Dienstag, 30. Juni 2009

Poker ist eine langfristige Investition

Where's the fish? Über Barry Greenstein war kürzlich zu lesen, dass er heute ein Drittel weniger verdiene als noch vor wenigen Jahren, weil das Geld bei Amateuren längst nicht mehr so locker sitze. Eine andere Debatte gibt es auch immer wieder, nämlich dass die Gegner besser werden, die Konkurrenz so gut sei, dass das Spielen nicht mehr lohne. Deswegen hisste der eine oder andere Profi die weiße Fahne und stellte zumindest zeitweilig das Spiel ein - "...because the long run is a lot longer when the games are tougher...". Vor ein paar Tagen las ich im 2+2-Forum über die Side Games während der WSOP, dass sie auch nicht mehr so soft und so einträglich seien wie noch vor Jahren. Aber es gab noch eine andere interessante Argumentation: Durch den Pokerboom der letzten Jahre sei Poker nun fast gesellschaftsfähig geworden mit der Folge, dass in den nächsten Jahren immer wieder neue Spieler mit dem Spiel begännen. Für Generationen. Das Geld wird also nicht mehr ganz so schnell verdient, aber Poker kann noch immer eine lohnende langfristige Investition sein, solange das Spiel selbst Spaß macht.

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Donnerstag, 18. Juni 2009

From Busto To Robusto

Wenn Poker-Millionäre Filmproduzenten werden, dann kommt eventuell eine Dokumentation über das Leben und Denken von Online-Pokerspielern heraus. "From Busto to Robusto" heißt das Werk. Im Mittelpunkt der ersten Folge steht Captain Zeeboo, ein ziemlicher Nerd, aber auch ein lieber Kerl, der online ordentlich verdiente, eines Tages aber einen Zwischenaufenthalt in einer Klinik buchen musste (bipolare Störung). Auch Phil Galfond hat einen smarten Auftritt. Er spricht über das Geld, das man zum Arbeiten braucht, und warum es anderen Menschen schwer fällt, diese Online-Poker-Welt zu verstehen. Eine halbe Stunde dauert der erste Teil und ist online zu sehen, hier außerdem der Link zum 2+2-Thread.

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Mittwoch, 17. Juni 2009

Russischer Spieltrieb soll gebremst werden - Poker bleibt erlaubt

Die russischen Spielkasinos machen am 1. Juli dicht. Ein entsprechendes Gesetz hatte die russische Regierung bereits vor drei Jahren aufgelegt, nun macht sie ernst. In Zukunft sollen die Russen in vier Spielzonen, weit entfernt von den Metropolen des Landes, ihrem Hobby oder ihrer Spielsucht nachgehen. Wobei die Unterscheidung vermutlich vom Standpunkt abhängt: "Mehr als zwei Millionen Russen leiden nach Angaben eines psychiatrischen Zentrums an der Spielsucht, an der 'Igromanija', berichtet heute die SZ. Niemand scheint ernsthaft zu erwarten, dass das Spielen wirklich aufhört. Die Zukunft scheint dem Hinterzimmer zu gehören - oder dem Internet, solange die autoritäre Demokratie Russlands nicht auf die Idee kommt, auch dort den Laden dicht zu machen. Poker bleibt übrigens erlaubt - in lizensierten Sport- oder Pokerklubs.

Samstag, 13. Juni 2009

Poker mit Riskoabsicherung und als Geldanlage

Der Kölner Stadtanzeiger berichtet über den Poker-Fond BadBeat, der gewinnenden Pokerspielern Geld zum Pokern bereitstellt, möglich Verluste trägt, im Gegenzug aber die Hälfte der Gewinne einsackt: "Dass Pokerspieler sich von Hintermännern Geld leihen, ist nicht neu, doch BadBeat sponsert seine Spieler nicht nur, es berät, betreut und überwacht sie auch. BadBeat versteht Poker nicht als Glücksspiel, sondern als Geldanlage. Casino-Kapitalismus sozusagen."

