlung auf ESPN bemerkt hat.

Lies auch:
Iveymania
Iveys WSOP-Trainingslager

Dienstag, 27. Oktober 2009

Turnierpoker und das Bauchgefühl

Seitdem ich aus Barcelona wieder zurück bin, habe ich mehr Turniere als gewöhnlich gespielt. Ich war motiviert, aber die Karten waren selten auf meiner Seite. Das kommt vor, und darüber gibt es meist wenig zu berichten. Obwohl es manchmal schon extrem grausam ist. Da spielst du mehrere Stunden, und oft ist es eine Hand, die mit einer hässlichen Geste die mühselig angesammelten Chips vom Tisch fegt. Manchmal scheinst du es zu ahnen, und doch ist deine Hand so gut, dass du einfach nicht davon weg kommst. Joe Hachem hatte so eine Ahnung bei der diesjährigen WSOP. Er rieb sich den Bauch, verzog das Gesicht und entsorgte AK noch vor dem Flop.



Zugegeben, die Ansage seines Gegners war kräftig, und das macht es dann etwas leichter, ein entsprechendes Magengrummeln zu entwickeln.

Aber es kommt ja darauf an, das seltsame Gefühl im Magen zu deuten. Läuft es jetzt gut, läuft es jetzt schlecht, oder ist es diese Hand, die den bisherigen Trend umkehrt? Kürzlich bei einem Turnier lief lange nichts, dann hatte ich einen kleinen Lauf und die richtigen Calls gemacht. Fast sah es so aus, als könnte ich mit einem ordentlichen Chipstapel in die letzten Runden gehen. Das Momentum schien auf meiner Seite. Damen lachen mich an, etwa 40.000 Chips, die Blinds sind 300/600. Ich erhöhe aus mittlerer Position auf 1500, doch mein Nachbar glaubt, dass nun der Moment gekommen sei, seine 23.566 Chips in die Mitte zu stellen. Was nun? Nach meiner Erfahrung bin ich vorne. Ich setze meinen Gegner auf ein mittleres Paar, auf AK, also Hände, die nicht ungbedingt einen Flop sehen wollen. Mein Bauch schwieg, glaube ich jedenfalls, und wenn er doch etwas gesagt hat, kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Weil ich das Turnier gewinnen will, bezahle ich, und es sieht für einen Moment gar nicht schlecht aus.



Diese Hand brach mir das Genick, das Momentum ging flöten, ich kam gerade noch ins Geld. Turnierpoker kann grausam sein. Ärgerlich ist es, wenn du die Situation richtig einschätzt, die richtige Entscheidung triffst und die Karten dir einen Strich durch die Rechnung machen. Trotzdem findest du, dass dein Gegner es nicht verdient hatte, diese Hand zu gewinnen. That's poker, I guess. Vermutlich wird er seine Entscheidung mit einem Bauchgefühl erklären.

Manchmal ist einem das eigene Bauchgefühl nicht geheuer. Gestern Abend spielte ich ein Sit&Go mit 90 Spielern. Die Hälfte war noch dabei, der Finaltisch noch nicht in Sicht, und mein Bauch meldete, wer das Turnier gewinnt. Wenn es bei deinem Gegner so weiter läuft, ist heute kein Kraut gegen ihn gewachsen. Das war die Ansage. Im Heads Up trafen wir uns wieder, und ich habe alles getan, den Beweis anzutreten, dass auf Bauchgefühle nicht viel zu geben ist, weil ich einfach der bessere Spieler sei.





Bin also wieder um eine Erkenntnis reicher. Mein Bauch ist schwer zu verstehen, aber er lügt nicht.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Iveys WSOP-Trainingslager und Negreanus Turnier-ROI

Es hat gewisse Vorteile, Phil Ivey zu sein oder, wenn nicht gleich er selbst, mit ihm wenigstens gut befreundet zu sein. Ivey bereitet sich nämlich auf den Finaltisch der WSOP in Cabo vor. Cabo liegt in Mexiko, im Süden von Baja California. Dort scheint es jede Menge Villen und Golfplätze zu geben. Und der Pool ist auch nicht schlecht. Jedenfalls hat Freund Barry Greenstein ihn dort besucht. Wäre alles nicht der Rede wert, gäbe es in dem Video nicht eine irgendwie dann doch typische Ivey-Szene. Greenstein präsentiert seinen Frühstücksteller, erzählt und bald stellt sich heraus, dass beide gerade online spielen. Greenstein macht sich über Ivey lustig. Er habe ihm jetzt beim Spielen zusehen müssen, der sei gar nicht so gut. "Thanks, Barry!" Wenig später erleben wir Ivey fluchend, weil er nach eigener Meinung $10.000 ziemlich dämlich verdonkt hat. Greenstein sagt, es seien nur 10.000, sei ja nicht so, dass er sich das nicht leisten könne. Ivey: "That's not the point, man!"



