Sonntag, 28. Februar 2010

Der Zusammenhang zwischen Poker und Fischen und der Rest der Woche

* Es war die Woche, in der ans Tageslicht kam, dass Ministerpräsidenten das Gewerbe bei Gelegenheit wechseln und einen Escort-Service anbieten. Es war auch die Woche, in der ein Hund auf einer Modenschau ums Leben kam - als Model, das Jacken, Mäntel und andere Kleidungsstücke vorführte. Und es war die Woche, in der Spieler auf NL 50 ein Paar Siebener für 100 BB als 5bet-Shove spielen. Letzteres gab es vermutlich schon immer. Dass sie dann aber noch treffen, das lässt Vega zumindest zweifeln an so wunderbaren Studien, die behaupten, Poker sei gesund und mindere Stress. Wie läuft die typische Situation und die physiologische Reaktion ab? "HOLD! PLEASE HOLD, JUST THIS ONCE..."

* Was es lange nicht mehr gab, ist der Post der Woche. Kurz und prägnant trägt er diesmal den Titel "FU". Vega hat Verständnis für fast alle Lebenslagen.

* Die Leser der Tiltkontrolle sind wahlmüde. Gerade mal 36 konnten sich entscheiden und die Frage beantworten, wie viele Tische sie in der Regel spielen. Echt maue Wahlbeteiligung.

* Der Monat ist auch rum und war okay. Gen Ende wurde nochmal ordentlich Fischsteuer entrichtet. Und wer sich schon immer gefragt hat, was die Metapher vom Fischen wirklich mit Poker zu tun, der erfährt heute endlich die Wahrheit, schließlich ist Sonntag.

Til next time, catch one for me! Dammit! Ohh, good gosh! What the 'bleep' was that?



Mittwoch, 24. Februar 2010

FBI vs. Full Tilt Poker

Stell dir vor, du lebst in Washington und du spielst gelegentlich Online-Poker, zum Zeitvertreib, zu deinem Vergnügen. Dein Unrechtsbewusstsein hält sich verständlicherweise in Grenzen. Doch dann eines schönen Abends im Februar klingelt es, und siehe da, wer steht denn da vor der Tür? Ja, isses denn die Möglichkeit, zwei (freundliche!?) Beamte vom FBI haben sich die Mühe gemacht, dich zu besuchen. Dahin der Glaube, dass staatliche Stellen gar nicht so viel von dir wissen, und nach einem Blick auf die Marke läuft vor deinem inneren Auge die Liste der gesammelten Verfehlungen ab, die dir die Ehre eines Besuchs verschafft haben könnten. Und das kann, je nachdem, deine kleine Welt ins Schwanken bringen, auch wenn es diesmal nur um dein Konto bei Full Tilt Poker geht. Denn die folgende Fragestunde drehte sich vor allem darum.

Derzeit scheint es eine Reihe offener Fragen zu geben, nämlich wie viele Spieler Besuch vom FBI bekamen und vor allem, woher das FBI wusste, dass die Spieler überhaupt ein Konto bei Full Tilt Poker hatten. Über Letzteres lässt sich trefflich spekulieren (Kreditkartenunternehmen und Banken unterrichten staatliche Stellen...?), wie auch über den noch ausstehenden Beweis, ob es die Besuche wirklich gegeben hat. Auch gut gemeinten Rat gibt es: Du sollst deinen Gras-Dealer nicht über Full Tilt bezahlen.

Hintergrund der Aktion sei, dass das FBI Informationen sammle, wie Full Tilt Poker den Zahlungsverkehr abwickle. Möglicherweise sollen sie als Beweise in einem Gerichtsverfahren gegen Full Tilt Poker verwandt werden. Den Spielern selbst will das FBI offenbar nichts anhängen.

Dienstag, 23. Februar 2010

High Stakes Poker, die relative Donkdichte und Enttäuschung über Charlotte Roche

Waren ein paar ruhige Tage auf der Tiltkontrolle, was nicht heißt, dass sie pokerfrei waren.

