Mittwoch, 3. November 2010

Killer am Pokertisch, Tony G. flippt aus, IWF in Dublin

PokerStars hat sich mal einen Werbeclip gegönnt, der nicht so richtig ins Nachmittagsprogramm passt, dafür von so Internetnasen wie uns goutiert wird. Natürlich finden wir den Clip gut. Es ist nicht Tarantino, aber ein Taratino-Fan weiß, wie es gemeint ist. Gute Lacher. Beifall. Gekonnt die Szene, in der Ben Kang abdankt und der Stil eines Glases in seine Stirn gerammt wird. Nur wer hat das Teil eigentlich verboten oder verbannt? Oder ist das nur ein Gerücht? Weiß das wer?



Jedenfalls gefällt mir der Clip besser, als das Affentheater, das Tony G. mit Andrew Robl beim Big Game veranstaltet hat (Via Pokerati). Je seltener du bloggst, desto nichtiger erscheint dir der Klatsch von gestern. Die Sache liegt wohl schon etwas länger zurück. Zwei Vorwürfe wurden Robl gemacht. Vorwurf eins: Your are a nit, Robl! Robl war der einzige Spieler der Runde, der nicht straddeln wollte. Und das obwohl die Spieler beim Big Game angeblich $1250 pro Stunde erhalten. Vorwurf zwei: Robl braucht so lange für Allerweltsentscheidungen. Wer den Clip gesehen hat, kommt kaum auf die Idee, dass Robl hier sein Zeitbudget überzogen hat. Was war dann noch? Robl hat noch ein bisschen auf Negreanu eingehauen:

"After the last few years since I met Daniel, I can no longer say I see him as humble and down to earth. Which is ironic because during these years I feel that the game of poker has passed him by.The moment he sits down in a game online - at any stakes - the game instantly fills with a 20 person waitlist."

Negreanu hat Robl verziehen, weil er ein großer Junge ist. Tony G. hat sich bei Robl entschuldigt, der ihm noch eines Tages dafür dankbar sein werde, und, sieh an, Robl hält Tony G. immer noch für seinen Freund. Wir müssen ja auch was haben, worüber wir reden können...

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Dann war da da noch das Irish Winter Festival in Dublin. Ich war länger drin als Andy Black und Neil Channing (wie fast alle) und dann fast im Geld, was dann kurz davor doch noch enttäuschend war. Eine Stunde länger, ein paar Chips mehr und ich hätte 3.200 Euro mit nach Hause nehmen können. Insgesamt nahmen 347 Spieler teil, 36 kamen ins Geld, Preispool um die 520.000 Euro.

Tag 1 hatte nicht schlecht angefangen. 15000 Chips, Blind 25/50, 60 Minuten Level. Ich gewann ein paar kleinere Pots, obwohl  nichts Spektakuläres dabei war. Dann die letzte Hand vor dem Dinner Break. Ich eröffnete bei Blinds von 100/200 aus  mittlerer Position mit QTo, der Big Blind bezahlt, Flop TT2r. Der Spieler passte nicht gerne, wenn er glaubte, dass er vorne war. Und ich war mir sicher, dass er das jetzt mit einem Pocket Paar glaubte. Also drückte ich aufs Tempo, spielte mit etwa 900 an, und der ältere Ire bezahlte, ohne lange zu überlegen. Der Turn bringt eine 3, ich setzte etwa 2300, der Ire bezahlt, wieder ohne zu zögern. Der River ist eine 8, und jetzt greift der Ire zu seinen Chips und setzt 3500. Ich ahne nichts Gutes, frage ihn, ob er die Acht getroffen hat, ob er 88 hält und  bezahle leicht genervt. Er zeigt 88. "You read it well", sagt er. Er gibt zu, dass er die ganze Zeit glaubte vorne zu sein, und dass er am River setzte, weil er fürchtete, ich könnte checken. Insofern konnte ich noch froh sein, dass er den River anspielte, denn ich hätte natürlich eine Value Bet angesetzt. Runter auf 12000 Chips ging ich leicht genervt zum Essen.

