Sonntag, 28. März 2010

A-Z der Pokerwoche: durrrr bloggt, Galfond auch und einer macht in die Hose

[UPDATE] B wie Bodycheck: Allen Baekke hat das EPT Snowfest gewonnen. Das wäre jetzt nicht unbedingt erwähnenswert, da bereits bekannt. Wäre da nicht ein kleiner Zwischenfall nach dem Aussscheiden von Johannes Strassmann gewesen. Baekke hatte mit seinem Flush Draw die zweite Barrel von Strassmann am Turn bezahlt - und getroffen. Etwas fragwürdig also und ärgerlich für Strassmann. Strassmann gab sich erst als Gentleman, schüttelte Baekke die Hand und rempelte kurz darauf Baekke hinterrücks an. Da wollen einige sogar einen "Bodycheck" gesehen haben. Phh! Was war das denn? Das kannst du besser, Johannes!

I wie Isildur1: Das unendliche Versteckspiel. Da schien vor Wochen fast gewiss, dass Isildur1 zumindest nicht Viktor Blom ist, weil er nicht gleichzeitig online und live spielen könne, da kommt Luke Schwartz um die Ecke gelaufen und sagt: Ätschbätsch, er isses doch.

D wie durrrr: "That was pretty sweet." Er klingt wie durrrr, die Links scheinen zu stimmen, also, es könnte sein, dass Tom Dwan unter die Blogger gegangen ist. Andernsorts war zu lesen, dass durrrr in dieser Woche eine Session spielte, die mindestens 15 Stunden lang war.

G wie Galfond: Phil Galfond hat sich Anfang des Monats mit Isildur1 duelliert und ihm etwa 1.6 Millionen abgeknöpft. Gespielt wurde NLH 200/400 und PLO 500/1000. Für seinen Blog hat Galfond zwei Videos produziert.




Via Tao of Poker

G wie Golser: Markus Golser spricht in einem Interview über leidvolle Erfahrungen im Spiel gegen Tom Dwan ("Ich schätze, ich war in 80 Prozent der All-ins gegen ihn Favorit, aber er hat die meisten davon gewonnen.") und was den Unterschied zwischen Omaha und Hold'em ausmacht ("Omaha ist viel komplexer und mathematischer als Hold'em... ein Spiel für 'Gambler'...").

H wie High Stakes Poker: Die sechste Staffel von High Stakes Poker schneidet in Sachen Zuschauergunst angeblich gut ab. Die Einschaltquoten in der Altersgruppe zwischen 18 und 49 Jahren sollen um 27% höher liegen als im Vorjahr.

L wie Limit: Wie läuft eine Unterhaltung zwischen einem Limit-, einem NL- und einem PLO-Spieler ab? So in etwa.


Via Pokerati

Freitag, 26. März 2010

Die Poker-Misfits

Gestern Abend sah ich Folge 6 der aktuellen Staffel von High Stakes Poker (inzwischen auch in der Playlist). Benza-Ersatz Kara Scott hat ja nicht gerade große Auftritte bei HSP, sie ist eher Teil der Dekoration: 30 Sekunden werden ihr zugestanden, minimale Spielerinterviews, eine kurze Anmoderation, das war's. Das wird sie natürlich nicht stören, denn die Bezahlung dürfte mehr als nur Schmerzensgeld sein. Diesmal verwendete Kara Scott ihre 30 Sekunden auf die Frage, womit die Spieler ihre Brötchen verdienen würden, wenn sie nicht Pokerspieler geworden wären. Oder welches andere Talent sie hätten? Das war relativ unterhaltsam: Dwan und Robl lachten etwas betreten, Antonius machte sich keine Illusionen ("I'm not good at anythting."), Ivey gab gewohnt trocken zu Protokoll, dass er nie etwas anderes habe machen wollen, und Negreanu war unfreiwillig komisch, als er erklärte, er könne das tun, was Kara mache, verbal würde er das hinkriegen, nur habe er nicht den Körper dafür. Errr!

