Donnerstag, 11. März 2010

Stern in Sorge um "ehrlichen Zocker"

Selten wurde in Deutschland so viel über Poker geschrieben wie in diesen Tagen. Und dass ein Pokerturnier tatsächlich mal einen Fall für Aktenzeichen XY hergibt, hätte auch niemand gedacht. Ich habe gestern kurz eingeschaltet, um mir anzuschauen, was daraus gemacht wird. Es war unspektakulär. Zu sehen waren die bekannten Bilder vom Kampf des Sicherheitsbeamten mit einem der Räuber. Die Moderation war wertfrei. Nach gefühlten 90 Sekunden war alles vorbei.

Dass nicht jede Berichterstattung auch gut für das Ansehen des Pokerspiels ist, wird beim Lesen eines Schmierenstücks im Stern mit dem Titel "Schlechte Karten für ehrliche Zocker" klar. Da werden ohne jeden Tiefgang ein paar Geschichtchen aufgewärmt und alte Klischees bemüht: Poker als Spiel der Ganoven und der Betrüger, der UB-Skandal darf auch nicht fehlen, dazu ein paar Bots und die Absprache am Telefon. Der Gebrauch von Software wie Pokertracker samt HUD wird da in die Nähe eines Betrugsversuchs gerückt, mit dem ahnungslose Spieler übervorteilt werden: "Illegal wird es dann, wenn man sich Informationen über Gegner zukauft, gegen die man bis dato nie gespielt hatte. Die Daten aus 200.000 gespielten Händen kosten im Netz acht Dollar, das kann keine Spielpraxis wettmachen." Was natürlich ein völlig verrückte Aussage ist. Außerdem gibt es jede Menge erstklassige Spieler, die ganz bewusst auf Pokertracker und Hud verzichten. Dass das Pokerspiel sich in den letzten Jahren enorm entwickelt hat und zumindest ein gewisses theoretisches Verständnis erfordert, dass du dir nicht über Nacht erwerben kannst, steht da mit keinem Wort. Du verlierst nicht, weil du schlecht spielst; du verlierst, weil du betrogen wirst - das ist die Botschaft. Es ist schon peinlich für ein Blatt wie den Stern, dass nach Jahren des Pokerbooms so ein Stück erscheint. (via Forum Pokern.com)

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