Montag, 11. Januar 2010

Coin Flips, Amir Vahedi und der Fall Watanabe

Gestern Abend habe ich bis zum Heads Up der PCA zwischen Harrison Gimbel und Tyler Reiman durchgehalten, dann musste ich völlig übermüdet die Kiste ausmachen. Ich konnte die Augen nicht mehr offen halten. Vielleicht lag es an meiner Müdigkeit, dass mich dieser Finaltisch nicht vom Hocker gerissen hat. Ich bemerkte an mir ein auffallend hohes Desinteresse an Coin Flips. Verdammt, ein Coin Flip, langweilig!

Dennoch gab es natürlich ein paar Flips, denen ich irgendwie etwas Bemerkenswertes abgewinnen konnte. Benjamin Zamani eröffnete den Pot mit einem Raise auf 400.000, Harrison Gimbel im Small Blind stellte ihn mit einem All In vor die Wahl, um den Rest seiner Chips zu spielen. Zamani brauchte mehrere Minuten, um sich mit zu einem Call durchzuringen. Da blieb genug Zeit, sich zu überlegen, was seine Entscheidung so schwierig machte. Hätte er eine Hand in der Range von TT+,AQs+,AQo+ gehalten, wäre sein Call vermutlich schneller gekommen, also musste es eine Hand sein, die gerade außerhalb dieser Range lag. Es nützte Zamani aber alles nichts, sein Mut wurde nicht belohnt, denn Gimbel floppte ein Set Achter, die dann auch hielten.

Für größere Aufregung hatte zuvor eine Hand gesorgt, in die Zamani ebenfalls verwickelt war. Er eröffnet den Pot mit einem Einsatz vom 250.000, Ryan D'Angelo am Button reraist auf 575.000. Zamani bezahlt. Der Flop kommt und wird von beiden gecheckt. Der Turn bringt eine , Zamani checkt erneut, D'Angelo greift nach dem Pot mit einem Einsatz von 375.000. Zamani bezahlt. Der fällt am River. Nun versucht Zamani sich den Pot zu angeln, 575.000 ist seine Bet. D'Angelo braucht nicht besonders lange, um zu bezahlen. Zamani sagt prompt: "Du gewinnst!" Er zeigt , Ass hoch - doch zur allgemeinen Überrasschung ist das gut genug, denn D'Angelo hat ihn tatsächlich nur mit Dame hoch bezahlt, mit .

Wie geht noch der Spruch? Die Karten sind nur dafür da, die schlechten Spieler zu verwirren. Es ist eine seltsame Hand, in der es mehr um Gespür für die Situation als um den tatsächlichen Lauf der Karten geht. Beide ahnen, dass ihr Gegner nicht stark ist. Tatsächlich aber dürfte D'Angelo dann nicht bezahlen, sondern müsse erhöhen, um den Pot ohne Showdown zu gewinnen, kommentierte Daniel Negreanu. What are you doing? Ach ja, gewonnen hat die PCA am Ende Harrison Gimbel, gerade einmal 19 Jahre alt und nun um 2,2 Millionen Dollar reicher.

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Während ich die PCA schaute, surfte ich und stieß auch auf die Nachricht über den Tod von Amir Vahedi. Der Name sagte mir zunächst nichts, aber eine seiner Pokerweisheiten ist fast jedem Pokerspieler bekannt: "You must be willing to die in order to live." Was auf Turnierpoker gemünzt war und die Bereitschaft zu aggressivem Spiel meint, hat aber vielleicht eine tiefere Bedeutung im Leben von Vahedi gespielt. Bei Short-Stacked-Shamus las ich, dass Vahedi in jungen Jahren als politischer Flüchtling aus dem Iran geflohen war. Shamus erinnert sich auch an eine Pokerdokumentation, in der Vahedi gesagt haben soll, wie wichtig die gewonnene Freiheit für ihn sei, aussprechen zu können, was er denkt, was ihn bewegt, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

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Die Presse berichtet über den Fall von Terrance Watanabe, der im Herbst 2007 innerhalb weniger Monate in Las Vegas ein Vermögen verspielte, 127 Millionen Dollar. Watanabe klagt nun, der Prozess soll im Sommer über die Bühne gehen, die Vorwürfe: "So hätten ihn die Angestellten im Caesars Palace mit Alkohol abgefüllt, obwohl der einst angesehene Geschäftsmann bereits so betrunken war, dass er mehrmals am Spieltisch einschlief ... Essen und Getränke seien Watanabe stets zu den Spieltischen beziehungsweise in die gratis zur Verfügung gestellte Luxussuite geliefert worden. Als der frühere Multimillionär eines Morgens im Rausch stürzte, sollen ihm Angestellte des Hotels rezeptpflichtige Medikamente ins Zimmer gebracht haben, damit Watanabe möglichst schnell weiterspielen konnte."

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