Montag, 8. März 2010

Pokerspieler sind ...

...mitleidlos und kalt. Das steht in der neuesten Post von Wagner - wie gewohnt deutsche Befindlichkeitsprosa aus der untersten Schublade. Natürlich geht es in seiner Bildkolumne um den Überfall auf das EPT-Turnier in Berlin.

Als mich am Samstag ein Freund anrief und mir von dem Überfall erzählte, dachte ich, da wird die eine Hälfte Deutschlands vor den Volksempfängern hocken und sich denken: Geschieht denen recht.

Und wer arbeitet da als Ressentimentverstärker, der Wagner :

"Liebe Poker-Freunde,
...Bei jeder Oma, der die Handtasche entrissen wird, habe ich Mitgefühl.
Bei Euch nicht.
Ihr tragt dunkle Sonnenbrillen."

Dann treten Bettler und Sozialhilfeempfänger in "unserer Hauptstadt" auf.

Also, ich weiß nicht, wie es euch geht, ich konnte beim Lesen die sozialen Spannungen kaum aushalten.

[UPDATE] Ben Kang hat sich die Zeit genommen und auf den Brief von Wagner geantwortet. Ist ein gutes und klares Stück. Der Bluff ist kein gemeiner Trick, sondern nichts weiter als eine geschickte Finte wie in jedem anderen Sport. Und dass Pokerspieler eben nicht herzlos sind oder gleichgültig gegenüber dem, was in der Welt um sie herum passiert: "Die Millionen, um die die Spieler spielten, wurden zuvor von ihrem eigenen Geld eingezahlt. Und genau diese Spieler sind auch bereit zu geben - zum Beispiel mit der Aktion allin4kids.de. Oder mit den $1.492.780, die die Spieler für Haiti gespendet und dafür einen Dankesbrief vom Roten Kreuz erhalten haben."

10 Kommentare:

stefan hat gesagt…

Der Mann scheint gewisse Probleme mit eigenen Anteilen zu haben.

Und was man ihm mal dringend sagen sollte:

In Berlin spielten auch Spieler mit, die selbst von Hartz4 leben! Auch wenn sie sich das eigentlich so gar nicht leisten können, haben sie es geschafft, sich hochzuspielen, aus vielleicht 80€ oder weniger ein Ticket zu generieren, und gerade die Tatsache, dass sie es dann auch spielen, und sich nicht kleinlaut verkaufen, ist beachtlich!

Ich empfand den Text absolut unerträglich, und letztendlich menschenverachtend.

Victor Vega hat gesagt…

Pokerspieler sind in dem Text halt eine suspekte Randgruppe, auf die sich gesellschaftliche Probleme prima projizieren lassen.

Anonym hat gesagt…

Das was dieser Mann dort abläßt ist aller unterste Schublade. Ich möchte zu gerne wissen was Pokerspieler ihm angetan haben. Hat er vielleicht in einer Homegame Runde mal sein Taschengeld verzockt? Wenn Eishockeyspielern das Turniergeld und die Goldmedaille gestohlen würde, hat er dann auch sowenig Mitleid weil sie vermummt sind? Wenn den Dartspielern, die ja auch ein Turniergeld bezahlen müssen, bei der englischen Dartleage das Turniergeld gestohlen wird haben die warscheinlich auch kein Mitgefühl verdient weil sie sich ja gegenseitig ihr Geld abnehmen indem sie doch einfach so ein Turnier gewinnen wollen. Oder wenn bei der Formel 1 soetwas passiert wird er warscheinlich Beifall klatschen. Einfach nur krank der Mann.

Danke für Deine gute Arbeit Victor

Victor Vega hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Victor Vega hat gesagt…

Ich glaube übrigens nicht, dass der Wagner glaubt, was er da schreibt. Der klimpert halt nur auf der Befindlichkeitstastatur herum, wie sieht denn der Normalbürger das, und das wird dann gnadenlos bedient. Natürlich ohne dass hinterher jemand klüger dadurch wäre, das ist ja auch gar nicht gewollt. Kann mal wieder einen Spruch unterbringen: In einem Land, in dem die Bild als Zeitung durchgeht, gelten Friseure als Hirnchirurgen.

stefan hat gesagt…

Natürlich ist das auch vor allem Provokation. Aber es fehlt noch auch nur irgendein anderer ausformulierter anderer spannender Gedanke dabei. Zu polarisieren und provozieren schadet ja nicht, wenn es klug gemacht ist, aber hier ist offensichtlich doch nur ein ziemlicher Schwätzer am Werk.

Domi hat gesagt…

OMG. Hab' den Herrn Wagner zuvor nicht gekannt, aber dieser "Artikel" ist ja wirklich.. unfassbar.
Wollte schon nach dem ersten Absatz aufhören zu lesen. Vor allem seine 'Begründungen' sind einfach dermaßen haltlos und oberflächlich bzw. fadenscheinig. Naja... muss man drüberstehen.

Anonym hat gesagt…

Faktisch gesehen wurde das Geld nicht den Pokerspielern geraubt, sondern den Veranstaltern, die obendrein standardmäßig gegen solche Vorfälle versichert sind.

Wenn der "Journalist" also der Meinung ist, dass es rechtens ist, dass vier Maskierte das Geld einer Versicherung stehlen dürfen - Meinetwegen. Nur mit Randgruppen, vor allem Pokerspielern und deren sozialen Einschätzung hat das wenig zu tun.

Jeder geht seinem Beruf eben nur so gut nach wie er kann. Wagner stößt schon beim Versuch einer Kolumne zu einem Überfall an seine Grenzen.
Er ist jederzeit ein willkommener Gast am Tisch bei mir und meinen Jungs um ein paar Hände zu spielen. Wäre ja nicht sein erstes Monatsgehalt, dass er auf diese Weise verlieren würde.

Victor Vega hat gesagt…

@Plauzee: Wagner pokert und verliert dabei Monatsgehälter? Ist das mehr als nur ein Spruch?
Und natürlich sind die Veranstalter bestohlen worden und nicht die Spieler, aber Wagner betreibt im Rest des Textes zweifellos ein Spiel mit Ressentiments. Wie nimmt denn die Masse Pokerspieler wahr? Dass es da Ressentiments gibt, glaube ich schon. Und die bedient er, wie das Blatt das auch mit Menschen aus anderen Kulturkreisen, Arbeitslosen etc. gerne macht. Also, ich finde jedenfalls, Wager setzt Pokerspieler in ein sehr schlechtes Licht.

Anonym hat gesagt…

Dass er Monatsgehälter durch Pokern verliert ist offensichtlich - zumindest nach typischen Bild-Mentalitäten der Recherchearbeiten. Sprich: ich behaupt es einfach mal. ;)

Dass er Pokerspieler in ein miserables Licht rückt steht außer Frage. Aber was will man von ihm schon erwarten...