Gegründet worden sei BadBeat von dem 42-jährigen Iren John Conroy und Chris Smith, seines Zeichens Eigentümer eines Hedgefonds. Auf die Idee kamen sie durch eine enorme Zahl: Laut der Münchner Beratungsfirma MECN wurde 2005 auf Poker-Websites um mehr als 60 Milliarden Dollar gespielt. Mit einem Startkapital von 5 Millionen Dollar begannen sie Spieler zu suchen: "Statt Live-Spieler warb BadBeat nur noch Online-Spieler an, denn deren Verluste kann man mit einer Software überwachen. Außerdem führte die Firma Limits ein. Solche Limits legen fest, wie viel ein Spieler täglich verlieren darf. Überschreitet ein Spieler sein Limit, muss er einige Tage aussetzen und danach seinen Einsatz verringern."

250 Spieler soll der Fond inzwischen unter Vertrag haben, darunter John Tabatabei. Tatsächlich scheint das Sponsoring mit Gewinnbeteiligung schon ab ganz kleinen Limits möglich.

Dienstag, 9. Juni 2009

Folgen der Krise in Las Vegas

"39 Millionen Besucher im Jahr, die die 140.000 Hotelzimmer füllten und eine Riesensumme in den Kasinos verspielten, waren die Basis, auf der die Sandburgen des Erfolgs errichtet wurden. Nun bleiben viele Touristen weg. Zudem überlegt sich manches Unternehmen, ob es gerade in diesen nüchternen Zeiten zu einer Konferenz in die umtriebige Stadt lädt. Als Folge sinken die Umsätze in den Casinos, die Arbeitslosigkeit steigt, und es purzeln die Preise für Hotelbetten, Konzerttickets und Shows wie zum Beispiel die des Cirque du Soleil", schreibt die Frankfurter Rundschau heute über die Folgen der Wirtschaftskrise in Las Vegas.

Lies auch: Poker und die Finanzkrise
Und: Das Las Vegas Asiens

Freitag, 5. Juni 2009

Pimp my Hold'em

Kürzlich wurde hier Thang Luu zitiert, dem das Spiel mit nur zwei Hole Cards langweilig wurde und der deswegen auf Omaha umstieg. Möglicherweise halten das viele, die mit zwei Karten genug zu tun haben, für ein Luxusproblem. Wie dem auch sei: Um für Abwechslung zu sorgen und Langeweile an Hold'em-Tischen zu vertreiben, gibt es natürlich auch andere Mittel, wie zum Beispiel in dieser Hand aus dem CR-Forum. Der Spieler am Button erhöht auf $30, der Big Blind findet zwei Jungs und erhöht seinerseits auf 105, Spieler am Button bezahlt, so weit, so gut. Beide Spieler erwarten den Flop, doch siehe da, siehe nichts, der Spieler sieht zwar drei Karten, aber sie bleiben verdeckt. Er weiß nicht, ob es nur ihm so geht oder ob auch sein Gegner den Flop nicht sehen kann. Was sollte der Spieler tun?

a) Um Hilfe rufen
b) Abwinken, murmeln (und nicht zum ersten Mal) "Wo ist der Support, wenn man ihn braucht?", dann einfach mal 145 anspielen
c) Flop is eh egal, also check-raise all in
d) 145 anspielen und sich nach dem Raise des Gegners auf 385 fragen, ob er vielleicht doch den Flop sehen kann, möglicherweise nicht nur den Flop, sondern sogar deine Hole Cards

(Diese Hand hat sich nicht auf UB abgespielt.)