Im Anschluss gab Gabe Kaplan seinen Senf dazu. Pokerspieler seien ja grundsätzlich eine faule Bande. Es sei schon ein große Leistung für einen Pokerspieler, wenn er es an einem Tag zur Bank schaffe und dann auch noch die Wäsche mache. Also, sind Pokerspieler faul oder scheuen sie nur das normale Alltagsleben? Sind sie nur auf der Flucht vor dem normalen Brotjob, weil sie dort nicht ihren täglichen Kick bekommen, ohne den Andrenalin-Junkies nun mal nicht leben können? Ich glaube, es war in einer Poker After Dark Folge, in der Erick Lindgren Ivey zu einer absurden Wette überreden wollte. Für einen hohen Betrag sollte Ivey ein Jahr lang einen normalen Bürojob machen. Lindgren war sich relativ sicher, dass Ivey das nie und nimmer durchhalten würde. Und das war die Wette, die Ivey dann doch lieber ausließ.

Sonntag, 21. März 2010

B wie Black Belt - das A-Z der Pokerwoche

B wie Black Belt in Bad Luck: Manchmal musst du dich selber auszeichnen, und in dieser Woche habe ich mir das Abzeichen des Bad Luck Bunny redlich verdient (und das kriegt wirklich nicht jeder). Vega verlor so ziemlich alles, was zu verlieren war, die 80:20-Situationen, die 75:25 und die 70:30 auch, und natürlich auch die Hand, als seine Chancen auf dem Flop bei 98:2 lagen. Keine Winning Session, keine Session ohne derbe Cooler. Macht nicht wirklich Spaß.


F wie Fisch: Gestern war es besonders schön, ein Australier und ein Amerikaner attackierten sich verbal und schossen sich die Overbets um die Ohren mit teilweise eher marginalen Händen. Sie waren hübsch außer Kontrolle. Da wurde schon mal ein Pot eröffnet mit einem Shove für 400 BB. Hätte natürlich sein können, dass es ein gut inszeniertes Theater für den Rest des Tisches war, aber sie stellten auch gegen andere gelegentlich mit einer Hand alles in die Mitte, als sie offensichtlich geschlagen waren. Auch gegen mich. Ich spiele Asse und erhöhe, der Amerikaner verpasst mir eines seiner geliebten Min-Reraises, ich gehe erneut drüber, er bezahlt ohne Position - Flop 2-2-9. Wir spielen 100 BB. Er spielt an, ich stelle den Rest rein, er snap-callt und zeigt ein Paar Fünfer. Nun ratet mal, welche Karte auf dem Turn gegeben wurde. Okay, das ist ungefähr so schwer zu beantworten wie eine Frage bei diesen Fernsehgewinnspielen auf einem bekannten Privatsender, bei denen den Leuten 50 Cent pro Anruf aus der Tasche gezogen werden soll. Hey, das weiß ich, da ruf ich doch mal an.

Später floppte ich Bottom-Set auf einem Board von 5c4cQs, der Amerikaner spielt fast Pot an, ich bezahle, der Australier auch. Turn 2h. Der Amerikaner feuert weiter, ich stelle rein, der Australier steigt aus, aber der Ami bezahlt sofort, autsch. Wahrscheinlich hätte er mich auch mit einem Paar Achter sofort bezahlt, aber natürlich, na was hatte er? Es gibt kein Auto zu gewinnen, der Rechtsweg ist unbekannt, also ruft nicht an.

F wie Full Tilt: Wenn ihr mich anruft, hört ihr nur: "Kein Anschluss unter dieser Nummer." Getiltet gehe ich grundsätzlich nicht ans Telefon.

