Montag, 31. Mai 2010

Schönes Sharkfest... Zockerfilme... Weltmeister durch Schiedsrichterbestechung

Kleine Linkhalde zum Montag:

Die erste Notiz zur WSOP in diesem Jahr beginnt mit einem spektakulären Namedropping: Greenstein, Dwan, Minieri, Negreanu, Raymer, Seed, Matusow, Nguyen, Antonius undsoweiter und kein Ende. Wer nicht dabei ist, kann sich trösten: Ballack ist auch nicht dabei. Bellande, der ja vor kurzem noch den Pleitegeier in Vegas gegeben hat, hingegen schon. Er hat sich eingeschlichen und geht die Tische ab - beim $50.000 Poker Player Championchip-Turnier der WSOP. Und ist dabei natürlich auf all die oben genannten Spieler getroffen. Und ein paar mehr. Kommentar: "Nice table selection!" Das Video zum Sharkfest.

Eine Liste mit Zockerfilmen (Top Ten) gab es in dieser Woche bei Dr. Pauly. Keine Pokerfilme, sondern Zockerfilme. Owning Mahony ist nur auf Platz 5, dann müssen die davor wirklich stark sein. Erwähnt wird vorab auch California Split von Altman - als bester Pokerfilm, von dem ihr noch nie gehört habt. Ist auch noch eine Weile her, 1974, aber trotzdem gut. Kleinen Vorgeschmack gibt es hier.

Zocken und Kapitalismus - das Zitat der Woche: "So wird, in den Wartezimmern der Ärzte, in den Schlangen vor dem Gratislädle, in den Arbeitspausen und auf den Grillpartys, neben Fußball die Geldanlage zum wichtigsten Thema. Bizarrerweise scheint das kapitalistische Fieber erst nach der Krise so richtig bei uns unten angekommen. Wir müssen unser Geld vor den Heuschrecken des Marktes und des Staates in Sicherheit bringen, und dazu gibt es keinen anderen Weg, als selber ein Teil des Heuschreckenschwarms zu werden. Bei all den Namen des Schreckens – Hedgefonds, Leerverkäufe, faule Kredite, Bad Banks, Kreditausfall-Swap, Staatsbankrott – ist das Gute: Das Spiel geht weiter, und wir dürfen, okay, wir müssen mitspielen. Da gibt es jetzt so ein geiles Finanzpaket von der Bank X, und die neuseeländische Bank Y zahlt 0,3 Prozent mehr Zinsen auf Drei-Jahres-Festgeld." Der Rest des Textes ist ähnlich unterhaltsam. Hoho.

Zum Schluss noch eine kleine WM-Irritation, die den UB-Skandal in den Schatten stellen würde, wäre sie wahr: Ist Spanien schon Weltmeister? "Lord Triesman äusserte u. a. die Behauptung, dass Spanien die Bewerbung für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™ zurückziehen könnte, wenn Mitbewerber Russland dabei helfe, diesen Sommer bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Südafrika Schiedsrichter zu bestechen."



Freitag, 28. Mai 2010

Hallo an alle Tilter... Pokersushi... NBA-Madness... WM-Vorbereitungen

Hallo verehrte Tilter. Bei der Monatsumfrage schält sich so langsam heraus, dass die Leser von Vegas Geschreibsel in der Mehrheit Tilter sind. Leute, ich verstehe euch gut. In der verbleibenden drei Tagen wird sich an diesem kleinen Psychogramm vermutlich nicht mehr viel ändern, aber es ist noch nicht zu spät, euer Kreuzchen zu machen.

Wirklich irritierend sind die zwei Stimmen, die von sich behaupten, dass sie nie tilten. Einfach nie! Also, falls ihr das lest, bitte meldet euch. Vielleicht machen wir ein Interview oder ihr verratet in den Kommentaren eure Tricks. Andererseits: Was zum Teufel ist los mit euch? Vermutlich spielt ihr gar kein Poker... das wäre eine glaubwürdige Erklärung.