* In der letzten Woche spielte Victor Vega die Einladungsturniere von Pokern.com, wo er gelegentlich ein paar Zeilen schreibt, die fröhlich zwischen Vernunft und Wahnsinn pendeln. Wurde Fünfter im ersten, flog im zweiten auf einer anderen Pokerseite zu Beginn der mittleren Phase nach einem Standard-Flip raus - AQ gegen TT. Der Flop war mit einem Ass gut zu mir, doch der River bringt ihm das Set. Das kommt davon, wenn du dir den Bildschirmnamen VegaGetsShot aussuchst. Was erwartest du?

* Apropos Vernunft und Wahnsinn: In der letzten Woche bin ich auf der Suche nach etwas Brauchbarem auf der Müllhalde Fernsehen versehentlich bei einer dieser Erziehungsshows auf RTL hängen geblieben. Versuchsanordnung: Eine Gruppe von Jugendlichen wird in die Wildnis von Utah oder Oregon gekarrt, wo sie sich mit einfachen Mitteln durchschlagen sollen. Eine der Erzieherinnen sagte, es werde das Level-System angewandt. Wer sich gut verhält und die täglichen Aufgaben bewältigt, der bekomme Vergünstigungen, zum Beispiel ein Zelt, bessere Nahrung etc. Erziehung ist hier nichts anderes als Anpassung an die herrschende Ordnung. Das musst du fürs Leben lernen, sonst wird's ungemütlich. Vegas Vorschlag: Wenn schon Level-System, gebt ihnen lieber Karten und Chips mit.

* Natürlich habe ich die TV Total Pokernacht nicht gesehen. Aber als ich heute Morgen las, dass Charlotte Roche noch vor Howard Carpendale aus dem Rennen geflogen ist, war ich schwer enttäuscht, vielleicht sogar peinlich berührt.

* Das Poker-Sprachgewitter gebiert Monster. In einem Pokerblog musste ich kürzlich Phrasen lesen wie: "Dann hat er geleaved..." und "...ich hab wieder gequittet." Hätte ich geahnt, was mich erwartet, dann hätte ich auf der Stelle umgedreht und mich vielleicht nicht übergeben müssen. Manchmal aber finden sich Neuschöpfungen, die durchgehen, irgendwie schön und wahr sind. Das Wort der Woche ist deswegen: Donkdichte. Es bedeutet, dass an bestimmten Tagen mehr schlechte Spieler an den Tischen zu finden sind. Vor allem zum Wochenende, am Freitag- und Samstagabend, soll die Donkdichte relativ hoch sein.

* High Stakes Poker Season 6, Episode 2: Das ist die Episode, in der Andreas Hoivold am Ende mit Top Pair Top Kicker den Rest seiner Chips verbrät und mit $200.000 in den Miesen das Weite sucht. Und Negreanu sagt mit ernster Miene: "Dropping like flies." Alle Folgen sammle ich in einer Playlist, also einfach fünfmal recht klicken, dann beginnt die zweite Episode. Oder die langsam wachsende Clip-Sammlung der Tiltkontrolle besuchen.


Mittwoch, 17. Februar 2010

Einnahmen und Gewinne im Online-Poker-Markt

Das Magazin Forbes hat sich mit dem Online-Poker-Markt beschäftigt und nennt folgende Zahlen:
  • 4,8 Milliarden Dollar werden weltweit pro Jahr eingenommen
  • 1,4 Milliarden Dollar betragen die Einnahmen in den USA
  • PokerStars nimmt geschätzte 1,4 Milliarden Dollar ein, Gewinn etwa 500 Millionen
  • Full Tilt Poker soll circa 500 Millionen Dollar Umsatz im Jahr kassieren, etwa 100 Millionen Gewinn
Zum Vergleich: Bevor sich PartyGaming 2006 wegen des Unlawful Internet Gambling Enforcement Act vom US-Markt zurückzog, schrieb das Unternehmen satte Gewinne, etwa 239 Millionen Dollar bei Einnahmen von annähernd einer Milliarde. In die Lücke, die PartyPoker hinterließ, sprangen Full Tilt und PokerStars. 70 Prozent des US-Markts teilen beide unter sich auf.