H wie High Stakes Poker: Vor drei Tagen habe ich es endlich geschafft, mir die aktuelle Folge von High Stakes Poker komplett anzusehen. Etwas enttäuschend war der Auftritt von Jason Mercier, der seine 200 k ziemlich fahrlässig gegen Phil Ivey verbluffte. Da konnte sich Gus Hansen sogar freuen bei seinem Abgang. Nach allem, was er gesehen hatte, da fand er sein Spiel gar nicht mehr so mies. Für Negreanu lief es wie so oft bei High Stakes Poker eher nicht. Inzwischen siehst du ihm das irgendwie an. Selbst wenn er auf dem Flop zwei Paare getroffen hat, überlegt er, ob er jetzt um Stacks spielen soll.

I wie Ivey: Ivey hat seine Millionwette mit Dwan vorzeitig beendet. Ein Jahr wollte er kein Fleisch essen. Jetzt hat er sich für $150.000 frei gekauft. Wen interessiert's? Es sind doch nur Peanuts, aber es gibt Leute, die sich wirklich drüber aufregen und mit der Million gerne die Welt retten wollen, aber nicht merken, dass sie sich an der falschen Stelle beschweren und über das Falsche reden, ihr Nixchecker! Wer's braucht, liest die Kommentare.

N wie Nanonoko: Da draußen gibt es wirklich kranke Leute. Sofern wir annehmen, dass es noch keine Maschinen sind. Bitte mal diesen Graph anschauen. Über 3 Millionen Hände und dabei fast 1,5 Millionen gewonnen. Kaum Swings.

R wie Robls ROI: Am vergangenen Sonntag habe ich mir den Preview der zweiten Folge von "From Busto to Robusto" angesehen. Wieder ziemlich gut gemacht, würde sich allein schon lohnen wegen der Sequenzen, die am Lake Tahoe gedreht wurden. Falls ihr auf Naturaufnahmen steht. Erzählt wird die Geschichte von Andrew "good2cu" Robl, vom College-Drop-Out zum High-Stakes-Pro, der demnächst auch in einer Folge von High Stakes Poker zu sehen sein wird. Robl berichtet von seinen Anfängen, als es wirklich gut lief. Er spielte zunächst Sit'n'Go's und schaffte einen ROI von 208 Prozent. Heute, sagt Robl, müssten sich die guten Spieler mit einem ROI von 8 Prozent zufrieden geben. So ändern sich die Zeiten.

S wie Screenburn: Wer zu viel Online-Poker spielt, bekommt einen gefährlichen Sreenburn. Symptome: Käsige, ungesund aussehende Haut. Geklaut aus der Robusto-Folge.

S wie Sleep Poker: Die Antwort von PokerStars auf RushPoker.

Peace up and good luck!

Freitag, 19. März 2010

Dead Money mit Esfandiari, Negreanu und Ferris Bueller

Ein paar Leute entdeckten das Pokerspiel und überlegten, was es bedeutet. Sinnsucher können das neue Dead-Money-Stück lesen. Mit dabei sind Negreanu, Matusow und Esfandiari, der sich anhört wie deine Eltern: Mach eine Ausbildung, mach was aus deinem Leben, Junge! Alle anderen machen blau, so wie Ferris Bueller, der einen Gastauftritt bei Dead Money hinlegt und einige seiner Weisheiten auspackt: I could be the walrus.

Mittwoch, 17. März 2010

"The sickest call of all time"

Eine Hand für die Sammlung "Sick". Sie war in der aktuellen Folge von High Stakes Poker zu sehen - Tom Dwan gegen Phil Ivey. Dwan feuerte nach einem Squeeze-Play vor dem Flop dreimal - mit nichts auf der Hand. Zweimal bezahlte Ivey und dachte dann über den "sickest call of all time" nach. Als ich die Hand zum ersten Mal sah, stand ich fast und wünschte "Please, call!" (während Eli Elezra ein kurzes Nickerchen machte). Nicht, weil ich was gegen Dwan hätte, sondern weil es so wunderbar wahnsinnig gewesen wäre. Andererseits zeigt die Hand, warum es so unterhaltsam ist Tom Dwan zuzusehen. Erst macht er das Fass vor dem Flop auf und dann zögert er nicht, die Luftnummer bis zum Ende durchzuziehen. Am River setzte Dwan $268.200, $408.700 lagen zu diesem Zeitpunkt im Pot. Soviel Schneid und Dreistigkeit schien dann auch für den Körper für Dwan zu viel zu sein. Er starrte vor sich hin, aber seine Augen waren plötzlich gerötet und schienen zu tränen. Später schob er es auf das Licht.