Die Pokerwoche war seltsam. Sie ließ sich gut an am Pfingstwochende. Spielte jede Menge Turniere. Ein Finaltisch war dabei. Das Feld war riesig, über 7.000 Spieler, leider war es auch das Turnier mit dem kleinsten Buy-In, ein lumpiger Dollar. Was mir zu denken geben könnte: Habe ich wirklich nicht mehr drauf, obwohl ich in letzter Zeit an meinem Turnierspiel gearbeitet habe? Jedenfalls hätte ich gewinnen müssen. Ich hatte Chips, ich hatte Position auf einen Spieler, der recht leicht zu durchschauen war. Er bezahlte jede 3-Bet und spielte Check-Fold, wenn er den Flop nicht getroffen hatte. Mit einem Draw donkte er mit einer Minimum-Bet, bezahlte das Raise, auf dem Turn das gleiche Spiel und auf dem River gab er nach einer Blank auf. Hatte er wirklich eine Hand war das recht schnell klar. Es war ideal. Ich konnte Sushi aus ihm machen und kleine mundgerechte Häppchen aus seinem Monsterstack rausschnibbeln. (Sushi ist übrigens die ideale Begleitnahrung für lange Online-Turniere.)

Irgendwann hatte ich mehr als 5 Millionen Chips vor mir stehen, gut doppelt so viele wie der Zweitplatzierte. Jetzt hätte ich den Tisch einfach solide runtergrinden sollen. Weil es so einfach war und vielleicht auch, weil es spät war, traute ich mir einen unschlagbar dämlichen Bluff gegen den einzig guten Spieler am Tisch zu. Unschlagbar dämlich, weil einfach überflüssig. Kostete mich 2 Millionen und danach war wie von Zauberhand das Momentum weg oder irgendeine Nase hatte den Doom-Switch gefunden. Und der Rest der Woche lief dann nach dem Motto: Please fell free to flop the nuts versus me! So ein Angebot schlägt niemand gerne aus.

BASKETBALL: Wer Sportwetten ernst nimmt, der muss mindestens zwei von drei Wetten gewinnen, sonst sieht das auf die Dauer nicht gut aus. Bei der Bundesliga lief das immer schlecht, unter dem Strich, obwohl ich nächstes Jahr noch mal einen Anlauf machen werde und die Saison durchtippen werde. Nur die NBA hat mir hin und wieder etwas Glück gebracht. Übrigens, ich bin heilfroh, dass ich keinen Cent auf die Playoffs der deutschen Basketball-Bundesliga gesetzt habe. Die ist genauso untippbar wie im Fußball.

Die Conference-Finals der NBA jedenfalls liefen zunächst wie erwartet. Boston war gut drauf und gewann zweimal in Orlando, dann das dritte Spiel zuhause, womit die Serie so gut wie gelaufen schien. Inzwischen steht es nur noch 3:2, und irgendwie scheinen die Spieler der Orlando Magic den Glauben an sich selbst wiedergefunden zu haben. Heute Nacht treten sie in Boston an. Die Celtics fühlen sich nicht mehr ganz so wohl in ihrer Haut. Es wird ein hartes Spiel, es wird spannend und am Ende wird Boston mit wenigen Punkten die Nase vor haben.

Knapp ging es gestern Nacht zu zwischen den Lakers und den Phoenix Suns. Auch in dieser Serie steht es jetzt 3:2. Die Suns haben mich wirklich überrascht, dass sie ihre Heimspiele gegen die Lakers relativ souverän gewonnen haben. Dass es gestern Nacht im fünften Spiel so eng wurde, verdankten die Suns einer großen Aufholjagd. Im dritten Viertel lagen sie bereits mit 18 Punkten zurück. Aufgeben gilt nicht. Was sich dann in den letzten Sekunden abspielte, war einigermaßen wahnsinnig. 20 Sekunden auf der Uhr, Phoenix hat den Ball, liegt aber mit drei Punkten hinten. Nash versucht den Drei-Punkte-Wurf und verpasst, Rebound Suns und sofort wird hinter die Drei-Punkte-Linie gepasst, Richardson ist dran und verpasst, Rebound Suns und im dritten Anlauf trifft Richardson. Ich war bereit auf meine Wetten zu pfeifen. Keine vier Sekunden mehr zu spielen, doch dann das:



WM-Vorbereitungen: Es geht natürlich um die wirklich wichtigen und gänzlich unbedeutenden Fragen. Liegt ein Fluch auf der deutschen Mannschaft? Adler und Rolfes verletzt, Ballack zusammengetreten, doch dann auch noch das: Thomas Müller stürzt mit dem Rad. Das macht große Schlagzeilen - es kann nur ein Fluch sein! Am nächsten Tag erfährst du, dass er sich die Knie aufgeschürft hat.

