Donnerstag, 22. April 2010

Wenn du dir das Pokervirus eingefangen hast

Es ist gemein, hinterhältig und bleibt, in den meisten Fällen, ein Leben lang - das Pokervirus. Gewohnt sachlich, streng wissenschaftlich und in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation hat Vega die erste, garantiert unvollständige Abhandlung über das Pokervirus geschrieben. Sein endgültiges Fazit: Wenn es nicht das Pokervirus ist, das die Zivilisation ruiniert, dann wird es etwas anderes sein. Aber es gibt Hoffnung, auch für Phil Hellmuth, Vega und andere degenerierte Zocker: Es sind noch Eisbeutel in der Hausapotheke.

Dienstag, 20. April 2010

Phil Hellmuth sah sich als Mönch

In jungen Jahren hatte Phil Hellmuth "eine wiederkehrende Vision: 'Ich sah mich am Pokertisch sitzen, gekleidet in einer Kutte wie ein Mönch, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen - und die Chips flogen mir regelrecht zu.'"

Freitag, 16. April 2010

Ziigmund: "Every time I tilt I want to flip"

Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Kürzlich hatte Vega eine Poker-Reality-Show gefordert: Life of Ziigmund. Die Leser der Tiltkontrolle haben das beflissentlich ignoriert, was Vega ihnen übrigens übel genommen hat. Vega meint es ernst, er will Ziigmund nicht nur spielen sehen, sondern die ganzen kleinen Sachen drumherum, die Leere, die Einsamkeit, den Tilt, die "basichangoversession". Vorerst muss er sich zufrieden geben, mit einem Bild und einem Interview. Ziigmund spricht über seine Gewinne im letzten Jahr. Dass seine Bankroll zu klein sei für die ganz großen Stakes, was ihn nicht abhält, sie trotzdem zu spielen. Isildur sei der aggressivste Spieler, gegen den er je gespielt habe. Dass sich Leute wie Hastings und Townsend über die gespielten Hände gegen Isildur ausgetauscht haben, hält er nicht für Betrug. Und er erklärt die Sache mit den Flips gegen Ivey: "I went on tilt and every time I tilt I want to flip. If I’m losing $600,000 I want to get it back quickly. I’m so f***ing tilted then that all I want to do is flip."

[UPDATE] Relativ frisches Interview mit Ziigmund. Anstatt zur WSOP zu fahren, feiert Ziigmund den Sommer in Finnland und fährt nach Südafrika zur WM.

Donnerstag, 15. April 2010

Ein Killer, ein schlafender Phil Laak und einige Selbstfindungsprozesse

* Wie stellt sich ein Pokerspieler an, wenn er seine Frau ermordet hat: "Dann begab sich Bepp-Jones nach Las Vegas, angeblich um seine Frau zu suchen, die ihn im Streit verlassen habe. Dem Liebesschmerz und der Sorge um seine Frau verlieh Bepp-Jones allerdings auf sehr eigenwillige Weise Ausdruck. $5.700 hob er in nur zwei Tagen mit der Kreditkarte seiner Frau ab und gab sie für teure Klamotten, Prostituierte und einen gemieteten Ferrari aus. Einige Tage später versuchte er sich das Leben zu nehmen, schoss sich eine Kugel in den Kopf, stellte sich dabei aber so ungeschickt an, dass er ohne ernsthafte Verletzungen davonkam." It's all about deception. Jetzt wurde Bepp-Jones an die USA ausgeliefert, berichtet PokerOlymp.

* David "Viffer" Peat ist als Sieger aus dem 48-stündigen Big Game Marathon hervorgegangen. Er verbuchte ein Plus von 100.000 Pfund. Er und Neil Channing waren die einzigen beiden Spieler, die von der ersten bis zur letzten Hand gespielt haben. Der Blick in Neil Channings Augen verrät, dass Schlafentzug ein wirksames Mittel ist, um jemanden in den Wahnsinn zu treiben. Lange kann es nicht mehr dauern. Phil Laak legte sich zwischendurch mal ab und zog die Pudelmütze runter. Goonight!

* Die Unikliniken Schleswig-Holstein und Greifswald wollen das Glücksspielverhalten untersuchen und 12.000 Menschen aus Deutschland zum Thema befragen. Wer will kann teilnehmen, angeblich ist eine Aufwandsentschädigung vorgesehen.

* Die Wirtschaftskrise hat bei Spielkasinos in Deutschland Spuren hinterlassen:"Die Westspiel Gruppe mit elf Einrichtungen erlitt 2009 wie schon 2008 einen Ertragsrückgang von rund 22 Prozent."

* Am Ende siegt der Individualist, der sich von seinen Vorbildern befreit und zu sich selbst gefunden hat: Tom Dwan im Spot für Full Tilt.

