Sonntag, 31. Januar 2010

Matusows Rundumschlag, Gimbels Bluff und Paulys Rush-Selbstversuch

Die unbeabsichtigte Fortsetzung des letzten Posts, in dem es um die alte und die neue Pokerschule ging. Lesen und staunen: Mike "The Mouth" Matusow holt in einem Interview zum Rundumschlag aus. An Online-Poker lässt er kein gutes Haar, das sei gar kein richtiges Poker. Online-Spieler würden Poker nicht verstehen und hätten keinen blassen Schimmer von Deep-Stacked-Poker. Er müsse den Spieler sehen, um gut spielen zu können.

Er teilt aus gegen Negreanu, Hellmuth, Lindgren, die kaum online spielten, weil ihnen das Herz fehle. Dann wiederum ist Lindgren, wie auch Ivey und Dwan, ein "grade A sicko" - Spieler, die es darauf ankommen ließen. Diese Tage seien für ihn vorbei, er sei sechs Mal pleite gewesen, davon habe er die Nase voll. Inzwischen fehle ihm die Furchtlosigkeit, was sich möglicherweise verstehen lässt, wenn er die Geschichte mit Russ Hamilton erneut erzählt. Hamilton spielte gegen Matusow online bei UltimateBet und konnte dabei dessen Hole Cards sehen. Es habe sein Leben, sein Herz zerstört, weil jeder seiner Bluffs mit Bottom Pair bezahlt worden sei. Das kann dich natürlich schon fertig machen.

Er beklagt sich darüber, wie sehr sich das Spiel verändert habe, aber die Argumente, die er anführt, klingen, als störe ihn nur, dass die Konkurrenz besser geworden sei. Er attackiert junge Spieler wie Yevgeniy Timoshenko, denen er ihre Fähigkeiten abspricht, nur weil sie eine Hand überspielten und das Glück ihnen dann zu Hilfe kam. Das erinnert dann doch zu sehr an das, was Negreanu kürzlich in seinem Blog schrieb: Die alte Schule wolle oder könne sich nicht einfach nicht anpassen und beschwere sich deswegen, dass das Spiel heute mehr mit Glück zu tun habe. Vielleicht war das sogar direkt auf Matusow gemünzt.

Gimbels Bluff

Harrison Gimbel ist 19 Jahre alt, also zu jung, um in den meisten Staaten der USA ins Casino gelassen zu werden. Anfang des Monats gewann Gimbel die PCA und ist damit der jüngste Spieler in der Geschichte des Turniers, dem das gelang. Gimbel ist ein typischer Internetspieler, der sich über Online-Turniere nach oben spielte und die PCA war tatsächlich sein erstes Live-Turnier mit einem so hohen Buy-In, nämlich $10.000. Sein Sieg brachte ihm 2,2 Millionen Dollar ein, nun will er öfter live spielen und freut sich, dass er online nicht mehr so viel grinden muss. Das erzählte Gimbel im Interview, beim PocketFives-Podcast. Er spricht über den Verlauf des Turniers und welche Rolle sein Selbstvertrauen gespielt habe, insbesondere am Finaltisch, an dem zu seiner Erleichterung überwiegend Online-Spieler gesessen hätten - mit Ausnahme von Barry Shulman. Er bespricht mehrere Hände aus dem Turnier, eine Hand von Tag 2, als er mit einem Paar Siebener auf einem Board mit vier Overcards einen River-Shove bezahlte, weil er einen Tell bei seinem Gegner erkannte: "Als ich hinüber blickte, sah er mir direkt in die Augen und senkte dann den Blick." Außerdem erzählt er von seinem Bluff im Heads-Up gegen Ty Reiman und die Planung dieser Hand auf einem Board mit , als er am River Check-Shove spielte - mit Ah4x (ab 8:33).

Paulys Rush-Selbstversuch

Manchmal musst du im Leben etwas riskieren, ein kleines Experiment wagen, damit es irgendwie weitergeht, und es wäre nicht das echte Leben, wenn es nicht regelmäßig schief gehen würde. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich diesen Satz irgendwie anschließen kann an Paulys fiktiven Rush-Poker-Selbstversuch, bei dem Kerouac als Rhythmusmaschine mitwirkt, Delirien beschrieben werden, die du sonst nur von Hunter S. Thompson gewohnt bist, und der in einer einschlägigen Klinik endet.

Dabei schien an Tag 6 noch fast alles in Ordnung: "Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Aces cracked. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. I crack Aces. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Flop a straight flush. Felt a Dutchie. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Aces cracked. Again. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. I flop a set and lose to a bigger set. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Aces cracked. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold. Fold."

3 Kommentare:

Dominic hat gesagt…

Jaja... Mike "the mouth" hat seinem Namen wieder einmal ganze Ehre gemacht und viel heisse Luft verbreitet. Aber bei ein paar Dingen hat er in der Tat nicht ganz unrecht...

Anonym hat gesagt…

Harison Gimble ist mal wieder eine dieser jungen Erfolgsgeschichten von online Spielern die sich auch live bewiesen haben. Nette Stories...;)

Jeru hat gesagt…

Mal wieder ein schöner Post! Besonders das über Rush Poker habe ich schon von mehreren gehört! Schwer zu sagen, inwiefern das wirklich nur selektive Wahrnehmung war! Ausserdem bin ich gespannt, wohin sich Rush Poker noch entwickeln wird... für mich selber ist das aber nichts...