Der Artikel beschäftigt sich zudem mit der rechtlichen Grauzone, in der Online-Poker stattfindet. Und es gibt eine Slideshow mit Zahlen und den Männern hinter den großen Marken des Online-Poker.

Via ESPN

Dienstag, 16. Februar 2010

Tod dem Autopiloten! Oder doch lieber 20 Tische spielen?

Wie viele gute Multitabler gibt es wirklich da draußen? Schwer zu beantworten. Ich weiß nur, dass ich nicht dazu gehöre. Sechs Tische, das geht gerade noch, vier ist vermutlich besser für mein Spiel. Spiele ich acht, schaltet sich der Autopilot ein. Nach einer Stunde gleicht das fast einer Art Trance. Der Text dazu heißt: Rush Poker oder gegen den Autopiloten in mir. Und Bertrand "ElkY" Grospellier muss da natürlich drin vorkommen.

Ich halte es mit den Coaches, an die ich glaube: Weniger ist mehr. Möglichst viele bewusste Entscheidungen treffen, möglichst in jeder Situation über das Handspektrum deines Gegners im Klaren sein und dann entsprechend spielen.

Die folgende Hand illustriert das ganz gut, und ich bezweifle, ob ich sie so gespielt hätte, wenn ich gerade noch an drei oder vier anderen Tischen hätte Entscheidungen treffen müssen und 8 weiteren mit Passen beschäftigt gewesen wäre. Ich hatte Position auf einen loose-aggressive Spieler(31/24), mit dem sich eine interessante Dynamik entwickelt. Er gab Hände nicht leicht auf, ich aber auch nicht. Am Button habe ich regelmäßig eine 3bet gespielt, und er fing an, darauf mit einer 4bet zu reagieren. Also bezahle ich diesmal am Button nur mit AJo.


$0.25/$0.50 No Limit Holdem • 6 Players

Generated by weaktight.com.

UTG $50
UTG+1 $50
CO $133.75
Hero $79.60
SB $48.75
BB $52.15
  • Pre-Flop ($0.75, 6 players)Hero is BTN
  • dA cJ
2 folds,
CO raises to $1.50,
Hero calls $1.50,
2 folds

  • Flop ($3.75, 2 players)
  • d7 cQ dQ
CO bets $2.50, Hero calls $2.50

Float. Gegen sehr viele Hände seiner Range,
in etwa 22+,A2s+,K8s+,Q8s+,J8s+,T7s+,A8o+,K8o+,Q8o+,JTo
sehe ich mich vorne.
  • Turn ($8.75, 2 players)
  • sJ
CO checks,
Hero bets $6.50,
CO raises to $17,
Hero calls $10.50
Der Turn ist ein sehr gute Karte für mich, da ich jetzt alle seine Pocket Paare bis auf 77, JJ, KK, AA schlage. Er checkt, ich spiele an, for value. Sein Check-Raise überrascht mich nicht besonders. Er weiß, dass ich in seltenen Fällen eine Dame halte. Nur in seltenen Fällen wird er mit einer Dame auf dem Tunr ein Check-Raise spielen.
  • River ($42.75, 2 players)
  • sA
CO bets $25, Hero calls $25

Eine gute Karte für mich. Er wird es für eine gute Bluffkarte halten, da er vermutet, ich würde ihn mit vielen Ax-Händen 3betten. Er repräsentiert hier keine Dame, sondern tatsächlich das Ass. Mich schlagen jetzt AQ und AK, aber es ist ein leichter Call in dieser Situation.
  • Final Pot: $92.75
  • CO shows
  • s4c4
  • Hero shows two pair, Aces and Queens
  • dAcJ
  • Hero wins $89.75 (net +$43.75)
  • CO lost $46