Vor ein paar Tagen berichte Negreanu in seinem Blog über den Turnier-ROI (return of investement) bei der World Poker Tour. Den hatte er für eine Reihe von Spielern ausgerechnet, die mindestens 30 Turniere mit Buy-Ins von $10.000 gespielt hatten. Viele bekannte Namen sind darunter - Ivey, Hansen, Mortensen, Cunningham, Vannesa Rousso, Phil Hellmuth. Samt der Ausgaben, die bei Turnieren in der Regel anfielen - Unterkunft, Reisekosten, Steuern -, müssten die Spieler im Schnitt $20.000 pro Turnier erspielen, um wenigstens nicht als Verlierer dazustehen. Der Blick auf das Ergebnis ist zumindest interessant, gelegentlich überraschend.








Lies auch:

Iveymania
Iveymania, Teil II
Negreanu macht sich lustig

Dienstag, 20. Oktober 2009

Scheinhinrichtung in der Poker-Unterwelt

Wieder eine Geschichte für die Sammlung. Sie spielt in der westfälischen Provinz, in Herford. Und dort herrschen raue Sitten. Ein 38-jähriger Betreiber eines Pokerclubs hat angeblich versucht, Schulden in Höhe von 10.500 Euro einzuteiben, in dem er seinem Opfer vorspielte, es hinzurichten. Eine Scheinhinrichtung nannte es die Polizei. Erpresserischer Menschenraub lautet der Vorwurf.

Antonius über seine Konkurrenz, Tilt und den Hass auf Mark Vos

Bereits Anfang September hatte Antonius ein Interview gegeben, in dem er sehr offenherzig über Konkurrenten wie Gus Hansen, Tom Dwan und Phil Galfond spricht. Nicht alle kommen dabei gut weg. In der ersten Liga spielten laut Antonius nur Ivey, Tom Dwan und Ziigmund. Für Gus Hansen hat er zumindest Respekt übrig, immerhin sei er ein besserer Pokerspieler als Phil Galfond aka OMGClayAiken oder Di Dang aka Urindanger. Aber Gus sei halt Gus, zu faul und etwas schlampig eben.

Das sind ungewohnt direkte Aussagen des Finnen, der an den Tischen meist schweigsam ist, gelegentlich sogar schüchtern wirkt. Diesmal nimmt er wirklich kein Blatt vor den Mund. Er gesteht, wie er tiltet und Dampf ablässt. Er habe die schlechte Angewohnheit gehabt, Dinge gegen eine Wand zu feuern, wo sie hässliche Löcher hinterlassen hätten. Einmal habe er sich fast den Ellenbogen gebrochen, weil er anstatt einen Gegenstand zu werfen den Ellenbogen durch die Wand habe bohren wollen. Und dabei habe er den Ellenbogen fast auf einem Nagel aufgespießt. So schnell kann es aus dem harmlosen Poker-Arbeitsraum eine Folterkammer werden.

Richtig auf Tilt schaltet Antonius jedoch, wenn es um den australischen Poker-Pro Mark Vos geht. In dem Interview von September hatte Antonius erklärt, er würde Vos gerne mal die Nase brechen. Der Grund dafür sei, dass Vos Lügen über ihn verbreitet und die Nase in Dinge gesteckt hätte, die ihn nichts angingen. In einem weiteren Interview hat er vor wenigen Tagen seine Anschuldigungen wiederholt. Angeblich geht es um Aussagen, die Vos gegenüber Full Tilt gemacht hat. Die Details sind immer noch unbekannt. Das Pokermagazin Ace glaubt zu wissen, was der Grund sei: "So bezichtigte er, immerhin selbst ein Full Tilt Pro, das Team Full Tilt Mitglied öffentlich im 2+2 Forum des Multiaccountings bei Full Tilt. Freilich ohne wirklich glaubwürdige Beweise vorlegen zu können." Wenn dem so war, kann sich Mark vos nicht daran erinnern: "WHAT THE **** ARE YOU TALKING ABOUT PATRIK?" fragte Vos kürzlich in einem 2+2-Post

