Donnerstag, 29. Januar 2009

Wo ist Ziigmund? Betrunken auf der Toilette

Ilari Sahamies, online vor allem unter dem Namen "Ziigmund" bekannt, stand bei einem Turnier in Helsinki im Heads-Up ohne ein Wort auf und ging. Angeblich zur Toilette. Der Besuch mag überfällig gewesen sein, denn schon den ganzen Tag über hatte er sich gepflegt volllaufen lassen - drei Flaschen Wein standen zu Buche und ein nicht näher zu beziffernde Menge Wodka. Doch Dealer und Gegner machten sich nicht die Mühe auf ihn zu warten. Wieder zurück fand er sich durch die Blinds um eine Menge Chips erleichtert. Erbost ging Sahamies daraufhin jede Hand All in und wurde am Ende doch nur zweiter Sieger. Was angeblich noch €125.000 brachte.

Inzwischen hat sich Sahamies für seinen Auftritt entschuldigt. Unklar ist, ob die Art und Weise, wie der reuige Sünder im folgenden Clip einen Tequila zu sich nimmt, der Strafe oder lediglich der Darstellung der hochentwickelten finnischen Trinkerkultur dient...



Siehe auch: That's gambling, Teil II - Ziigmund gegen Cole South

Mittwoch, 28. Januar 2009

Poker - das schöne neue Hobby

Pokersucht ist bestimmt kein schönes Hobby, vermutlich ist es sogar noch ein teures. Das beste Gegenmittel dagegen dürfte eine intensive Beschäftigung mit dem Spiel und seinen Grundregeln sein, zum Beispiel dem unverzichtbaren Bankrollmanagement. Und wer das tut, der kann Poker zu einem schönen Hobby machen, so wie es das wahrscheinlich für die meisten ist. Andere spielen halt Golf. Poker fällt in meinen Augen unter das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit, und die wird vom Grundgesetz garantiert; zugegeben, es gibt da noch ein paar rechtliche Schwierigkeiten.

Das Hamburger Abendblatt hat für einen Artikel den reißerischen Titel "Poker - die gefährliche neue Sucht" gewählt. Einige Informationen sind dennoch interessant. Laut einer Studie des Bremer Psychologie-Professors Gerhard Meyer seien mehr als drei Prozent der Deutschen spielsüchtig, Tendenz steigend. "Männlich. Etwa Mitte 20. Migrationshintergrund", das seien die typische Merkmale, meint Suchttherapeutin Sabine Auf dem Felde. Mit Sorge betrachte sie einen Trend, der vor allem junge Leute begeistert: Poker. Und natürlich ist auch das Internet mal wieder gefährlich, heißt es dann weiter im Text. Diese Sorgen und Bedenken werden aber wahrscheinlich wenig daran ändern, dass das Internet aus der Alltagskultur nicht zu verdrängen ist und Poker wahrscheinlich auch nicht. Poker ist Pop, ob einem das nun gefällt oder nicht. Da hilft nur Aufklärung und keine Panikmache.

Noch ein paar Zahlen: "Immerhin verdient der Staat knapp vier Milliarden Euro an Roulette, Sportwetten und Lotto. Damit nimmt er stolze 915 Millionen Euro mehr durch die Glücksspielsteuer als durch Alkoholsteuern ein, weiß Meyer."

Dienstag, 27. Januar 2009

Tiltkontrolle-Bonustipp: Der $1.000-Bonus bei Everest Poker

Zur Abwechslung mal ein Bonustipp: Wer sich über http://www.raketherake.com bei Everest Poker anmeldet, erhält einen Bonus von $1.000, der innerhalb von 60 Tagen freigespielt werden kann. Genug Zeit also, um sich selbst auf kleinen Limits eine gute Portion zusätzliches Spielgeld zu sichern. Der Bonus allein ist gut, denn nach jeder Session sind schon wieder ein paar Dollar mehr auf dem Konto, noch besser aber sind die Spiele. Viele Franzosen, und bei denen scheint gelegentlich ein Wettbewerb zu laufen, der in etwa heißt: Wie leicht gibst du deinen Stack her? Außerdem regelmäßig schlechte LAGS, und einige Spieler, deren einziger Move der Float in Position ist, von denen sich die meisten mit einem Check-Raise am Flop oder einem Check-Raise auf dem Turn disziplinieren lassen. Der einzige Nachteil ist die Everest-Software, die sich irgendwie mechanisch spielt und etwas gewöhnungsbedürftig ist. Nach einer kurzen Einspielphasen geht es und ist auszuhalten. Mit dem Bonus dennoch eine gute Investition: Probiert es aus über http://www.raketherake.com.