Montag, 15. Februar 2010

Strawinsky, High Stakes Poker, durrrr und Isildur1

* Jeu de Cartes von Strawinsky: Die Hintergrundmusik zu meinen gestrigen Versuchen, ein Pokertrunier zu gewinnen: Maurice Ravel - Pavane pour une infante défunte, Claude Debussy - Jeux, Henri Dutilleux - Sinfonie Nr. 2 ("Le double"), Igor Strawinsky - Jeu de cartes. Angeblich spielte Strawinsky gerne Poker. Geschrieben wurde Jeu de Cartes 1936 für ein Ballet, das sich mit dem Pokerspiel auseinandersetzt.

Der sonntägliche Zeitvertreib begann zunächst mit den üblichen Suckouts gegen die erstaunlichsten Hände. Dann hatte ich einen guten Lauf, bis ich um kurz vor zwei Uhr in der Nacht auf die dämliche Idee kam, mit A5o im Big Blind und 25 BB einen Resteal zu spielen und in Asse lief - als 50. von etwa 3.400 raus. Gute Nacht. Turniere enden in den meisten Fällen mit einer Demütigung.

* High Stakes Poker Season 6 läuft. Ohne A.J. Benza. Dafür mit Kara Scott, die vorher beim Friseur war. Phil Hellmuth spielt übrigens mit und verliert seinen Stack, ist aber glücklich über die Art und Weise, wie er das tut. Zur Zeit der Aufzeichnung wurden Gus Hansen und Tim Dwan aka durrrr online ordentlich geschröpft, mehrere Millionen verteilten sie an ihre Mitspieler. Dafür erscheinen sie ziemlich aufgeräumt.





* Durrrr hatte am Samstag einen Plausch mit dem wortkargen Isildur1 und empfing dann doch lieber Besuch:

durrrr: can do 6 now if y want
Dealer: durrrr has 5 seconds left to act
Isildur1: ok
Dealer: durrrr has timed out
Dealer: Hand #18470462115 has been canceled
Isildur1: 1 min
durrrr: o
durrrr: wait nm
durrrr: i lied
Isildur1: ?
durrrr: sry friends coming over i think
durrrr: gimme 1min
durrrr: lemme find out wts going on
durrrr: ya blech
durrrr: later i guess

Angeblich gewann Isildur1 $51.000 an den PLO-Tischen 200/400 CAP.

* Die Umsätze der Spielbanken in Deutschland sind weiter rückläufig, berichtet die FAZ. Auch bei den privaten Betreibern mit staatlicher Lizenz, von "dramatischen Umsatzeinbußen" bis zu 40 Prozent ist die Rede. Schuld an der Misere soll der Glücksspielstaatsvertrag sein. Die strengeren Gesetze zum Nichtrauchschutz und der Zwang sich auch vor Automatenspielen registrieren zu lassen, triebe die Leute in Spielhallen, die dem Vertrag nicht unterliegen. "Das Internet ist vollends den unkontrollierten Anbietern überlassen. Die Spielbank Wiesbaden, die für vier Jahre als einzige in Deutschland eine Konzession für Online-Glücksspiele hatte, musste ihr erfolgreiches Angebot zum 1. Januar 2008 vom Netz nehmen. Am heimischen PC wird dennoch munter gezockt - nun eben bei Anbietern, die ihren Firmensitz in Gibraltar oder auf der Isle of Man haben. Im Internet wie in den staatlich lizenzierten Spielbanken erfreut sich das Pokerspiel immer größerer Beliebtheit. Mit dem Nachteil, dass es dabei für die Spieler viel zu gewinnen gibt, für die Casinos wenig. Die Gäste spielen untereinander, aber nicht gegen die Bank', sagt Stenglin."

Samstag, 13. Februar 2010

Wer golft besser - Patrik Antonius oder Isildur1?

Noch kennen wir die Antwort nicht, aber das kurze Update zum CP-Interview mit Patrik Antonius war einfach fällig.

