Dienstag, 19. Januar 2010

Prohibition und Online-Poker

Bevor ich am Sonntag anfing, die Turniertische unsicher zu machen, habe ich ein bisschen was für meine Allgemeinbildung getan. Auf Phoenix liefen mehrere Dolumentationen über die Prohibition, die am 16. Januar 1920, also vor 90 Jahren, in Kraft trat und bis 1933 Bestand hatte. Solche Geschichten kommen natürlich nicht ohne Capone aus, den selbstverliebten, skrupellosen Mörder. Sein Aufstieg zu einem der gefürchtesten Mafiabosse ist ohne die Prohibition nicht denkbar. Capone organisierte den Schwarzhandel mit Alkohol im großen Stil. Das Geschäft lief quasi von selbst, denn in vielen Teilen der Gesellschaft stieß das Alkoholverbot auf wenig Gegenliebe. Dem Staat fehlte die Macht das Verbot durchzusetzen, gleichzeitig waren viele Amtsträger, Polizisten und Prohibitionsagenten in Chicago, und nicht nur dort, korrupt. Das Geschäft auf dem Schwarzmarkt blühte, während staatliche Autorität diskreditiert wurde durch den offensichtlichen Widerspruch zwischen Gesetz und gesellschaftlicher Praxis. Präsident Roosevelt schließlich hob die Prohibition auf, weil er die Nebenwirkungen durch die zunehmende Macht der organisierten Kriminalität für gefährlicher hielt als die Folgen des Alkoholismus.

Das war die sehr kurze Geschichte der Prohibition in den Vereinigten Staaten. Der Vergleich mit Online-Poker soll nicht überstrapaziert werden, doch zwei Dinge sind offensichtlich:
  • Das Verbot ist in Zeiten des Internets nicht duchsetzbar (außer durch massive Eingriffe ins Netz, und das scheinen selbst die Chinesen nicht völlig in den Griff zu kriegen).
  • Pokerspieler sehen das Verbot nicht ein, da sie die Einstufung des Spiels als reines Glücksspiel nicht teilen, das Spiel verantwortlich ausüben und Spaß daran haben.
Vor einiger Zeit schrieb Jay Rosenkrantz, wie lächerlich es sei, jeden Morgen aufzuwachen und feststellen zu müssen, dass die Prohibition eines Spiels, das jeder gern spiele, immer noch in Kraft sei, obwohl jeder, der auch nur ein halbes Gehirn habe, einsehen müsse, dass es es ein Geschicklichkeitsspiel sei. Er plädierte dafür, dass Spiel zu regulieren und zu besteuern.

Das wäre vermutlich die vernünftige Antwort auf eine Situation, in der die Versuche die Spieler zurück ins Casino zu treiben, zum Scheitern verurteilt sind oder auf Widerstand stoßen werden, wie zum Beispiel in Ungarn. Berichte über rückläufige Erträge deutscher Spielbanken sind nur ein weiterer Hinweis darauf, dass sich etwas grundlegend geändert hat. Und das Wiederholen des ewig gleichen Mantras, "Nüscht geht mehr", wird es nicht besser machen.

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