Play good, get lucky!

Montag, 26. Januar 2009

Um acht Uhr morgens gegen Negreanu

Daniel Negreanu ist auf dem Weg nach oben. Sein kürzlich angekündigter Versuch aus $10 in drei Jahren $100.000 zu machen, läuft offenbar ganz gut. Nach den Anfängen auf dem ganz kleinen Limit von $0.01 und $0.02 fehlen ihm nur noch knapp $7, um auf NL10 anzukommen. Nun hat Negreanu die Jagd auf sich selbst eröffnet. In seinem jüngsten Blogpost erklärte er, wann er bei PokerStars.com spielt - in der Regel um 11:00pm PST, also um etwa 8 Uhr deutscher Zeit.

Ein Deutscher gewinnt EPT Deauville

Wie antwortet ein bescheidener Deutscher auf die unausweichliche Reporterfrage, nachdem er etwa 850.000 Euro gewonnen hat? I cannot describe this feeling. Dafür weiß der Sieger, der 28-jährige Moritz Kranich aus Hamburg, aber gleich, was er mit dem Geld anfangen will - für sich und seine Frau ein Haus kaufen.


Freitag, 23. Januar 2009

Stunts, die in die Hose gingen

Soll jemand sagen, Programmredakteure hätten keinen Humor. Keine Ahnung, ob das jemand tut, und wie es gegenwärtig in den Redaktionsstuben der Republik um den Ruf der Programmredakteure steht - Humor haben zumindest die DSF-Programmredakteure. In der Ankündigung zum EPT-Bericht am heutigen Abend ist bei verwandten Sendungen der Hinweis auf die Sendung "Spektakulär - Stunts, die in die Hose gingen" zu finden. Die Redakteure scheinen einschlägige Pokererfahrungen zu haben.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Wo so alles gespielt wird!

"Im Anschluss fuhr ich zu meiner Mutter und nahm mein Netbook mit... naja so konnte ich in der S-Bahn und im Bus auch noch 2tabling spielen aber es lief nicht mehr so. "

So so. Schon lustig, da fahren die Leute zu ihrer Mutter und zocken noch eine Runde. Andere Leute bereiten sich gewissenhaft auf jede Session vor, gehen ihre mentale Einstellung noch einmal durch, zum Beispiel der Stoxpoker-Coach Dusty "leatherass" Schmidt:

1. Was bedeutet diese Spielweise meines Gegners?
2 Welche Spielweise ist die beste gegen seine möglichen Hände?
3. Durchdenke all Optionen gründlich, bevor du dich entscheidest und sei sicher, dass du mehrmals tief eingeatmet hast.

Nachdem er sich dieser Routine noch einmal vergewissert hat, atmet er drei Minuten lang durch die Nase ein und aus, ohne sich dabei zu entspannen, sondern um das Bewusstsein zu schärfen. Dann fängt er an zu spielen. Andere setzen sich halt in die S-Bahn.

Ich kenne jemanden, der gerne in der Badewanne sitzt und dabei irgendwelche Freerolls spielt. Poker im Bett dürfte relativ normal sein, beim Sex eher die Ausnahme!? Falls ich falsch liege mit dieser Annahme, klärt mich auf. Oder wo und bei welcher Gelegenheit spielt ihr sonst noch?

Mittwoch, 21. Januar 2009

German Open auf PokerStars

Zur Erinnerung: Heute Abend um 19.30 Uhr findet auf PokerStars.com eine Neuauflage der German Open mit einem garantierten Preisgeld von $50.000 statt. Das Buy-In beträgt $11, gegenwärtig sind knapp 4.000 Spieler registriert.

