Montag, 16. Januar 2012

Die plötzliche Stille im Haifischbecken

Interessanter Blogpost von Phil Galfond, der sich ein paar Gedanken gemacht hat über einige Phänomene des Online-Poker, die dem Spiel aus seiner Sicht schaden. Eines dieser Phänomene ist das plötzliche plötzliche Ende des Spiels, wenn der Fisch am Tisch aussitzt oder gerade seinen Stack verloren hat. Anstatt weiterzuspielen, warten die sogenannten "Regs" darauf, dass der Fisch wieder einsteigt, und falls nicht suchen sie in der Regel rasch das Weite.

Echter Sportgeist geht anders, aber darum geht es nicht, sondern nur darum ein Spiel zu vermeiden, das -EV ist. Das Problem liegt auf der Hand: Das plötzliche Ende des Spiels sorgt für eine fast unheimliche Transparenz, sodass auch der schlechteste Fisch deutlich erkennen sollte, dass er es ist, der hier filetiert werden soll.

"How would you feel if you were playing poker for fun, just lost a $10k stack, and the 5 people at your table instantly sit out? Takes a little bit of the fun out of poker, I would think. I know that I personally would go from being annoyed that I lost a big pot to being completely embarrassed that this whole table and waitlist full of people think that I’m so bad that they are all only there because of me, and wouldn’t even play a single hand of poker with each other had I not been there."


Sofortige Flucht - das sollte die logische Konsequenz des Fischs sein. Die "Regs" schaden sich also eigentlich selbst, wenn sie ihre Tarnung auffliegen lassen. So macht sich die Jagd nach dem kleinen Vorteil selbst das Leben schwer. Ich haben meine Zweifel, dass Pokerspieler deswegen ihr Verhalten ändern. Neben vielen anderen Dingen wirft Phil Galfond wieder die Frage auf, ob ein HUD, das erfahrene Spieler benutzen, nicht viele Freizeitspieler abschreckt. Wenn sie nur einmal gesehen hätten, wie der Bildschirm mit HUD aussieht, dann würden ihnen mit Sicherheit die Lust am Spiel verloren gehen.

Das erinnert mit an ein DEAD-MONEY-Stück von vor etwa einem Jahr "Nicht ohne mein HUD": "Wer lange genug Online-Poker spielt, der wird wissen, welche Werkzeuge es gibt, welche von den Seiten akzeptiert werden und welche nicht. Irgendwie gehört diese technische Entwicklung zu Geschichte des Online-Poker-Boom. Nur der Neuling, der hat vielleicht davon gehört. Er ahnt, dass er einen Nachteil hat und macht deswegen lieber einen großen Bogen um Online-Poker. Dabei stehen die Chancen des Neulings eh nicht gut. Er hat nicht nur keinen HUD und keine Analysesoftware, er hat weniger Erfahrung, weniger Pokerbücher gelesen, weniger Videos gesehen. Braucht es da noch das HUD? Es könnte zumindest sein, dass die Hemmschwelle für Neulinge durch die ständige Weiterentwicklung der Werkzeuge beständig größer wird."

Nicht gut für Poker. Andererseits würde ein Verbot des HUD unweigerlich dazu führen, dass Spieler, die sich daran halten und nicht versuchen es zu umgehen, deutlich weniger Tische spielen können. Die Folge wäre eine Verlangsamung des Online-Poker. Ob das im Sinne der Anbieter ist - fraglich. Galfond will denn auch die Analysesoftware und das HUD nicht verbieten, sondern umgehen. Sein Lösung: Es soll erlaubt werden, den Screen Namen öfter zu ändern. Es folgen noch eine ganze Reihe von Vorschläge. Interessant eben.

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