Freitag, 12. Februar 2010

Las Vegas: Deutsche Bank schließt Ritz Carlton

Die Rezession fordert auch in Las Vegas weiter ihren Tribut. Anfang Mail wird das Luxushotel Ritz-Carlton geschlossen. Das berichtet das Handelsblatt. Der Eigentümer, die Deutsche Bank, war wohl auch in diesem Fall zunächst nur Kreditgeber und wurde erst durch die Finanzkrise zum Eigentümer. Der Betrieb des Luxushotels, das sich etwa 15 Meilen vom Strip an dem künstlichen angelegten Lake Las Vegas befindet, soll sich nicht mehr lohnen.

Gründe: Las Vegas leidet in der Krise nicht nur darunter, dass Touristen seltener den Weg in die Zockeroase finden, auch Unternehmen finden es nicht mehr schicklich, ihre Mitarbeiterversammlungen dort abzuhalten: "Sie fürchten negative Presse. Die Hoteliers der Stadt nennen dies den 'AIG–Effekt'. Der Versicherer AIG war in die Kritik geraten, weil er 2008 kurz nach der Rettung des Konzerns durch Steuergelder Topmanager und Broker zu Mitarbeiterseminaren nach Las Vegas einlud."

Donnerstag, 11. Februar 2010

KK vor dem Flop - Muck it!

Könige entsorge ich selten vor dem Flop. Gestern aber es war mal wieder so weit. UTG spielt 16/13, ich spielte 27/22 und lag mit einer 3bet-Wert von 8 am oberen Ende, der Big Blind war leicht angetiltet (20/20), weshalb ich die Hand gegen ihn nicht weggeworfen hätte .
Wenn aber ein tighter Spieler aus erster Position über die 4bet des Big Blind seine Chips in die Mitte schiebt, dann bin ich bereit, seine Hand entsprechend zu würdigen.


$0.25/$0.50 No Limit Holdem • 4 Players

Generated by weaktight.com.

CO $57.45
BTN $50
Hero $176.30
BB $68.50
  • Pre-Flop ($0.75, 4 players)Hero is SB
  • hK dK
CO raises to $1.50, 1 fold,
Hero raises to $5.90,
BB raises to $20.50,
CO goes all-in $57.45,
Hero folds,
BB calls $36.95
  • Flop ($120.80, 2 players, 1 all-in)
  • dJ h4 h3
  • Turn ($120.80, 2 players, 1 all-in)
  • d5
  • River ($120.80, 2 players, 1 all-in)
  • hJ
  • Final Pot: $120.80
  • BB shows two pair, Jacks and Tens
  • cTdT
  • CO shows two pair, Aces and Jacks
  • dAhA
  • CO wins $118.80 (net +$61.35)
  • BB lost $57.45
  • Hero lost $5.90

Die Einfälle eines Kondomherstellers und die Verluste des Patrik Antonius

Doorcard-Friederike hat die Geschichte ausgegraben: Ein Kondomhersteller ist auf die Idee gekommen, eine deutsche Strip-Poker-Meisterschaft zu veranstalten.

* * *

An den Online-Pokertischen war Patrik Antonius im Jahr 2009 der große Gewinner. Etwas 9 Millionen Dollar lag er im Plus. Klingt nach einem guten Jahr, das es laut Antonius aber nicht war. Er habe Millionen mit anderem Zeuch, other stuff, verloren. Da sei es fast schon egal, wieviel du gewännest, am Ende hättest du nie sehr viel Geld. Okay, na gut. Auch sei das Jahr von vielen guten und schlechten Läufen geprägt gewesen. Verloren habe er bei Sportwetten und gleich mehrere Millionen beim Golfen.

[UPDATE] Teil II des Card Player-Interviews mit Patrik Antonius ist inzwischen auch online. Und Antonius gibt Isildur1 und Brian Hastings ein paar Ratschläge.

