Sonntag, 31. Januar 2010

Matusows Rundumschlag, Gimbels Bluff und Paulys Rush-Selbstversuch

Die unbeabsichtigte Fortsetzung des letzten Posts, in dem es um die alte und die neue Pokerschule ging. Lesen und staunen: Mike "The Mouth" Matusow holt in einem Interview zum Rundumschlag aus. An Online-Poker lässt er kein gutes Haar, das sei gar kein richtiges Poker. Online-Spieler würden Poker nicht verstehen und hätten keinen blassen Schimmer von Deep-Stacked-Poker. Er müsse den Spieler sehen, um gut spielen zu können.

Er teilt aus gegen Negreanu, Hellmuth, Lindgren, die kaum online spielten, weil ihnen das Herz fehle. Dann wiederum ist Lindgren, wie auch Ivey und Dwan, ein "grade A sicko" - Spieler, die es darauf ankommen ließen. Diese Tage seien für ihn vorbei, er sei sechs Mal pleite gewesen, davon habe er die Nase voll. Inzwischen fehle ihm die Furchtlosigkeit, was sich möglicherweise verstehen lässt, wenn er die Geschichte mit Russ Hamilton erneut erzählt. Hamilton spielte gegen Matusow online bei UltimateBet und konnte dabei dessen Hole Cards sehen. Es habe sein Leben, sein Herz zerstört, weil jeder seiner Bluffs mit Bottom Pair bezahlt worden sei. Das kann dich natürlich schon fertig machen.

Er beklagt sich darüber, wie sehr sich das Spiel verändert habe, aber die Argumente, die er anführt, klingen, als störe ihn nur, dass die Konkurrenz besser geworden sei. Er attackiert junge Spieler wie Yevgeniy Timoshenko, denen er ihre Fähigkeiten abspricht, nur weil sie eine Hand überspielten und das Glück ihnen dann zu Hilfe kam. Das erinnert dann doch zu sehr an das, was Negreanu kürzlich in seinem Blog schrieb: Die alte Schule wolle oder könne sich nicht einfach nicht anpassen und beschwere sich deswegen, dass das Spiel heute mehr mit Glück zu tun habe. Vielleicht war das sogar direkt auf Matusow gemünzt.

Gimbels Bluff

Harrison Gimbel ist 19 Jahre alt, also zu jung, um in den meisten Staaten der USA ins Casino gelassen zu werden. Anfang des Monats gewann Gimbel die PCA und ist damit der jüngste Spieler in der Geschichte des Turniers, dem das gelang. Gimbel ist ein typischer Internetspieler, der sich über Online-Turniere nach oben spielte und die PCA war tatsächlich sein erstes Live-Turnier mit einem so hohen Buy-In, nämlich $10.000. Sein Sieg brachte ihm 2,2 Millionen Dollar ein, nun will er öfter live spielen und freut sich, dass er online nicht mehr so viel grinden muss. Das erzählte Gimbel im Interview, beim PocketFives-Podcast. Er spricht über den Verlauf des Turniers und welche Rolle sein Selbstvertrauen gespielt habe, insbesondere am Finaltisch, an dem zu seiner Erleichterung überwiegend Online-Spieler gesessen hätten - mit Ausnahme von Barry Shulman. Er bespricht mehrere Hände aus dem Turnier, eine Hand von Tag 2, als er mit einem Paar Siebener auf einem Board mit vier Overcards einen River-Shove bezahlte, weil er einen Tell bei seinem Gegner erkannte: "Als ich hinüber blickte, sah er mir direkt in die Augen und senkte dann den Blick." Außerdem erzählt er von seinem Bluff im Heads-Up gegen Ty Reiman und die Planung dieser Hand auf einem Board mit , als er am River Check-Shove spielte - mit Ah4x (ab 8:33).

Paulys Rush-Selbstversuch

Manchmal musst du im Leben etwas riskieren, ein kleines Experiment wagen, damit es irgendwie weitergeht, und es wäre nicht das echte Leben, wenn es nicht regelmäßig schief gehen würde. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich diesen Satz irgendwie anschließen kann an Paulys fiktiven Rush-Poker-Selbstversuch, bei dem Kerouac als Rhythmusmaschine mitwirkt, Delirien beschrieben werden, die du sonst nur von Hunter S. Thompson gewohnt bist, und der in einer einschlägigen Klinik endet.

Dabei schien an Tag 6 noch fast alles in Ordnung: "Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Aces cracked. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. I crack Aces. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Flop a straight flush. Felt a Dutchie. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Aces cracked. Again. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. I flop a set and lose to a bigger set. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Aces cracked. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold."