* Zum Schluss noch ein Fundstück für die Sammlung "Sick", uber sick:


Via Pokerati

Dienstag, 13. April 2010

Selbst, Beasley, Foucault und Kidd

* Manchmal sind es Kleinigkeiten, die für eine pikante Note sorgen. Am Finaltisch der NAPT im Mohegan Sun war es diese: “The $5,000 Main Event finished last night with a lesbian (Vanessa Selbst) battling a strip club owner (Mike Beasley) heads-up for the title. Selbst won. Never underestimate the power of the V.” Via Riding the F Train

* Wer den Dienstag mit einem minderschweren Schleudertrauma verbringen möchte, der kann sich einen dieser „Ich weiß, du weißt, dass ich weiß“-Artikel reinziehen. Diesmal von Andrew „Foucault“ Brokos: „How to Spot a Level 3 Thinker“. Irgendwie ziemlich gut, und die Ratschläge dürften funktionieren, solange wir uns über unser eigenes Leveldenken und das des Gegners im Klaren sind. Dann können wir bluffen, wenn unser Gegner eine Value Bet erwartet, und wenn er mit einem Bluff rechnet, kommt von uns eine Value Bet. Die ganze Sache habe eben nur den einen, nicht ganz unbedenklichen Haken. Alles, was wir tun, um unsere Gegner auszuspielen, führt dazu, dass unser Spiel ausbeutbar ist. Denkt unser Gegner um die nächste Ecke, kommt Folgendes heraus: Wenn er annimmt, dass du annimmst, dass er in dieser Situation einen Bluff erwartet, kann er auf deine Value Bet hin passen.

* Für die Sportidioten bricht jetzt die schwere Zeit des Jahres an. Die großen Sportentscheidungen kommen dicht hintereinander, und wer ist abgestumpft oder kaltschnäuzig genug, dass er einen der heiligen Momente verpassen will. Das alles entscheidende Tor kurz vor Schluss oder den Buzzer Beater im siebten Spiel der NBA-Playoffs. Das ist mindestens so bedeutend wie große Kunst, oder etwa nicht? Im letzten Jahr hat das im April und Mai dazu geführt, dass ich nur selten zum Posten gekommen bin. Könnte wieder passieren. Go Mavs!

Montag, 12. April 2010

"I bet four papayas"

Linkhalde zum Montag:

Every Sucka Pays 'Nessa. Vanessa Selbst gewinnt den Main Event der NAPT Mohegan Sun und $750.000. In einem Interview bei Pokerstars.tv spricht sie über ihren aggressiven Stil. Der bringe es mit sich, dass sie regelmäßig früh rausfliege, aber wenn sie erst einmal einen großen Stack habe, stünden ihre Chancen nicht schlecht. Glück habe sie gehabt in einigen Spots, aber ohne das gewinnst du kein Pokerturnier.

Poker, Prostituierte, Koks - ein angeblicher High-Stakes-Pro lässt wirklich nichts aus: "Nase gezogen, voll aktiv, so gut wie nüchtern, ab zur Lieblingsnutte, ich brauch sie. Ich bleib drei Stunden da, wir reden mehr als dass wir ficken und ich lass ihr großzügig wie ich bin 1k da. Als ich nach Hause komme, wird es hell, ich kann nicht schlafen, aber Spielen geht gar nicht mehr. Liege 3 Stunden im Bett, will zwanghaft schlafen, es geht nicht, ich gucke 9 Folgen alte HSP, denke nur dadran, wie fishig sie doch alle sind im Fernsehen und schlafe doch noch ein." Wie der Rest der Woche ablief.

Isilidur hat seine Leiden vertont: "I play 14 tables at once and I can't stop til the money is gone." Fast so echt wie die Hitler-Tagebücher. Bei Plauzee anschauen. Dort wird auch vermeldet, dass Peter Eastgate seine Bankroll auf Pokerstars geschrottet hat. Eine halbe Million soll er in neun Monaten unter die Leute gebracht haben.

"I bet four papayas": In der letzten Zeit wenig Poker gespielt, dafür die fünfte Staffel von Lost gesehen. Mit der Zeit nutzt sich auch der schönste Cliffhanger ab, was auch der Grund ist, warum ich bei 24 nicht über die erste Staffel hinausgekommen bin. Aber Lost produziert immer noch diese anderen Momente, in denen es um Glaube und Rationalität, Bestimmung und freien Willen, Konflikte aus früher Kindheit, die das Handeln in der Gegenwart beeinflussen, und natürlich um ein mögliches Leben nach der Katastrophe geht - die Katastrophe als Ausgangspunkt, um hinter die Oberfläche von Menschen, Dingen und vermeintlichen Gewissheiten sehen zu können. Poker wird auch gespielt, "the boys in the sandbox", sagt Kate über die Jungs, die ihre Rivalitäten austragen müssen. Dude, I got a killer hand here.