Auch sehr schön: Es gibt vor der WM noch durchgedrehtere Umfragen als die, die Vega hier monatlich veranstaltet: Ist Ihnen ein Finale mit deutscher Beteiligung wichtiger als Sex? War denn wenigstens die Antwort möglich "Nein, aber lass uns schnell machen"? Nicht schlecht ist auch das gefakte Fernsehprogramm für den 13. Juni 2010 im WM-Heft der 11 Freunde: ARD 20:00 Tagesschau - Sprecher: Mehmet Scholl. Hotel TV: Jurassic Porn - Die Alt Bundestrainer Erich und Ulli wollen es noch mal wissen. Undsoweiter. Die 11 Freunde-Redaktion tippt übrigens auf ein Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien. Das dürfte nicht ganz so lustig werden.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Die immergleiche Leier: Poker und Sucht

Irgendwie weiß man ja immer vorher, was drin steht in den Beiträgen der öffentlich-rechtlichen Rundfundkanstalten, wenn es um das Thema Glücksspiele und Sucht geht. Könnte es sein, dass es sich um eine Art Denkverbot handelt? Tut sich da nichts? Gibt es da gar keinen Erkenntnisgewinn?

Diesmal beschäftigt sich der bayerische Rundfunk mit dem Thema: "Wenn Glücksspiele süchtig machen." Angeblich versuchen rund 80 Prozent der pathologischen Spieler ihr Glück an den den staatlich nicht regulierten Geldspielautomaten. Das führe zu "absurden Szenarien - wenn staatlich regulierte Spielbanken und gewerbliche Spielhallen zum Beispiel Tür an Tür nebeneinander liegen." Wobei hier die räumliche Nähe als besonderes Merkmal für die Absurdität der Regelung herhalten soll.

Tatsächlich hat das mit der Lebenswelt der meisten Menschen wenig zu tun. Denn die eigentliche Absurdität ist diese: "Zum einen hat der Staatsvertrag öffentliche Glücksspiele im Internet zwar prinzipiell verboten. Davon wenig beeindruckt, blüht der illegale 'Online-Markt' seitdem aber erst so richtig auf - völlig unreguliert." Und der Zugang zu diesen Glücksspielangeboten steht bei den meisten Leuten direkt auf dem Schreibtisch.

Das Verbot bringt es also nicht. Was nun? Es wird dann noch etwas lustiger, wenn nun ein paar biedere Forscher herangezogen werden, die so ein Art Messsystem erfunden haben wollen, um damit den unmündigen Spielern zu zeigen, wo es lang geht: "Es könnte ein Maß liefern, wie viel Spielerschutz jeweils nötig ist und helfen, den Spieler vorab zu warnen - genau damit sind die meisten Spieler selbst nämlich überfordert: Sie können oft gar nicht einschätzen, welcher Gefahr sie sich aussetzen." Da würde ich jetzt mal so sagen: Gute Arbeit, Leute! Aber ein bisschen spät, oder? Vielleicht denken wir bei der Gelegenheit darüber nach, wie viele Leute eigentlich noch zur Wahl gehen sollten. Schützen wir sie lieber. Schließlich könnte es sein, dass die gar nicht wissen, was sie sich selbst antun. Nur so ein Verdacht.

Worauf das hinausläuft, wird dann auch schnell klar. Glücksspiel sei nicht gleich Glücksspiel. Sie dürften deswegen nicht über einen Kamm geschert werden:

"Genau das aber macht der Staatsvertrag: Poker und Roulette beispielsweise im Internet zu verbieten, ist aus suchtpräventiven Gründen sinnvoll - zu verbieten, einen Lottoschein im Internet auszufüllen, dagegen nicht. Momentan ist aber beides nicht erlaubt." Da ist es wieder, das gute alte Denkverbot. Das nennt sich Suchtprävention. So macht man aus Süchtigen, die nicht wissen, was sie tun, mündige Spieler. Spielt mehr Lotto!

Der Kandidat erhält hundert Punkte auf der Ignoranzskala. Das ist ziemlich weit vorne. Glückwunsch!