Samstag, 17. Oktober 2009

(M)eine A.J. Benza-Woche

Was eine A.J. Benza-Woche ist? Du hast hart gekämpft, aber unter dem Strich hat es wenig gebracht. Wie sich inzwischen herumgesprochen hat, findet die nächste Staffel von High Stakes Poker ohne Co-Moderator A.J. Benza hat. Was bei den meisten Pokerfans auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Benzas Rolle an der Seite von Gabe Kaplan war die des Dummchen, der keine Ahnung vom Poker hat und dafür neckisch und verbal abgestraft wird von Meister Kaplan. Das war meist unterhaltend, gelegentlich hatten die Neckereien etwas Demütigendes, aber wen stört es, wenn der Gehaltscheck stimmt. Soll jeder für sich selbst entscheiden. Nun soll Kaplan durch eine Frau ersetzt werden, und es wird kräftig spekuliert, wer es sein könnte. Vanessa Rousso stand laut Gerüchten hoch im Kurs, aber daran war laut Roussou nie etwas dran: "I’m not sure where the rumor started but I’m not the new co-host of HSP."

Interessant an der Benza-Geschichte sind eher die mehr als 100 Kommentare, die A.J. Benza in dem entsprechenden Blogpost erhalten hat. Benza räumt in seinem Post ein, dass er sogar eine Gehaltskürzung in Kauf genommen hätte, schließlich sei er Vater von zwei Kindern. In den Kommentaren wird meist Mitleid bekundet, es wird aber auch einiges ausgeplaudert, was hinter den Kulissen von GSN vor sich geht, zum Teil mit drastischen Begriffen. Da ist von internen Machtkämpfen die Rede, von Antipathien, die gegen Benza vorgelegen hätten, und dass Leute, die Poker völlig ahnungslos gegenüber stünden, das Ruder im Sender übernommen hätten. Sie hätten das Budget für die nächste Staffel reduziert, es würden weniger Kameras eingesetzt und der Produktuktionswert sei schlechter denn je. Man kann gespannt sein, ob man es der nächsten Staffel ansehen wird.

Meine Woche an den Tischen war eine A.J. Benza-Woche. Gekämpft, aber unter dem Strich ist wenig dabei rumgekommen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals so oft Quads gehabt habe, einmal in drei Händen an einem Tisch gleich zweimal, jedesmal waren es Vieren. Merkwürdig, falls sich also jemand mit Numerologie auskennt und darin eine mögliche tiefere Bedeutung erkennen kann ... - Uranos stehe mir bei.

Was ist in dieser Woche sonst noch auf meinem Bildschirm gelandet?

Der letzte Clou der Poker-PR scheint zu sein, dass selbst Pfarrer Poker spielen und gelegentlich sogar gewinnen. Zunächst aus dem Spiegel:

"Nach dem ersten Schock dachte ich: Ok, ist mal was anderes, gegen Gott zu pokern. Vier gegen einen, vier Heiden gegen einen Pfarrer, ich hatte trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit ein ungutes Gefühl. Und warum sagte es mir, dass diese Konstellation alles andere als unfair war? Und wenn, dann für uns? Auf meine Frage, was er denn so beruflich mache, hatte er zunächst nicht sehr laut gesagt: 'Ich bin Pfarrer'. Der eine Marketing-Fuzzi wiederholte: 'Fahrer?' Dass es so was noch gebe, Fahrer, für wen er denn fahre? 'Pfarrer, ich bin Pfarrer', sagte der Pfaffe, ein Mann in den Dreißigern mit T-Shirt und trainierten Armen. Ein Kraftpfarrer."

Dann war da der große Auftritt von "Father Rambo", ein Pfarrer aus South Carolina, Paintball- und Pokerspieler. Bei der PokerStars.net Million Dollar Challenge hat er erst mit Hilfe von Negreanu gegen Ex-NBA-Spieler John Salley und gegen Vanessa Rousso gewonnen, um schließlich auch gegen Negreanu zu siegen. Manchmal kannst du nicht mehr tun als setzen und beten:



Der geistliche Beistand hat übrigens für gute Einschaltquoten gesorgt. Negreanu schrieb in seinem Blog, dass etwa vier Millionen die Show gesehen hätten. Keine andere US-Poker-Show habe bisher mehr Zuschauer gehabt - "I'm still in a bit of shock!" In dem gleichen Post ist auch von den seltsamen Spielen im Hause Negreanu zu lesen, bei dem ihm E-Dog, auch bekannt als Erick Lindgren, fast die Nase gebrochen hätte. Schuld war nur der Sake und etwas, das sich wohl als Männerfreundschaft bezeichnen lässt. Ich werfe deine Bücher in den Pool. Ok, dann demoliere ich dein Auto mit meinem Golfschläger. Genau sowas wollen wir lesen (wenn wir betrunken sind), obwohl es nicht ganz leicht ist, sich den schmächtigen KidPoker als trunkenen Raufbold vorzustellen.