Ein Analyse der Hand gibt es bei Hochgepokert. Die aktuelle Folge, Episode 5, von High Stakes Poker ist in der Playlist, also einfach den Clip durchblättern.

Samstag, 13. März 2010

Life of Ziigmund und die Reste der Woche

"If someday I wont go tilt anymore in poker, that would be the biggest change in my career...and of course i try to get my C-game much closer to A-game,there is now so sick swing between those."
-- Ziigmund

Was eigentlich bedeutet: Wenn ich eines Tages nicht mehr Poker spiele, dann werde ich nicht mehr tilten. Es besteht also wenig Hoffnung für Ziigmund. Besser man macht sich keine Illusionen.

* Es war die Woche, in der 2 Months 2 Millions abgesägt wurde, dafür ist der heutige Sonntag der Tag, an dem der zweite Teil von "Busto to Robusto" mit Andrew "More money, more girls, more cars, more boys" Robl herauskommen soll (ist sogar nur ein Sneak Preview für einen Tag). Robl stellte dann aber fest, dass dieses Mehr-von durch Erfolg beim Poker ihn auch nicht glücklicher machte. Wird Robl das Rätsel des Tao lösen? Ist er der neue Buddha?

* Das bringt mich zurück zu Ziigmund. Wenn es eine Poker-Reality-Show geben sollte, dann Life of Ziigmund. Es dürfte kaum so verlogen werden wie die MTV-Show "Life of Ryan" mit diesem aalglatten, humorlosen Skaterboy. Mit Ziigmund, dem vor der Kamera nur etwas die Zunge gelöst werden müsste - gebt ihm was zu trinken! -, würden wir um die Welt reisen, mit Durrrr surfen gehen, gelegentlich mit ihm nüchtern, halb- oder volltrunken ein oder zwei Millionen vertilten und anderen High-Stake-Pros ein "FU" um die Ohren chatten. Und uns im Anschluss überlegen, ob wir vielleicht in letzter Zeit zu oft nüchtern waren, nachdem wir uns vorher ein paar kräftige Selbstvorwürfe gemacht haben: "...played it like some f crackbiatch who doesnt know rules". Oder: So sick. I lost yesterday totally f drunk 500k....then I woke up and lost in totally hangover 300k more. Tao hin oder her, das ist es, was wir sehen wollen.

* In dieser Woche war wieder gepflegtes Banker-Bashing angesagt. Obwohl, halt, zunächst kommen wir, um uns zu beschweren. Pokerspieler werden wieder diffamiert, diesmal vom Freitag. Die Titel-Illustration zeigt einen dieser "Dödel-Banker" ausgerechnet am Pokertisch mit den üblichen Utensilien. Das Bild passt schon lange nicht mehr, weil viel zu harmlos. Pokerspieler runieren vielleicht sich selbst, aber in der Regel nicht ganze Volkswirtschaften.

* Innovation und Fortschritt I (eigentlich Banker-Bashing II): Wie war das noch, wofür waren Banken gut? "Selbst Leute wie Paul Volckers, der legendäre Ex-US-Notenbankchef und nunmehrige Berater von Präsident Barack Obama, fragen jetzt spitz, was eigentlich der Beitrag der Finanzindustrie zu Innovation und Fortschritt war in den vergangenen 20 Jahren. Volckers bitterböse Antwort: Mehr als die Erfindung des Geldautomaten falle ihm da auch nicht ein", schreibt Robert Misik. Dafür gibt es jede Menge Innovationen an den virtuellen Pokertischen in den letzten zehn Jahren. Nicole Gordon stellt sie für Pokernews zusammen, im ersten Teil dabei sind Sachen wie Rush Poker, Trainingsseiten oder Heads-Up-Tische.