Abgesehen von dieser einen Hand, die sich tatsächlich zugetragen hat, wäre das eine Alternative, gepflegte Hold'em Langeweile zu vertreiben, gelegentlich, nicht immer, den Flop einfach auszublenden - Seht zu, wie ihr klar kommt! -, den Turn wieder offen zu geben, und am River entscheidet der Spieler, der den letzten Einsatz bezahlt hat, ob der River offen oder verdeckt gegeben wird. Ok, das war jetzt ein langer Satz. Und dann machen wir eine MTV-Serie mit durrrr und Esfandiari daraus - oder was weiß ich...

PS. Satz des Tages aus der FAZ, 5. Juni 2009, S. 5, Ausland in Kürze: "Die Gemeindeverwaltung von Östhammer zeigte sich erfreut, als künftige Atommüll-Endlagerstätte ausgewählt worden zu sein."

Donnerstag, 4. Juni 2009

Andrew Black, Matusow und der pakistanische Käfig

Kurz und sehenswert: Es ist WSOP, es geht um den letzten Schrei, vielleicht einen modischen - heute eher haarig. Demidov hat seinen gewöhnlichen Herrenschnitt abgelegt. Er bekannte sich bei der WSOP zu seiner weiblichen Seite und erschien mit Flechtfrisur am Spieltisch. Süß. Der Auftritt ging angeblich auf eine verlorene Wette zurück.

Andy Black trug einen verwilderten Gesichtspersianer. Matusow begrüßte ihn für alle unüberhörbar: "Andy Black! Haben sie dich gerade aus einem Käfig in Pakistan befreit?"

Bilder bei Tao of Poker

Mittwoch, 3. Juni 2009

ZIIGMUND tiltet in Rom

Ilari Sahamies aka Ziigmund ist ein eigenwilliger Mensch, und als eigenwilliger Mensch hat er ein Recht darauf ein eigenwilliges Englisch zu schreiben. Vorgestern berichtete er in seinem Blog über seinen Ausflug nach Rom zum CL-Finale zwischen Manchester United und Barcelona. Er hatte noch keine Karten für das Spiel. Was mich wirklich überraschte: Ein Mann, der online um Millionen spielt, verpasste die ersten zehn Minuten des Spiels, weil er hoffte, dass die Preise für die Karten auf dem Scharzmarkt nach Spielbeginn noch fallen würden. Schließlich bezahlte er 1500 statt 1000. Vermutlich macht das einen guten Pokerspieler aus, dass er einen noch so kleinen Vorteil ausnutzen will. Aber was sind schon 1000 Euro, wenn du gleichzeitig 80.000 auf Manchester United gesetzt hast: "I bet 80k to ManU and that was only because Chelsea was so unlucky against Barca at semifinal....So hated that f Barca so mucho." Das macht nicht so recht Sinn, das Motiv ihn allerdings ziemlich sympathisch.

Das bringt einen wie Ziigmund noch nicht auf Tilt, der, wenn es um Poker geht, in etwa so denkt: Es war ein ganz normaler 702k-Pot. Auf Tilt brachte ihn, dass es in Rom am Tag des Spiels keinen Alkohol gab. Die Bars waren geschlossen. Alkohol bekamen sie nur in teuren Hotels mit dem Ergebnis: "Finally we got drunk anyway."

Lies auch: Wo ist Ziigmund? Betrunken auf der Toilette
Und: That's gambling, Teil II - Ziigmund gegen Cole South

Dienstag, 2. Juni 2009

Thang Luu schreibt WSOP-Geschichte

"Es wird langweilig mit nur zwei Karten." So spricht Thang Luu über Hold'em, nachdem er bei der WSOP gerade zum zweiten Mal in Folge den den Omaha Hi-Lo-Wettbewerb gewonnen hat. 2008 setzte sich Luu gegen ein Feld von 833 Spielern durch, 2009 sogar gegen ein Feld von 918 Spielern. Im Vergleich damit wirken die Felder gegen die sich ein Wiederholungssieger wie Johnny Chan in den Jahren 1987 und 1988 durchsetzte fast niedlich - es waren 152 und 167 Teilnehmer.