Gestern Abend war da noch ein Cardrunners-Video, "Count the zeros", das einige Hände der High-Stakes Action zusammenfasst. Unter anderem waren Phil Ivey und Ziigmund dabei zu beobachten, wie sie an den PLO-Tischen ein paar Coin Flips verabredeten, zunächst für $100.000, später noch einmal für $200.000.

Ziigmund: 200 each
Phil Ivey: k

Dann sagten sie ihre Hände an.

Ziigmund: 599T
Phil Ivey: 3568

Und jeder schob $200.000 in die Mitte.

Übrigens, Ivey gewann beide Flips.

Freitag, 16. Oktober 2009

James McManus schreibt eine Kulturgeschichte des Poker

James McManus ist Pokerspieler und Bestseller-Autor, und er hat eine dieser märchenhaften Pokergeschichten, die das Spiel gelegentlich schreibt, am eigenen Leib erlebt. Im Jahr 2000 fuhr er als Reporter zur World Series of Poker, um für das Harper's Magazin über erfolgreiche Pokerspielerinnen und den Tod von Ted Binion zu berichten. Seinen Vorschuss verwandte McManus darauf, sich in einen Main Event-Satellite einzukaufen, und er qualifizierte sich tatsächlich. Teilnehmende Beobachtung als Methode. Die gute Laune des Schicksals war damit noch nicht vorbei. McManus schaffte es bis an den Finaltisch. Er wurde Fünfter und sackte etwa $250.000 ein. Aus dieser Geschichte wurde ein Buch und ein Besteller: Positively Fifth Street: Murderers, Cheetahs, and Binion's World Series of Poker.Sowas nennt man wohl einen Lauf.

Demnächst erscheint ein weiteres Buch von McManus. Über Cowboys Full: The Story of Poker hört man bereits viel und oft Gutes. Wenn das Buch hält, was ein kürzlich veröffentlichter Artikel von McManus mit dem Titel "What Poker can teach us" verspricht, dann erwartet den Leser so etwas wie eine Kulturgeschichte des Poker. Warum ausgerechnet Poker zum Lieblingsspiel der Amerikaner wurde, erklärt McManus mit der Geschichte Amerikas als Einwanderungsland, einem Migranten-Gen, der Bereitschaft, das Glück auf die Probe zu stellen. Diese Bereitschaft hat auch in der Wendung "pursuit of happiness" Eingang in die amerikanische Verfassung gefunden. In dem Artikel weist McManus auf weitere kulturgeschichtliche Wechselwirkungen zwischen Spiel und Gesellschaft hin:

"The national card game still combines Puritan values—self-control, diligence, the slow accumulation of savings—with what might be called the open-market cowboy's desire to get very rich very quickly. The latter is the mind-set of the gold rush, the hedge fund, the lottery ticket of everyday wage-earners. Yet whenever the big-bet cowboy folds a weak hand, he submits to his Puritan side. As Walter Matthau drily put it, poker "exemplifies the worst aspects of capitalism that have made our country so great."

Und McManus bricht eine Lanze für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Spiel und seinen Strategien, die in vielen Bereich des Lebens hülfen. Tatsächlich gibt es bereits eine The Global Poker Strategic Thinking Society, die 2006 von den "Harvard Law School"-Professoren Charles Nesson and Lawrence Lessig gegründet worden ist. Nesson schreibt, er fordere seine Studenten auf, Poker zu spielen: "i teach them to play poker and to see in the game a language for thinking about and an environment for experiencing the dynamics of strategy in dispute resolution."

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Den Millionären beim Spielen zusehen

Es ist ein reichlich absurdes Vergnügen, seine Lebenszeit damit zu verschwenden, Millionären beim Spielen zuzusehen - insbesondere in einer Zeit, die jedes Maß für personelle Einkommensverteilung verloren hat. Einige putzen für 4,61 oder 5,71 Euro, vielleicht auch noch für einen Euro mehr, während in der deutschen Fußballnationalmannschaft mehrfache Millionäre kicken. Gegen Finnland taten sie das gestern Abend sehr pragmatisch. Millionen vor den Fernsehgeräten und 51.500 Zuschauer im ausverkauften Hamburger Stadion, das, wie sollte es anders sein, HSH-Nordbank-Arena heißt, sahen ihnen dabei zu. Es war also ein in jeder Hinsicht zweifelhaftes Vergnügen, und wenn du dir dann noch vorstellst, dass du dafür 40, 50 oder sogar mehr Euro hingeblättert hast. Bad beat, baby - die erste Halbzeit war ja nicht mal im Fernsehen zu ertragen.

