Dienstag, 2. Februar 2010

Was Eddie Felson mit Isildur1 gemeinsam hat

But you were right, Bert! It's not enough to have talent, you've got to have character, too. - Fast Eddie

Am Wochenende habe ich mir The Hustler (Haie der Großstadt) aus dem Jahr 1961 angesehen. Erzählt wird die Geschichte eines jungen Pool-Spielers, und wie bei vielen Filmen aus dem Genre Spielerfilm steht der Kampf des jungen gegen den gestandenen, älteren Spieler im Zentrum - Fast Eddie Felson gegen Minnesota Fats. Soweit, so vorhersehbar, könntest du denken, aber der Film trägt durch Szenen, Dialoge und Figuren, durch die Beschreibung der Konflikte, die den dramatischen Kampf zwischen Jung und Alt begleiten.

Der Film beginnt mit einer klassischen Spielerszene und beschreibt ein Konzept, das es bis an die virtuellen Pokertische geschafft hat. Es geht um das Image, das, was andere Spieler über dich denken, wie sie dich einschätzen. Und wie es durch Täuschung aufgebaut und schließlich ausgebeutet werden kann. Fast Eddie, gespielt von Paul Newman, ist mit seinem Partner auf Beutezug. Sie spielen Pool, Fast Eddie mimt den Betrunkenen, dem ein Kunstschuss gelingt. Sein Partner erklärt laut: Ein Sonntagsschuss, der unmöglich zu wiederholen sei. Sie fangen an zu wetten, was die Aufmerksamkeit der Anwesenden erregt, und natürlich gelingt Eddie der Schuss nicht ein weiteres Mal. So erwecken sie den Eindruck, dass Eddie nicht weiß, was er tut, da zu betrunken und in diesem Zustand zu sehr von sich selbst überzeugt. Nun wollen andere gegen ihn wetten, und Eddie wird immer verlieren, bis die Einsätze schließlich hoch genug sind.

Eddie und sein Partner leben gut davon, aber für einen guten Spieler wie Eddie ist diese Beschäftigung eigentlich unter seiner Würde. Es kommt zum Spiel mit Minnesota Fats, der als bester Spieler der Region gilt. Es geht ums Geld, aber auch um die Ehre, es ist ein langes Duell, eine Nacht und den folgenden Tag - "Will you cut that sunshine out!" Lange sieht Eddie wie der sichere Sieger aus, doch dann fällt er - durch den Alkohol, seinen Hochmut und weil er den richtigen Moment zum Aufhören verpasst hat.

Diese Szene erinnerte mich unweigerlich an den phänomenalen Aufstieg und den tiefen Fall von Isildur1. Zunächst gewann er und lag gegen die besten Spieler der Welt bei Full Tilt weit vorne, nach drei, vier Wochen mit mehreren Millionen. Dann übernahm er sich, fand kein Ende mehr, spielte über Stunden, spielte gegen die Besten der Welt hintereinander weg, die inzwischen seine Spielweise studiert hatten, und verlor. Isildur1 hörte scheinbar erst auf, bis er nichts mehr zu verlieren hatte. Vermutlich war es ein echtes Spielerdrama, das sich da abgespielt hat, obwohl bis zum heutigen Tag über den finanziellen Hintergrund von Isildur1 nichts bekannt ist.

Talent oder Charakter?

In einer Szene des Films "The Hustler" geht es um die Frage, was den wirklich großen Spieler auszeichnet: Talent oder Charakter?

Bert Gordon: Ich glaube, es gibt keinen Menschen auf der Welt, der so gut Pool spielt wie Sie neulich. Nur etwas fehlt ihnen.

Eddie: Was fehlt mir denn?

B.G.: Charakter!

Eddie: Das ist ein guter Witz.

B.G: Glauben Sie mir, ich habe recht. Jeder von uns hat Talent, ich hab' auch Talent, aber niemand kann sowas 40 Stunden ununterbrochen durchhalten, nur mit Talent. Minnesota Fats gilt doch nicht deswegen als der Beste, weil er talentiert ist, nein, Minnesota Fats hat in seinem kleinen Finger mehr Charakter als Sie in Ihrem ganzen Körper.

E: Ich war betrunken.

B.G: Er hatte genauso viel getrunken.


Abgesehen davon, dass das Trinken, so wie es im Film gezeigt wird, Teil des Wettkampfs zu sein schien, geht es in dem Dialog um Spielertugenden wie Selbstbeherrschung und Disziplin. Der Film gibt noch viel mehr her, viele kleine Szenen, eine großartige Frauenfigur mit Sarah Packard, gespielt von Piper Laurie, die als trinkende und schreibende Intellektuelle an der Seelenlosigkeit ihrer Zeit scheitert. Er endet mit einer großen Verneigung vor dem Spiel, vor der Kunst des Spiels, als Eddie Felson, nachdem die letzte Kugel gespielt ist, den Geschäftsmann Bert Gordon, der Spieler stakt und mit ihnen Geld verdienen will, attackiert, den Spieler und in diesem Fall den Verlierer, Minnesota Fats, aber ehrt:

"Fat Man, you shoot a great game of Pool."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wiedermal eine nette Geschichte die Du da ausgekramt hast. Congratz und den Film werde ich mir wohl mal wieder ansehen müssen, ist schon lange, lange her....;)

PlauZee hat gesagt…

Bin gerade über 5 Links auf Deinem Blog gelandet. Gefällt mir wirklich gut! Endlich mal jemand, der ein bisschen mehr erzählt als über seine eigenen Erfolge und Miserfolge. (Also nicht so wie ich ;))

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Beste Grüße,
Chris

Jeru hat gesagt…

Von Isildur wurde nichts mehr gesehen, seitdem er von Hastings ausgenommen wurde. Man hat auch nichts mehr gehört, ob da noch was nachkam, weil sie ja zugegeben hatten, das sie ihre HH zusammengelegt und studiert hatten.
Wüsste auch gern was aus Isildur geworden ist oder ob er vielleicht nur ein PR "Gag" war!

Victor Vega hat gesagt…

Freut mich, Leute.
@Jeru: Hab' gerade mal bei Pokertableratings nachgesehen, danach hat er am 1. Februar ein paar Hände auf Full Tilt gespielt, 25/50 NLH SH und auch PLO.

Ein PR-Gag kann es eigentlich nicht gewesen sein, denn wie viele negative Schlagzeilen hat es gebracht durch Townsends Data-mining und Isildurs "gespielte" Entrüstung darüber.

Und Isildur muss schon sehr naiv sein, wenn er wirklich geglaubt hat, dass die CR-Leute sich nicht hinsetzen, ihn studieren und versuchen herauszufinden, wie sie ihn knacken.