* 2+2er vertreiben sich die Zeit mit einem unterhaltsamen Thread: "Why Esafandiari never can beat Laak".

Esfandiari: I know magic.
Laak: I know magic mushrooms.

Tom Dwan: I know how to beat the rake
Howard Lederer: I know how to collect the rake

Brandon Cantu: Won't tip.
Ziigmund: Wanna flip?

* Und falls dieser Sonntag die Erkenntnis bringt, dass zwar achtjährige Inder Pokerturniere gewinnen, du aber wieder nicht, obwohl du Bücher wie "Winning Poker Tournaments Volume 2" liest, dann ist es Zeit für den "Howl", nein, nicht von Allen Ginsberg, sondern mit Ocsar The Boxer. Hey, was willst du machen - gegen das Feld bist du immer ein dog. Schönen Sonntag und good luck!

Freitag, 12. März 2010

"Pussypaare" oder warum Charlotte Roche zum Kotzen zumute war

"Poker ist eine neu entdeckte Leidenschaft und in dem Verein sind zwar Paare aber keine 'Pussypaare', sondern welche, die sich beim Spiel auch richtig angiften. Wir haben die Regel, dass man, wenn man einen aus dem Turnier genommen hat, noch sagen muss: 'Fick Dich!'"

Danke, ganz lieb. So geht's ab beim Paarpoker mit Charlotte Roche. Außerdem erzählt Charlotte Roche im Interview, warum sie bei der EPT Berlin mal kurz kotzen musste.

Donnerstag, 11. März 2010

Pokern als Beruf

Kurzer Hinweis auf einen lesenswerten Post beim Leraner. Es geht um eine schwierige Entscheidung, nämlich ob du ernsthaft versuchen solltest mit dem Pokerspiel nicht nur etwas Taschengeld zu verdienen, sondern deinen kompletten Lebensunterhalt. Die Ausführungen beginnen mit einer Zustandsbeschreibung, die Lage auf dem Arbeitsmarkt, die Entwicklung der Löhne und einer Jugend, die unzufrieden ist. Was machen begabte junge Leute angesichts dieser Situation? Und ist Poker eine gute Alternative? Poker, das wird aus den Zeilen des Leraners klar, ist ein harter Beruf, für den du vor allem viel emotionale Stabilität mitbringen musst.

Stern in Sorge um "ehrlichen Zocker"

Selten wurde in Deutschland so viel über Poker geschrieben wie in diesen Tagen. Und dass ein Pokerturnier tatsächlich mal einen Fall für Aktenzeichen XY hergibt, hätte auch niemand gedacht. Ich habe gestern kurz eingeschaltet, um mir anzuschauen, was daraus gemacht wird. Es war unspektakulär. Zu sehen waren die bekannten Bilder vom Kampf des Sicherheitsbeamten mit einem der Räuber. Die Moderation war wertfrei. Nach gefühlten 90 Sekunden war alles vorbei.

Dass nicht jede Berichterstattung auch gut für das Ansehen des Pokerspiels ist, wird beim Lesen eines Schmierenstücks im Stern mit dem Titel "Schlechte Karten für ehrliche Zocker" klar. Da werden ohne jeden Tiefgang ein paar Geschichtchen aufgewärmt und alte Klischees bemüht: Poker als Spiel der Ganoven und der Betrüger, der UB-Skandal darf auch nicht fehlen, dazu ein paar Bots und die Absprache am Telefon. Der Gebrauch von Software wie Pokertracker samt HUD wird da in die Nähe eines Betrugsversuchs gerückt, mit dem ahnungslose Spieler übervorteilt werden: "Illegal wird es dann, wenn man sich Informationen über Gegner zukauft, gegen die man bis dato nie gespielt hatte. Die Daten aus 200.000 gespielten Händen kosten im Netz acht Dollar, das kann keine Spielpraxis wettmachen." Was natürlich ein völlig verrückte Aussage ist. Außerdem gibt es jede Menge erstklassige Spieler, die ganz bewusst auf Pokertracker und Hud verzichten. Dass das Pokerspiel sich in den letzten Jahren enorm entwickelt hat und zumindest ein gewisses theoretisches Verständnis erfordert, dass du dir nicht über Nacht erwerben kannst, steht da mit keinem Wort. Du verlierst nicht, weil du schlecht spielst; du verlierst, weil du betrogen wirst - das ist die Botschaft. Es ist schon peinlich für ein Blatt wie den Stern, dass nach Jahren des Pokerbooms so ein Stück erscheint. (via Forum Pokern.com)