Natürlich machen wir das ständig. Wir sind die Zuschauer. Wir schauen Millionären beim Spielen zu. Ich bin da keine Ausnahme. Ich interessiere mich für Sport, also schaue ich Basketball, Football, Fußball, und bei den NBA-Playoffs bin ich über Wochen bis tief in die Nacht wach. Da fehlte Poker gerade noch. Das lässt sich inzwischen auch vielen Kanälen verfolgen. Als ich mir gestern das Fußballspiel zu langweilig wurde, schaltete ich um auf youtube und schaute Poker, die WSOP 2009, und erfuhr so ganz nebenbei, wo eine Reihe von Pros wie Esfandiari, Laak, Greenstein und noch einige andere in Las Vegas ihr Zuhause haben, in den Panorama Towers.



Sowas erfährst du also, auch wenn du nicht sicher bist, ob es dich nun weiter bringt in deinem Leben, jetzt, da du weißt, dass die Aussicht aus deinem Fenster nicht mithalten kann. Zumindest aber habe ich kein Eintrittsgeld bezahlt, was auch fürs Zuschauen beim Online-Poker gilt. Online kannst du Nacht für Nacht verfolgen, wie sich die High-Stakes-Pros wie Phil Ivey, Gus Hansen, Tom Dwan und andere gegenseitig die Moneten abjagen. Es kostet nicht mehr als deine Zeit.

Und es gibt noch einen wesentlichen Unterschied. Auf der Fußballtribüne findet sich ja der Typus Zuschauer, der in seinem ganzen Leben noch nicht einmal gerade gegen einen Ball getreten hat, ohne sich dabei den Zeh zu brechen oder andere Mitspieler schwer zu verletzen. Jetzt sitzen sie auf der Tribüne mit einer mittelprächtigen Plautze und schwingen Reden, als könnten sie es besser als die Luschen auf dem grünen Rasen. Diesen Typus findet sich, glaube ich, besonders häufig unter Fußballfans. Beim Basketball und beim Eishockey ist die körperliche Dominanz durch schiere Größe oder dicke Panzerung vermutlich zu eindrucksvoll, als dass sich der Bier trinkende Tribünenbesucher zu solchen Vergleichen hinreißen ließe. Jedenfalls können die Schlaumeier auf der Tribühne noch so hirnrissige Sachen von sich geben, nie müssen sie den Beweis antreten, ob sie es wirklich besser können.

Wenn wir beim Pokern den Millionären zuschauen und etwas unserer kostbaren Lebenszeit dran geben, dann schwingt vielleicht Faszination über die Höhe der Einsätze mit, bei manchen der Wunschtraum, eines Tages selbst zum Beispiel Phil Ivey in einem Turnier gegenüber zu sitzen. Was immerhin schneller Realität werden kann als in jedem anderen Sport. Manche Online-Railbirds benehmen sich zwar nicht anders als der Zuschauer auf der Fußballtribüne. Sie hassen, sie lieben, sie regen sich auf. Aber die Pros schenken ihnen eh keine Aufmerksamkeit, außer sie heißen Mike Matusow. Daran erinnerte kürzlich Paul McGuire. In Zeiten, als die Blinds an den höchsten No-Limit-Tischen noch im Vergleich zu heute schmale $50/100 betragen hatten, sei Matusow sich nie zu schade gewesen für einen verbalen Schlagbatausch mit den Railbirds oder seinen Gegnern. Das sei zwar unterhaltsam gewesen, aber irgendwie habe sich Dr. Pauly auch geschämt. Wer schaue schon freiwillig und unbezahlt beim Online-Poker zu?