Samstag, 22. Mai 2010

Alle werden besser... Paranoia... Pokerspieler aus Verzweiflung

Schnelle Linkhalde zum langen Wochenende:

Moritz Kranich im Interview: "Poker hat sich enorm weiterentwickelt, der Durchschnittsspieler ist um Längen besser geworden. Das bedeutet aber längst noch nicht, dass Poker nicht mehr schlagbar ist. Die groben Fehler, die man früher gesehen hat, werden zwar seltener, dafür gibt es jetzt eine breite Masse, die das Spiel auf einem gewissen Niveau verstanden hat, aber immer noch viele spieltheoretische Fehler macht. Über dieses Level hinauszukommen, erfordert noch einmal eine Menge Arbeit und Zeit, die viele nicht bereit sind, zu investieren. Zudem muss sich jeder immer wieder anpassen, an jedem Tisch in jedem Turnier. Wird aggressiver gespielt, muss man eben einmal mehr runtercallen. Es gibt immer eine Antwort."

Finanzamt-Paranoia unter Pokerspielern: "War es diese Entkräftung oder die derzeitige Diskussion in den Medien um die Versteuerung der Spielerträge von professionellen Pokerspielern, dass fast die komplette Bubble weder namentlich genannt noch fotografiert werden wollte? Wir wissen es nicht."

Glücksspielmarkt außer Kontrolle: "Besonders intensiv ist der digitale Spieltourismus bei Sportwetten: 86 Prozent der 1,2 Mrd. Euro Bruttoertrag fielen 2009 auf ausländischen Plattformen und in Hinterzimmern an. Bezogen auf den gesamten Glücksspielmarkt lag der Anteil unregulierter Spielangebote bei 22 Prozent und könnte bis 2015 auf 30 Prozent wachsen."

Der Popstar und Künstler Dieter Meier war mal professioneller Pokerspieler: "Ich habe Jura studiert und verschiedene sogenannte bürgerliche Berufe ausprobiert, aber das alles hat mich nicht wirklich interessiert und so wurde ich aus einer Art Verzweiflung, nicht zu wissen, was mit mir anzufangen, ein professioneller Pokerspieler." So richtig überzeugt hat ihn diese Berufswahl allerdings nicht. Nach vier Jahren war Schluss: Vom Pokerspieler zum Popstar.

Zwei Texte über relative Handstärke, einmal von Andrew Brokos, schon etwas länger her, und ein Interview mit Jon "FatalError" Aquiar.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Pleite in Vegas

Das neue Stück für Dead Money beginnt mit einem Zitat des unvergleichlichen Hunter S. Thompson: "Glück ist ein sehr dünner Draht zwischen Überleben und Desaster, und nicht viele Leute können darauf die Balance halten." Wer in Vegas als Berufsspieler Pleite geht, der braucht gute Freunde oder ein ehrliches Zimmermädchen. Denn das hat in der Kleidung von Jean-Robert Bellande noch ein paar Scheine gefunden. Mit von der Partie sind Pleitegeier wie Stu Ungar, Mike Matusow, Homer Simpson und natürlich Banken, hyperliquide, hochspekulativ. Es geht um Geld, Drogen und leichte Mädchen.


Montag, 17. Mai 2010

Bonjour tristesse: Bayern wird auch nächstes Jahr Meister

Ich fühle mich mies, ich fühle mich schuldig. Und es geschieht mir recht. Am Samstagnachmittag, ein paar Stunden vor dem Desaster, habe ich alle Vorsätze eines guten Fans über Bord geworfen und auf den FC Bayern gewettet, was unweigerlich zur Folge hatte, dass ich in meiner Selbstachtung gesunken bin.

Denn eigentlich möchte ich ein guter, naiver Fan sein. Ich möchte auf Werder setzen und daran glauben können. Aber diese Glaube hatte mich kurz vor dem Anstoß verlassen. Kalt und kalkulierend wettete ich auf Bayern, ich wettete auch darauf, dass mehr als 2 Tore fallen. Insgeheim hoffte ich, dass ich durch den Sportwettenfluch, der vermeintlich auf mir lastete, den Bayern zu einer Niederlage verhelfen könnte. Nicht mal auf Aberglaube ist noch Verlass. Jetzt weiß Vega, dass sogar er Sportwetten gewinnen kann, aber glücklich macht ihn das nicht.