Mittwoch, 10. März 2010

Die Arbeitsethik der Pokerspieler, echte Fairness und zwei Updates

Manchmal wunderst du dich schon ein bisschen: Was ist los mit den Pokerspielern? Spielen stundenlang, gewinnen ein großes internationales Turnier und haben dennoch nichts anderes zu tun, als gleich weiterzuspielen. Das jedenfalls berichtet der Sieger EPT-Berlin Kevin MacPhee in diesem Interview und fand das selbst ein wenig traurig. Aber so seien die Sonntage für Pokerspieler, ein Großkampftag, alle seine Freunde spielten, so tat er es auch und die Feier wurde verschoben. MacPhee schildert außerdem seine Eindrücke vom Tag des Überfalls, nichts bahnbrechend Neues, bis auf den Anfang vielleicht, MacPhee scheint nicht zu wissen, dass er bereits im Bild ist, verdreht die Augen und holt noch einmal tief Luft. Auch im weiteren Verlauf des Interviews arbeitet er viel mit den Augen, was dann vielleicht auch die Sonnenbrille am Pokertisch erklärt.



Via Pokerati

* Fairness ist kein Fremdwort für Pokerspieler. Und wenn es noch keinen Fairness-Preis gibt für Pokerspieler, dann sollte er eingeführt werden. Der erste Preisträger müsste Ilari Tahkokallio heißen. Meine Stimme jedenfalls bekäme er. Denn Tahkokallio spielte im Moment des Überfalls einen großen Pott gegen Luca Cainelli. Es ging um ein Drittel seiner Chips, und es stand gar nicht gut für Tahkokallio mit AdTh gegen AsQd auf dem Board von 3cKc8s4s. Dann ging es drunter und drüber im Pokersaal. Turnierdirektor Kremser erklärte die Hand nach den Aufräumarbeiten für tot, was Luca Cainelli nicht besonders gefiel, schließlich hatte er gute Chancen aufzudoppeln. Kremser schlug dann vor, die restlichen Karten neu zu mischen und den River doch noch zu geben, sofern Tahkokallio einverstanden sei. Und tatsächlich, nach kurzer Bedenkzeit willigte Tahkokallio ein (via Pokerati).

* Außerdem Updates: Ben Kang antwortet Wagner.

* High Stakes Poker Season 6: Die neuen Folgen der Staffel 6, die Episoden 3 und 4, sind in der Playlist zu finden, einfach auf die Lasche rechts am Bildrand klicken, bis die gewünschte Folge beginnt. Es sind ein paar interessante Hände mit Tom Dwan zu sehen, der mal wieder 3-Bets in Position und auch ohne Position bezahlt und die Hände trotzdem gewinnt - mit nicht mehr auf der Hand als einer guten Idee.

Montag, 8. März 2010

Pokerspieler sind ...

...mitleidlos und kalt. Das steht in der neuesten Post von Wagner - wie gewohnt deutsche Befindlichkeitsprosa aus der untersten Schublade. Natürlich geht es in seiner Bildkolumne um den Überfall auf das EPT-Turnier in Berlin.