Play good, get lucky!

Verzichte auf Ego-Kriege

Gestern las ich ein Interview mit Mike Matusow, in dem er seine Geduld für seinen größten Vorteil im Spiel mit anderen Pros hielt. Er lasse sich nicht so leicht in Ego-Kriege verwickeln.

Aggressives Spiel ist zwingend notwendig, um bei No Limit Holdem shorthanded gewinnen zu können. Allerdings wundere ich mich manchmal über Spieler, die sich gerade die besseren Spieler für ihr aggressives Spiel aussuchen und sich offenbar ganz gerne in eine Art Ego-Krieg verstricken. Jeder Einsatz scheint zu sagen: Ich bin hier der Chef im Ring.

Zahlt sich meist nicht aus, oder das Spiel ist auf einem Niveau, wo die halbe Miete das Metagame ist. Nimm an, es sitzen drei gute Spieler und drei durchschnittliche Spieler am Tisch. Sobald du das erkannt hast, kannst du geduldig spielen, den besseren Spielern nach Möglichkeit aus dem Weg gehen und nur die guten, starken Hände spielen, während du gegen die schwächeren Spieler möglichst viele Hände in Position spielst. Eigentlich ein einfaches und erfolgreiches Konzept. Sollen die anderen ihren Ego-Krieg ausfechten. Es heißt nicht ohne Grund: Wenn zwei Hunde raufen, mischst du dich besser nicht ein.

Dienstag, 20. Januar 2009

Gangster-Tilt

Ein Fundstück: ein kurzer Animationsfilm über einen Gangster, der die falschen Karten bekommt.



Montag, 19. Januar 2009

Tilt 101 und die Großmeister des Tilt

Zeit für eine neue Kategorie: der Blogpost der Woche. Da die Woche gerade anfängt, kann ich ja eigentlich den Post der Woche noch nicht kennen. Es ist Montag, Leute, die Woche hat definitiv bessere Tage und vermutlich sollte ich diese abwarten. Aber da es sich immer lohnt, die eigenen Vorgaben erstmal zu unterlaufen und sich angreifbar zu machen, weil das die Sensibilität erhöht für die Ereignisse um dich herum (Wie tilten die denn?), kommt der Post für diese Woche schon am Montag.

Heute eine schnelle Einführung in die Kunst des Tiltens: Von den Anfängen ("How to tilt 101") bis zu den hochentwickelten Formen der Großmeister des Tilt:

101 - Grundlagen

# Schlecht oder gar nicht schlafen und danach 20 Stunden pokern. Garantiert eine tiefe Erfahrung des eigenen, bislang möglicherweise unentdeckten Tiltvermögens.

# Spiele schlechter, als du es kannst. Hilft immer, bezahle, wenn du passen solltest und umgekehrt. Tilt ist nur eine Frage der Zeit.

# Öffne die Hintertür für einen ordentlichen Tilt. Streite dich mit deinem besten Freund oder besten Freundin - sei wenn möglich halbbewusst im Unrecht, das wirkt am besten - und direkt danach - nichts wie an den Pokertisch.

Die Tricks der Großmeister

# Die Großmeister des Tilt besitzen die hochentwickelte Fähigkeit, sich von ihren mehr oder minder unreflektierten Gedankengängen in Besitz nehmen zu lassen: Sorgen und Ängste, das Gestern und das Morgen. Jeder Gedanke ist gut genug, dich von deinem Spiel abzulenken. So gut wie es jetzt ist, kann es nicht sein, und es darf auf keinen Fall so weitergehen.

# Dreh' richtig auf und rege dich über Spielweisen deiner Gegner auf. Tief in deinem Innern weißt du, dass du die Hand nicht anders gespielt hättest. Aber wen, bitte schön, interessiert DAS denn schon?