Dienstag, 26. Januar 2010

Turnierpoker der alten und der neuen Schule

"For Internet players, the RAISE button is to your right." Dieser gut gemeinte Rat erschallte im Jahre 2005 an einem der ersten Tage des Main Events der World Series of Poker aus der Lautsprecheranlage. Normalerweise wurden über diese Anlage nur offizielle Verlautbarungen verbreitet, deswegen dauerte es etwas, bis der Witz seine volle Wirkung entfaltete und allgemeines Gelächter ausbrach. Anthony Holden erzählt diese Anekdote in seinem Buch "Bigger Deal". Wie gesagt, es war das Jahr 2005, fast 6.000 Spieler traten im Wettbewerb um die Krone des Poker an, und ein großer Teil von ihnen hatte sich den Platz im Internet erspielt. In der für sie ungewohnten Atmosphäre eines Turniers in der realen Welt gaben die Online-Spieler eine willkommene Zielscheibe für ein Prise Spott ab, ganz so als seien sie keine ernsthafte Konkurrenz für die Größen des Sports. Das wird heute kaum noch jemand behaupten. Inzwischen bestimmt die Spielweise der Online-Spieler das Geschehen auch bei den Live-Turnieren.

Wann immer ich konnte, habe ich gestern einen Blick auf den Finaltisch der EPT Deauville geworfen. Die letzten drei Spieler waren jung, sehr jung - Teodor Caraba and Jake Cody sind beide 21 Jahre alt. Mike McDonald ist 20 und hat bereits mehr als $2.2 Millionen bei Live-Turnieren erspielt.

Die englischen Kommentatoren verständigten sich schnell darüber, dass die jüngeren Online-Spieler einen Vorteil gegenüber der alten Pokerschule hätten. Negreanu verfolgte in seinem Blog einen ähnlichen Gedanken. Die alte Schule wolle oder könne sich einfach nicht anpassen und beschwere sich deswegen, dass das Spiel heute mehr mit Glück zu tun habe. Er fühle sich gleichzeitig an die Zeit erinnert, als er Vertreter des neuen Poker war, am Tisch mit den alten Hasen saß und dachte: "I could crush them!" Wer noch immer nicht geschnallt hätte, dass die Turnierspieler inzwischen um ein Vielfaches besser seien als zum Beispiel noch 2003, der müsse in einer Fantasiewelt leben. Können spiele eine größere Rolle als damals - damals, da habe kaum jemand viel Widerstand geleistet, und wenn es dann doch jemand getan hätte, dann wärst du kurz auf die Bremse gestiegen, um dir den nächsten Pot zu holen. Heute würden mehr Spieler um einen Pot kämpfen:

"The hunters can no longer comfortably share the prey, now they must fight each other over the soft spots. I love it."

Wobei es hilfreich ist, wenn du das Glück bei den harten Spots auf deiner Seite hast, so wie Mike "timex" McDonald, der in einer frühen Phase des Finaltischs in Deauville die Könige von Albertini mit AdQh knackte. Oder noch besser, wenn du wie der spätere Sieger Jake Cody an Tag 4 mit einer fragwürdigen Hand wie T4 die Könige deines Gegners zerlegst.

Montag, 25. Januar 2010

Gus Hansen: Ich bin der beste, betrunkene Spieler der Welt

Gus Hansen gehörte zu den großen Verlierern des Jahres 2009. Irgendwo hatte ich gelesen, dass er deshalb eine Pause machen wolle, um an seinem Spiel zu arbeiten. Das muss etwa Anfang oder Mitte Dezember gewesen sein. Die Pause war nicht lang, denn im Januar war Hansen schon wieder an den Online-Tischen. Bisher war der Januar ganz gut zu ihm, angeblich liegt er über 1 Million vorne.

Niemand erinnert sich gerne an dunkle Kapitel. Deswegen muss es Menschen geben, die es verstehen, den Finger im richtigen Moment in die Wunde zu legen. Ein Spezialist auf diesem Feld ist Ziigmund.

Ziigmund: Gus hat 20 Millionen auf Full Tilt in vier Jahren verloren und läuft dabei immer noch 10 Millionen über EV.

Gus versuchte diese Bemerkung auf die scheinbar leichte Schulter zu nehmen und fragte: Ob Ziigmund das selbst ausgerechnet habe? Im nächsten Satz erklärte er sich zum besten betrunkenen Spieler in der Welt, was noch als Witz durchging.

Im Laufe des Gesprächs aber zeigte Hansen Wirkungstreffer.

Ziigmund: gus
Ziigmund: how much you are losing for poker in your career?
Gus Hansen: Actually Ziigmund maybe you can do me a favor - dont ask me for money online - and dont speak to me again
Ziigmund: wau
Gus Hansen: thx in advance
EazyPeazy: we all love each other
Gus Hansen: wauw he did shut up - what a relief
Ziigmund: just only cause you are so f good pokkerplyeeer
EazyPeazy: we should have the ziggy gus challenge play poker till one goes broke
Ziigmund: gus is already
Ziigmund: so we dont get challenge

Via Highstakesnews

Freitag, 22. Januar 2010

Als Fische noch Produzenten hießen

Gestern bin ich endlich dazu gekommen, den Gamblers Book Club's Podcast aus dem Dezember zu hören, bei dem Doyle Brunson zu Gast war. In einem gut 30 Minuten langen Interview gibt Brunson Auskunft über Spieler wie Amarillo Slim, Titanic Thompson, Chip Reese und den von Dämonen besessenen Stu Ungar. Er berichtet auch über Bill Gates, der einmal ein Spiel vorgeschlagen habe mit Blinds von einem und drei Dollar. Brunson hängte mehrere Nullen hinten dran, woraufhin sich Gates zurückgezogen habe.