Denn Wetten auf Bayern machen leider nicht glücklich. Ich will nicht, dass das Vorhersehbare eintritt, und erst recht nicht in dieser Form. Natürlich war Bayern besser und gewann verdient. Aber dass Bayern die bessere Mannschaft hat, weiß ja jeder. In einem Interview vor dem Pokalfinale sagte Frings: „Man muss ja auch mal sehen, was die Bayern dafür investiert haben: Robben und Ribéry haben zusammen 50 Millionen gekostet, Gomez 30 Millionen. Es wäre traurig, wenn dann keine Qualität vorhanden wäre. Von den Finanzen her sind sie die klare Nummer eins mit ihrem Kader.“ Alles ist also ganz einfach. Die Bayern gewinnen, weil sie viel mehr Geld für Spieler als jede andere Mannschaft in der Bundesliga ausgeben können. Bayern-Siege sind das Produkt von Geld und Herrschaftswille.

Im Grunde ist es überraschend, dass Bayern nur mit fünf Punkten Vorsprung Meister geworden ist. Angesichts der Qualität ihres Kaders wären 15 bis 20 Punkte Vorsprung normal. Und das sind dann fast spanische Verhältnisse. In diesem Jahr haben sich die beiden Top-Mannschaften, Barca und Real, um mehr als 25 Punkte von ihren Konkurrenten abgesetzt, wobei das Wort Konkurrent offensichtlich irreführend ist. Da spielen zwei Mannschaften in einer anderen Liga, und wenn kein Wunder geschieht, ist schon vor der Saison klar, wer Meister wird: entweder Barca oder Real. Deswegen mein Tipp: Bayern wird in der nächsten Saison wieder Meister und zwar mit mehr als 12 Punkten Vorsprung. Es wird ziemlich langweilig. Alles andere wäre ein Wunder.

Freitag, 14. Mai 2010

Ziigmund schätzt die Schlüpferdichte... LeBron verliert... Warum Werder gegen Bayern gewinnt

* Ziigmund kalauert mal wieder, diesmal in einem Interview mit Pokerstatic.com, einem neuen Projekt aus dem Hause Galfond. Es sind ein paar derbe Schenkelklopfer dabei. Es wird über die Vorzüge finnischer Frauen gesprochen, die sich angeblich nicht lange zieren und im Sommer eher spärlich bekleidet sind. Ziigmund schätzt die Schlüpferdichte auf etwa 50 Prozent. Sonst gibt Ziigmund zu, dass er keine Ahnung hat, was Poker Tracker ist („WTF is Pokertracker? I really don’t know.“), dass die Dang-Brüder Supernits sind und keinen schnöden Penny in den Pot werfen, wenn sie nicht mindestens das mittlere Set halten, und dass Durrrr ein Genie ist. Die Challenge gegen ihn würde er nicht spielen, weil er chancenlos sei.

* Die Nacht war lang. Ich konnte nicht anders, als mir auch das sechste Spiel der NBA-Playoffs zwischen Cleveland und Boston anzusehen. Zeitlich liegen in diesem Jahr fast alle Spiele für den gemeinen Mitteleuropäer ziemlich schlecht. Und wie es aussieht, wird das auch bei den verbleibenden Spielen so weitergehen. Das war im letzten Jahr zumindest manchmal anders, am Wochenende, jedenfalls bilde ich mir das ein. Ohne eine Portion Wahnsinn geht es also nicht, aber in diesen wahnwitzigen Zeiten kriege ich das locker hin. Wie viele Milliarden hätten Sie denn gern?