# Übe im richtigen Leben. Nur wer ständig bereit ist, auch und gerade in gewöhnlichen Alltagssituationen auszurasten, kann am Pokertisch den schönsten Tilt hinlegen. Soll noch einer sagen, vom wahren Leben könne ein Pokerspieler nichts lernen.

Frei nach Tommy Angelo, seines Zeichens World-Class-Tilter.

Und wie tiltet ihr so?

Freitag, 16. Januar 2009

Poker und die Finanzkrise

Dass es sich bei der gegenwärtigen Krise um keine Konjunkturdelle, sondern um eine Weltwirtschaftskrise handelt, das hat inzwischen auch Herr Volker Kauder gemerkt (vorgestern im Bundestag). Zugegeben, Herr Kauder hat wenig mit Poker zu tun und solche Abschweifungen lenken von der Frage ab: Wie wirkt sich die Krise auf das Spiel aus?

Die einfachste Gleichung könnte lauten, dass mehr Leute weniger Geld haben und damit auch weniger Geld für ihr liebgewonnenes Spiel ausgeben werden. Lou Krieger war sich kürzlich in einer Kolumne für Poker Player sicher, dass die Krise auch an den Pokertischen Platz nimmt. Wer Angst um seinen Arbeitsplatz oder ihn vielleicht schon verloren habe, der werde wahrscheinlich weniger leichtsinnig an den Pokertischen zu Werke gehen - wenn er denn überhaupt noch spielt. Krieger sagt deswegen sogar voraus, dass die Continuation Bet seltener gespielt werde und auch ein Float seltener werde. Leicht ausnutzbar.

Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Mensch seine "Laster" liebt und dafür auch in wirtschaftlich schweren Zeiten Geld ausgibt. Pokernews zitiert den Merrill-Lynch-Finanzstrategen Brian Belski im Gespräch mit der FAZ: „Die Verbraucher werden ihre Gewohnheiten in harten Zeiten nicht einfach über Bord." Das Material, das diese Aussage stützt, stammt aus einer Merrill-Lynch-Studie. Danach hätten während sämtlicher Rezessionen seit 1970 Laster-Aktien, also Aktien von Unternehmen in den Branchen Tabak, Alkohol und Glücksspiel, im Durchschnitt um 11 Prozent zugelegt, während der marktbreite Aktienindex S&P-500 um durchschnittlich 1,5 Prozent nachgegeben habe.

Diesmal aber findet die FAZ, dass sogar Sex und Casinos nicht mehr laufen: "Spielkasinos mussten die meisten Federn lassen, was ein Blick auf die Aktienkursentwicklung der fünf größten börsennotierten Kasino- und Glücksspielbetreiber der Vereinigten Staaten verdeutlicht: Im zurückliegenden Jahr verloren Wynn Resorts 62 Prozent, Las Vegas Sands 94 Prozent, MGM Mirage 84 Prozent, International Game Technology 74 Prozent und Penn National Gaming 64 Prozent. Allesamt glücklose Wetten."

Und auch das noch: Selbst gesoffen werde weniger.

An anderer Stelle in einer nicht näher genannten Studie, bei der es vornehmlich um Online-Casinos ging, will ein anderer "gaming analyst" herausgefunden haben, dass die Spieler seit Beginn der Krise deutlich weniger ausgegeben hätten. Seien es davor $100 bis $200 im Monat gewesen, wären es jetzt lediglich $25 bis $50.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Don't tap on the aquarium

Sie liebte 87 offsuit. Hielt sie diese Hand, dann ignorierte sie alle 3bets, 4bets, 5bets, es schien, als könne es ihr nicht schnell genug gehen, ihre Chips in die Mitte zu bekommen. Vor dem Flop. Alle Anzeichen, dass sie mit ihrer Hand ziemlich weit hinten lag, übersah sie couragiert. Warum auch immer, sie war versessen auf 87 offsuit. Immerhin, sie spielte auch nur einen halben Stack. Einmal lief sie in Asse, das andere Mal in Könige, beide Male ging es nicht gut aus für sie. Gleich nach der ersten Hand meckerte der Spieler links neben ihr:

Wow. What a donk!