An Isildur1: Du solllst nicht sieben oder acht Tische gleichzeitig gegen Phil Ivey und Durrrr spielen. Was einleuchtend klingt. Und du sollst dein Geld klüger managen, dann hättest du jetzt vielleicht zehn Millionen auf Full Tilt. Also, irgendwie, tief in unserem Innern, hoffen wir, dass Isildur1 besser golft als Antonius.

An Brian Hastings: Du darfst 3 Millionen über EV liegen. Aber du sollst keine Dankesbriefe schreiben. Nimm die Kohle und schweige. (Es ist nur Geld und kein Oscar, die Red.)

Mittwoch, 10. Februar 2010

Noch mehr Pokerleichen

Noch mehr Leichen in Vegas Sammlung: So um 1890 herum leisteten sich Medizinstudenten einen makabren Spaß in einem Leichenschauhaus. Sie drapierten vier Leichen um einen Tisch, drückten den auffällig ausgemergelten Körpern Karten in die Hand, fotografierten ihr Werk und gaben ihm den Titel "Nightly Revels in Stiffdom". Was in etwa heißt: Nächtliche Feiern der Steifheit. Gefunden in einem Artikel von Pokerati, in dem es eigentlich um die geplanten Attacken Chinas gegen das Online-Glücksspiel ging.

Montag, 8. Februar 2010

Wie Online-Poker unser Leben veränderte

Vega will's wissen. Unter diesem Namen hatte ich vor kurzem zwei Umfragen auf der Seite und habe sie dann doch abgebrochen. Sie sind immer etwas unbefriedigend, weil es selten die eine richtige Antwort auf eine Frage gibt. Zum Beispiel die Talentfrage: Was ist wichtiger für einen Pokerspieler? Talent, Geduld, Disziplin, Lernbereitschaft, so lautete ein Teil der möglichen Antworten. Wer will sich da schon festlegen, vermutlich macht es die richtige Mischung. Auch anders formuliert, wird es nicht viel besser, in etwa: Talent macht zu 10, 50 oder 90 Prozent den Erfolg eines Pokerspielers aus? Wirst du auch nicht richtig schlau raus, also müssen wir keine Klickübung daraus machen: Can you click it?

Manchmal aber gibt es eine Frage, die jeder doch irgendwie beantworten kann, für sich. In diesem Fall heißt sie: Wie hat Online-Poker dein Leben verändert? Aus der Frage wurde dann ein kurzer Text. Außerdem würde es mich interessieren, wie ihr diese Frage beantwortet, vielleicht nur in einem Wort oder einem Satz oder sogar über einen Text in eurem Blog. Was hat der Pokervirus mit euch gemacht? Ich würde es lesen.

Freitag, 5. Februar 2010

Pokerrunden mit Leichen und andere Shorties

Zeit für ein paar abseitige Nachrichten, entfernt mit Poker verwandt, möglicherweise enthemmt eklektisch.

Nicht jeder Bilderklau ist ein kluger, oder so. Deswegen nur kurz der Link auf die plastinierten Leichen des Gunther von Hagens, die in diesem Fall Poker spielen. Das Bild ist in einigen Zeitungen das Bild des Tages, der mitgelieferte Text geht so: "Plastinierte Leichen als Pokerrunde sitzen in Bremen an einem Pokertisch. Diese sind erstmals in einer Ausstellung des umstrittenen Leichenpräparators Gunther von Hagens zu sehen." Was nicht stimmt. Die Pokerrunde war bereits zu sehen, zum Beispiel in Manchester, im Mai 2008.

* * *

Die URL all-in.de gehört übrigens nicht zu einer Pokerseite, sondern zu "das Allgäu online". Die Redaktion spielte gerade eine Runde Poker nach Feierabend und suchte verzweifelt nach einem prägnanten Namen für die Online-Ausgabe der Allgäuer Zeitung, als der Praktikant, der zu dem Spiel angestiftet hatte und der in seiner Freizeit online mehr Geld verdient als mancher freier Mitarbeiter, ausrief: "All In." Er hielt gerade ein Full House.

