Dienstag, 26. Januar 2010

Turnierpoker der alten und der neuen Schule

"For Internet players, the RAISE button is to your right." Dieser gut gemeinte Rat erschallte im Jahre 2005 an einem der ersten Tage des Main Events der World Series of Poker aus der Lautsprecheranlage. Normalerweise wurden über diese Anlage nur offizielle Verlautbarungen verbreitet, deswegen dauerte es etwas, bis der Witz seine volle Wirkung entfaltete und allgemeines Gelächter ausbrach. Anthony Holden erzählt diese Anekdote in seinem Buch "Bigger Deal". Wie gesagt, es war das Jahr 2005, fast 6.000 Spieler traten im Wettbewerb um die Krone des Poker an, und ein großer Teil von ihnen hatte sich den Platz im Internet erspielt. In der für sie ungewohnten Atmosphäre eines Turniers in der realen Welt gaben die Online-Spieler eine willkommene Zielscheibe für ein Prise Spott ab, ganz so als seien sie keine ernsthafte Konkurrenz für die Größen des Sports. Das wird heute kaum noch jemand behaupten. Inzwischen bestimmt die Spielweise der Online-Spieler das Geschehen auch bei den Live-Turnieren.

Wann immer ich konnte, habe ich gestern einen Blick auf den Finaltisch der EPT Deauville geworfen. Die letzten drei Spieler waren jung, sehr jung - Teodor Caraba and Jake Cody sind beide 21 Jahre alt. Mike McDonald ist 20 und hat bereits mehr als $2.2 Millionen bei Live-Turnieren erspielt.

Die englischen Kommentatoren verständigten sich schnell darüber, dass die jüngeren Online-Spieler einen Vorteil gegenüber der alten Pokerschule hätten. Negreanu verfolgte in seinem Blog einen ähnlichen Gedanken. Die alte Schule wolle oder könne sich einfach nicht anpassen und beschwere sich deswegen, dass das Spiel heute mehr mit Glück zu tun habe. Er fühle sich gleichzeitig an die Zeit erinnert, als er Vertreter des neuen Poker war, am Tisch mit den alten Hasen saß und dachte: "I could crush them!" Wer noch immer nicht geschnallt hätte, dass die Turnierspieler inzwischen um ein Vielfaches besser seien als zum Beispiel noch 2003, der müsse in einer Fantasiewelt leben. Können spiele eine größere Rolle als damals - damals, da habe kaum jemand viel Widerstand geleistet, und wenn es dann doch jemand getan hätte, dann wärst du kurz auf die Bremse gestiegen, um dir den nächsten Pot zu holen. Heute würden mehr Spieler um einen Pot kämpfen:

"The hunters can no longer comfortably share the prey, now they must fight each other over the soft spots. I love it."

Wobei es hilfreich ist, wenn du das Glück bei den harten Spots auf deiner Seite hast, so wie Mike "timex" McDonald, der in einer frühen Phase des Finaltischs in Deauville die Könige von Albertini mit AdQh knackte. Oder noch besser, wenn du wie der spätere Sieger Jake Cody an Tag 4 mit einer fragwürdigen Hand wie T4 die Könige deines Gegners zerlegst.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer wieder nett bei Dir rein zu schauen und Deine Stories zu lesen...

Jeru hat gesagt…

Muss ich auch sagen!
Ich lese gern bei dir!

friederike hat gesagt…

bin ebenfalls im fanclub!

Dominic hat gesagt…

ich auch! ^^ hehe
Die ältere Generation muss sich künftig wirklich in Acht nehmen dass ihnen die jungen Wilden rund um Tom Dwan nicht komplett die Hosen ausziehen :)