Nachdem die Mavericks draußen waren, habe ich mich auf die Seite von LeBron James und den Cleveland Cavaliers geschlagen. Das liegt natürlich vor allem an James, der unglaublichste Basketballspieler, der bislang auf diesem Planeten gewandelt ist - athletisch, kraftvoll, um nicht zu sagen animalisch, beweglich und kreativ in der Defensive wie Offensive. Meistens lohnt es sich allein ein Spiel anzuschauen, weil er auf dem Platz ist. Doch in der Serie gegen Boston ging LeBron die Luft aus. Das fünfte Spiel glich einem bösen Spuk. Es war kaum zu ertragen, wie die Cleveland Cavaliers, das Team, das in der regulären Saison mehr Spiele als jede andere Mannschaft gewonnen hatte, auf eigenem Platz von den Celtics auseinander genommen wurden, damit in der Serie mit 2:3 ins Hintertreffen gerieten und erneut den Heimvorteil abgaben. James war nicht wieder zu erkennen. Er spielte, als sei sein Motor gedrosselt worden, er traf nicht, er mied Spielsituationen, die er sonst suchte. Cleveland verlor mit 32 Punkten. Im sechsten Spiel, so hatte James angekündigt, komme es auf den Charakter der Cavaliers an. Sie kämpften, sie wehrten sich, aber zu etwas Überragendem waren sie nicht mehr in der Lage. Boston hatte ihnen den Schneid längst abgekauft. Gestern Nacht kontrollierte Boston das Spiel, Cleveland beugte sich am Ende dem stärkeren Willen und dem besseren Team. Das macht keinen Boston-Fan aus mir, aber im Finale erwarte ich jetzt, dass es zum Klassiker zwischen den Lakers und den Celtics kommt. Wenn aber alles so seltsam weiterläuft, dann gewinnen höchstwahrscheinlich die Phoenix Suns und Deutschland wird Fußballweltmeister. Oder die Schweiz.


* Und weil das alles noch möglich ist, wird Werder morgen Abend auch die Bayern schlagen. Und zwar aus den folgenden einleuchtenden Gründen: Bayern ist klarer Favorit, aber das Finale wird beweisen, dass Arroganz kein Segen ist. Mal im Ernst: Wer sieht schon gern betrunkenen Holländern zu, wie sie von einem Balkon in München grölen? Wiese wird großartig halten und Werders Abwehr wird zum dritten Mal in dieser Saison gut stehen. Dreimal in einer Saison, das ist wirklich nicht zu viel verlangt. Dann wäre da noch der Schiedrichter, Thorsten Kinhöfer. Die Bayern haben noch nie gegen Werder gewonnen, wenn Kinhöfer Schiedsrichter war.

Okay, okay, das wird schon. Das mit meinem Schlafentzug und das mit den Milliarden auch. Am Ende können wir sagen, hey, wir waren dabei.

Sophia Loren: „Doctor, I’m in trouble.“
Peter Sellers: „Oh, goodness, gracious me.“

Dienstag, 11. Mai 2010

1 Pasta, 1 Koffein-Brause und 4 Äpfel später

Synchronisierte Turnierpausen sind eine gute Sache. 5 Minuten, in denen du alle lebenserhaltenden Maßnahmen durchführen kannst: Du rennst ins Bad, isst einen Happen, sorgst für Wassernachschub, und schön hörst du wieder das nervende Piepen der Stars-Software. Wobei mir der Klang derart auf den Keks geht, dass ich mich schon gefragt habe, warum ich je mit dem Pokern angefangen habe. Ich spiele ja nicht viel bei Stars, aber am Sonntag in meiner Marathon-Turnier-Session wurde mir klar, dass der Klang mich tiltet. Es gibt zwei Wege, das Problem aus der Welt zu schaffen: Den Ton ausschalten oder einfach neue Töne laden, das nämlich erlaubt die Software. Seit heute Morgen klingt PS wie Full Tilt. Schon besser.

Der Marathon am Sonntag war eigentlich nicht geplant. Aber ich hatte ja keine Ahnung, auf was mich einließ, als ich um 18 Uhr loslegte. Um kurz nach vier in der Nacht war ich immer noch zugange. An meinem Tisch eine Gruppe gut gelaunter Holländer, die die ganze Zeit vor sich hin plapperten. Belangloses Zeug die meiste Zeit, natuurliik. Einer überlegte sich, wie er am nächsten Morgen dem Chef sein Nichterscheinen erklären sollte, ein anderer war noch im Zweiten Weltkrieg und schrieb sein "Heil" in die Chatbox, wenn ich eine Hand gewonnen hatte. Ist nicht so arg witzig und auch nicht fortgeschritten einfallsreich, selbst wenn du weißt, dass Thomas Brasch recht hat: „Der Faschismus ist so lange her wie eine Sekunde in meinem Leben. Wenn ich die Geschichte der Menschen ansehe – so lange ist er her. Eine Sekunde ist er her.“

Aber das Schlimmste war, dass ich nach zehn Stunden Spiel, in denen ich

mehrere Liter Wasser
1 Pasta Arrabiata, teilweise kalt
1 Koffein-Brause
4 Äpfel

verzehrte, doch noch rausflog. Der Kartentod hatte sich schon lange vorher eingenistet, in letzter Zeit immer dann, wenn das Geld erreicht war, dann kamen die halben Hände nonstop.