* * *

Während der oligopolistische Kapitalismus weiter ungehindert seine Schrecken auf diesem Planeten verbreitet und wir weiter Small Stakes spielen, leistet sich die Deutsche Bank ein Casino in Vegas, nicht ganz aus freien Stücken, wie es scheint. Denn zunächst verlieh die Bank nur ihr Geld an einen Bauunternehmer, der am Strip das Cosmopolitan Resort Casino mit Eigentumswohnungen hochziehen wollte. Dann kam die Finanzkrise, mit ihr der Einbruch der Immobilienpreise, und der Bauunternehmer konnte den Kredit von 760 Millionen Dollar nicht mehr bedienen. Die Deutsche Bank kaufte das Casino-Projekt schließlich aus der Zwangsversteigerung für eine Milliarde Dollar: "Das Projekt gilt 'Bloomberg' zufolge als teuerstes Debakel für einen Kreditgeber in Las Vegas. So kostet der Komplex im Endeffekt rund zwei Milliarden Dollar mehr als ursprünglich veranschlagt und wird wohl auch erst mit zweijähriger Verspätung fertig gestellt. Bislang musste die Deutsche Bank 748 Milionen Dollar auf das Cosmopolitan-Projekt abschreiben." Dennoch scheint geplant zu sein, das Cosmopolitan Casino Resort Ende 2010 oder Anfang 2011 zu eröffnen. Es wäre das erste Casino in Las Vegas, das einer Bank gehört.

* * *

Die gegenwärtige Krise trifft Las Vegas härter als alle anderen Krisen zuvor. Das berichtet das Handelsblatt: "Die Abwärtsspirale zeigt, dass den Amerikanern das Geld nicht mehr so locker sitzt wie früher. Wenn die Arbeitsstelle nicht mehr sicher oder schon lange weg ist, wer wirft da noch gerne Dollarscheine auf die Spieltische? Bei der Unterhaltung sparen krisengeschüttelte Konsumenten zuerst. Und nicht nur das, auch steigende Benzin- und Kerosinpreise drücken die Lust, in die Kasinostädte zu reisen. In Vegas seien seit 1979 nur einmal die Umsätze von Glücksspiel gefallen, so die Tagungs- und Besucherbehörde von Las Vegas, nämlich im Jahr nach dem 11. September 2001. Es holperte kurz, und ging weiter steil aufwärts.

Viel schlimmer sind da die Rückgänge, die Las Vegas durch die Krise der letzten Jahre zu verkraften hat. Das Jahr 2008 warf die Kasinobetreiber bei Umsatz und Besucherzahlen zurück auf das Niveau von 2004. Wo Neubauprojekte in den Himmel klettern sollten, klettern jetzt nur noch die Schulden."

Dienstag, 2. Februar 2010

Was Eddie Felson mit Isildur1 gemeinsam hat

But you were right, Bert! It's not enough to have talent, you've got to have character, too. - Fast Eddie

Am Wochenende habe ich mir The Hustler (Haie der Großstadt) aus dem Jahr 1961 angesehen. Erzählt wird die Geschichte eines jungen Pool-Spielers, und wie bei vielen Filmen aus dem Genre Spielerfilm steht der Kampf des jungen gegen den gestandenen, älteren Spieler im Zentrum - Fast Eddie Felson gegen Minnesota Fats. Soweit, so vorhersehbar, könntest du denken, aber der Film trägt durch Szenen, Dialoge und Figuren, durch die Beschreibung der Konflikte, die den dramatischen Kampf zwischen Jung und Alt begleiten.