Als mich am Samstag ein Freund anrief und mir von dem Überfall erzählte, dachte ich, da wird die eine Hälfte Deutschlands vor den Volksempfängern hocken und sich denken: Geschieht denen recht.

Und wer arbeitet da als Ressentimentverstärker, der Wagner :

"Liebe Poker-Freunde,
...Bei jeder Oma, der die Handtasche entrissen wird, habe ich Mitgefühl.
Bei Euch nicht.
Ihr tragt dunkle Sonnenbrillen."

Dann treten Bettler und Sozialhilfeempfänger in "unserer Hauptstadt" auf.

Also, ich weiß nicht, wie es euch geht, ich konnte beim Lesen die sozialen Spannungen kaum aushalten.

[UPDATE] Ben Kang hat sich die Zeit genommen und auf den Brief von Wagner geantwortet. Ist ein gutes und klares Stück. Der Bluff ist kein gemeiner Trick, sondern nichts weiter als eine geschickte Finte wie in jedem anderen Sport. Und dass Pokerspieler eben nicht herzlos sind oder gleichgültig gegenüber dem, was in der Welt um sie herum passiert: "Die Millionen, um die die Spieler spielten, wurden zuvor von ihrem eigenen Geld eingezahlt. Und genau diese Spieler sind auch bereit zu geben - zum Beispiel mit der Aktion allin4kids.de. Oder mit den $1.492.780, die die Spieler für Haiti gespendet und dafür einen Dankesbrief vom Roten Kreuz erhalten haben."

Samstag, 6. März 2010

Vodoo, Pokermode und eine verfluchte Woche

Pokermode im Wandel der Zeit: Ein neues aufregendes Kapitel in Sachen Bekleidung am Pokertisch hat Marc Gork bei der EPT Berlin aufgeschlagen. Diesmal gab er sich nicht als Intellektueller aus, der eigentlich ein Reclamheft liest und nur nebenbei pokert, nein, diesmal bereitete er sich entweder auf den 1. Mai in Kreuzberg oder auf eine Zukunft als Sklave Marc vor. Gewagt, gewagt, raunte das fachkundige Publikum am Laufsteg. Auf der Sturmhaube steht übrigens: Sometimes u need nuts, sometimes u need balls. Wann kommt das Vermummunsgverbot am Pokertisch?

* Endlich weiß die Welt, wer Isildur1 nicht ist. Viktor Blom offenbar nicht, denn der spielte bei der EPT in Berlin, während Isildur1 zur selben Zeit auf Full Tilt sein Unwesen trieb. Vermutlich nur ein geschicktes Manöver.

* Ein paar Hände gespielt in dieser Woche und jede Menge Suckouts eingesteckt. Ridonkulous.

* Und nun zum Death Match - Vega gegen den Royal Flush Blogger: Stefan "vodoo" Schüttler hat sich eine Stoffpuppe von Victor Vega geschnappt und eine Nadel hineingestochen. Autsch! Er nannte es einen offenen Brief und legte mit einer furchterregenden Überschrift los. Dabei ging es zu Anfang nur um ein harmloses Zitat von Daniel Negreanu: "Pokerspieler sind die letzten wirklich freien Menschen." Es folgte Vegas Zusatz: "Aber das wären sie natürlich nur, wenn sie ihr Tageswerk nach fünf anstatt nach 15 Stunden beenden könnten." Beim Vodoo aber geht es rund und durcheinander mit vielen Anspielungen gemünzt auf ein vermutlich belesenes Publikum, es folgt ein bisschen Psychozeuch über Zwänge durch innere Strukturen, der Verweis auf Dr. Freud, der, glaube ich, Glücksspiel für einen Masturbationsersatz hielt. Vega sagt ja zur Freiheit, zur Freiheit von und zu (...Freud oder Masturbation), ganz wie du willst, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich 10-15 Stunden am Tag, und das jeden Tag, spielen muss, um irgendwie über die Runden zu kommen, mehr schlecht als recht, und auch noch darunter leide wie der in der Reportage beschriebene Spieler, dann ist das ein wenig schönes Szenario und sicherlich keines, bei dem ich mich besonders frei fühlen würde. Dafür dann noch die Parole "Poker macht frei" auszugeben ist geschmacklos. Ach was , das ist sie in jedem Fall. Wer Spaß am Spiel hat, der soll spielen; wer erfolgreich ist, dem sei es gegönnt, und der darf sich dann aufgenommen fühlen im "Verein freier Menschen", den sich Negreanu vorstellt oder den er vermutet. Wie Marx den gefunden hätte, sei mal dahingestellt. Aber vielleicht sind ja sogar ein paar dabei, die mit der am Spieltisch gewonnen Freiheit etwas anfangen können. Das wäre ja dann auch schon was. Herzlich, Ihr Vega

