Samstag, 12. Dezember 2009

Casino-Sterben, Glücksspielmonopol und eine Replik

Kürzlich wies ich auf den Artikel von Michael Pirro über Online-Poker hin. Inzwischen ist im Isa-Guide eine Replik erschienen, die ein namentlich nicht geannter "Country Manager bei der Gaming Media Ltd., einem renommierten Unternehmen der Igaming Branche, welche die Poker Marken Poker Heaven und Hotshotpoker unterhält sowie den Poker Channel Europe als größten, dem Igaming gewidmeten TV Sender" verfasst hat. Er wirft Pirro vor, dass sein Artikel nicht fundiert sei, argumentiert aber auch nicht richtig überzeugend:

"Alleine die Logik würde es schon verbieten, dass Karten manipuliert würden, um Spielern mitteln Bad Beats Geld abzunehmen. Woran verdient denn ein Pokerraum? Es verdient sein Geld doch nicht an einem Spieler, der sein Geld verliert, sondern entnimmt einen kleinen Teil aus einem gewonnenen Pot. Das Rake ist online in der Regel auf 3-5€ oder $ gecappt, d.h. ein Casino kann auch gar kein Interesse daran haben, das ein Spieler durch einen Bad Beat eine große Summe verliert. Für das Casino wäre es am Besten, wenn immer kleine oder mittlere Pots gespielt werden würden und wenn das Geld auf dem Tisch hin- und hergeht. Dann wäre sehr viel mehr zu verdienen und auch die Spieler würden länger beim Pokerraum bleiben."

Ed Miller hat ja genau diese Überlegung angestellt, was natürlich nicht heißt, dass diese Manipulation der Karten tatsächlich stattfindet.

Oswald Menninger, Geschäftsführer Paritätischer Wohlfahrtsverband LV Berlin e.V., fürchtet im Tagesspiegel das Ende des staatlichen Glücksspielmonopols: "Durch den Glücksspiel-Staatsvertrag, der das Glücksspielmonopol des Staates regelt, wird sichergestellt, dass ein beträchtlicher Teil der Wettumsätze als Zweckabgaben eine nachhaltige Finanzierung gemeinnütziger Projekte absichert. Wird das Glücksspiel dem Markt überlassen, dann werden kommerzielle Wettanbieter – von Steueroasen aus – den Wettmarkt betreiben und hier würde kein Geld mehr für die Gemeinwohlförderung zur Verfügung stehen." Ob deswegen zwangsläufig die Einnahmen der staatlichen Anbieter durch Lotto und Klassenlotterie zurückgehen, ist allerdings noch gar nicht klar, vielmehr scheint der noch gültige Glücksspielstaatsvertrag zu einer Lotto-Krise geführt zu haben.

Zum Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichts zum Glücksspielmonopol ein Kommentar im morgenweb: "In Wirklichkeit wollten sich die Länder auch nur unliebsame Konkurrenz vom Halse halten. Doch die erhofften Zugewinne bleiben aus. Das staatliche Sportangebot Oddset gilt als so unattraktiv, dass die meisten Wettfreunde nun lieber schwarz, im Internet oder Ausland zocken. Daher hat sich der Fiskus sogar um einen Haufen Geld gebracht - ebenso die Vereine, die vom Glücksspiel-Geschäft gern einen größeren Batzen abhätten."

Der Deutsche Sportbund und der Sportwettenmarkt: "'Die Sportverbände haben schon immer eine gewisse Liberalisierung des Sportwettenmarktes im Blick gehabt.' Kein Wunder, da Experten hier das mögliche Volumen für Sponsoringaktivitäten auf dem deutschen Markt auf jährlich 300 Millionen Euro schätzen. 'Die Form einer Herauslösung der Sportwetten ist noch völlig unklar. Theoretisch ist ja auch ein zweiter Glücksspielstaatsvertrag denkbar', sagt Thiel."

Casino-Sterben in Sachen-Anhalt: "Noch rollt in den Casinos in Magdeburg, Halle und Wernigerode die Kugel. Doch obwohl Pokerabende an Freitagen wie heute ab sieben inzwischen mit 'Feierabendhäppchen' schmackhaft gemacht werden, bleiben die Spieler aus – viele Sachsen-Anhalter haben offenbar schlicht nichts mehr zu verspielen. Statt sich mit der Spielbankenabgabe ein nettes Zubrot zu verdienen, musste das Land daher in den beiden vergangenen Jahren insgesamt drei Millionen Euro zuschießen, um eine Pleite zu verhindern. Zu Jahresbeginn 2009 zog Bullerjahn dann die Reißleine: Die Casinos wurden ausgeschrieben."

[UPDATE]: "Rund drei Millionen Euro flossen aus dem Landeshaushalt 2007 und 2008 in die Casinos. Auch dieses Jahr rechnet das Land mit einem deutlichen Minus. Das gab es noch nicht in Deutschland, dass ein Land Spielbanken subventioniert", schreibt die Frankfurter Rundschau. Ein lesenswerter Artikel, der zeigt, dass es zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung gravierende Unterschiede zwischen Ost und West gibt: "92 Spielcasinos gibt es in Deutschland, im Osten gerade ein Dutzend. Thüringen hat in einem Erfurter Nobelhotel eine kleine Automatenhalle. Sachsen hat auch nur noch Automaten. In Dresden drehte sich 1999 letztmals eine echte Roulettekugel. Sachsen schloss seine Spielbank. In Brandenburg gibt´s die Spielbank in Potsdam, sie soll einigermaßen Geld abwerfen. 'Das hat bei uns im Osten ja keine Tradition', sagt die Abgeordnete Klein."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Armes Sachsen Anhalt kann ich da nur sagen....