Der Film beginnt mit einer klassischen Spielerszene und beschreibt ein Konzept, das es bis an die virtuellen Pokertische geschafft hat. Es geht um das Image, das, was andere Spieler über dich denken, wie sie dich einschätzen. Und wie es durch Täuschung aufgebaut und schließlich ausgebeutet werden kann. Fast Eddie, gespielt von Paul Newman, ist mit seinem Partner auf Beutezug. Sie spielen Pool, Fast Eddie mimt den Betrunkenen, dem ein Kunstschuss gelingt. Sein Partner erklärt laut: Ein Sonntagsschuss, der unmöglich zu wiederholen sei. Sie fangen an zu wetten, was die Aufmerksamkeit der Anwesenden erregt, und natürlich gelingt Eddie der Schuss nicht ein weiteres Mal. So erwecken sie den Eindruck, dass Eddie nicht weiß, was er tut, da zu betrunken und in diesem Zustand zu sehr von sich selbst überzeugt. Nun wollen andere gegen ihn wetten, und Eddie wird immer verlieren, bis die Einsätze schließlich hoch genug sind.

Eddie und sein Partner leben gut davon, aber für einen guten Spieler wie Eddie ist diese Beschäftigung eigentlich unter seiner Würde. Es kommt zum Spiel mit Minnesota Fats, der als bester Spieler der Region gilt. Es geht ums Geld, aber auch um die Ehre, es ist ein langes Duell, eine Nacht und den folgenden Tag - "Will you cut that sunshine out!" Lange sieht Eddie wie der sichere Sieger aus, doch dann fällt er - durch den Alkohol, seinen Hochmut und weil er den richtigen Moment zum Aufhören verpasst hat.

Diese Szene erinnerte mich unweigerlich an den phänomenalen Aufstieg und den tiefen Fall von Isildur1. Zunächst gewann er und lag gegen die besten Spieler der Welt bei Full Tilt weit vorne, nach drei, vier Wochen mit mehreren Millionen. Dann übernahm er sich, fand kein Ende mehr, spielte über Stunden, spielte gegen die Besten der Welt hintereinander weg, die inzwischen seine Spielweise studiert hatten, und verlor. Isildur1 hörte scheinbar erst auf, bis er nichts mehr zu verlieren hatte. Vermutlich war es ein echtes Spielerdrama, das sich da abgespielt hat, obwohl bis zum heutigen Tag über den finanziellen Hintergrund von Isildur1 nichts bekannt ist.

Talent oder Charakter?

In einer Szene des Films "The Hustler" geht es um die Frage, was den wirklich großen Spieler auszeichnet: Talent oder Charakter?

Bert Gordon: Ich glaube, es gibt keinen Menschen auf der Welt, der so gut Pool spielt wie Sie neulich. Nur etwas fehlt ihnen.

Eddie: Was fehlt mir denn?

B.G.: Charakter!

Eddie: Das ist ein guter Witz.

B.G: Glauben Sie mir, ich habe recht. Jeder von uns hat Talent, ich hab' auch Talent, aber niemand kann sowas 40 Stunden ununterbrochen durchhalten, nur mit Talent. Minnesota Fats gilt doch nicht deswegen als der Beste, weil er talentiert ist, nein, Minnesota Fats hat in seinem kleinen Finger mehr Charakter als Sie in Ihrem ganzen Körper.

E: Ich war betrunken.

B.G: Er hatte genauso viel getrunken.


Abgesehen davon, dass das Trinken, so wie es im Film gezeigt wird, Teil des Wettkampfs zu sein schien, geht es in dem Dialog um Spielertugenden wie Selbstbeherrschung und Disziplin. Der Film gibt noch viel mehr her, viele kleine Szenen, eine großartige Frauenfigur mit Sarah Packard, gespielt von Piper Laurie, die als trinkende und schreibende Intellektuelle an der Seelenlosigkeit ihrer Zeit scheitert. Er endet mit einer großen Verneigung vor dem Spiel, vor der Kunst des Spiels, als Eddie Felson, nachdem die letzte Kugel gespielt ist, den Geschäftsmann Bert Gordon, der Spieler stakt und mit ihnen Geld verdienen will, attackiert, den Spieler und in diesem Fall den Verlierer, Minnesota Fats, aber ehrt:

"Fat Man, you shoot a great game of Pool."