Freitag, 8. Januar 2010

Poker is like dating a German chick

Poker is like dating a German chick. You might love her but she will not always love you back.

Ok, ich gebe es zu, der Spruch ist für meine Zwecke zurechtgebogen. Im Original ist von Baseball die Rede. Er stammt aus dem Film Bad Bears News, aus dem Remake von 2005 mit Billy Bob Thornton. Thornton spielt einen in die Jahre gekommenen Baseballspieler, Morris Buttermaker, der Frauen und Alkohol liebt und eher gegen seinen Willen das Training eines jugendlichen Baseballteams übernimmt. Wie er selbst sind seine Spieler nicht ganz makellos, aber irgendwie wird dann aus dieser seltsamen Bande ein Team - was ziemlich unterhaltsam ist. In der deutschen Fassung kommt das German Chick übrigens nicht vor. Um größere interkulturelle Verwicklungen zu vermeiden, wurde das deutsche Huhn durch eine Stewardess ersetzt. Während der Satz im Original auf unmittelbare Befriedigung durch körperliche Liebe, fast love, zielt, ist die deutsche Synchronfassung moralisch sauber. Und die Moral lautet in etwa: Mit einer Stewardess kannst du keine stabile Beziehung aufbauen, weil die immer auf Reisen ist. So in etwa. Ist es nicht niedlich? Deswegen traue keiner deutschen Fassung, die Liste solch schlimmer Verbrechen an den Originalen ist vermutlich ellenlang.

Bevor ich noch weiter vom Thema abkomme, jetzt zu den schlechten Nachrichten. An die Szene mit Buttermaker und dem German Chick erinnere ich mich natürlich nur, wenn es nicht läuft. Es ist sozusagen eine der ersten Stufen von möglichen Gegengiften, um in einer Phase, in der deine Hände nicht halten, die Fassung zu bewahren. Auch diese ellenlange Liste erspare ich euch, obwohl einige Suckouts der letzten Zeit schon etwas Komödiantisches hatten - come on, this is absurd. Auch das nehme ich immer wieder gern, aber immerhin hatte der gute John McEnroe einen Dialogpartner für seine Beschwerde, schließlich kannst du dich schlecht beim Support darüber beschweren, dass der Draw deines Mitspielers ständig ankommt, zum x-ten Mal, oder der Gutshot und so weiter. Angeblich kommt das vor, und diese Gespräche scheinen nicht immer freundlich abzulaufen.

Pokerspieler haben bei ihren Niederlagen kein Team, das die üble Erfahrung mit ihnen teilt, sie sind auf sich selbst zurückgeworfen. Zwar gibt es andere Pokerspieler, mit denen du dich austauschen kannst, aber Geschichten von einem Bad Beat werden auch nicht gerade gern genommen. Schließlich ist es nur eine Hand. Und zu einem schlechten Lauf fällt ihnen meist auch nicht viel ein. Ein aufmunterndes Wort vielleicht, ein Witz, obwohl das natürlich nichts an den Fakten ändert.

Es bleibt also nichts anderes, als alleine damit fertig zu werden, und das ist vor allem eine Frage des Blickwinkels. Wenn du es schaffst, aus etwas größerer Entfernung zu betrachten, was geschehen ist, wirst du meist festellen, dass die Sache zwar nicht gut gelaufen ist, besser hätte laufen können, aber eben keine Katastrophe ist.

Für Leute, die kein Poker spielen, ist es häufig nur schwer nachzuvollziehen, wenn sie hören, dass jemand an einem Tag 100, 1.000 oder sogar 100.000 verloren hat. Was für einen viel ist, ist für den anderen wenig. Es gibt eine Anekdote, die das ganz gut verdeutlicht und auch sonst dabei hilft, alles, was an den Pokertischen geschieht, in einem anderen Licht zu sehen.

Erich Drache erzählte dem Schriftsteller Al Alvarez, dass seine Frau Jane ihn anrief, weil sie mit dem teuren Jaguar einen Unfall gebaut hätte, während er gerade am Pokertisch saß:

Eric: Bist du verletzt?
Jane: Nein.
Eric: Ist jemand anders verletzt?
Jane: Nein.
Eric: Dann ist doch alles in Ordnung.
Jane: Aber am Wagen ist ein Schaden von $1.500 entstanden.
Eric: Dann ruf die Versicherung an.
Jane: Aber das ist unser wunderschöner Jaguar.
Eric: Liebling, derzeit liege ich hinten. Das würde für vier wunderschöne Jaguare reichen. Ruf die Versicherung an.

Auch das Klagen über die Varianz ist nur eine Frage des Blickwinkels. Natürlich kannst du versuchen, die Varianz mit einer ausgeklügelten
Anti-Varianz-Falle
einzufangen. Aber ohne Varianz wäre Poker ein Spiel, das niemals so viele Spieler anziehen würde. In keinem anderen Sport würde es der Amateurspieler auch nur wagen, sich mit einem Profi zu messen. Er wüsste, dass er keine Chance hat. Beim Poker hat er die, zumindest kurzfristig. Deswegen spielt er. Deswegen zahlen alle Fischsteuer. So in etwa beschrieben in einem 2+2-Artikel, der noch ein paar weitere Vorschläge für Erfolg beim Poker beinhaltet:

1. Finde ein Pokerspiel, das du schlägst.
2. Betreibe vernünftiges Bankrollmanagement
3. Verliere keine unnötigen Worte über einen schlechten Lauf.
4. Arbeite an deinem Spiel.
5. Streiche den Profit ein.

Mit den Worten von Morris Buttermaker:

It's alright, kid.
You had a helmet on.
Imagine, if you didn't.
Ya know w'am sayin'?



3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Billy Bob ist einer der genialsten Schauspieler überhaupt.
Warum gibt es eigentlich keine öffentliche Beschwerdestelle für schlecht gespielte Pokerhände, unpassende Varianz, häufiges ausbleiben von, eigentlich garantierten, outs und das der Gegner "immer" trifft und ich nicht....lol

Victor Vega hat gesagt…

Finde ich auch, Billy Bob Thornton ist großartig. Und dieöffentliche Beschwerdestelle braucht eigentlich nur ein Formular, da fast immer der gleiche Text...

Der Poker Profi hat gesagt…

Danke für den Link zum 2+2 Post, der kopierte Blogeintrag dort ist lesenswert.