Tatsächlich haben wir diesmal eine Legitimation. Wir sind wie die Wissenschaftler und Bildungsfanatiker, die das Fernsehen verteufeln und selbst natürlich nur zu Studienzwecken einschalten. Wir schauen, weil wir etwas lernen wollen. Wir können durch Beobachtung tatsächlich besser werden, oder reden uns das zumindest ein. Und am Ende können wir selber spielen, wenn uns das Zuschauen zu langweilig wird. Das wäre gestern eigentlich der beste Rat für die Zuschauer in Hamburg gewesen: Stürmt den Rasen und spielt selber. Wie in dem folgenden Clip, mit der eine Bank für ihre vermutlich fragwürdigen Geschäfte wirbt - immerhin hat Tennis-Legende Guillermo Vilas einen Kurzauftritt und einen Spieler zerlegt es recht hübsch nach einem Schmetterball. Was beim Pokern auch gelegentlich vorkommen soll. Vermutlich ist Poker einfach unser favourite waste of time.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Iveymania, Teil II: Ivey spricht

"Und schau dir Phil an – er hat in sehr kurzer Zeit sehr viele Bracelets gewonnen und er hat in allen Pokerbereichen unglaublich gute Resultate vorzuweisen. Es führt im Moment wohl kaum ein Weg an ihm vorbei und ich denke, sehr viele können sich darauf einigen, dass er zur Zeit der beste Spieler der Welt ist." Das sagte kürzlich Gus Hansen in einem Interview über Phil Ivey.

Ivey ist ja bekannt dafür, dass er gegenüber Medienvertretern eher zurückhaltend agiert. Was einen einfachen Grund hat: Er spiele so viel Poker, dass er in seiner Freizeit lieber golfe oder ins Kino gehe als Interviews zu geben. Aber in diesen Tagen scheint sich das zu ändern. Der Endspiel um die World Series of Poker 2009 im November löst auch bei Phil Ivey die Zunge. In London während der WSOPE sprach er über die Vorbereitung und seine Erwartungen, er sprach über Poker und welche Einstellung es erfordert durch schlechte Zeiten zu kommen. Und er gab sogar fast Privates preis. Er outet sich als Fan von Michael Jackson. Er mache gerne Urlaub am Strand in der Sonne, um sich zu entspannen. Wo er denn dann in diesem Jahr im Anschluss an die WSOP hingefahren sei, fragt der Interviewer. "Germany", sagt Ivey und kann sich wegen der Absurdität seiner Antwort ein Lachen nicht verkneifen. Außerdem Ivey als Philosoph: Wenn dies das Ende ist, dann wäre es mir egal, wo es ist.







Play Online Poker


Lies auch:
Iveymania
Ivey wird niemals nervös

Freitag, 9. Oktober 2009

Barcelona 400 BB deep

Turnier-Report Barcelona, Teil 1: Ich hatte mich dafür entschieden, an Tag 1B der Full Tilt Poker Series Espana zu spielen. So konnte ich mich erst ein bisschen umsehen, in der Stadt und auch kurz an Tag 1A. Erste Uberraschung: gar nicht so viel los hier, eine Handvoll deutsche Full Tilt Pros, Martin Kläser, Eddy Scharf, Hans Vogl, Stefan Rapp, auch ein paar spanische Pros, auf Anhieb kannte ich nur Leo Margets. Wie sich später herausstellte, war auch ein Spieler namens Schweinegrippe am Start. Zitat: "Poker is all about deception, isn't it?"

Zur Vorbereitung für meinen Tag 1B hüpfte ich erstmal ins Mittelmeer, das direkt vor der Tür des Gran Casino Barcelona liegt. Danach lief ich durch die Stadt, durch den Born, durchs Barrio Gotico, durch enge Gassen, unterbrochen nur von den vielen kleinen und großen Plätzen, irgendwie ziemlich romantisch, obwohl dir fast überall Touristenhorden begegnen.

20.000 Chips

Um 15 Uhr am nächsten Tag geht es los. 20.000 Chips stehen vor mir. Die Blinds sind 25/50, 60 Minuten dauert ein Level. Erstes Ziel: Tag 1 überstehen und geduldig spielen. Der Tag fängt gut an: Der Button wird an meinem Tisch ausgelost und liegt nach einem Ass bei mir. "You are a very lucky man", sagt der Hausfotograf. Mal sehen! Geduld. Es wird über eine Stunde dauern, bis ich die erste Hand gewinne. Es wird bis halb drei in der Nacht dauern, bis der Tag vorbei ist. Ich werde geblufft werden, ich werde mehrmals meine Hand weglegen, nachdem meine Gegner squeezen, ich werde einmal an diesem Tag nach einem 4bet-Shove All-In sein.

124 Spieler gehen in Tag 1B, insgesamt also nur 200 Spieler. An meinem Tisch sitzen bis auf den Spieler neben mir nur Spanier. Es wird Spanisch gesprochen, und ich verstehe so gut wie nichts. Dennoch werde ich im Laufe des Tages viel über meine Gegner wissen. Das ist der große Unterschied zum Online-Spiel. Es gibt viel mehr Informationen, und sie müssen bei jeder gespielten Hand mühselig durch Beobachtung eingesammelt werden. Das Spiel ist so langsam, es dauert und dauert, aber es macht Spaß.