Alles in allem ziemlich unterhaltsam, wie auch die folgende Geschichte des Poker. Brunson darf darin natürlich nicht fehlen, und auch an Anekdoten besteht kein Mangel. Es gab einmal eine Zeit, da wurden nicht ganz so gute Spieler noch nicht abfällig als Fische, Esel oder anderes Getier verspottet, sondern waren Produzenten, "The Producers", durch die das Spiel erst in Bewegung kam.


Mittwoch, 20. Januar 2010

Rush Poker, der Kampf gegen die Short-Stacker und Poker als Marathon

Irgendwie ganz lustig, dieses Rush Poker, das Full Tilt Poker seit gestern anbietet - zu Unterhaltungszwecken oder wenn du es eilig hast. Ich habe gestern ein paar Runden gedreht. In jeder Hand sitzt du an einem neuem Tisch, jede Hand mit neuen Spielern. Sobald du deine Hand passt, tönt es "pffft", der alte Tisch verschwindet nach links und schon sitzt du an einem neuen Tisch und schaust in das nächste Blatt.

Position und Aggressivität spielen nach wie vor eine Rolle, aber alles was mit der Spielweise deines Gegners zu tun hat, fällt unter den Tisch. Es lohnt sich nicht ein Image aufzubauen oder die Spielweise deines Gegners zu beobachten, denn es ist unwahrscheinlich, dass du in dieser Session noch einmal eine Hand gegen ihn spielst. Außerdem kann es dir passieren, dass du gleich mehrere Runden hintereinander in den Blinds sitzst, dann eine Weile gar nicht. Nach einer Weile fühlt sich Rush Poker an wie das Spiel an einem Automaten, kein Wunder, Zufall und Glück nehmen einen größeren Raum ein.

Gelesen habe ich Vermutungen, dass Fische Rush Poker lieben werden, weil sie eh nur ihre Karten spielen und die anderen Facetten des Spiels vernachlässigen. Gelesen habe ich auch, dass bei Rush Poker die Stunde der Nits schlagen werde, die Spezies Pokerspieler, die nur auf die ganz guten Hände wartet. Oder es könnte die Stunde der Short-Stacker sein.

Wobei, mit dem gestrigen Update gab es bei Full Tilt auch eine lange angekündigte Änderung. Der Kampf gegen die Short-Stacker hat begonnen. Wenn ich es richtig gesehen habe, musst du dich nun mit mindestens 35 BB einkaufen, vorher waren es nur 20 BB. Ein paar Ausnahmen gab es - an einigen Tischen war es möglich sich mit nur 20 BB zu setzen. Lustig anzusehen. Ein Short-Stacker neben dem anderen...

Außerdem noch: Poker ist ein Marathon. Der Text dreht sich um die Einstellung zum Spiel, um realistische Erwartungen, das eigene Spiel zu verbessern und wie schnell sich dieser Prozess vollzieht. Ein langer Weg. Ich greife dabei auf einen Text zurück von Peter Norvig, der mit der Frage beginnt: "Why is everyone in such a rush?" Norvig, Programmierer und "Director of Research" bei Google sagt, es brauche etwa zehn Jahre, um es auf einem Gebiet zu einer Art Meisterschaft zu bringen. Dabei könne es um so unterschiedliche Bereiche wie Schach, Schwimmen, Malen oder das Komponieren von Musik gehen, das spiele eigentlich keine Rolle. Um sich zu verbessern, sei nicht nur die ständige Praxis entscheidend, sondern auch dir selbst Aufgaben zu stellen, die jenseits deines gegenwärtigen Könnens liegen, es auszuprobieren, das Ergebnis zu analysieren und die Fehler zu korrigieren.

Dienstag, 19. Januar 2010

Prohibition und Online-Poker

Bevor ich am Sonntag anfing, die Turniertische unsicher zu machen, habe ich ein bisschen was für meine Allgemeinbildung getan. Auf Phoenix liefen mehrere Dolumentationen über die Prohibition, die am 16. Januar 1920, also vor 90 Jahren, in Kraft trat und bis 1933 Bestand hatte. Solche Geschichten kommen natürlich nicht ohne Capone aus, den selbstverliebten, skrupellosen Mörder. Sein Aufstieg zu einem der gefürchtesten Mafiabosse ist ohne die Prohibition nicht denkbar. Capone organisierte den Schwarzhandel mit Alkohol im großen Stil. Das Geschäft lief quasi von selbst, denn in vielen Teilen der Gesellschaft stieß das Alkoholverbot auf wenig Gegenliebe. Dem Staat fehlte die Macht das Verbot durchzusetzen, gleichzeitig waren viele Amtsträger, Polizisten und Prohibitionsagenten in Chicago, und nicht nur dort, korrupt. Das Geschäft auf dem Schwarzmarkt blühte, während staatliche Autorität diskreditiert wurde durch den offensichtlichen Widerspruch zwischen Gesetz und gesellschaftlicher Praxis. Präsident Roosevelt schließlich hob die Prohibition auf, weil er die Nebenwirkungen durch die zunehmende Macht der organisierten Kriminalität für gefährlicher hielt als die Folgen des Alkoholismus.