Nach dem Essen musste ich mal eine 3bet mit 7d6d bezahlen von einem dieser ganz jungen Kids, die als erste Amtshandlung am Tisch immer mal eine 3bet auspacken müssen. Blinds 150/300, ich erhöhe am CO auf 700, Kid im Small Blind 3bets 2050, ich hatte es kommen sehen, bezahle und bereitete mich innerlich schon darauf vor, mit einem in Dublin lebenden Freund den Rest des Abends zu verbringen. Denn ich hatte irgendwie keine Lust zu passen. Der Flop kommt wunderbar - 5d8s8d - , er spielt gut über 3000 an, ich gehe oben drüber und er passt sofort. Der Rest von Tag eins war nicht mehr so aufregend. Mit 17.300 Chips beendete ich Tag eins.


Tag zwei begann um 7 Uhr 22 mit einem gellenden Alarm, also mitten in der Nacht, wenn du bis kurz nach zwei Uhr fast zehn Stunden Poker gespielt hast. Ich stand im Bett und versuchte verzweifelt das Geräusch zu lokalisieren. Eine Sirene, laut wie das Heulen der Feuerwehr, mitten in meinem Hotelzimmer, über, unter, neben mir - im Rest des Hotels schien es ruhig sein. Nach dreißig Sekunden war Ruhe, dann ging es wieder los. Wieder zwei Minuten helle Aufregung. Ich griff zum Telefon. Eine Dame an der Rezeption entschuldigte sich für den falschen Alarm. Mein irischer Freund erklärte mir später, dass in Dublin zu jederzeit mit einem Alarm zu rechnen sei. Damit seien sie gut und es hätte mit Versicherungen zu tun.

Von Tag zwei erwartete ich nicht mehr viel. Ich war short, wenn auch noch nicht verzweifelt. Ich hielt mich irgendwie am Leben. Kaum hatte ich verdoppelt, musste ich kurz darauf wieder Federn lassen. Spielte fast den ganzen Tag "Push or Fold". Erst in der Stunde vor dem Dinner Break lief es ganz gut und alles war wieder möglich. Den ganzen Tag über war ich bereit gewesen, mit Händen wie 44+, AJ+ meine Chips in die Mitte zu schieben und auch sonst jeden Pot zu stehlen, und das lief ganz gut. Doch unmittelbar nach dem Abendessen war ich noch nicht richtig da und ging in zwei Händen unmittelbar hintereinander Konfrontationen aus dem Weg, die ich im Nachhinein hätte suchen müssen. Andere hatte es eiliger. Ein paar Plätze vor mir flog Nick Heather raus. Er kam mit einem großen Stack an meinen Tisch und verblies ihn in kaum mehr als einer Stunde. An Tag eins und zwei spielte ich lange mit Jude Ainsworth, der gelegentlich ziemlich interessante Sachen gemacht hat. Wieder was gelernt, hoffentlich, und eine gute Zeit in Dublin hatte ich auch.

Be prepared for random blogging. Too much going on...

6 Kommentare:

Noise hat gesagt…

Auch schön zur Abwechslung mal Live Berichte von dir zu lesen! Schade das es nicht für einen Cash gereicht hat!

Victor Vega hat gesagt…

Live macht wirklich Spaß, irgendwie gemütlich, nur ein Tisch und so :-) Und die Iren quatschen fast nonstop...

Jeru hat gesagt…

Schöner kleiner Bericht! Leider hat das Happy End in Form eines Cashs gefehlt! ;-)

Anonym hat gesagt…

Netter Bericht. das nächste mal klappt das dann auch mit der Kohle...^^

Anonym hat gesagt…

Money doesn´t count. Eher schon ein HendonMob-Eintrag... oder so, aber was solls.

Schöner Bericht und nach dem Turnier ist vor dem Nächsten...


LG

stefan

Victor Vega hat gesagt…

@Jeru: Ja, leider, nervt dann doch ein bisschen, wenn du so dicht dran bist.