Es ist schön eine Erkenntnis zu gewinnen: Ich bin nicht der schlechteste Spieler am Tisch. Besser aber ist, sie für sich zu behalten. Denn das soll einer verstehen. Da sitzt du in bester Position auf den Fisch, Esel oder wie immer du ihn nennen willst, aber anstatt dich zu freuen, dass du es an diesem Tisch so gut getroffen hast, fängst du den schlechteren Spieler zu beleidigen. So als würde er dich stören und als wäre dir nichts lieber, als dass er so bald wie möglich verschwände.

Wow. What a donk!

Natürlich hat es auch nicht lange gedauert, bis sie sich den Hinweis zu Herzen nahm und mit ihren restlichen Chips abtauchte. Kurz nachdem sie 73s wie Damen gespielt hatte. Mutig, wie gesagt, war sie. Dafür gehört sie gelobt und bewundert, nicht beleidigt. In einem Artikel mit dem Titel "Don't tap on the aquarium" erzählt Lee Jones, dass Spieler wie T.J. Cloutier, Doyle Brunson oder Barry Greenstein niemals auf die Idee kämen, einen schlechten Spieler mies zu behandeln. Der Grund sei einfach: Sie verstehen, dass sie davon profitieren, wenn schlechtere Spieler mit ihnen spielen wollen. Warum auch immer, und meist wohl, weil es ihnen Spaß macht. Kein Grund also, sich als Spaßverderber aufzuführen.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Ein Arbeitstag und ein Arbeitsjahr eines Pokerpros

Wie sieht der Arbeitstag eines Pokerpros aus, der in Monaco lebt? Er schläft lange, steht so zwischen zwei oder drei Uhr am Nachmittag auf, trainiert seinen Körper, isst auswärts und spielt danach die ganze Nacht. Das klingt schon nicht mehr ganz so glamourös, wie es sich zunächst anhört, das klingt schon mehr nach Arbeit und Disziplin.

Die Rede ist von Brian Townsend, der unter dem Online-Namen "sbrugby" angeblich innerhalb von 18 Monaten von den 25c/50c-Spielen aufstieg zu den höchsten Limits. Tatsächlich verlief das letzte Jahr nicht ganz so glamourös für Townsend. Mit einer Pokerpartie gegen den legendären Bobby "The Owl" Baldwin und dem Wechsel von No Limit Hold'em zu Omaha begannen die Schwierigkeiten. Townsend verspielte über eine Million, schob eine Million nach, setzte sich wieder an die Omaha-Tische mit den höchsten Einsätzen und verlor - 1 Million in sechs Wochen, schreibt InsidePoker. Das ist alles nicht ganz neu, aber eine lesenwerte Geschichte (Bitte die photographische Inszenierung der britischen Pokerfreunde wohlwollend zu beachten: Townsend im Nadelstreifenanzug und mit Cognac-Schwenker, vermutlich war Apfelsaft drin. Und im Text ist zu lesen, dass Townsend nicht einmal seine Anzuggröße kannte, als er im Vorfeld danach gefragt wurde).

2008 brachte auch einen kleinen Pokerskandal, Townsend wurde des "Multi-Accounting" überführt und verlor für sechs Monate seinen Status als Pro in Rot bei Fulltilt. Townsend erklärte sein Spiel unter anderem Namen mit einer Mischung aus Scham und Eitelkeit. Wegen seiner schlechten Ergebnisse musste er kleinere Limits spielen. Hier ein Pokernews-Interview zum Thema:



Dieses Jahr scheint gut angefangen zu haben für Townsend. Nach 12 Tagen und nur 5.000 Händen liegt $140.000 vorne, schreibt er in seinem Blog. Er habe sehr konzentriert gespielt und sei er nur einmal auf Tilt gewesen.

Wie Tilt bei ihm abläuft?

Dabei werfe er nicht einfach mit schlechten Händen sein Geld in die Mitte, sondern er spiele ohne wirklich über seine Entscheidungen nachzudenken. Wie im Nebel, eine Art Blindflug. Meist liege es daran, dass er zu lange spiele. Und diese Form von Tilt hält er für die schlimmste, weil sie so schwer zu bemerken sei. Aber auch darin werde er besser, meiste spiele er nicht mehr als eine halbe Stunde in diesem Zustand.