Das war die sehr kurze Geschichte der Prohibition in den Vereinigten Staaten. Der Vergleich mit Online-Poker soll nicht überstrapaziert werden, doch zwei Dinge sind offensichtlich:
  • Das Verbot ist in Zeiten des Internets nicht duchsetzbar (außer durch massive Eingriffe ins Netz, und das scheinen selbst die Chinesen nicht völlig in den Griff zu kriegen).
  • Pokerspieler sehen das Verbot nicht ein, da sie die Einstufung des Spiels als reines Glücksspiel nicht teilen, das Spiel verantwortlich ausüben und Spaß daran haben.
Vor einiger Zeit schrieb Jay Rosenkrantz, wie lächerlich es sei, jeden Morgen aufzuwachen und feststellen zu müssen, dass die Prohibition eines Spiels, das jeder gern spiele, immer noch in Kraft sei, obwohl jeder, der auch nur ein halbes Gehirn habe, einsehen müsse, dass es es ein Geschicklichkeitsspiel sei. Er plädierte dafür, dass Spiel zu regulieren und zu besteuern.

Das wäre vermutlich die vernünftige Antwort auf eine Situation, in der die Versuche die Spieler zurück ins Casino zu treiben, zum Scheitern verurteilt sind oder auf Widerstand stoßen werden, wie zum Beispiel in Ungarn. Berichte über rückläufige Erträge deutscher Spielbanken sind nur ein weiterer Hinweis darauf, dass sich etwas grundlegend geändert hat. Und das Wiederholen des ewig gleichen Mantras, "Nüscht geht mehr", wird es nicht besser machen.

Montag, 18. Januar 2010

Rezession in Vegas

Las Vegas kämpft mit der Rezession: "Die Eigenheimpreise sind bis zu 70 Prozent eingebrochen. Die Hotelbuchungen fielen vergangenes Jahr um acht Prozent, die Umsätze in den Casinos um zwölf Prozent. Die Arbeitslosenrate liegt jenseits der 20-Prozent-Marke", berichtet die Welt. Laut verschiedener Prognosen soll das Jahr 2010 eher noch schlechter werden.

Samstag, 16. Januar 2010

Billy Kopp ist verloren und eine Slowroll nach deutschem Rezept

An Billy Kopp werden sich die meistern erinnern wegen seines zweifelhaften Abgangs beim Main Event der World Series of Poker 2009. Er saß auf einem Monster-Stack mit mehr als 20 Millionen, den er nach einem gefloppten Baby-Flush zu Darvin Moon rüberschob. Moon hatte einen besseren Flush gefloppt. Es war wahrscheinlich die heiß diskutierteste Hand des Main Events - zu aussichtsreich war die Position von Kopp, als dass er in dieser Situation ein so großes Fass hätte aufmachen müssen. Aber das ist lang her und dient nur als Aufhänger für eine Art Home Story. Billy Kopp hat sich den Lost-Virus eingefangen. Die TV-Serie Lost macht zweifellos süchtig, und bislang kenne ich noch niemanden, den Lost kalt gelassen hätte. Das Projekt von Kopp ist es nun, alle fünf Staffeln zu sehen, bevor die sechste Staffel ausgestrahlt wird. Aber was macht er, der Kulturbanause, er spielt dabei Poker: "As I type this, I am up at 3AM Pacific Time watching the finale of season one and playing cash games on UB."

* * *

Die PCA habe ich nach dem Main Event nicht mehr verfolgt. Das Konzept einer Mannschaftsweltmeisterschaft hat mich noch nie vom Hocker gehauen. Mir fehlt da so ein gewisses Gen, nehme ich an. Jedenfalls stieß ich heute bei Pokerati auf den folgenden Clip über eine Hand beim World Cup of Poker VI.


"Most epic slowroll in poker history!"

Die Deutschen haben sich nach allen Regeln der Kunst unbeliebt gemacht, auch wenn im Pokerstarsblog von möglicherweise mildernden Umständen zu lesen ist: "...Sascha schaute nervös an die Rail zu seinem Kapitän Jan Heitmann, der sofort reagierte und den Timeout ansagte. Sascha bestätigte die Geste am Tisch und das Team zog sich zur Beratung zurück." Auch wenn der Ruf nach dem Timeout also von Heitmann kam, kannst du dich prima fremdschämen. Ziemlich peinliche Sache, das.