Dienstag, 6. April 2010

T wie Timex oder die Poker-Sinnfrage, Teil II

Das A-Z-Gedöns der Woche aus der abenteuerlichen und gelegentlich sonderbaren Welt des Poker:

L wie Limerick:

There once was a man from Nantucket
"My hand is so good I can't muck it."
He said with a grin,
As he tossed his chips in,
But when his opponent said, "raise" he said "**** it!"

Bei 2+2 gibt es mehr davon (via Melted Felt) .

P wie Poker is a peculiar game: Peculiar heißt so viel wie sonderbar oder seltsam. Und Poker sei ein seltsames Spiel, schrieb Ed Miller in der letzten Woche, weil Erfolg beim Poker so schwer zu messen sei. Die Winrate allein sei es jedenfalls nicht. Zwar gewännen gute Spieler über lange Sicht, aber von ganz wenigen abgesehen, wären diese Gewinne meist relativ bescheiden. Es sei schlicht nicht genug Geld unterwegs. Die einfache Gleichung "Investierte Zeit = XX Dollar" geht nicht immer auf. Auch deswegen ist Poker ein Marathon. Und weil das so sei, müsse Erfolg beim Poker anders bemessen werden als durch Geld allein. Anstatt nur aufs Geld zu schauen, konzentriere man sich besser darauf, besser zu werden.

T wie Timex: Vor einiger Zeit schrieb Vega über die Poker-Sinnfrage und die Abnutzungserscheinungen, die das Leben als Vollzeit-Pokerspieler so mit sich bringen soll. Mike McDonald, der 2008 die EPT Dortmund gewann und bei der EPT Deauville in diesem Jahr Dritter wurde, beantwortet die Poker-Sinnfrage auf seine Weise und geht auf Abstand zu einem Spiel, bei dem er glaubt, nicht mehr so viel erreichen zu können. In dem Post spricht er außerdem darüber, dass er sich durch Poker isoliert fühle. Und obwohl er gute Freunde habe, sei er doch zu oft mit dem Spiel beschäftigt, als dass er sich zugehörig fühle zu einer Gruppe von Freunden. Deswegen gehe die Poker-Phase in seinem Leben erstmal zu Ende. Man kann es auch anders sagen: Poker wird nicht mehr so einen großen Raum in seinem Leben einnehmen. Vermutlich auch gar keine ungewöhnliche Sache. Da ist einer 20 Jahre alt, hat die eine oder andere Million auf dem Konto und überlegt jetzt, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen könnte.

Auf T folgt U, U wie Umfrage: Die Aprilfrage wird vermutlich heißen, ob Poker nur eine Phase in unserem Leben ist? Also, ob wir irgendwann wieder aufhören und uns irgendwann erinnern, damals, ja, das war schon was, als wir noch vom Pokervirus besessen waren. Der olle Vega jedenfalls wird weiterspielen, mal mehr, mal weniger, bis er umfällt.

Und nun die Aufarbeitung der Umfrage aus dem letzten Monat, die schockierende Wahrheit über die Leser der Tiltkontrolle. Die Spaßfraktion hat deutlich gewonnen: 41 von 102 abgegebenen Stimmen. 29 Prozent spielen nur, weil es ums Geld geht. Sieben Profis brauchen das Geld, sechs Leute leben ihre masochistischen Triebe an den Pokertischen aus, elf bekämpfen die Langeweile am Dasein und sieben Leute gaben an, sie seien spielsüchtig. Wenn letzteres eine ernste Angelegenheit ist, dann hält es Vega mit Russell Crouse: Wenn du pokersüchtig bist, dann werde ich dir nicht sagen, das Spielen an den Nagel zu hängen. Ich werde dir einfach nur sagen, wie du das Spiel nicht spielen solltest, wenn du schon Poker spielst ("How not to play Poker"). Dann ist Besserung nur eine Frage der Zeit. Der Artikel hat übrigens einige gute Ratschläge parat: Damit es dir leichter fällt, deine guten Manieren am Pokertisch zu wahren, schlägt Crouse vor, dass du gewinnst. Und was wird aus dem Philosoph, der sagt: "It isn't whether you win or lose, but how you play the game." Erinnert schon irgendwie an Ed Miller. Diesen Philosophen jedenfalls will Crouse durch ein kleines Spielchen aufklären. Wenn der Philosoph erst mit drei Jungs gegen drei Damen verliert, würde Crouse darauf wetten, dass er die Philosophie demnächst an den Nagel hängt.

Freitag, 2. April 2010

Poker, Lügen und Video

It's Dead Money Time again: Sagen Pokerspieler auf der Toilette öfter die Wahrheit als am Pokertisch? Deuten zitternde Hände auf ein Monster oder einen Bluff hin? Ist Ann Bishop Mullany in ihrer Ehe glücklich? Warum fragt sich Doyle Brunson, woher Phil Ivey diese Sachen weiß? Antworten auf diese und andere eher nebensächliche Fragen gibt es in dem Text "Poker, Lügen und Video".