Montag, 12. Januar 2009

George, der Killer

"George McGan war ein eiskalter Killer, man kann fast sagen: ein Auftragsmörder. Er liebte Poker. Und er spielte gegen einen Typen namens Tippy Toe Joe Shutsman, einem starken Trinker, aber guten Pokerspieler. George, der Killer, spielte nicht so gut. Sie spielten No-Limit Hold‘em, nur die beiden. Und nachdem George drei oder vier Spiele verloren hatte, zog er seine Knarre und sagte: 'Okay, Tippy Toe Joe, nun gib mir das ganze Geld, das vor dir liegt, und alles, was du in deinen Taschen hast.'"

Das ist der Anfang des Hörspiels von Tom Noga, das kürzlich im Deutschlandfunk lief. Das Sendemanuskript liest sich ganz unterhaltsam, die Gedanken eines Spielers über bestimmte Spielsituationen montiert Noga mit Sklanskys Pokertheorien, dann folgen ein Auftritt von Annie Duke und ein Heads-up von Hellmuth und Scotty Nguyen, das letzterer gewinnt und entsprechend über seinen Gegner herzieht:

"Er ist eine Heulsuse. Er hält sich für den besten Spieler der Welt und blickt auf andere herab. Deshalb braucht es Leute wie mich, die es ihm heimzahlen."

Die Anekdote vom Anfang stammt übrigens von T.J. Cloutier.

Die Personen in der Reihenfolge ihres Auftretens, so wie der Text sie beschreibt:

TJ Cloutier, elder statesman des Pokerns
David Sklansky, Poker-Theoretiker
Amarillo Slim, texanische Poker-Legende
Reporter
Michael, geborener Verlierer
Mandy, seine talentierte Freundin
Annie Duke, beste Spielerin der Welt
Scotty Nguyen, durchgeknallter Poker-Freak

Freitag, 9. Januar 2009

Ein Postbeamter verspielt 130.000 Euro

Kurz vorm Jahreswechsel berichtete die SZ über einen extremen Fall von Glücksspielsucht. Innerhalb von 13 Jahren hatte ein Postbeamter angeblich 130.000 Euro beim Online-Poker verspielt.

"'Ich bin abends nach Hause, habe mich um nichts gekümmert, den Rechner angestellt, gespielt'. Seine Bilanz: 130.000 Euro Schulden, angehäuft über mehrere Ratenkredite und die Limits von vier Kreditkarten. 'Es war unglaublich leicht, an Geld zu kommen', erzählt der 43-Jährige. 'Als Postbeamter war ich ein gern gesehener Kunde.' Postbank, Royal Bank of Scotland und die Baden-Württembergische Bank stellten bereitwillig Kreditkarten aus. 'Niemand hat mich darauf angesprochen, dass ich meine Schulden beim Onlinepoker anhäufe.'"

Dass es sich dabei um einen Fall von Spielsucht handelt, liegt auf der Hand. Innerhalb von 13 Jahren hat jeder halbwegs intelligente Spieler Zeit genug sich mit den fundamentalen Regeln des Bankroll-Managment vertraut zu machen. Wer nicht danach handelt, sollte das Risiko kennen und/oder es sich leisten können.

Dabei ist diese Geschichte nur der dramatische Aufhänger. Eigentlich geht es dem Text darum: "Die Banken könnten das illegale Spielen beenden. Bei einer Kreditkartenzahlung erkennen sie an einer Kennziffer, dass eine Forderung aus illegalem Glücksspiel eingezogen wird. Aber sie unternehmen nichts... Doch nicht nur moralisch, auch rechtlich könnte die Haltung der Banken problematisch sein. Wenn die Institute wissen, dass illegales Glücksspiel bezahlt wird, machen sie sich möglicherweise strafbar."