Montag, 11. Januar 2010

Coin Flips, Amir Vahedi und der Fall Watanabe

Gestern Abend habe ich bis zum Heads Up der PCA zwischen Harrison Gimbel und Tyler Reiman durchgehalten, dann musste ich völlig übermüdet die Kiste ausmachen. Ich konnte die Augen nicht mehr offen halten. Vielleicht lag es an meiner Müdigkeit, dass mich dieser Finaltisch nicht vom Hocker gerissen hat. Ich bemerkte an mir ein auffallend hohes Desinteresse an Coin Flips. Verdammt, ein Coin Flip, langweilig!

Dennoch gab es natürlich ein paar Flips, denen ich irgendwie etwas Bemerkenswertes abgewinnen konnte. Benjamin Zamani eröffnete den Pot mit einem Raise auf 400.000, Harrison Gimbel im Small Blind stellte ihn mit einem All In vor die Wahl, um den Rest seiner Chips zu spielen. Zamani brauchte mehrere Minuten, um sich mit zu einem Call durchzuringen. Da blieb genug Zeit, sich zu überlegen, was seine Entscheidung so schwierig machte. Hätte er eine Hand in der Range von TT+,AQs+,AQo+ gehalten, wäre sein Call vermutlich schneller gekommen, also musste es eine Hand sein, die gerade außerhalb dieser Range lag. Es nützte Zamani aber alles nichts, sein Mut wurde nicht belohnt, denn Gimbel floppte ein Set Achter, die dann auch hielten.

Für größere Aufregung hatte zuvor eine Hand gesorgt, in die Zamani ebenfalls verwickelt war. Er eröffnet den Pot mit einem Einsatz vom 250.000, Ryan D'Angelo am Button reraist auf 575.000. Zamani bezahlt. Der Flop kommt und wird von beiden gecheckt. Der Turn bringt eine , Zamani checkt erneut, D'Angelo greift nach dem Pot mit einem Einsatz von 375.000. Zamani bezahlt. Der fällt am River. Nun versucht Zamani sich den Pot zu angeln, 575.000 ist seine Bet. D'Angelo braucht nicht besonders lange, um zu bezahlen. Zamani sagt prompt: "Du gewinnst!" Er zeigt , Ass hoch - doch zur allgemeinen Überrasschung ist das gut genug, denn D'Angelo hat ihn tatsächlich nur mit Dame hoch bezahlt, mit .

Wie geht noch der Spruch? Die Karten sind nur dafür da, die schlechten Spieler zu verwirren. Es ist eine seltsame Hand, in der es mehr um Gespür für die Situation als um den tatsächlichen Lauf der Karten geht. Beide ahnen, dass ihr Gegner nicht stark ist. Tatsächlich aber dürfte D'Angelo dann nicht bezahlen, sondern müsse erhöhen, um den Pot ohne Showdown zu gewinnen, kommentierte Daniel Negreanu. What are you doing? Ach ja, gewonnen hat die PCA am Ende Harrison Gimbel, gerade einmal 19 Jahre alt und nun um 2,2 Millionen Dollar reicher.

* * *

Während ich die PCA schaute, surfte ich und stieß auch auf die Nachricht über den Tod von Amir Vahedi. Der Name sagte mir zunächst nichts, aber eine seiner Pokerweisheiten ist fast jedem Pokerspieler bekannt: "You must be willing to die in order to live." Was auf Turnierpoker gemünzt war und die Bereitschaft zu aggressivem Spiel meint, hat aber vielleicht eine tiefere Bedeutung im Leben von Vahedi gespielt. Bei Short-Stacked-Shamus las ich, dass Vahedi in jungen Jahren als politischer Flüchtling aus dem Iran geflohen war. Shamus erinnert sich auch an eine Pokerdokumentation, in der Vahedi gesagt haben soll, wie wichtig die gewonnene Freiheit für ihn sei, aussprechen zu können, was er denkt, was ihn bewegt, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

* * *

Die Presse berichtet über den Fall von Terrance Watanabe, der im Herbst 2007 innerhalb weniger Monate in Las Vegas ein Vermögen verspielte, 127 Millionen Dollar. Watanabe klagt nun, der Prozess soll im Sommer über die Bühne gehen, die Vorwürfe: "So hätten ihn die Angestellten im Caesars Palace mit Alkohol abgefüllt, obwohl der einst angesehene Geschäftsmann bereits so betrunken war, dass er mehrmals am Spieltisch einschlief ... Essen und Getränke seien Watanabe stets zu den Spieltischen beziehungsweise in die gratis zur Verfügung gestellte Luxussuite geliefert worden. Als der frühere Multimillionär eines Morgens im Rausch stürzte, sollen ihm Angestellte des Hotels rezeptpflichtige Medikamente ins Zimmer gebracht haben, damit Watanabe möglichst schnell weiterspielen konnte."