Die Spieler an meinem Tisch

Auf Platz 1 sitzt das bwin-Team, das jedenfalls sagt der Sticker auf seinem schwarzen Hemd. Er ist ein TAG wie er im Buche steht, er wird mehrmals an diesem Tag geblufft werden, und am Ende des Tages eine Hand sehr schlecht spielen, als er eine Pot-Size-Bet am Turn bezahlt und dann zu meiner Verwunderung nicht weiß, wie er auf den River-Shove seines Gegners, ein Bluff vor dem Herrn übrigens, reagieren soll. Danach blieben ihm nicht viele Chips, und er verabschiedete sich bald. Auf Platz 2 saß die Krake oder La Kraka, wie ich sie ziemlich frei übersetzt nannte. La Kraka shuffelt ständig mit beiden Händen gleichzeitig Ships, schwarze Ringe unter den Augen, Bose-Kopfhörer, ein Online-Pro von 24 Jahren. Wir werden uns in einer Pause unterhalten, er sagt: "I'll try to mix it up!" Er wird zunächst viele Hände spielen, any connected hand, er wird immer eine Continuation Bet spielen, er wird ein zweites Mal feuern und er wird in einer Hand das Glück haben auf dem River den Gut Shot zu treffen und sich eine Straße ziehen. La Kraka erreicht Tag 2. Auf Platz 3 sitzt Ray Ban, den Klassiker auf der Nase, nicht mehr der jüngste. Er wird in der letzten Hand vor der ersten Pause, auf dem Flop Q92r ein Set mit Pocket deuces treffen, der Turn bringt eine weitere Neun, der Turn wird gecheckt. Der River blankt, Ray Ban spielt ordentlich an und der Spieler zu meiner Rechten auf Platz 5 schiebt alles in die Mitte. Er hat etwas mehr als Ray Ban. Es dauert lange, dann bezahlt Ray Ban, er ist weit vorne, sein Gegner, der Bluffer, hatte QJo. Großer Pot für Ray Ban, aber er kann kein Kapital daraus schlagen, er wird knapp zwei Stunden später, als einer der ersten den Tisch verlassen, als er mit 53o am Button callt. Ich hatte die Hand UTG mit TT eröffnet und drei Calls bekommen, der Flop kommt 524 mit zwei Herzen. Ich checke, Sweety (zu dem ich noch komme), spielt an, Button reraist, Big Blind passt, ich auch, Sweety schiebt alles rein für definitv etwa 100 BB und Ray Ban insta-calls mit seine restlichen 70 BB. Sweety hat A6h und damit einen Flush Draw. Turn ein Ass, River ein Herz, und Ray Ban ist Geschichte.

Auf Platz 4 ein junger, solide spielender Spanier, der irgendwie bekannt zu sein scheint. Wir werden ein paar Hände miteinander spielen, die beiderseitig nach dem Flop mit Vorsicht weitergespielt werden. Hin und wieder werde ich 3betten, und er wird seine Hand jedesmal weglegen. Ihn sehe ich an Tag 2 wieder. Auf Platz 5 der Bluffer, er hat sich direkt eingekauft, er spielt, als sei das Buy-In Peanuts, und er liebt es zu bluffen. Ich werde eine Hand mit ihm spielen, bei der ich ihm ordentlich auf den Leim gehe. Blinds sind etwa 200/400, ich habe noch 16k und calle im Cut off seine Eröffnung von 1050 mit AdJd. Es wird gepasst und wir sind Heads up. Der Bluffer hat noch etwas 12k vor sich. Der Flop kommt AhQs8c. Kein schlechter Flop, der Bluffer checkt. Ich überlege, ob ich checke und entscheide mich dann anzuspielen, um den Pot hier und jetzt zu gewinnen. Es passiert natürlich genau das, was ich kurz befürchtet habe - Check-Raise auf 7k. Damit ist klar, dass wir um seine gesamten 12k spielen. Mir blieben im Fall der Fälle etwa 4k, nicht viel. Es dauert lange, bis ich meine Entscheidung treffe, deswegen gibt es kurz Aufregung am Tisch, der Floorman schaut schon interessiert. Schließlich passe ich schweren Herzens, der Bluffer erwacht sofort aus seiner Starre und knallt 99 auf den Tisch. Nice bluff, Sir! Der Bluffer wird noch einige Bluffs spielen, aber er wird Tag 2 nicht erleben.