Dass die Banken unnd Kreditkartenunternehmen an den Pokerspielern Geld verdienen, dürfte auch kein Geheimnis sein. Wenn man aber bedenkt, dass Poker zweifellos kein reines Glücksspiel - wer drei Pokerbücher liest, weiß das - und für die meisten Spieler ein schönes Hobby ist, dann ist der moralische Impetus im SZ-Wirtschaftsteil geradezu lächerlich. Mit dem gleichen Schwung hätten sie besser über einen außer Rand und Band geratenen Finanzmarkt berichtet. Und das vor Jahren.

Die Forderung aus Sicht von Pokerspielern kann deswegen nur lauten: die veraltete Rechtsprechung endlich anzupassen. Und natürlich sollte, wer um Geld spielt, fundamentale Regeln wie Bankroll-Managment nicht außer Acht zu lassen und ein angemessenes Limit spielen.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Und das Deck war kalt, so kalt

Manche Pokerhand vollzieht sich mit unheimlicher Präzision, wie die folgende, die auf der Skala "kranker Hände" im oberen Drittel angesiedelt sein dürfte:

UTG+1 mit einem Stack von 115BB erhöht auf 4BB, der Button (107BB) bezahlt, du bezahlst im Small blind(199BB) mit und hoffst inständig, dass der Big blind(222BB) nicht auf dumme Gedanken kommt und dich mit einer ordentlichen Erhöhung aus dem Pott vertreibt. Beten hilft, der Big blind geht einfach nur mit auf die Reise.

Im Pott sind 16BB. Der Flop kommt und sieht erstmal gut aus. Du checkst, wie das von einem Small blind mit den Nuts erwartet wird. Live würdest du vermutlich gelangweilt aus dem Fenster schauen und die schlechte Nummer eines "reverse tell" aufführen:

Ich?
Ich hab' garantiert nichts,
nada,
niente,
sweet nothing -
check it.


Den Big Blind interessiert das eh nicht, er lehnt sich sofort aus dem Fenster und setzt 12BB. Fängt gut an. UTG+1 macht auch nicht lange rum und erhöht auf 52BB. Interessant. Ohne das geringste Zögern stellt der Spieler am Button seine Chips in die Mitte, immerhin 107BB.

Im Pott sind 185 BB, und du hast die Nuts. Vermutlich lauern da draußen mindestens ein Set und ein Nut Flush Draw, aber noch bist du vorne.

Also gehen die restlichen Chips von 195 BB in die Mitte.

Einer wird schon noch passen, aber zu deiner Überraschung ist auch der Big Stack sofort mit dabei und der ursprüngliche Raiser auch.

Jetzt hilft nur noch beten, im Pott sind 608 BB.

Der Turn ist eine . Es wird doch bitte keiner auf einen Bauchschuss spekuliert haben.

Der River bringt die .

Immerhin, kein Karo und kein Paar auf dem Board, das sieht gut aus.

Der Big blind zeigt .

UTG+1 saß auf dem mittleren Set mit .

Und der Spieler am Button war von Beruf Optimist und liebte Damen, .

Dienstag, 6. Januar 2009

"OK, I'm off to find a juicy $0.01-$0.02 game on PokerStars..."

Lange Zeit nichts mehr über Kid Poker geschrieben, und das geht natürlich nicht. Was auch daran liegt, dass Mr. Negreanu immer für einen Einfall oder ein Experiment gut ist. Zum Jahresanfang hat er sich die Mikrostakes vorgenommen. Aus 10 Dollar will er in drei Jahren $100.000 machen. Wer ihn bei seinem Projekt unterstützen will, kann auf PokerStars in den niederigen Limits nach ihm Ausschau halten. Oder du wartest so lange bis er auf deinem Limit vorbeikommt. Wenn er so weitermacht, dürfte es nicht lange dauern. Die ersten beiden Sessions liefen nicht schlecht - in nur 145 Händen verbuchte Negreanu einen Profit von $6,29. Sobald er sich $25 erspielt hat, steigt er auf zu $0.02-$0.05.

Wird er es schaffen, oder wird er vorher Pleite gehen?
Read all about it.