Samstag, 9. Januar 2010

Das Full House durch die Hintertür

Es grenzte eigentlich an ein Wunder, das ich in der folgenden Hand nicht alle meine Chips verloren habe. Was vielleicht auch am Verlauf der gestrigen Session lag. Karten auf Turn oder River halfen häufig meinen Gegnern, in vielen kleineren Pötten, aber auch in Situationen, in denen ich deutlich vorne lag, als die Chips in die Mitte wanderten. In einer Hand hielt ich auf einem Board von 567 das Top Set gegen Bottom Set, am Ende hatte wir beide eine Straße.

Aber zu der besagten Hand: Das Spiel war NL50 SH, in früher Position eröffnet ein Spieler auf 5x, alle werfen weg, ich bezahle im Big Blind mit .

Der Flop kommt und bringt mir das erhoffte Set. Gelegentlich spiele ich diesen Fällen auch mal von vorne weg an, aber ich checke zunächst, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass mein Gegner seine Continuation Bet spielen wird auf diesem Board. Das tut er nicht, und das wundert mich, ist das Board doch wie dafür gemacht. Den Spieler sah ich nicht zum ersten Mal, bislang war er mir nicht besonders aufgefallen, typische Reg-Stats 19/16. Was bedeutet das für seine Range: Ich nehme an, er wird mit seiner gesamten Range, die diesen Flop verfehlt hat, eine Contibet spielen, also vermute ich 22-KK, dass er Top Paar hier checkt, halte ich nicht für wahrscheinlich, aber ausgeschlossen ist es nicht.

Der Turn bringt den . Jetzt ergreife ich die Initiative, spiele potsize an und erhalte einen überraschend schnellen Call. Die Alarmglocken schrillen etwas lauter. 55, vielleicht KK, aber das er die so passiv spielt, scheint mir unwahrscheinlich, zumal auf dem Board jetzt zwei Draws liegen.

Der River bringt den . Mein erster Gedanke, der hoffnungsvolle, geht in etwa so: Er sitzt auf AJ und hat sein Set getroffen, aber diese Überlegung passt so gar nicht zu den vorherigen. Ich spiele etwas mehr als halben Pot an und bekomme ein schnelles Reraise, 28 Flocken. Zeit die Hand zu entsorgen, denn was schlage ich außer AJ? Und obwohl meine Riverbet nicht nach Stärke riecht und ihn zum Bluffen animieren könnte, glaube ich kaum, dass er hier blufft. Leicht entnervt bezahle ich, und er zeigt mir .

Freitag, 8. Januar 2010

Poker is like dating a German chick

Poker is like dating a German chick. You might love her but she will not always love you back.

Ok, ich gebe es zu, der Spruch ist für meine Zwecke zurechtgebogen. Im Original ist von Baseball die Rede. Er stammt aus dem Film Bad Bears News, aus dem Remake von 2005 mit Billy Bob Thornton. Thornton spielt einen in die Jahre gekommenen Baseballspieler, Morris Buttermaker, der Frauen und Alkohol liebt und eher gegen seinen Willen das Training eines jugendlichen Baseballteams übernimmt. Wie er selbst sind seine Spieler nicht ganz makellos, aber irgendwie wird dann aus dieser seltsamen Bande ein Team - was ziemlich unterhaltsam ist. In der deutschen Fassung kommt das German Chick übrigens nicht vor. Um größere interkulturelle Verwicklungen zu vermeiden, wurde das deutsche Huhn durch eine Stewardess ersetzt. Während der Satz im Original auf unmittelbare Befriedigung durch körperliche Liebe, fast love, zielt, ist die deutsche Synchronfassung moralisch sauber. Und die Moral lautet in etwa: Mit einer Stewardess kannst du keine stabile Beziehung aufbauen, weil die immer auf Reisen ist. So in etwa. Ist es nicht niedlich? Deswegen traue keiner deutschen Fassung, die Liste solch schlimmer Verbrechen an den Originalen ist vermutlich ellenlang.

Bevor ich noch weiter vom Thema abkomme, jetzt zu den schlechten Nachrichten. An die Szene mit Buttermaker und dem German Chick erinnere ich mich natürlich nur, wenn es nicht läuft. Es ist sozusagen eine der ersten Stufen von möglichen Gegengiften, um in einer Phase, in der deine Hände nicht halten, die Fassung zu bewahren. Auch diese ellenlange Liste erspare ich euch, obwohl einige Suckouts der letzten Zeit schon etwas Komödiantisches hatten - come on, this is absurd. Auch das nehme ich immer wieder gern, aber immerhin hatte der gute John McEnroe einen Dialogpartner für seine Beschwerde, schließlich kannst du dich schlecht beim Support darüber beschweren, dass der Draw deines Mitspielers ständig ankommt, zum x-ten Mal, oder der Gutshot und so weiter. Angeblich kommt das vor, und diese Gespräche scheinen nicht immer freundlich abzulaufen.

Pokerspieler haben bei ihren Niederlagen kein Team, das die üble Erfahrung mit ihnen teilt, sie sind auf sich selbst zurückgeworfen. Zwar gibt es andere Pokerspieler, mit denen du dich austauschen kannst, aber Geschichten von einem Bad Beat werden auch nicht gerade gern genommen. Schließlich ist es nur eine Hand. Und zu einem schlechten Lauf fällt ihnen meist auch nicht viel ein. Ein aufmunterndes Wort vielleicht, ein Witz, obwohl das natürlich nichts an den Fakten ändert.