Donnerstag, 4. März 2010

Dead Money mit Isildur1, Antonius und Chip Reese

Im neuen Stück von Dead Money dreht sich alles ums Geld. Wie Pokerspieler es betrachten und was es am Spieltisch bedeutet. Sowas geht natürlich nicht ohne das Phantom Isildur1 ab, der Ende letzten Jahres erst Millionen gewann, sie dann gekonnt in den Sand setzte, zwei Monate abtauchte und der seit kurzem wieder ein bisschen Achterbahn fährt an den High Stakes-Tischen bei Full Tilt, eine Million rauf, eine Million runter. Wer mit diesen Einsätzen spielt, der hat ein paar Scheine in der Tasche, eigentlich genug, um sich ein schönes Leben zu machen. Aber so ticken High Roller nicht, sie spielen weiter und setzen Millionen aufs Spiel. Jedenfalls beginnt alles mit der Frage von Johnny Chan: "If it's not money, what are we playing for?" Lasst mich wissen, was ihr denkt.

* Dazu passt dann auch Vegas Frage des Monats, in der rechten Spalte oben. Bis Ende März habt ihr Zeit euch zu entscheiden: Warum spielt ihr Poker? Die letzte Umfrage lief mit gerade mal 37 Stimmen etwas enttäuschend ab, ich weiß, ihr seid mehr da draußen. Der Ordnung zuliebe nochmal das Ergebnis:

Montag, 1. März 2010

Alles hing an den Karten

Im Berliner Tagesspiegel ist eine Reportage über einen Pokerspieler erschienen, der sich ein Jahr lang nur mit Poker über Wasser gehalten hat. Die Ergebnisse schienen nicht so schlecht, auch wenn der Einsatz enorm war: "Allein vor dem Computer. 10 Stunden am Tag, mindestens. 300 Stunden im Monat. Ein Jahr lang. Er weiß das genau: vom Dezember 2007 bis Oktober 2008. Über 100 000 Dollar hat Mitrow, der sich diesen Namen aus Angst vor Steuerfahndern gibt, in dieser Zeit gewonnen. Seinen Stundenlohn hat er nie ausgerechnet."

Mitrow erzählt auch von dem "höllischen Druck", den das bedeutet, wenn die Karten nicht so wollten wie er: "Manchmal gewann er 2000 Dollar in ein paar Stunden. Und dann gab es Phasen, in denen er 1400 Dollar verlor und alles zu zerbrechen drohte. Die Miete, die Kosten für den Anwalt, seine Existenz in Berlin – alles hing an den Karten."

Daniel Negreanu tritt auch auf und sagt einen bemerkenswerten Satz: "Pokerspieler sind eben die letzten wirklich freien Menschen." Aber das wären sie natürlich nur, wenn sie ihr Tageswerk nach fünf anstatt nach 15 Stunden beenden könnten.

* It's so nice to make new friends in Los Angeles. Apropos Negreanu. Der ist derzeit nämlich noch in Los Angeles, wo er sich verfahren hat und im Anschluss auch sein Auto verlieh an die einheimische Bevölkerung, die sich mit Namen schmückten wie "Ice Easy Street Killer". Was natürlich ein Argument ist.