Er konnte sagen,
dass es nicht fair war,
aber das hatte er bereits
eine Million Mal
im Leben gesagt.

Sonntag, 9. Mai 2010

Vega goes Broadway

Hey, es ist Sonntag ... Zeit für alle möglichen Abenteuer an den Pokertischen. Drücke euch die Daumen. Und immer dran denken:

Solange du noch tanzen kannst,
liegst du vorne.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Keiner verliert schöner als Phil Hellmuth

It's Dead Money Time again: Diesmal haben Phil Hellmuth und David "Viffer" Peat tragende Rollen, während sich Matusow, Esfandiari und Todd Brunson nur köstlich amüsieren. Vega findet viel Zuspruch in den Bemerkungen des einzig wahren Hellmuth nach einer verlorenen Hand und fühlt sich gleich besser. Wer redet vom Gewinnen und Verlieren, wenn es eigentlich um Selbstbeherrschung und emotionale Stabilität geht? Und darum sich keinesfalls den Tag versauen zu lassen: Nine Ball, Corner Pocket.

Dienstag, 4. Mai 2010

Die Sportwetten-Niete, die beste Hand-Analyse und der deutsche Pokermarkt

In der letzten Woche musste ich das Ausscheiden der Dallas Mavericks verkraften. Ein harter Kampf. In allen drei Spielen, die Dallas in San Antonio verlor, sah es immer mal so aus, als würden die Mavs die Sache herumreißen, doch im letzten Viertel ging Dallas die Luft aus. Das war frustrierend, aber es ist doppelt frustrierend, wenn du dir dafür die halbe Nacht um die Ohren schlägst und dein ganzes restliches Leben darauf abstimmst. Und natürlich hatte ich mein Geld auf Nowitzki und Co. gesetzt.

Wenn es um Sportwetten geht, ist Vega die größte anzunehmende Niete. Es soll ja wirklich Jungs geben, die dabei einen Schnitt machen, Vega aber setzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einen Verlierer. Ich setze zum Beispiel fast nie auf den FC Bayern, schon aus Gründen der Ehre, aber wenn ich es tue, können auch Robben und Ribbery den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen. In dieser Saison habe ich das einmal praktiziert. Prompt verloren die Bayern ihr Heimspiel gegen Stuttgart, die dort zum letzten Mal irgendwann im letzten Jahrhundert gewonnen hatten.

Das sollte ich ausnutzen, aber ich bringe es nicht übers Herz. Im Pokalfinale Mitte Mai könnte ich auf Bayern setzen, dann wäre wenigestens der Schmerz gelindert, sollte Bayern gegen Werder gewinnen. Aber das verbietet die Ehre. Ich werde ein paar Scheine auf Werder setzen, damit der Spuk ein Ende nimmt. Ihr werdet sehen, Werder gewinnt 3:2, Tore Özil und zweimal Pizarro. Und ist der Bann erst gebrochen, dann räume ich bei der WM richtig ab. Ich werde hier Buch führen, und ihr wisst, was ihr zu tun habt.

* Zur Poker-Linkhalde. So analysiert Nanonoko - das ist der mit dem kranken PTR-Graph, bei dem ich mich kürzlich fragte, ob er vielleicht mehr Maschine als Mensch sei - eine Hand gegen Patrik Antonius von der EPT in Monte Carlo. Das erklärt natürlich alles.


(Via Hochgepokert)

* Chris Moneymaker, Jerry Yang, Dennis Philipps und Greg Raymer berichten, wie der Sieg im Main Event der Word Series of Poker ihr Leben veränderte.

* poker2share stellt eine Infografik zum deutschen Pokermarkt vor. Sie errechnen 1,4 Millionen deutsche Online-Poker-Spieler. Überraschend war für mich allerdings, dass die meisten Spieler aus Deutschland bei Everest Poker spielen sollen. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Schaut es euch an.