Es bleibt also nichts anderes, als alleine damit fertig zu werden, und das ist vor allem eine Frage des Blickwinkels. Wenn du es schaffst, aus etwas größerer Entfernung zu betrachten, was geschehen ist, wirst du meist festellen, dass die Sache zwar nicht gut gelaufen ist, besser hätte laufen können, aber eben keine Katastrophe ist.

Für Leute, die kein Poker spielen, ist es häufig nur schwer nachzuvollziehen, wenn sie hören, dass jemand an einem Tag 100, 1.000 oder sogar 100.000 verloren hat. Was für einen viel ist, ist für den anderen wenig. Es gibt eine Anekdote, die das ganz gut verdeutlicht und auch sonst dabei hilft, alles, was an den Pokertischen geschieht, in einem anderen Licht zu sehen.

Erich Drache erzählte dem Schriftsteller Al Alvarez, dass seine Frau Jane ihn anrief, weil sie mit dem teuren Jaguar einen Unfall gebaut hätte, während er gerade am Pokertisch saß:

Eric: Bist du verletzt?
Jane: Nein.
Eric: Ist jemand anders verletzt?
Jane: Nein.
Eric: Dann ist doch alles in Ordnung.
Jane: Aber am Wagen ist ein Schaden von $1.500 entstanden.
Eric: Dann ruf die Versicherung an.
Jane: Aber das ist unser wunderschöner Jaguar.
Eric: Liebling, derzeit liege ich hinten. Das würde für vier wunderschöne Jaguare reichen. Ruf die Versicherung an.

Auch das Klagen über die Varianz ist nur eine Frage des Blickwinkels. Natürlich kannst du versuchen, die Varianz mit einer ausgeklügelten
Anti-Varianz-Falle
einzufangen. Aber ohne Varianz wäre Poker ein Spiel, das niemals so viele Spieler anziehen würde. In keinem anderen Sport würde es der Amateurspieler auch nur wagen, sich mit einem Profi zu messen. Er wüsste, dass er keine Chance hat. Beim Poker hat er die, zumindest kurzfristig. Deswegen spielt er. Deswegen zahlen alle Fischsteuer. So in etwa beschrieben in einem 2+2-Artikel, der noch ein paar weitere Vorschläge für Erfolg beim Poker beinhaltet:

1. Finde ein Pokerspiel, das du schlägst.
2. Betreibe vernünftiges Bankrollmanagement
3. Verliere keine unnötigen Worte über einen schlechten Lauf.
4. Arbeite an deinem Spiel.
5. Streiche den Profit ein.

Mit den Worten von Morris Buttermaker:

It's alright, kid.
You had a helmet on.
Imagine, if you didn't.
Ya know w'am sayin'?



Mittwoch, 6. Januar 2010

In einer Welt ohne Poker

Mal wieder etwas, das in Vegas Sammlung nicht fehlen darf. Über Pokerolymp bin ich auf den doch sehr lustigen 2+2 Thread gestoßen, in dem sich Photoshop-Animateure alternative Lebenentwürfe für einige Pokerprofis haben einfallen lassen. So könnte es aussehen - in einer Welt ohne Poker. Phil Hellmuth bei der Arbeit, und wer genau hinsieht, wird entdecken, dass seine Gleichgültigkeit nichts anderes als Statusfatalität ist. Ja, die Soziologen. Konnte nicht widerstehen, das am Wochenende in der Presse aufgeschnappte Status-Wort unterzubringen.

Mir gefällt auch Kid Poker in der Rolle als Lederartist bei den Village People ziemlich gut. Phil Laak als Tourist vor dem Bellagio in Vegas ist auch nicht schlecht. Mitleid erregend: Sam Farha als Scarface, Kokainstaub auf dem Nadelstreifenanzug, Unmengen an weißem Pulver auf dem Schreibtisch und ein Gesicht, das sagt: Das Spiel ist aus. Viel Gutes dabei. Dwan mit Schwan auf dem Kopf wird verhaftet von Negreanu und Ivey. Insgesamt hat der Thread fast 200 Seiten, eine richtige Wundertüte, wenn du ein bisschen Zeit hast.

Montag, 4. Januar 2010

Das Manifest für mehr Spaß beim Tilten

Für Pokern.com habe ich ein etwas schräges Stück über Tilt verfasst. Gastrollen haben Mike Matusow, Tom Dwan, Isildur1 und auch John McEnroe übernommen. Und wenn du Glück hast, erhältst du eine Antwort auf eine Frage, die du gar nicht gestellt hast: Warum sich mit ernsthaften Konzepten wie Sklanskys Implied Odds zufrieden geben, wenn du auch Implied Tilt Odds haben kannst?