Platz 6 - me, myself and I, je nach Spielsituation. Platz 7, der einzige Nicht-Spanier, bezahlt in den ersten Runden immer, wenn ich den Pot eröffne und er Position hat. Er wird jede Conti-Bet bezahlen, schon aus Prinzip, weil er Position hat. Er fliegt später mit KK gegen AK raus. Und weil er immer gern bezahlt, kommt auf Platz 8 Sweety ins Spiel. Sweety heißt Sweety, weil er sweet sagt statt suited. Er kramt gleich zu Anfang eine riesige D&G-Sonnebrille raus, und ich grinse ihn an, als er sie auf der Nase hat. Er beschwert sich daraufhin bei seiner russischen Freundin, dass er ja gewusst habe, was passiere, wenn er diese Sonnenbrille aufsetze: Sie lachen mich aus. Später setzt er sie dann nicht mehr auf. Und das war gut.

Dabei ist Sweety gar kein süßer Kerl, he is a pain in the ass. Also, er ist ein lustiger und netter Kerl, aber kann halt die Finger nicht von den Chips lassen. Er liebt die 3-bets und Squeezes, und er hat die ideale Konstellation gefunden. Mich und den Caller in Position, and so he does his thing. Nicht nur bei uns, er reraist auch einen EP-Raiser, und annonciert danach im Brustton der Überzeugung, A7 -- SWEET!!! Sweety wird an diesem Tag noch jede Menge Chips vor sich haben, um sie schnell auch wieder zu verlieren.

Platz 9 ist erst gar nicht da, er taucht erst in Level 5 oder 6 auf, und er braucht genau 15 Minuten, um seine Chips loszuwerden, an La Kraka. In der ersten Hand mit der Krake blufft La Kraka mit 8h7h den verpassten Flush Draw auf dem River. Dafür musst du wissen, dass La Kraka schon einen sehr triftigen Grund braucht, um nicht zu wetten. Also La Kraka hat 87h UTG eröffnet, der Flop kommt KhJh4s, und der 15-Minuten-Mann hatte im SB gecallt. Er checkt, La Kraka feuert, und er bezahlt, gleiches Spiel am Turn nach einer Blank, und am River checkt er wieder und La Kraka schiebt alles rein. Der 15-Minuten-Mann passt offen A2h und La Krake zeigt 87h. Zwei Hände später, der 15-Minuten-Mann am Button gegen die Krake im BB. Der 15-Minuten-Mann eröffnet mit QJh und die Krake reraist mit AKo. Der 15-Minuten-Mann bezahlt, der Flop kommt Khxhxs, La Kraka check-raist und der 15-Minuten-Mann bezahlt mit seinen restlichen Chips. Kein Herz, und das war's.

Was für ein Riehmen an Text - Teil II demnächst hier und kürzer: Warum ich mit AJo 4bet-shove und wie ich gegen den späteren Sieger aus dem Turnier flog

Sonntag, 4. Oktober 2009

In Level 14 war Schluss

Kurze Notiz aus Barcelona: Bin als 41. oder 42. gestern am Abend von Tag 2 rausgeflogen, Standardflip mit AKo gegen 99 verloren. Hatte zu diesem Zeitpunkt noch etwa 20 BB. Tag 2 war schwierig, selten gute Haende, hielt mich mit Steals und Resteals ueber Wasser, aber hatte nie mehr als 55k. Das geht nach 5 Stunden auch nicht mehr spurlos an dir vorueber. Ich bin nicht sicher, zu welchen Goettern und Dealern ich gebetet habe. Die Dealer hatten immerhin Spass daran. Als ich mich einem Blick beschwerte, sagte einer: "When you are in the big blind." Und grinste. Na gut. Im Big Blind, zwei Haende spaeter, gab er mir T8o, was schon eine leichte Verbesserung zu dem ueblichen Ramsch war. Alles wirft weg bis zum Button, der eroeffnet mit 5.5 bei Blinds von 1k/2k. Ich schaue mir meine Hand an und halte mich an die Vorgabe, der naechste Big blind, und stelle meine 28k rein. Button open folds KQo. Ach ja. So lief Tag 2. Tag 1 hatte ich als 34. mit 47k beendet, etwas ueber dem Durchschnitt von 40k. Es gab natuerlich ein paar interessante Haende, von denen ich noch berichten werde. Erstmal war es das fuer heute. Ich bin nicht zu enttaeuscht. Bis auf ein paar Kleinigkeiten bin ich zufrieden mit meinem Spiel.
Und sonst, nette Leute kennengelernt und bis Montagabend schaue ich mir noch Barcelona an. Barcelona rocks;-)