Sonntag, 3. Januar 2010

Vom Skat zum Poker

Der Tagesspiegel aus Berlin hat mal wieder einen Autor rangelassen, um die Faszination Online-Poker zu ergründen. Ich lese sowas ja immer wieder gern, und es soll ja niemand sagen, die Presse für das gute Bürgertum gebe sich nicht Mühe zu verstehen, was da los ist. Was ist denn da los? Und ist das denn erlaubt?

In diesem Fall geht es um die schleichende Verwandlung eines ordentlichen deutschen Skatspielers in einen Pokerspieler, die damit beginnt, dass bei der monatlichen Skatrunde zu später Stunde Poker gespielt wird. Dann probiert es der Mann im Selbstversuch mit Pokern im Internet:

"Woche zwei. Die Begeisterung lässt langsam nach, so erfolgreich wie am Anfang bin ich nicht mehr. Dreimal muss ich die Kreditkarte aus dem Portemonnaie fingern und 30 Dollar überweisen. Klick, Klick. Das Geld ist auf dem Spielkonto. Das ist schon ein bisschen gefährlich, denke ich."

Hui buh.

"Woche vier. Es geht aufwärts, ein weiteres Buch und ein paar durchzockte Nächte Erfahrung haben einen durchschnittlichen Spieler aus mir gemacht."

Der war gut!

"Woche vierzehn. Ich wende die Tipps des Profis an. Ob es funktioniert? Das gilt es, herauszufinden."

Tja, na dann...

Samstag, 2. Januar 2010

2010, die Top 5 und andere Zwischenfälle

Happy New Year everyone! Victor Vega drückt euch die Daumen, dass eure Wünsche in Erfüllung gehen. Und dass die nächste Dekade etwas freundlicher ausfällt als die vergangene. Könnte nicht schaden. Auf den Weltfrieden oder so!

Ich bin kein Typ für große Vorsätze. Ich habe mir zum Jahreswechsel auch noch nie vorgenommen, davon mehr oder hiervon weniger. Oder doch, früher vielleicht mal, doch oft hatte ich den Eindruck, dass die Vorsätze zum Jahreswechsel besonders leichtfertig aufgestellt und nur selten eingehalten werden.

Beim Pokern mache ich eine Ausname. Da sind Ziele nicht schlecht, glaube ich. Sie schaffen Klarheit. Allerdings, setze ich mir keine monetären Ziele. Ich sage mir nicht, ich möchte das Limit mit xxbb schlagen. Ich möchte dahinkommen, mich dagegen unempfindlich zu machen und in keiner Spielsituation auch nur entfernt an Geld denken. Chips sollen sein wie ein Sack Bohnen. Es geht darum, mein Spiel zu verbessern, es geht darum zu wissen, wie ich das mache, also vielleicht doch ein paar Ziele: die Hände meiner Gegner besser lesen lernen und gelegentlich darüber schreiben, mehr mit PokerStove arbeiten als bisher und weiter versuchen die Stellen zu finden, wo ich Chips auf dem Tisch liegen lasse.

Ein Blick zurück: 2009 war bislang mein bestes Pokerjahr. Endlich ein Live-Turnier gespielt, in Barcelona. Das war großartig. Für den Fall, dass mich die Pokergötter hören können – die Coin Flips etwas öfter zu gewinnen als bisher wäre schön. Nur so als Vorschlag, VV bei der Vergabe der Glückszuwendungen weniger oft zu übergehen. Es gab auch unschöne Zwischenfälle. Zweimal in diesem Jahr hat die Varianz ihr hässliches Haupt gezeigt und versucht mich mit in den Abgrund zu reißen. Downswings von bis zu 25 Buy-Ins waren das Ergebnis. Nicht so lecker. Bei Jay Rosenkrantz habe ich gelesen, dass Downswings dich wirklich an den Rand bringen können. In jedem Fall zerren sie gewaltig an den Nerven. Zunächst versuchst du in der Regel herauszufinden, ob es Varianz ist oder ob dein Spiel einfach schlecht ist. Was gut zu wissen ist. Aber wenn es einfach nicht aufhört, wow! Im August jedenfalls kam nicht nur mein bisher größter Downswing. Weil ich dachte, dass es woanders besser laufen könnte, kam ich auf die schlechte, sehr sehr schlechte Idee und verfrachtete einen Teil meiner Bankroll in einen anderen Pokerraum. Ausgerechnet Eurolinx. Drei Tage später verschwand der Laden im Nirvana und mit ihm ein Teil meiner Bankroll. Da bist du erstmal sprachlos. Lächerlich das alles. 2010 möge mir und euch sowas ersparen.


Das war der erste Post des Jahres 2010. Zum Schluss noch die Top 5 aus dem letzten Jahr:

1. Tom Dwan aka durrrr über seine Anfänge, Isildur und Tilt
2. Die Geschichte des Online-Poker und ein bisschen Paranoia
3. Wo ist Ziigmund? Betrunken auf der Toilette
4. Der große Poker-Potlatsch
5. That’s gambling, Teil II – Ziigmund gegen Cole South